Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana

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Der letzte Weg des Dr. Dembski - Benedict Dana

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erst noch bearbeiten und Agneschka herausschneiden“, erklärte Taylor ungerührt. Ihm fiel immer irgendein Grund für einen höheren Preis ein, da er für alles, was im „High Times“ vor sich ging, das uneingeschränkte Monopol besaß. Außerdem hatte er ein untrügliches Gespür dafür, wie groß das Interesse seines „Klienten“ wirklich war, was in diesem Fall den Tarif um 100 Prozent in die Höhe schnellen ließ.

      Die sichere Intuition, mit der der erfahrene Taylor den Preis taxierte, erschrak Silverman, da er nicht nur Interesse an einer Aufnahme des Whistleblowers aus Washington, sondern auch an einer Agneschkas hatte, wie sie mit diesem beim Gespräch zusammen saß – wovon jedoch Taylor aus bestimmten Gründen nichts wissen sollte.

      „Ich brauche die Bilder nicht unbedingt. Was würde mich nur das Telefongespräch kosten, wenn ich auf sie verzichte?“, versuchte er so zu tun, als ob die Aufnahmen nicht wirklich wichtig wären.

      Taylor lachte auf und für einen Moment floss eine tiefe Bosheit mit in sein Lachen ein.

      „Nur der Anruf kostet ebenfalls 1000 Dollar. Ich würde empfehlen, für den Preis die Bilder gratis dazu zu nehmen. Schließlich soll mir niemand Geiz und mangelnde Kooperation nachsagen. Bezahlung wie üblich, das Paket ist in wenigen Minuten unterwegs.

      Übrigens solltest du auf deine Kollegin Abramovitch gut achten, da sie, wie ich höre, ziemlich gerissen ist. Wenn sie darauf kommt, wie gut du im Geschäft bist, sind deine Tage bei Independent Internet gezählt.“

      Silverboy ließ daraufhin nur ein kurzes, unwilliges Grunzen hören und verabschiedete sich mit falscher Höflichkeit von dem gefährlichen und mächtigen Taylor. Er hatte von vornherein mit einem übertrieben hohen Preis gerechnet und rief den geldgierigen Clubbesitzer nur noch an, wenn der Nutzen das Risiko und die hohen Kosten klar überstieg.

      -

      Hätte David Gelegenheit gehabt, sich über den „High Times Club“ zu informieren, wäre ihm klar gewesen, wie sehr er sich dort in der Höhle des Löwen befunden hatte, und er hätte sich nicht mehr so sehr darüber gewundert, was in der folgenden Nacht in seinem Hotel geschah.

      Dieses Wundern setzte erst Stunden nach seinem ersten Erwachen am frühen Morgen ein, da ihm zunächst jede Orientierung fehlte. Sein Erinnerungsvermögen war vollkommen ausgeschaltet, wodurch er in einem inneren Vakuum gefangen war und ihm seine Umwelt absolut fremd erschien.

      Er lag schwer wie ein Felsstein auf seiner Matratze und konnte sich nicht einen Millimeter bewegen. Seine Glieder taten weh und er fühlte sich, als hätte er eine schwere Grippe, die ihn auf lange Zeit am Bett fest hielt. Er dämmerte längere Zeit halb bewusstlos vor sich hin und als er zwei Stunden später wieder die Augen aufschlug, fiel ihm noch immer nicht ein, was mit ihm geschehen war und warum er sich in diesem Hotelzimmer befand. Als er mit größter Mühe seinen Oberkörper aufrichtete, um sich fassungslos das Durcheinander in dem Zimmer anzusehen, zersprang ihm fast der Schädel vor Schmerz. Er konnte den Anblick zuerst gar nicht begreifen, bis er sich langsam wieder an den Grund erinnerte, warum er nach New York gekommen war. Wäre ihm nicht nach und nach eingefallen, in dem kleinen Hotel „La Maison Rouge“ in Brooklyn zu sein, wo irgendwann das schwarze Telefon auf seinem Nachttisch klingeln und sich am anderen Ende der Leitung ein gewisser Mr. Emerson melden würde, hätte ihn dieser Zustand der Orientierungs- und Erinnerungslosigkeit bald verrückt gemacht.

