Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana

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Der letzte Weg des Dr. Dembski - Benedict Dana

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      Als Tosh auf die weit verzweigte Terrassenanlage des Gebäudes trat, sah er, wie Leo auf einer freien Rasenfläche beim Mittagessen saß. Dabei wurde er von seinem jungen, französischen Koch bedient und hatte wegen der kräftigen Septembersonne Schutz unter einem riesigen Sonnenschirm gesucht. Leos chinesische Hausdame Li Lin führte Tosh mit einem exakten Schrittmaß, das so theatralisch wie in einer Peking-Oper wirkte, an den langen Holztisch, auf dem bereits wie üblich ein Gedeck für ihn vorbereitet worden war.

      Außer zwei Sicherheitsleuten, die sich im Nebentrakt hinter einer großen Glaswand befanden und das Gelände rund um die Uhr überwachten, sah man niemanden, da Leos Frau Sue-Anne vor zwei Jahren gestorben war und sich sein Sohn Theodore zurzeit meist in Los Angeles aufhielt. Leo war trotz seines hohen Alters nichts Greisenhaftes anzusehen, da er sich unter dem Einfluss seiner Hausdame und eines speziellen Lehrers jeden Morgen verschiedenen asiatischen Bewegungstechniken widmete, durch die er sich eine sportliche Statur und eine straffe Haut bewahrt hatte. Er hatte grazile Hände, einen langen, schmalen Kopf mit hoher Stirn und einen cäsarischen Haarkranz um die feine Halbglatze, die von einer Vielzahl von Leber- und Pigmentflecken übersät war. Durch seine überlegen wirkende, große und schlanke Gestalt bekam man den Eindruck, dass sich in ihm das alte Sprichwort „Mens sana in corpore sano“ bestätigte, was sich indirekt auch in dem gesunden Ebenmaß aller Formen seines durchdacht angelegten Landsitzes widerzuspiegeln schien. Jeder konnte an ihm sofort eine ungewöhnliche geistige Kraft und eine fein „durchgetaktete“ Exaktheit spüren, die sich durch Vieles an ihm und um ihn herum ausdrückte und dem besonderen mentalen Energiestrahl entsprach, der aus seinem innersten Wesen bis in die verschiedensten Winkel seines ganzen Unternehmens reichte.

      Als Tosh den gewohnten Platz an Leos rechter Seite einnahm und sofort den schwarzen Koffer öffnete, in dem sich die Papiere mit den Zahlen der Woche befanden, stellte er in einem vertraulichen Tonfall die gleiche Frage, die er jede Woche als erstes stellte und die Leos peinlich genau dokumentierten Gesundheitszustand betraf:

      „Wie sind die Werte diese Woche?“, lautete sie und wie so oft nahm er daraufhin das vorbereitete Glas mit dem üblichen Aperitif zu sich.

      „Der Blutdruck geht ein bisschen hoch, aber ansonsten hervorragend! Auch du solltest mal mit Han Shan in den Gymnastikraum gehen, dann würde es deinem Rücken bald wieder besser gehen. Der Mann ist ein echtes Wundertier!

      Worum es bei mir allerdings etwas schlecht bestellt ist, sind meine Rechenkünste. Einige Zahlen, die Bloomingdale mir gesendet hat, möchte ich am liebsten gar nicht verstehen, ich habe sie mir heute früh angesehen“, kam Leo sofort recht eloquent zur Sache, wie es seine Art war. Herrisch wurde er dabei allerdings nie und obwohl er über die schlechten Zahlen wirklich ungehalten war, konnte er sie jemandem wie Tosh nicht persönlich zum Vorwurf machen. Der begann sofort geschäftig mit seinen Papieren zu hantieren, war aber nicht im Mindesten nervös dabei. Bald hatte er das Blatt mit einer bestimmten Übersicht gefunden und präsentierte sie ihm.

      „Ich nehme natürlich an, du spielst mal wieder auf die Telefonsparte an. Ich kann es nun einmal nicht ändern, es ist und bleibt ein Trauerspiel. Wahrscheinlich muss ich dir erst Woche für Woche ähnliche Zahlen vorlegen, bis du dich endlich zum Verkauf entschließen kannst.“

      Tosh knüpfte mit diesen Worten an eine Empfehlung an, die er schon seit zwei Jahren immer wieder vorgebracht hatte. In diesem Moment servierte ihm der Koch eine Suppe, woraufhin er sein elegantes Jackett aufknüpfte und zum Essen näher an den Tisch heranrückte.

