Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana

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Der letzte Weg des Dr. Dembski - Benedict Dana

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ich eigentlich nicht für Rache bin, werde ich dafür zumindest Dembski und seinem Partner helfen - wofür es übrigens auch noch ein paar andere Gründe gibt…“

      „Wenn ich gläubig wäre, Mr. Abrahams, würde ich dafür beten, dass Ihnen Rutherfords Durchtriebenheit und die seiner Kollegen nicht eines Tages zum Verhängnis wird und Sie bei Ihren neuen Geschäften immer den Durchblick behalten“, entgegnete Abramovitch für ihre Verhältnisse ungewohnt sentimental und zeigte ihm damit, wie sehr sie bedingungslos auf seiner Seite stand. Sie hoffte aufrichtig darauf, dass sich der alte Mann in diesem großen Spiel nicht irgendwann einmal schwer verrechnete.

      „Wenn irgendwer das Beten nötig hätte, dann wohl dieser Dr. Dembski“, stellte daraufhin Tosh O’Brian wieder den direkten Bezug zu dem Whistleblower aus Washington her. „Mir wäre es wirklich lieb, wenn ihm nichts geschähe, weil er mir auf unerklärliche Art am Herzen liegt. Ich habe zwar nur zwei Mal mit ihm telefoniert, aber nach allem, was wir inzwischen über ihn wissen, scheint er ein sympathischer Kerl mit Überzeugungen zu sein. Es sieht so aus, als hätten wir es mit einem alten, sentimentalen Juden zu tun, der aufgrund eines Ehrenschwures handelt und bei seiner ganzen Mission vor allem an seinen Großvater denkt. Der Mann ist in Auschwitz umgekommen und hat seinen Nachfahren ein besonderes Eintreten für die Freiheit aufgetragen.“

      Die Bemerkung löste einiges Erstaunen bei Abramovitch und Silverman aus, aber sie äußersten sich nicht weiter dazu, da sie merkten, dass Leo die Besprechung aufgrund seines streng getimten Terminkalenders beenden wollte. Tatsächlich dauerte es nicht lang, bis er auf gewohnt professionelle Weise seine abschließenden Anweisungen gab:

      „Ich danke Ihnen für Ihre Berichte, Miss Abramovitch und Mr. Silverman. Hören Sie bitte gut zu, ich möchte, dass alles Weitere wie folgt abläuft:

      Tosh, du wirst Dembski noch heute anrufen und ihn über die Ergebnisse unserer Untersuchungen informieren. Es dürfte ihn bestimmt interessieren, dass dieses Agent O keine gesundheitlichen Schäden hinterlässt und seine gestrige Begleitdame wahrscheinlich eine russische Spionin gewesen ist, die ihn in ein bekanntes Agentennest ausgeführt hat. Des Weiteren soll er am Montag von zwei zuverlässigen Leuten aus dem Maison Rouge abgeholt werden, damit er pünktlich gegen 13 Uhr im Warteraum des Heliports im Tower erscheint. Er soll mit mir am frühen Nachmittag im Helikopter zum Harriman Countryclub fliegen, wo die Verhandlungen mit LOGO beginnen. Ich werde mir zwischendurch ausreichend Zeit für ihn nehmen und alles mit ihm besprechen. Es wäre ziemlich kleinlich, ihn mit fünf Minuten abzuspeisen, bei allem was er auf sich nimmt.

      Es wäre mir lieb, wenn Sie, Mr. Silverman, zu den Leuten gehören, die Dembski vom Hotel abholen, damit er uns nicht etwa im letzten Moment noch abhanden kommt! Und Ihnen, Miss Abramovitch, möchte ich hiermit nochmals einschärfen, Dembski nicht vor der Übergabe der Dateien über die EDNA aufzuklären. Außerdem wäre es gut, wenn Sie am Montag mit uns kämen und ein wenig die Augen offen hielten, falls ihm noch immer die Russen an den Fersen kleben.

      Du, Tosh, wirst sowieso mit mir fliegen, um an den Verhandlungen teilzunehmen. Da auch Mr. Snyder dabei sein wird, kannst du bei dieser Gelegenheit den Kontakt zu ihm schon einmal vertiefen, weil er für uns auch das Geschäft abwickelt, über das wir eben gesprochen haben!“

      Wie immer sorgte Leo dafür, dass alles Hand in Hand ging und seine wertvolle Zeit mit verschiedenen Projekten zugleich belegt wurde, deren jeweils spezifische Probleme er in seinem langen Leben souverän und virtuos parallel zu beherrschen gelernt hatte.