      Nachdem er sich trotz seiner Benommenheit und seines Kopfschmerzes im Zeitlupentempo an der Bettkante aufgesetzt und angezogen hatte, setzte er sich aufrecht in einen Sessel, wodurch er nach und nach richtig zu sich kam. Es dauerte insgesamt fast zwei Stunden, bis er in der Lage war langsam in die Empfangshalle hinunterzugehen, in der zu seiner großen Erleichterung nichts Auffälliges zu bemerken war. Er zwang sich den ihm unendlich lang vorkommenden Weg zur übernächsten Querstrasse zu gehen, um seinen dort geparkten Wagen zu kontrollieren. Der weiße BMW war offensichtlich durchsucht worden, da seine Zentralverriegelung geöffnet war, wenn auch keine weiteren Veränderungen an ihm zu bemerken waren. Als er nach geraumer Zeit wieder das Hotel betrat, tat er das, was er eigentlich als Erstes hätte tun sollen – er ließ den Inhalt seines Safes überprüfen. Da alles seine Ordnung hatte und die Tasche mit den vier Festplatten noch immer an Ort und Stelle war, ging er erleichtert auf sein Zimmer zurück, wo er nach irgendwelchen Hinweisen und versteckten Spuren zu suchen begann. Als er dabei die Türklinke und das Türschloss genauer unter die Lupe nahm, kündigte sich durch lautes Klingeln endlich der Anruf an, auf den er bereits sehnsüchtig gewartet hatte.

      „Mr. Burke? Hier Emerson. Ich wünsche einen guten Morgen“, klang es wieder so nüchtern und dienstbeflissen durch die Leitung, als wäre das Hotel direkt an die Büros des Independent-Internet-Towers angeschlossen und als ob zwischenzeitlich nicht das Geringste geschehen wäre.

      „Endlich rufen Sie an! Wir haben einiges zu besprechen! Die Begegnung mit Ihrer Miss Abramovitch hat mir alles Andere als Glück gebracht!“

      Davids Stimme geriet vor Aufregung ins Stolpern und Emerson schnitt ihm voller Ungeduld das Wort ab:

      „Die Begegnung mit Miss Abramovitch!? Ist sie etwa gestern tatsächlich bei Ihnen im Hotel erschienen?“

      „Ja… aber natürlich ja… sogar mit absoluter Pünktlichkeit… Eine äußerst bemerkenswerte Frau, aber leider konnte ich mir mit ihr nicht einig werden. Hat Sie Ihnen noch nichts von dem Ergebnis unserer Unterhaltung mitgeteilt?“

      Er war noch immer so benommen, dass er das Wichtigste noch gar nicht sofort begriffen hatte.

      „Sie haben ihr also noch nichts übergeben oder ihr etwa den Aufbewahrungsort Ihrer Datenträger genannt?“, wollte Emerson mit noch größerer Ungeduld wissen.

      „Nein, ich bestand darauf, zuerst mit Mr. Abrahams persönlich zu sprechen. Ich dachte, das wüssten Sie bereits.“

      „Sehr gut, Mr. Burke, dann bin ich sehr erleichtert. Hören Sie mir jetzt bitte genau zu und erschrecken Sie sich nicht: Die echte Lydia Abramovitch wurde gestern Mittag von zwei Unbekannten in ihrer Wohnung festgehalten und betäubt und wachte heute Morgen mit einem brummenden Schädel auf!“

      „Warten Sie einen Moment, Mr. Emerson, warten Sie! Ich muss kurz nachdenken, denn das gleiche Brummen habe ich auch!“, stieß David erregt hervor, während seine Gedanken ins Rotieren gerieten. Er konnte die Konsequenzen aus dieser Information natürlich noch nicht gleich vollständig überblicken, erkannte aber sofort, dass dadurch zumindest ein bestimmter Verdacht hinfällig wurde. Schließlich klärte er den Anderen auf:

      „Irgendwer hat mir heute Nacht einen Besuch abgestattet, mich betäubt und danach alles gründlich durchsucht. Ich dachte zuerst, Ihre Abramovitch steckt dahinter, weil ihr die Übergabe nicht schnell genug verläuft und sie Angst bekommen hat, mein Zögern könnte sie um ihr Honorar bringen.

      Die CIA wird es ebenso wenig gewesen sein, da die falsche Abramovitch unmöglich eine amerikanische Agentin sein kann - das habe ich im Gespür. Eine Frau wie sie handelt entweder auf eigene Rechnung oder wurde von einer fremden Macht geschickt.“

      „Dann kann ich wirklich nur hoffen, Ihr Gespür trügt Sie nicht und resultiert aus ausreichender Erfahrung, denn sobald die CIA im Spiel ist, brechen wir von unserer Seite sofort den Kontakt zu Ihnen ab.

      Wir glauben, dass der Überfall auf unsere Mitarbeiterin auf das Konto der Russen geht, auch wenn man sich darüber natürlich nicht sicher sein kann. Es hat in den letzten Jahren in New York immer wieder Vorfälle gegeben, die den Verdacht nahe legen“, klärte ihn Emerson in einer so betont nüchternen und unaufgeregten Art auf, als würde er selber Mitarbeiter einer Art von Geheimdienst sein. Als David in diesem Moment in seiner Hosentasche den Zettel mit

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