Die Midgard-Saga - Jötunheim. Alexandra Bauer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Midgard-Saga - Jötunheim - Alexandra Bauer страница 14

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Midgard-Saga - Jötunheim - Alexandra Bauer

Скачать книгу

      Tom stand eine leichte Blässe ins Gesicht. Den Blick fest auf die Szenerie gerichtet, war seine Stimme nur noch ein Flüstern: „Sie bringen sich … um!“

      Thea klopfte ihrem Freund auf die Schulter. „Keine Sorge, sie sind längst tot! Heute Abend küssen die Walküren sie lebendig. Sie werden die ganze Nacht Met und Bier trinken, feiern und morgen schlagen sie sich von Neuem, bis nur noch einer übrig ist. Am nächsten Morgen beginnt das Spiel von vorn und so weiter und so weiter.“

      „Tatsächlich?“

      Thea schmunzelte leicht, wobei sie sich eingestehen musste, dass der Schauplatz auch ihr ein mulmiges Gefühl bereitete. Nur die Erinnerung an ihre alten Leben schwächte das grausige Bild der sich niederringenden Krieger. Als Njal hatte sie den Tod oft gesehen. Viele gute Männer, mit denen sie gekämpft hatte, wünschten sich damals nichts sehnlicher, als einen ruhmreichen Tod auf dem Schlachtfeld zu erleiden, damit sie von den Walküren nach Walhall getragen würden. Auch Krieger, die ihre Schwerter bei Fengur kauften, träumten von einem Leben in Walhall nach dem Schlachtentod. Für Tom, der noch nie zuvor in einem Gemetzel gekämpft hatte, musste es ein erschreckender Anblick sein.

      „Das ist Walhall. Ich kann nicht ermessen, ob sich alle Krieger das Leben nach dem Tod so erträumt haben, aber die meisten meiner alten Weggefährten wünschten sich ein ganzes Leben lang nichts anderes, als einst hier zu sein.“

      „Wie meinst du das?“, fragte Tom.

      Es war Thea nicht mehr möglich zu antworten, denn Wal-Freya und Tyr blieben jäh stehen. Hoch und mächtig ragte ein zweiflügliges Tor vor ihnen auf. Jeder Flügel maß etwa 15 Meter in der Breite und war mindestens fünf Meter hoch. Ein riesiger, aus Holz geschnitzter Wolf, der über dem Tor angebracht war, streckte einen Lauf zu den Eintretenden aus. Darüber spannte ein Adler gleicher Machart seine Schwingen. Beide Tiere wirkten so lebensecht, dass es den Eindruck erweckte, sie seien durch einen Zauber in Holz verwandelt worden. Filigran setzte sich das Fell des Wolfes ab. Wäre ein Windhauch über den Platz geweht, Thea hätte schwören können, die Härchen könnten sich bewegen.

      Durch einen Spalt zwischen den Flügeltüren drang das Flackern von Feuer. Wal-Freya wandte sich umständlich durch den Spalt und die anderen taten es ihr gleich. Im Inneren öffnete sich ihnen ein weiter Raum. Der Feuerschein rührte von einer gemauerten Stelle in der Mitte her. Flammen knisterten dort und warfen Licht und Schatten auf die Tische und Bänke, die überall verteilt im Raum standen. Tanzend funkelte sein Licht in den Brünnen, welche die Bänke bedeckten. An der Längsseite der Halle, gegenüber der Eingangspforte, erhob sich ein Podest, auf dem zwei Stühle standen. Beide waren mit dickem Fell bedeckt. Nur die Armlehnen, mit reichhaltigen Verzierungen versehen, lagen frei. Der Raum war menschenleer, aber nicht lange. Kaum hatten sie sich umgesehen, da trat eine Frau aus einer Nebentür. Über einem hellen Unterkleid floss ein dunkelblaues Trägerkleid, das von Schalenfibeln über ihren Brüsten gehalten wurde. Dazwischen verlief eine dreireihige Kette aus Silberperlen. Im Zentrum der untersten Reihe hing ein rotes Juwel, das von einer Drachenklaue gegriffen wurde. An einem Gürtel um ihre Hüften baumelte ein goldener Schlüsselbund. Ihr braunes Haar war im Nacken zu einem Zopf geflochten, der sich hinter dem linken Ohr um ihren Kopf legte und einen Rahmen um das ungebändigte, lange Haar auf der Stirn bildete. Unwillkürlich strich sie eine dieser Strähnen hinter das Ohr.

      „Freya!“, erkannte sie. In einer Geste der Ablehnung verschränkte sie die Arme vor der Brust.

      „Frigg“, grüßte Wal-Freya ebenfalls distanziert.