      So wartete etwa auch, wenn er am Montagabend von den Verhandlungen aus dem noblen Harriman Countryclub zurückkehren würde, am nächsten Morgen bereits die außerordentliche Hauptaktionärsversammlung im Tower auf ihn, in der der Verkauf der Internetsparte auf der Tagesordnung stand. Aus diesem Grund sollte noch an diesem Nachmittag Prof. Dr. Fuller auf Abrahams Gardens erscheinen, der als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates die wesentlichen Punkte der Versammlung mit Leo zu besprechen hatte. Der musste dazu vorher mindestens eine halbe Stunde alleine sein, um sich innerlich auf die wichtige Unterredung vorzubereiten, weshalb Abramovitch und Silverman ein paar Minuten später mit guten Wünschen für das beginnende Wochenende zurück nach New York geschickt wurden. Tosh flanierte derweil zu seiner Entspannung über die Wiesen und durch die Haine von „Abrahams Gardens“ zum Ozean hinüber und genoss dabei das wunderschöne Gelände wie immer so, als ob er dort selber zu Hause wäre.

      4

      Drei Tage später saß David im Fond eines wuchtigen, weißen GM-Trucks neben einem sehr dicken Mann, dem ein erloschener Zigarrenstummel im Mundwinkel hing und eine speckige, weiße Bauchfalte aus seinem Hemd hervorquoll. Der Andere, der den Wagen lenkte, sah im Vergleich zu Walter Silverman geradezu vornehm aus. Es handelte sich um einen schlanken, kräftigen Chinesen mit feinen Gesichtszügen, der einen schwarzen Anzug trug und nichts von der typischen Nüchternheit eines Sicherheitsangestellten an sich hatte. Akuma He vertrat seine ganz eigene Klasse, da er sich wie viele bei Independent Internet einen besonderen Individualismus leistete, der mit der allgemeinen Firmenphilosophie zusammenhing. Von der hohen Zahl chinesischstämmiger Angestellter bei I.I. wusste David noch nichts und er sollte an diesem Morgen durch He von Leo Abrahams’ großer Vorliebe für die chinesische Kultur erfahren.

      Erst als der schwere Wagen dröhnend in die riesige Tiefgarage des I.I.-Towers am Central Park einfuhr, konnte David endgültig aufatmen und überzeugt davon sein, nicht erneut Opfer einer Täuschung geworden zu sein. Nachdem sie in einem besonderen, durch ein automatisches Tor gesicherten Bereich der Garage gehalten und einen Fahrstuhl betreten hatten, wurde er von seinen beiden Begleitern auf dem engen Raum so bedrohlich eingerahmt, dass er das Gefühl bekam, ein Gefangener zu sein. He bemerkte etwas von seinen Empfindungen und versuchte ihn durch ein paar harmlose Worte zu beruhigen.

      „Waren Sie schon einmal im I.I.-Tower, Mr. Burke? Es ist über mehrere Blocks der höchste Wolkenkratzer auf dieser Seite des Central Parks. Obwohl ich schon ein paar Jahre hier arbeite, hat es immer noch etwas Erhebendes an sich, wenn man von dem Dach des Gebäudes über halb Manhattan blickt. Mr. Abrahams hat vor, dort oben eine kleine chinesische Pagode aufzubauen, ein echtes, hölzernes Teehäuschen, aus dem er Tee trinkend direkt in den Himmel schauen kann. Verrückt, nicht wahr? Wussten Sie von seiner besonderen Vorliebe für mein Land?“

      „Nein, wusste ich nicht. Leider verfüge ich über keine eigene Informationsabteilung und muss mir all mein Wissen selber besorgen. Wahrscheinlich ist mir noch sehr viel mehr über Mr. Abrahams entgangen“, erwiderte David etwas zerstreut, da er mit ganz anderen Gedanken beschäftigt war. Der große Tower schüchterte ihn ein und während sie minutenlang bis zum 80. Stockwerk hochfuhren, um dort in ein anderes Aufzugssystem umzusteigen, spürte er mit jeder Etage, die es höher ging, was für eine unvorstellbare Macht und Finanzkraft hinter einem Unternehmen steckte, die ein solches Gebäude zum Stammsitz hatte.

      Bald schaltete sich auch der dicke Walter Silverman nicht sehr freundlich in die Unterhaltung ein:

      „In unseren Zeiten ist eine fähige Informationsabteilung wertvoller als viele hundert Barren Gold, Mr. Burke. Ein einziger richtiger oder falscher Hinweis kann einem Konzern wie I.I. große Gewinne oder Verluste bescheren. Ich hoffe nur, Sie bringen uns nicht zu viele Informationen mit und werden nicht durch das, was Sie bei sich haben, eine tiefe Krise in den ganzen USA auslösen.

      Sie sollten wissen, dass Sie nicht der Erste sind, der sich mit einem Anliegen wie Ihrem an uns wendet. Seit der Internetrevolution ist für uns Sicherheitsleute die Welt so unübersichtlich wie ein tiefer, nächtlicher Urwald geworden, aus dem jederzeit ein unentdeckter Angreifer auftauchen und alles gehörig auf den Kopf stellen kann! Ich möchte mich gar nicht an den letzten Fall erinnern, der uns zwei unserer besten Mitarbeiter gekostet hat, die eines Tages von ein paar dunkel gekleideten Herren in schwarzen Limousinen abgeholt worden sind.“

      Silvermans

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