Der letzte Weg des Dr. Dembski. Benedict Dana
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„Wir haben vorhin über den treuesten Mitarbeiter der CIA, GOLIATH, gesprochen. Vielleicht haben Sie noch nie etwas über seinen Bruder BRAVEHEART gehört, der zu einem ebenso treuen Diener der NSA geworden ist.
Wenn die Welt erfährt, was auf diesem Rechner alles gespeichert wird, können alle früheren Whistleblower wieder in die USA zurückkehren oder frei gelassen werden, da ihre Enthüllungen im Verhältnis dazu nicht mehr von Interesse sind.
Ich bin nicht auf Mr. Abrahams angewiesen, es gibt bestimmt genügend andere Menschen, die hierüber etwas wissen wollen!“
„Mr. Abrahams ist zurzeit sehr misstrauisch, das sollten Sie verstehen, David. Man könnte es schließlich nicht nur als einen reinen Zufall interpretieren, dass Sie ausgerechnet jetzt auf der Bildfläche erschienen sind, wo gerade die Verhandlungen mit LOGO begonnen haben. Es könnte sich um ein abgekartetes Spiel handeln, durch das ihm irgendein unvorhersehbarer Nachteil entsteht.
Vielleicht wissen Sie nicht genug über die Gesetze der Macht, David. Sie scheint zwar naturgemäß mächtig zu sein, aber in ihrem innersten Gefüge ist sie so sensibel wie eine Feder, die in einen Windstoß gerät. Sie kann jederzeit aus den Fugen geraten und muss mit allen Mitteln beschützt werden. Denken Sie darüber nach und bringen Sie ein wenig Verständnis für Mr. Abrahams besondere Lage auf! Während Sie das tun, werde ich uns noch etwas zu trinken bestellen…“
Als sie sich erhob und zur Bar begab, konnte er kurz darauf beobachten, wie sie in einem Kosmetikraum verschwand. In einem plötzlichen Anfall von Misstrauen begann er die Handtasche zu durchsuchen, die sie auf ihrem Sessel vergessen hatte, und fand neben allerlei bedeutungslosem Krimskrams vor allem Bargeld, einen Schlüssel und den Mitgliedsausweis darin, mit dem sie sich Eintritt in den Club verschafft hatte. Der Ausweis erwies sich als Volltreffer, da auf ihm der Name „Patricia Stratford“ sowie eine Mitgliedsnummer zu lesen war, die er sich schnell notierte. Zwar musste „Stratford“ nicht unbedingt echter als „Abramovitch“ sein, doch stärkte dieser zweite Name paradoxerweise sogar sein Vertrauen, da er den ersten ohnehin für falsch gehalten hatte. Als Lydia wenige Minuten später wiederkam, unterbreitete sie ihm sofort einen Vorschlag. Sie wollte es so wirken lassen, als wären ihre Worte das Resultat intensiven Nachdenkens, aber in Wahrheit hatte sie in der Zwischenzeit mit jemandem telefoniert.
„Wir könnten sofort nach Yonkers in ein Computerlabor fahren und eine Probe der Dateien analysieren. Danach kann Mr. Abrahams erneut entscheiden, ob er Sie sprechen will. Es ist der einzige Kompromiss, den ich Ihnen anbieten kann.“
Da er bereits vor drei Wochen eine Datenprobe zu Independent Internet geschickt hatte, schien es ihm ziemlich kleinlich zu sein, eine weitere Untersuchung durchzuführen. Er war deshalb fest entschlossen, zuerst noch einmal mit „Emerson“ zu sprechen.
Als er entgegnete, „ach, wissen Sie, Lydia, ich würde lieber noch einmal in Ruhe über alles nachdenken. Ich finde das Maison Rouge sehr gemütlich und könnte wochenlang dort bleiben“, ereignete sich in kaum 50 Yards Entfernung etwas, das mit ihrem Gespräch in direktem Zusammenhang stand, von ihnen aber nicht bemerkt werden konnte:
Der Besitzer des High Times Clubs, der halbseidene Clyde Taylor, erhielt einen Anruf von einem gewissen Walter Silverman, den er nur mit seinem einschlägigen Spitznamen „Silverboy“ ansprach. Taylor wurde in seinem Büro von einer großspurig wirkenden Einrichtung aus schweren Teakmöbeln umgeben und saß an einem wuchtigen Schreibtisch mit mehreren Bildschirmen, die wechselnde Ansichten der Clubräume zeigten. Als sich Silverman meldete, war Taylor über den Anruf des Ermittlers, der in der Sicherheitsabteilung von Independent Internet angestellt war, nicht begeistert. Der dicke, unsympathische Kerl hatte ihn schon immer abgestoßen, auch wenn er an ihm regelmäßig den einen oder anderen schnellen Dollar verdienen konnte.
