Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana

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Der letzte Weg des Dr. Dembski - Benedict Dana

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stellte das elektronische Fernglas schärfer ein und berichtete weiter:

      „Da ist ein Chinese, den ich noch nie gesehen habe. Vordergründig Sicherheitsmann, in Wahrheit vielleicht mehr… agiler Typ, wahrscheinlich Kampfsport erfahren… sieht aus wie der kleine Bruder von Jackie Chan.“

      „Machen Sie ein paar Aufnahmen von dem Mann und lassen Sie sie durch die Suchmaschine laufen. Vielleicht gibt es ein Matching mit irgendeiner Abbildung im Internet oder in unseren internen Archiven“, befahl Hill.

      Dearing betätigte den Auslöser des Fernglases, das zugleich eine Kamera war und eine Internetverbindung hatte, und fuhr dann fort:

      „Die lesbische Super-Abramovitch ist auch wieder dabei. Wenn Sie erlauben, möchte ich mir weitere Kommentare dazu ersparen…“

      „Ob diese Frau sich der Männerwelt grundsätzlich verschließt, sollte vielleicht einmal unser Enrico genauer überprüfen“, meinte Hill mit ironischem Lachen, in das fast alle wieder einfielen. Nur Enrico Gonzalez, der dunkelhäutige Schönling der Truppe, grinste nur still über seinem Laptop vor sich hin, auf dem er als Junior-Controller gerade verschiedene Kennzahlen der Internetsparte von I.I. durchging.

      „Neben ihr steht ein etwas untersetzter, grauhaariger Mann, der in der Gruppe wie ein Fremdling aussieht. Wüsste absolut nichts über ihn zu sagen, außer dass er bestimmt nicht zum Helikopter oder zur Sicherheit gehört“, äußerte sich der Sicherheitsoffizier nun ziemlich ratlos über Dembski, der zum Zeitpunkt seiner Beobachtung genau neben Lydia auf dem Rasen vor dem Helikopter stand. Da er im nächsten Moment vor Abrahams trat, um ihm die Hand zu schütteln, ergänzte Dearing:

      „Er muss irgendjemand sein, der mit der Firma nichts zu tun hat. Jetzt gerade steht er vor Abrahams und reicht ihm die Hand, als ob er ihn noch nie zuvor gesehen hätte.“

      „Sieht er seriös genug aus, um von der Konkurrenz zu sein, oder ist er vielleicht nur ein Co-Co-Pilot?“, wollte Hill ungeduldig wissen.

      „Hat auf jeden Fall Format, sieht respektabel aus. Wenn wir Pech haben, wird es ein Vertreter von AM-NET sein, der für Abrahams den Preis hochtreiben soll“, mutmaßte Dearing.

      „Solche Schlüsse überlassen Sie bitte mir. Ich will nur wissen, was Sie sehen. Die Preise sind im Grunde längst festgelegt“, wies Hill seinen Untergebenen barsch zurecht.

      „Bei genauerer Betrachtung sieht er ein wenig alt und müde aus und könnte ein neues Sakko gebrauchen. So leicht ist er auf Anhieb nicht einzuordnen“, kommentierte Dearing gelassen und zeigte sich von der Zurechtweisung ungerührt.

      „Machen Sie so viele Aufnahmen wie möglich. Auch später noch, wenn Sie ihn irgendwo sehen. Danach soll ihn die Suchmaschine fressen“, erteilte Hill denselben Befehl wie für He.

      „Für den Schluss habe ich mir ein altbekanntes Gesicht aufbewahrt, für das ich Ihnen sofort den Namen sagen kann: Wesley Snyder, der alte Fuchs von Longfield-Whitehouse, der einer Milchkuh Kaufoptionen für Melkmaschinen andrehen könnte, damit sie sich selbstständig machen kann“, scherzte Dearing und löste damit ein allgemeines Gelächter im Raum aus.

      „Ach ja, der verfuchste Snyder. Er soll wirklich gut sein. Es heißt übrigens, er wolle für uns nicht arbeiten. Scheint wohl irgendwelche Prinzipien zu haben. Aber hier zieht er uns nicht über den Tisch, weil es überhaupt keine Möglichkeit mehr dazu gibt.“

      Nachdem Dearing wieder vom Fenster weggetreten war, weil sich die Gruppe um Abrahams auflöste und zum Hauptgebäude hinüberkam, drehte sich Hill zu seinen Kollegen um und rief in den hochherrschaftlich wirkenden Raum hinein:

      „Ich möchte eine kleine Wette ausgeben: Wenn Enrico es schafft, ein Date mit Super-Abramovitch zu arrangieren und sie auch nur ein einziges Mal herumzudrehen, ist seine Abteilung einen Monat lang überstundenfrei!“

