Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana

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Der letzte Weg des Dr. Dembski - Benedict Dana

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Licht für den Fortgang des Gespräches gegeben hatten, griff Snyder sofort wieder das Thema auf:

      „Nach meiner Erfahrung ist der Verhandlungsspielraum bei allen Deals, mit denen Rutherford zu tun hat, sehr groß, da immer enormes Kapital im Spiel ist und es auf ein paar hundert Millionen nicht ankommt. Ich habe alle bekannten Abschlüsse der letzten Jahre genau untersuchen lassen, bei denen der Rutherford-Kreis auch nur im Entferntesten beteiligt war. Die meisten davon lagen auffällig hoch, was mir beweist, dass man es oft mit einem illegal aufgebauten Verkaufsdruck zu tun hatte und die Opfer durch Höchstpreise entschädigt wurden. Wir wären schön dumm, wenn wir das Blatt nicht voll ausreizen würden und mit weniger als dem Maximum vom Spieltisch gehen!“

      Leo klatschte daraufhin ein paar Mal lautlos in die Hände, als ob er seinem Verhandlungsführer Beifall spendete, und meinte:

      „Bravo, Snyder-Man“ – wie er ihn manchmal nannte – „wenn ich höre, nicht mit weniger als dem Maximum vom Spieltisch gehen, möchte ich Sie gleich für alle meine zukünftigen Verhandlungen engagieren. Aber jetzt möchte ich endlich einmal konkrete Zahlen hören!“

      „Sie kennen die offiziellen Zahlen, sie pendeln sich etwa auf einem Niveau von 5,5 Milliarden ein, was an sich schon ein extrem guter Preis für die Internetsparte ist, die ohne LOGO ohnehin nicht mehr lange überlebensfähig ist. Nach meinen Vergleichen mit ähnlichen Geschäften würde ich immer einen durchschnittlichen Aufschlag von rund 25 Prozent empfehlen, wobei ich in diesem Fall mit runden 7 Milliarden voll zufrieden wäre. Weniger darf es meines Erachtens nicht sein, ansonsten sollten wir in eine neue Verhandlungsrunde gehen!“

      Obwohl Leo natürlich längst selbst gerechnet hatte, war er deshalb so begeistert, weil Snyder unmittelbar vor dem Beginn der Verhandlungen bei seiner Kalkulation geblieben war und nicht plötzlich neue, noch unberücksichtigte Aspekte auf den Tisch legte. Er ließ ein lautes, triumphales Lachen hören, in das Snyder und O’Brian kurz einfielen.

      Allerdings waren weder Snyder noch O’Brian in Leos langfristige Geschäftspläne eingeweiht. Wenn Snyder ein „alter Fuchs“ war, dann war Leo der „Vater aller alten Füchse“ und wusste daher genau, auf Dauer durch den Zwangsverkauf des Internetgeschäfts und die Re-Investition des Kapitals in die East-West-Water-Holding nicht wirklich zufrieden sein zu können, da die nächsten Einmischungen in den Konzern sicher nicht lange auf sich warten lassen würden. Sein Plan war simpel und bei allem Risiko trotzdem Erfolg versprechend: Er verkaufte die Internetsparte zum überhöhten Preis, ließ das Kapital zunächst pro forma in die East-West-Water fließen, wie es von dem mächtigen Rutherford-Kreis diktiert worden war, und veräußerte dann die Holding so schnell wie möglich zu einem nochmals höheren Preis an die Chinesen, noch bevor dies durch weitere Interventionen am Markt unmöglich wurde. Sollte er scheitern, bliebe er an dem Wasserprojekt hängen, was in seiner Lage nicht das Schlimmste wäre, doch arbeitete bereits eine der besten Kanzleien der Welt in Hongkong an einem Vertrag, der eine Weiterübertragung der Firma unmittelbar nach ihrem Erwerb möglich machen würde.

      Tosh O’Brian glaubte immer noch an die große Zukunft des Wassergeschäfts, wie sie ihm Leo mit großer Begeisterung erst vor wenigen Tagen vorgespielt hatte, um selbst seine größten Vertrauten bis zum letzten Moment in die Irre zu führen. Daraus erklärte sich auch die Frage, die er nun Wesley Snyder stellte:

      „Können Sie mir irgendetwas über die East-West-Water Holding sagen, Mr. Snyder? Halten Sie die langfristigen Aussichten für viel versprechend oder würden Sie raten zusätzlich woanders zu investieren?“

      „Die Aussichten sind an sich rosig, da der Westen langsam austrocknet. Aber bei einem solchen Geschäft muss man besonders den Einfluss verschiedener Interessengruppen einkalkulieren, der die Margen durch die Fixierung der Wasserpreise stark drücken kann. Man muss darauf vertrauen, dass die Preise aus öffentlichem Interesse nicht zu niedrig gehalten werden, damit der Betrieb mit Gewinn arbeiten kann und es nicht zu einem Investitionsstau in der Infrastruktur kommt.