      Verblüfft runzelte Thea die Stirn und wechselte den Blick zwischen den Frauen. Die Stimmung in der Halle war mit einem Mal von einer Spannung geladen, die Thea glauben ließ, die Luft knistern zu hören.

      „Du solltest doch den Wolf suchen. Stattdessen bist du hier und du bringst Lebende mit nach Walhall!“

      „Ach, die sind gar nicht tot?“, erwiderte Wal-Freya trocken.

      Der eiserne Blick der Frau traf die Walküre, die eine wegwerfende Handbewegung machte. „Keine Sorge, wir werden sie nicht hier lassen.“

      Frigg sah zu Thea und nickte leicht mit dem Kopf. „Verzeih! Das geht nicht gegen dich. Doch Walhall ist den Einherjern vorbehalten. Sei dennoch willkommen, und du ebenso.“ Sie sah zu Tom, der verschüchtert nickte.

      „Wo ist Odin?“, fragte Wal-Freya.

      Frigg zuckte leicht mit den Augenbrauen. „Er weilt bei Andhrimnir in der Küche. Odin war es, der am heutigen Tag Sährimnir erlegt hat. Ich denke, er begießt es mit einem Becher Met.“

      Wal-Freya seufzte tief. „Danke.“ Mit dem Zeigefinger über ihre Schulter winkend befahl sie der Gruppe ihr zu folgen und lief voraus. Während sich einer nach dem anderen an Frigg vorbei schob, nickten sie ihr peinlich berührt zu, selbst Tyr. Durch den Durchgang gelangten sie in eine weitere Halle, die mit Ausnahme der beiden erhobenen Stühle ein Abbild der ersten war. Thea legte einen Schritt zu. Nachdem sie nah genug an der Walküre war, sprach sie sie leise an:

      „Was ist das mit Frigg und dir?“

      Unmerklich warf Wal-Freya einen Blick über die Schulter. „Das ist eine längere Geschichte“, erklärte sie in der Gedankensprache.

      „Ich verstehe“, antwortete Thea.

      Sie durchschritten auch diese Halle und gelangten abermals zu einem Abbild der vorherigen Halle. Zehn weitere Male wiederholte sich dieser Vorgang, dann endlich wandelte sich das Bild. Über der Feuerstelle dieser Halle hing ein riesiger Kessel. An diesem stand ein stämmiger Mann. Sein nackter Oberkörper war nur vom Latz der Schürze bedeckt, die über einer groben Hose hinter dem Rücken geschnürt war. Rotblondgekräuseltes Haar quoll unter den Schürzenträgern und dem Latz hervor und überwucherte sogar die dicken Oberarme. Die Haut unter diesen Haaren war hell, das Gesicht des Mannes allerdings war schwarz wie die Nacht. Er war kein gewöhnlicher Koch, denn mit seiner Größe konnte er problemlos über den Kesselrand schauen. Gleich neben dem Riesen stand Odin, der in Gegenwart des Hünen und des überdimensionalen Kochtopfs wie ein Gnom aussah. Dennoch strahlte er so viel Macht und Stärke aus, dass Thea sich scheu hinter

       Wal-Freya versteckte. Ein Lächeln bildete sich in dem Bart des Asen, der ihnen zur Begrüßung das Trinkhorn entgegenstreckte und einen kräftigen Schluck daraus nahm.

      „Hier seid ihr also“, begrüßte er die Gruppe. „Thea! Hüterin Kyndills. Ich hätte nicht gedacht, dich schon so bald wieder zu sehen. Sagt an! Warum kamt ihr nach Asgard?“

      Im Gegensatz zu Frigg schien Odin nicht überrascht von ihrem Erscheinen und sogar überaus erheitert.

      „Woher wusstest du …“, staunte Thea und winkte sogleich ab, denn die Antwort gaben ihr Hugin und Munin, die beiden Raben, die für Odin in die Welt hinaus flogen und ihm täglich Neuigkeiten ins Ohr flüsterten. Krächzend zankten sie sich um ein Stück Fleisch.

      „Es ist doch genug da!“, brummte der Riese, griff mit der Hand in den Topf und warf ihnen ein zweites Stück zu.

      Wal-Freya nahm ohne Umschweife an einem der Tische Platz. Odin gesellte sich zu ihr. Tyr lud Thea und Tom dazu und setzte sich als letztes.

      Der Koch hob einen Holzlöffeln von der Größe eines kleinen Baumes und winkte. „Essen ist aber noch nicht fertig!“

      „Wie schade, Andhrimnir“, erwiderte Tyr. „Dabei hätte ich gerade jetzt Appetit auf Eber.“

      Andhrimnir

Скачать книгу