Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana
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„Du solltest ihn nicht zu sehr demütigen. Irgendwann muss er stark genug sein, um das Unternehmen zu führen“, gab Tosh mit milder Stimme zu bedenken und dachte dabei an seine eigenen Kinder. Kurz darauf fragte er in einem ganz anderen, neugierigen Ton, um endlich weitere Details über die großartige Neuerwerbung zu erfahren:
„Erzähl’ mir doch endlich, was Snyder für dich einfädeln soll!“
„Nun, nachdem du nun Woche für Woche hier heraus kommst, um Jacques’ exquisites Essen zu genießen, und du mir dafür nur diese miesen Zahlen vorlegst, bin ich inzwischen kurz davor, nicht nur das Internet, sondern auch das leidige Telefon endlich zu verkaufen und dafür in krisenunabhängige Basiswerte zu gehen. Ich sage nur: Meerentsalzungsanlagen und Wasserpipelines! Was fällt dir dazu ein, Toshi?“
Letzteres sagte Leo Abrahams mit einem solchen Triumph in der Stimme, als müsste es mehr als nur um eine große Sache, nämlich mindestens um ein Mega-Projekt gehen, das die ganze Firma umkrempeln würde.
„Ich muss sofort an die East-West-Water Holding und die Dürre in Kalifornien denken“, erwiderte Tosh ohne langes Nachdenken und bewies wieder einmal, was für eine gut geschärfte Rundumsicht er auf die verschiedensten Bereiche des amerikanischen Marktes hatte.
„Du hast wie immer sofort ins Schwarze getroffen! Aber du musst mir versprechen, darüber bis zuletzt absolutes Stillschweigen zu bewahren. Ich möchte dies sogar von oben bis unten mit dem Stempel Top Secret versehen und die ganze Sicherheitsabteilung entsprechend alarmieren.
Vielleicht könntest du Snyder ein wenig über die Schulter schauen. Ich will, dass mir nichts und niemand dieses Geschäft vermasselt, durch das ich in spätestens zehn Jahren größter Wasserlieferant für den gesamten, langsam verdorrenden Westen bin. Was, Tosh, das frage ich dich, nützt dem Menschen sein Auto, Fernsehen, Telefon oder Internet, wenn er nicht einmal mehr Wasser hat? Aufgrund der Klimaveränderung wird alles, was auch nur im Entferntesten mit Geo-Engineering zu tun hat, zu den größten Wachstumsmärkten der Zukunft zählen. Ich möchte das Wassergeschäft noch aufblühen sehen, bevor ich mich in den Ruhestand zurückziehe!“
Tosh musste über die beinahe kindliche Begeisterung, mit der Leo ihn in seine Pläne einweihte, mit einer Mischung aus Anerkennung und leichter Belustigung lachen. Soweit er die Möglichkeiten dieses Geschäfts auf Anhieb ohne nähere Analyse überschlagen konnte, versprachen sie tatsächlich rosige Aussichten. Da die Grundversorgung mit Wasser allerdings einige soziale Brisanz an sich trug, würde Geheimhaltung allein nicht genügen, da mit starkem politischen Interesse und großer Konkurrenz zu rechnen war.
„Wer sind die ärgsten Feinde?“, fragte er also sofort sehr nüchtern und berechnend, als wäre vollkommen klar, dass genau diese Frage als erstes gestellt werden musste.
„Diejenigen, die wie ich sehr langfristig denken“, erwiderte Leo in einer enigmatischen Art, die für ihn typisch war. Tosh musste nur kurz überlegen, um darauf zu kommen, wer diejenigen waren.