      Aber vielleicht sollten wir uns jetzt besser die Grundverträge für die Vorverhandlungen ansehen, da die ersten Konsultationen bald beginnen. Wann kommen eigentlich Ihre Juristen, Leo? Wollten die nicht schon längst hier sein?“

      Da Abrahams solche Fragen nicht selbst beantwortete, sprang sofort seine rechte Hand Tosh für ihn ein und erklärte:

      „Sie werden wahrscheinlich im Stau stecken geblieben sein. Der junge Dr. Gillian ist ziemlich ehrgeizig und ist mit Parker extra noch einmal nach Danbury hochgefahren, wo Prof. Hanson, der bekannte, pensionierte Wirtschaftsjurist, eine kleine Kanzlei betreibt. Hanson war früher Gillians Doktorvater und nun wollen sie sich gemeinsam die Änderungen in den Verträgen ansehen, die uns das Sekretariat von White am Wochenende zugefaxt hat. Ich werde Gillian gleich einmal anrufen.“

      Während sich Tosh erhob, um in seinem an der Garderobe abgehängten Jackett nach seinem Mobiltelefon zu suchen, kommentierte Snyder:

      „Na, dann hoffe ich mal, man kann auf die Verschwiegenheit dieses Prof. Hansons vertrauen. Auch wenn sich durch den Umweg über Danbury eine kleine Verzögerung ergibt, könnte er eine gute Investition gewesen sein. Den Rechtsverdrehern von White & Blumberg ist meiner Erfahrung nach nämlich nicht über den Weg zu trauen.“

      Leo Abrahams ließ darauf nur ein kleine Lächeln sehen, denn ihm fiel gerade etwas ein, weswegen er Silverman in seine Nähe rief.

      „Hören Sie, Silverman, ich möchte, dass unser Dr. Dembski später in Begleitung von Miss Abramovitch in Gillians und Parkers Wagen zurück nach New York fährt. Mr. He sagte eben zu mir, es wären unerwartet viele Leute von LOGO hier und ich möchte deswegen nachher nicht mehr zusammen mit Dembski gesehen werden. Vielleicht befinden sich ja auch noch ein paar ungebetene Gestalten hier.

      Würden Sie bitte Miss Abramovitch darüber informieren? Sie wird sich wie immer unten im Restaurant oder in der Bar aufhalten.“

      „Natürlich, Sir!“, erwiderte Silverman untertänig und verließ gleich den Raum. Natürlich war ihm klar, dass mit „ungebetenen Gestalten“ nur die Agenten irgendeines Geheimdienstes gemeint sein konnten.

      -

      Als Silverman den menschenleeren Korridor betrat, beobachtete Enrico Gonzalez, der noch immer in der Fensternische hinter dem Vorhang stand, wie der dicke Mann etwas auf einen Zettel schrieb, sein Telefon hervorholte und jemanden anrief. Danach schien er eine Weile zu warten und sich dann auf seinem Weg nach unten absichtlich viel Zeit zu lassen, da er die breite, mit einer schweren Marmorbrüstung ausgestattete Freitreppe betont langsam herunter schritt. Unten angelangt kam ihm eine junge Frau aus dem linken Korridor des ersten Stocks entgegen, die Enrico als Wanda Adams, die etwas überdrehte, aber flinke rechte Hand seines Chefs Hill erkannte, und nahm von Silverman wortlos den Zettel entgegen, worauf sie wieder in den Räumen von LOGO verschwand.

      Der schöne Enrico wunderte sich über den Vorfall nicht, da es in seiner Abteilung allgemein bekannt war, dass Hill ein weit verzweigtes Netzwerk von gut geschmierten Informanten unterhielt, um sich bei allen bedeutenden Geschäftsabschlüssen enorme Vorteile zu verschaffen. Er nahm sich noch die Zeit, Silverman bis unten in das Erdgeschoss zu folgen, wo dieser den Weg durch eine getönte Glastür zum Restaurant einschlug, der in umgekehrter Richtung durch zwei Männer in schwarzen Anzügen bewacht wurde. In dem Moment, als er kurz nach Silverman das um diese Zeit kaum besuchte Restaurant betrat, war auf einmal ein feines Vibrieren und Klirren in den prächtigen Kristallweingläsern auf den fertig gedeckten Tischen zu vernehmen, das mehr und mehr von einem lauten Maschinengeräusch übertönt wurde. Enrico sah durch die Fenster des Restaurants über die Terrasse hinweg in den Himmel des parkähnlichen Gartens und beobachtete, wie ein tiefschwarz lackierter Helikopter im Anflug war und kurz darauf Leo Abrahams’ nicht lang zurückliegende Landung durch

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