      Darauf war das Gebrüll und Lachen einiger jüngerer Mitarbeiter zu hören, die Enrico allerlei unflätiges Zeug zuriefen und zu der von ihm geforderten Heldentat anspornten. Als wieder Stille eingekehrt war, wählte Hill jemanden aus, der zu den Räumen von Independent Internet hinübergehen und versteckt beobachten sollte, was dort für Leute ein und aus gingen. Die Maßnahmen, die der Manager ergriff, wären vielen übertrieben vorgekommen, aber ihm schienen sie die Mindesten zu sein, da es um den Beginn eines Multi-Milliarden-Deals ging – der sollte von Anfang an richtig eingefädelt sein und durfte keine unvorhergesehene Wendung nehmen, nur weil man irgendeine Kleinigkeit übersehen hatte.

      Als der ausgewählte Kollege sich weigerte auf den Beobachtungsposten zu gehen, da er noch dringend wichtige Zahlen zu bearbeiten hatte, meldete sich Enrico Gonzalez freiwillig, um weiteren zynischen Kommentaren zu entgehen und sich vorsorglich zu profilieren, falls die Wette mit Abramovitch danebenging. Der Sohn mexikanischer Einwanderer, der mit seinem schlanken, muskulösen Körper und seinen adrett frisierten schwarzen Haaren tatsächlich auffällig gut aussah, ging schnurstracks auf den breiten, mit aufwendigem Holzparkett und dicken Läufern ausgelegten Korridor hinaus und bewegte sich unauffällig zu der eindrucksvollen, im Mittelpunkt des Gebäudes befindlichen Freitreppe, um sich auf dem Treppenabsatz hinter einem Vorhang am Rand eines großen Fensters zu verbergen. Als wenig später Leo Abrahams mit seinen beiden Leibwächtern sowie Snyder und O’Brian im Schlepptau die Treppe hochkam und dann nach rechts den langen Korridor zu den Räumen von Independent Internet hinüberging, beobachtete Enrico befriedigt, dass sich der Gruppe bisher kein weiterer, unvorhergesehener Gast dazugesellt hatte, wodurch sich der LOGO-Tross weiterhin klar im Vorteil wähnen durfte. Jeder weitere Spezialist einer renommierten Wirtschaftskanzlei oder Unternehmensberatung – und sei er nur halb so clever wie Wesley Snyder – könnte den Konzern unter Umständen hunderte Millionen oder sogar Milliarden Dollar kosten, wenn der Deal plötzlich völlig neu aufgerollt werden musste.

      Zehn Minuten später wandte sich Abrahams in den privaten Räumen von I.I. an Wesley Snyder, mit dem er in einer gemütlichen Sitzgruppe bei Kaffee und Gebäck zusammensaß, damit dieser ihm noch einmal seine Strategie für die Vorverhandlungen darlegte.

      „Also, was denken Sie, Wesley? Gibt es noch irgendetwas, was uns überraschen könnte? Welchen Preis haben Sie endgültig anvisiert?“

      Er stellte seine Frage mit einer solch betonten Leichtigkeit, als handelte es sich um nicht mehr als den Verkauf eines 100000 Dollar Aktienpakets, wodurch er sich selbst beruhigen wollte. Der rüstige Snyder, der schon oft genug bei langwierigen Verhandlungen seine große Standfestigkeit bewiesen und viele große Geschäftsleute mit der Ausdruckslosigkeit seines Pokerfaces beeindruckt hatte, hegte tiefe Sympathie für Leo, auch wenn er ihm nicht völlig vertraute, was ein sehr wichtiges Grundprinzip in seiner Branche war.

      „Glücklicherweise durfte ich bei der Preisfindung die Information berücksichtigen, dass Sie eine geheime Abmachung mit Marc Rutherford getroffen haben. Hätten Sie mir dies nicht verraten, hätte es uns eine enorme Summe gekostet. Ein einzelner Satz kann manchmal eine Milliarde wert sein!

      Ich kenne Rutherford, diesen elenden Hund: Er spielt aggressiv und beißt zur Not auch zu, aber die ihm diktierte Preisspanne hält er wie ein kleiner Bankangestellter ein, damit er seinen Hintermännern und Verbündeten einen erfolgreichen Abschluss präsentieren kann.“

      „Bevor Sie weiterreden, Mr. Snyder, lassen Sie bitte eben noch unseren Mr. He die Räume zu Ende untersuchen. Auch gewissenhaft ausgeführte Sicherheitsmaßnahmen können unter Umständen sehr viel Geld wert sein!“, wurde Snyder an diesem Punkt von Tosh O’Brian unterbrochen.

      Tatsächlich war Akuma He bereits seit einiger Zeit damit beschäftigt, mit einem Detektor die Loge auf potentielle Abhöranlagen zu durchsuchen. Auch

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