„Die Chinesen!“
„Richtig! Ein mögliches Joint Venture zwischen Min-Lo und der kanadischen Honeymoon. Wenigstens haben das einige Schnüffelnasen um Walter Silverman schon im letzten Jahr herausgefunden. Du siehst also, Toshi, dieser Silverman ist gar nicht so schlecht, wie er mit seiner Glatze und seinem dicken Bauch aussieht.“
„Und wieso denkst du, kann man Snyder in der Sache voll vertrauen?“
„Er hat sich bereits einige Male mir gegenüber als sehr loyal erwiesen. Es scheint da gewisse Sympathien zu geben. Der wichtigste Faktor bei ihm aber heißt Patriotismus. Ich weiß, wie sehr er patriotisch denkt, und ich werde mir dies zunutze machen, indem er mit all seinem Geschick dafür sorgen darf, dass eines der größten und aussichtsreichsten Wasserversorgungsprojekte in amerikanischen Händen bleibt.“
„Gab es bereits Kontakt mit der Politik, kommt von irgendwoher Unterstützung?“
„Die Politik hält sich offiziell zurück und du wirst bestimmt nicht gerne hören, wer von nun an unsere neuen Freunde sind!“
Plötzlich beschäftigte Leo sich intensiv mit seinem Essen, da er etwas Zeit gewinnen wollte, um seinen Freund und wichtigsten Manager auf eine sehr schwerwiegende Neuigkeit vorzubereiten. Dabei wusste er selbst noch nicht, dass es eine Neuigkeit war, die schon sehr bald in engem Zusammenhang mit den Vorgängen um Dembski stehen würde. Nach einer Weile enthüllte er dann endlich:
„Es gibt da einen Deal, über den ich nur spreche, weil deine spezielle Erfahrung benötigt wird. Vielleicht wirst du es nur schwer glauben, aber ich habe mich im Sommer persönlich mit Marc Rutherford, dem Direktor der Intelligence Community, in New York getroffen und etwas vereinbart, was uns bei unseren Verhandlungen sehr zugute kommt.“
„Rutherford!?“, wiederholte Tosh voller Unglauben mit scharfer Stimme. „Bist du verrückt? Manche sagen, dass seine Macht in Vielem nicht unter der des Präsidenten steht!“
„Vielleicht sogar noch darüber! Dementsprechend artig habe ich mich benommen. Mit ein wenig Geschick werden so aus Feinden plötzlich Freunde gemacht. Verurteile mich nicht, wenn ich dir beichten muss, wie sehr dieser Deal erheblich mehr als bloß unlauterer Wettbewerb ist....“, deutete Leo mit ernster Miene den gefährlich schmalen Grat zwischen der Wahrung ethischer Grundsätze und der reinen Verfolgung von Firmeninteressen an, den er durch die geheime Absprache betreten hatte.
„Du solltest vorsichtig sein, denn sobald du solche Spiele anfängst, kann sich das Blatt irgendwann auch gegen dich wenden! Welches Interesse besteht seitens der betreffenden Kreise in der Intelligence Community?“
Tosh, der von Haus aus Ingenieur und im weitesten Sinne Techniker war, hatte seine Laufbahn einst selber bei einem der Geheimdienste begonnen, weshalb er aus verschiedenen Gründen – Gründen, die Laien nicht nachvollziehen konnten - bestürzt über Leos Enthüllung war.
„Ich hoffe, es wird sich nur um national-strategische Interessen der harmloseren Art handeln, die im besten Fall vom Kongress und Weißen Haus unterstützt werden. Für die Politik ist es einfacher einem privaten Unternehmen die Arbeit zu überlassen, als offen eine staatliche Intervention durchzuführen oder die Chinesen mit noch brutaleren Methoden vom Markt zu drängen. Wahrscheinlich glauben ein paar Leute im Pentagon, man könnte uns im Kriegsfall Gift ins Trinkwasser schütten oder wir würden durch die Besitztümer fremder Mächte auf unserem Boden Schritt für Schritt die Kontrolle über unsere eigene Infrastruktur verlieren.
Der Deal ist übrigens ganz simpel, ich verrate ihn dir: Es wird keine weiteren Anfeindungen gegen Independent Internet geben, wenn wir nach und nach die restlichen Teile unseres Internetgeschäftes freiwillig an LOGO übergeben und dafür in Projekte gehen, die von einigen eingeweihten Köpfen der Intelligence Community für uns bestimmt und protektioniert werden“, führte Leo in einer für Toshs Geschmack viel zu leichten, ja geradezu leichtfertigen Art aus, was in seinen Augen bewies, dass er die wahren Dimensionen und möglichen Folgen dieses Deals bei weitem noch nicht ausreichend durchdacht hatte.
„All das könnte man auch verbotene Staatswirtschaft oder Manipulation des freien Marktes nennen, Leo! Ich frage mich, warum du dich darauf einlässt und warum du plötzlich dein Grundprinzip von Unabhängigkeit und Freiheit aufgibst! Was denkst du, hätte dein Vater darüber gesagt?“