Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana

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Der letzte Weg des Dr. Dembski - Benedict Dana

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ist mit mir in den High Times Club am Times Square gefahren und hatte einen Clubausweis mit dem Namen Patricia Stratford dabei. Ich werde Ihnen die Mitgliedsnummer nennen, vielleicht können Sie ja irgendetwas herausfinden. Sie lautet HTC 1000 11 123.“

      „Wir werden eine kleine Untersuchung in Auftrag geben, Mr. Burke, das verspreche ich Ihnen. Falls wir dazu weitere Informationen von Ihnen benötigen, könnte sich ein Mr. Walter Silverman bei Ihnen melden. Er arbeitet für unsere Sicherheitsabteilung und wird für den Fall zuständig sein.

      Wir sollten die Übergabe solange verschieben, bis wir neue Erkenntnisse haben. Das Beste wird sein, wenn Sie einfach im Hotel bleiben und nichts Besonderes unternehmen. Ich frage Sie nun, ob das, was Sie für uns aus Washington mitgebracht haben, an einem sicheren Ort verwahrt ist. Aber nennen Sie mir diesen Ort bitte nicht am Telefon!“

      „Sie bringen mich da auf etwas, was Sie mir bei unserem ersten Telefongespräch gesagt haben: Eine sicherere Leitung gibt es in New York nicht, haben Sie geprahlt. In Wahrheit könnte diese Leitung allerdings so löchrig wie ein durchrostetes Eisenrohr sein. Ich frage mich nämlich, auf welchem anderen Weg bestimmte Dinge nach außen gedrungen sein könnten. Insofern haben wir gerade schon viel zu viel gesagt.

      Zu den Festplatten ist zu sagen: Natürlich befinden sie sich an einem sicheren Ort!“

      „Das mit dem Telefon werde ich überprüfen lassen“, entgegnete Emerson zerknirscht. Dann klang gleich wieder die beruhigende Nüchternheit in seiner Stimme durch, die zu verraten schien, dass der ganze Vorfall für ihn nicht weltbewegend war.

      „Gehen Sie jetzt frühstücken, Mr. Burke. Und regen Sie sich nicht weiter auf. Meiner Ansicht nach war all das nur ein kleiner Streich, wie man ihn von den Brüdern des Ostens längst gewohnt ist.“

      „Ich verstehe gar nicht, warum diese Brüder so ungeduldig sind. Vielleicht hätte die Welt doch sowieso bald alles erfahren, was auf diesen Festplatten gespeichert ist.“

      „Das steht zu diesem Zeitpunkt noch keineswegs fest. Solche Angelegenheiten sind stets von großer Unsicherheit und vielen unvorhergesehenen Wendungen geprägt. Die Aussicht, dass vielleicht bald, irgendwann oder auch niemals ein gewisser amerikanischer Whistleblower seine Geheimnisse laut genug bis nach Moskau herüber pfeift, hätte wohl auch umgekehrt niemanden bei uns je ausgereicht...“

      3

      Während Dembski im „Maison Rouge“ eine Tablette gegen seinen starken Kopfschmerz nahm, schloss Mr. „Emerson“, der als Sohn irischer Einwanderer in Wahrheit Tosh O’Brian hieß, in der Tiefgarage des Independent-Internet-Towers die Tür seines schwarzen Cadillacs auf. O’Brian hatte sich bei Independent Internet (I.I.) zu der rechten Hand von Leo Abrahams hochgearbeitet, in welcher Funktion er viele verschiedene Aufgaben zu bewältigen hatte und nicht allein auf ein fest umrissenes Arbeitsfeld beschränkt war.

      Da Freitagvormittag war und er jeden Freitag auf Abrahams’ Landsitz auf Long Island herausfuhr, um diesem den Bericht der Woche zu überbringen und mit ihm die Aufgaben für die folgende Woche zu besprechen, hatte er während der eineinhalb- bis zweistündigen Fahrt ein wenig Zeit für sich, die er als eine willkommene Abwechslung genießen konnte.

      Tosh war ein Meister darin, alle nervenaufreibenden Aufgaben und bedeutenden Arbeiten so geschickt und ruhig an Untergebene zu delegieren, dass ihm auch in den geschäftigsten Zeiten genügend Gelegenheiten blieben, einen Teil seines hohen Gehaltes auch wirklich auszugeben und Freude daran zu finden. Während manche in ihm einen ungewöhnlich intelligenten Lebenskünstler sahen, hatte Leo ihn manchmal mit einem genialen Dirigenten verglichen, der über dem Schaffen seiner Mitarbeiter wie ein Geist über dem Klang der Noten schwebte, denen er nur hin und wieder eines von oben mit seinem Taktstock verpassen musste, während die Musiker des Orchesters ordentlich ins Schwitzen gerieten. Er stand in der Hierarchie weit genug oben, um für die Fahrt eine Limousine mit Chauffeur zu beanspruchen, aber als Individualist zog er es vor, langsam mit seinem liebevoll gepflegten, betagten V8-Caddy blubbernd durch die Straßen von New York zu cruisen, eine sündhaft teure Zigarre dabei zu rauchen und einige noch unbekannte Feinheiten in den Klanglinien einer seiner Lieblingssymphonien zu entdecken, deren neu eingespielte Fassung ihm seine Frau Eleanor gerade zum 65. Geburtstag geschenkt hatte.