      „Im Moment liegt einiges an, Toshi-Tosh“, sprach Leo seinen alten Gefährten nun mit seinem intimsten Spitznamen an, um ihn sanft auf bedeutende Neuigkeiten vorzubereiten. „Ich hoffe, du hast die Kraft eine wichtige Neuerwerbung mitzuorganisieren, ansonsten gebe ich die Sache komplett an Longfield-Whitehouse ab. Ein paar von denen, besonders dieser Snyder, können ein so unglaublich feines Garn einfädeln, dass es die Konkurrenz überhaupt erst im letzten Moment sehen kann!“

      „Toshi-Tosh“ fühlte sich durch dieses Loblied auf Snyder für einen Moment in seinen eigenen Fähigkeiten zurückgesetzt und antwortete kühl:

      „Wenn er so gut ist, solltest du ihn tatsächlich nehmen, ich habe im Moment genug mit dem Umzug der Immobilienabteilung zu tun. Und außerdem ist da ja noch die Geschichte mit diesem Mr. Burke und den gehackten NSA-Dateien. Wenn wir da nicht gut aufpassen, kann uns das Ding am Ende gehörig um die Ohren fliegen und du kannst mehr als nur die Telefonsparte zuschließen!“

      Er unterstrich diese Warnung mit einer kurzen Gedankenpause und einem ernsten Blick und fuhr dann fort:

      „Wir haben über das Autokennzeichen inzwischen herausgefunden, dass Albert Burke in Wahrheit wahrscheinlich Dr. David Dembski heißt und bis vor kurzem Vorsitzender der ethischen Kommission der CIA gewesen ist. Ich bin eigentlich dafür den Mann wieder nach Hause zu schicken, nachdem was gestern und heute Nacht geschehen ist. Es wurde nämlich nicht nur unsere Abramovitch überfallen, sondern er selber hat auch Besuch gekriegt. Alles trägt dieselbe Handschrift, die für meinen Geschmack sehr deutlich etwas von kyrillischen Schriftzeichen an sich hat!“

      „Gleich kommen Abramovitch und Silverman, dann werden wir ausführlich darüber reden. Ich habe sie auf 13.30 Uhr bestellt. Bis dahin kannst du in Ruhe essen“, enthüllte Abrahams mit seiner typischen stoischen Ruhe. Natürlich hatte er sich längst seine Gedanken über die Sache gemacht.

      „Hältst du diesen Silverman wirklich für fähig? Er war früher nichts als ein kleiner Fisch, ein unbedeutender Polizist und danach ein Privatdetektiv, der nur einfache Fälle bearbeitet hat. Ich traue ihm irgendwie nicht“, erklärte Tosh abschätzig und lobte dann lautstark die hervorragende Fischsuppe, die ihm der aus Frankreich stammende Koch vorgesetzt hatte.

      „Silverman ist Silverman, fähig oder nicht. Wir werden ja sehen, was passiert. Ich denke nicht, dass es für uns ein unkalkulierbares Risiko gibt, solange nicht ein Byte dieser Dateien auf unser Stamm-System gerät, dann hätte nämlich eine alte Troja-Taktik gesiegt. Aber selbst in diesem Fall gibt es noch etwas, was uns beschützen wird. Laut Laborauskunft ist die Datenprobe, die uns dieser Burke - oder Dembski – vor drei Wochen geschickt hat, natürlich von vorne bis hinten mit so genannter elektronischer DNA infiziert. Das hat mir Abramovitch mitgeteilt.

      Wenn wir uns das einfangen, könnte das früher oder später Spuren bis zum Computer des Reinigungsdienstes von Xiang-Internet in Taiwan nach sich ziehen“, meinte Leo mit fröhlichem Lächeln, so als hätte er nebenbei eine lustige Geschichte erzählt.

      „Reinigungsdienst von Xiang-Internet?“, fragte Tosh mit gequältem Blick, so als redete sein Gegenüber kompletten Unsinn.

      „Gehört zum Betrieb, Toshi. Habe ich vor kurzem zufällig einmal nachgesehen. Arbeitet sogar mit Gewinn und ist ein geglückter Frühversuch Theodores gewesen. Manchmal konnte der Junge offenbar sogar Bilanzen lesen!“

      Jeder wusste, dass Leo zugleich sehr stolz auf seinen Sohn war, wie auch massive Zweifel an seinen Fähigkeiten hatte. Er war sozusagen nur notgedrungen sein Lieblingssohn, da er eben keinen anderen hatte.

      „Und was macht er im Moment?“

      „Er ist mit Dr. Wheeler und noch jemandem vom Vorstand mit dem Jet nach L.A. geflogen, um über den Kauf des Freedom-Towers zu verhandeln.“

      „Was? Davon hast du mir nichts erzählt! Meinst du nicht, ich sollte über so etwas informiert werden? Die Sache rechnet sich nicht und könnte herbe Verluste nach sich ziehen!“, reagierte Tosh entsetzt, da er geglaubt hatte, die Sache wäre längst vom Tisch.

      „Du kannst dich beruhigen, Toshi. Ich habe ihn einfach blind loslaufen lassen und keinerlei Befugnisse mitgegeben.

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