„Was liegt an, Silverboy?“, fragte er in dem kalten und harten Ton, den er sich in seinem halb kriminellen Geschäftsmilieu angewöhnt hatte.
„Bei Ihnen müsste im Moment Agneschka sitzen. Ich nehme an, Sie wissen, wie sie aussieht“, entgegnete Silverman scheinbar beiläufig, womit er von Anfang an aus Gründen einer geschickten Preispolitik signalisieren wollte, kein übertrieben großes Interesse an dem kleinen Auftrag zu haben, der sich durch seinen Anruf ergab.
„Das Aussehen einer solchen Frau vergisst man nicht.“
Taylor begann sich bei dieser Feststellung bereits durch eine Reihe von Kameras zu schalten, die überall in den Clubräumen unsichtbar installiert waren. Währenddessen fuhr „Silverboy“ fort:
„Sie müsste mit einem Mann zusammensitzen, der etwa Mitte 60 ist – mehr weiß ich über ihn nicht.“
Es war eine glatte Lüge, denn er hatte bereits mehrere Aufnahmen von Dembski, die von einem seiner Mitarbeiter in der Nähe des „Maison Rouge“ aufgenommen worden waren. Außerdem hatte man ihn beobachtet, als er etwas aus seinem geparkten Wagen geholt hatte, weswegen man sich bei Independent Internet mit Hilfe des Kennzeichens über seine Identität inzwischen fast sicher war. All dies war jedoch Teil seiner offiziellen Aufgabe gewesen, während es nun um etwas Anderes ging.
Taylor hatte sich inzwischen durch die verschiedenen Kamerapositionen gescrollt und Lydia Abramovitch – alias Patricia Stratford alias Agneschka – tatsächlich bald gefunden, da es um diese Zeit in dem Club noch nicht sehr betriebsam war – es war erst etwa 17 Uhr. Er zoomte Lydia und David mit einer kleinen, beweglichen Kamera heran, die unter der Deckenverkleidung verborgen war, und meinte:
„Falls ich Aufnahmen von dem Mann machen soll, müsste ich mich beeilen, da er offenbar gehen will. Es ist ein untersetzter Kerl mit grauem Bart und Haaren und zieht sich gerade sein Sakko an. Hat in der Art etwas von einem Professor an sich…“, kommentierte er gelangweilt und war längst dabei, Davids Aufbruch aus verschiedenen Blickwinkeln aufzunehmen.
Während Taylor weiter das kleine Schaltbrett für die Steuerung der Kameras bediente, das für ihn seit Jahren viele tausend Dollar an zusätzlichen Einnahmen generierte, war David tatsächlich dabei sich von Lydia zu verabschieden, auch wenn die ehrgeizige Privatagentin dies um keinen Preis zulassen wollte. Sie war daran gewöhnt ihre Aufträge erfolgreich zu Ende zu führen und hatte sich fest vorgenommen, die „Geschenke aus Langley“ noch an diesem Tag entgegenzunehmen oder zumindest Proben davon einer genaueren Analyse zu unterziehen. Sie hatte nicht mit Davids jüdischem Dickkopf gerechnet, der sich unbedingt Leo Abrahams’ persönlicher Protektion versichern wollte. Nachdem er ihr Angebot, mit ihr in der Limousine zurück nach Brooklyn zu fahren, mehrmals abgelehnt hatte, wusste sie nicht mehr, womit sie ihn noch zurückhalten konnte.
Als er sich von ihr mit den Worten verabschiedete, „Sie sind eine sehr bemerkenswerte Frau, Lydia, und ich hoffe, dass wir uns noch einmal unter anderen Umständen wieder sehen“, stand er mitten im Visier von Taylors Kamera und wurde in einer Reihe Großaufnahmen direkt in einen Datenordner gesteckt, der wenige Minuten später den Weg durch das Internet zu einer von „Silverboys“ ständig wechselnden Emailadressen nahm.
Taylor beobachtete, wie David alleine in Richtung des Ausgangs ging und informierte Silverman darüber am Telefon:
„Dein Mann geht fort, Silverboy. Kaum zu glauben, dass er eine solche Frau einfach sitzen lässt. Vielleicht werde ich gleich selbst einmal zu ihr hinübergehen und sie zu einem Drink einladen. Ich kriege dieses Mal 1000 Dollar für das ganze Bilderpaket.“
„1000 Dollar!? Ich werde mir gut überlegen, überhaupt noch einmal anzurufen. Das letzte Mal habe ich für etwas Vergleichbares