      Während der Fahrt kamen ihm nicht nur verschiedene Einzelheiten seiner wöchentlichen Präsentation bei Leo Abrahams in den Sinn, sondern er musste natürlich auch an „Mr. Burke“ denken, dessen richtigen Namen sie inzwischen herausgefunden hatten. Am liebsten wäre er auf seinem Weg nach Long Island im „Maison Rouge“ in Williamsburg vorbeigefahren und hätte endlich den Mann persönlich kennen gelernt, der auf so leichtfertige Weise seinen gut dotierten Ruhestand aufs Spiel setzte und offenbar seinem lang verstorbenen Großvater einen unauflösbaren jüdischen Ehrenschwur geleistet hatte. Er hatte diesen Dembski anfangs für verrückt gehalten, aber inzwischen glaubte er, es bei ihm mit einem intelligenten Mann zu tun zu haben, der nur noch nicht sehr erfahren in der hohen Kunst der Geheimhaltung war. Tosh O’Brian hatte in seinem früheren Leben selber einiges über diese Kunst gelernt und war daher zunächst zum Leiter der Sicherheitsabteilung bei I.I. aufgestiegen, bevor er sich auch als ein findiger Manager erwiesen hatte.

      Er hielt nicht an dem Hotel an diesem Tag und besuchte dafür das unscheinbare Kirchengebäude einer kleinen Baptistengemeinde in Jericho, das genau an seiner Strecke lag und in dem er jede Woche in Leos Namen dem Pfarrer tausend Dollar für Bedürftige übergab. Für Leo, dem es als Jude wichtig war, auch eine Brücke zur Christenheit zu schlagen, war Gott selbstverständlich größer als der jeweilige Glaube verschiedener Religionen und Konfessionen, weshalb er sich mit seinen 79 Jahren längst zu einem überreligiösen, alles verbindenden Pantheismus aufgeschwungen hatte, der in seinen Augen der höheren Vernunft entsprach.

      Für Tosh lag ein symbolischer Zusammenhang darin, dass er – nachdem er auf seiner wöchentlichen Strecke den traditionellen Obolus für die Armen entrichtet hatte – noch auf dem Parkplatz des Gemeindehauses einen ersten Blick in die Zahlen warf, die ihm die Chef-Controllerin Agnes Bloomingdale bereits in der Nacht zugemailt hatte. Das Zahlenwerk sah auf den ersten Blick sehr solide aus, wenn auch – wie üblich – die Telefonsparte große Verluste generierte und nach Toshs Überzeugung am besten verkauft werden sollte. Sie brauchten dringend frisches Kapital, um all die vielen, kleinen Neuerwerbungen verdauen zu können, die Leo manchmal fast so ungerührt und gewohnheitsmäßig auf seine Einkaufsliste setzte, wie eine Hausfrau kurz bevor sie zum nächsten Supermarkt ging.

      Als Tosh am Mittag an der Toreinfahrt des Anwesens „Abrahams Gardens“ vorfuhr, das sich am Rande eines kleinen Naturparks in der unmittelbaren Nähe des Ozeans befand, tippte er seinen persönlichen Sicherheitscode in ein Zahlenfeld ein und wartete, bis sich das automatische Tor leise surrend öffnete. Danach fuhr er den breiten Kiesweg durch ein kleines Kiefernwäldchen hoch und kam schließlich auf einem großen, kreisrunden Rondell vor dem Hauptgebäude zum Stehen.

      Wer in „Abrahams Gardens“ ein nach englischem Vorbild kopiertes, prächtiges Herrenhaus erwartet hätte, wurde auf den ersten Blick enttäuscht, weil es sich um ein Gebäude im Stil der allerneuesten Sicherheitsarchitektur handelte, das gegen alle Arten eines feindlichen Angriffs gewappnet war. Trotz der imposanten Auffahrt und der exponierten Lage des aus drei schlichten Kuben bestehenden, auf einem kleinen Hügel liegenden Hauses sah es im Verhältnis zu dem großen, amerikanischen Mythos „Abrahams“ beinahe etwas bescheiden aus und spiegelte weniger das Repräsentations- als das Sicherheitsbedürfnis eines Menschen wider, auf den bereits zwei Anschläge verübt worden waren. Die drei ineinander verschlungenen Gebäudekuben verbanden den Anspruch von Sicherheit und Ästhetik auf gelungene Weise und wirkten durch die ungewöhnliche und futuristische Kombination von rötlichem und anthrazitfarbenem Sand- und Lavagestein, als wären sie von einem fremden Planeten auf die Erde heruntergefallen. Jeder der Kuben

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