Die Midgard-Saga - Jötunheim. Alexandra Bauer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Midgard-Saga - Jötunheim - Alexandra Bauer страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Midgard-Saga - Jötunheim - Alexandra Bauer

Скачать книгу

im Mondlicht nicht verriet. Dennoch war es ihm nicht gelungen, seine Verfolger abzuschütteln.

      Er war kein gewöhnlicher Wolf, das wusste Fenrir. Von der Größe eines Pferdes jagte er nicht nur den Menschen in Midgard Angst ein, selbst die Götter fürchteten ihn. Gebunden an eine magische Kette hatte er über Jahrhunderte in Gefangenschaft verbracht, doch nun war er frei! All die Jahre hinweg hatte er sich immer und immer wieder gegen seine Fessel gestemmt, dem magischen Faden versucht zu trotzen, doch niemals ließ dieser sich sprengen. In der heutigen Nacht jedoch hatte sich Gleipnir wie von Geisterhand gelöst und Fenrir die Flucht ermöglicht.

      Ein tiefer Schnitt zog sich von seiner Stirn aus über das linke Auge bis zu den Lefzen. Er hatte sie ihm während seiner Flucht zugefügt: Heimdall, der Wächter der Regenbogenbrücke Bifröst, die Asgard und Midgard miteinander verband. Nachdem Fenrir durch den Fluss geschwommen und von der Insel Lyngwe geflohen war, war er über das Idafeld gerannt. Sein Weg hatte ihn geradewegs zu Bifröst geführt. In einem letzten verzweifelten Versuch ihn aufzuhalten, hatte Heimdall das Schwert gezogen und Fenrir hart im Gesicht getroffen. Fenrir war über den Wächter hinweggesprungen, aber Heimdall hatte die Asen zusammengerufen und nun verfolgten sie ihn erbarmungslos.

      Mit einem Mal blieb Fenrir stehen. Drohend hob er die Lefzen und bleckte seine Reißzähne. Ein langer, hagerer Mann stand vor ihm und streckte die Hand nach ihm aus. Er trug einen roten Klappenrock und eine weite Hose gleicher Farbe, die in schwarzen Stiefeln steckte. Lange dunkle Haare umrahmten sein Gesicht. Links und rechts der Oberlippe wuchs ein Bart in zwei langen Strähnen, ebenso am Kinn. Seine dunklen Augen blickten liebevoll unter dünnen, geschwungenen Brauen.

      „Was? Erkennst du mich etwa nicht?“, sprach er Fenrir an.

      Fenrir schüttelte den Kopf, doch nicht, weil er die Frage verneinen wollte. Vielmehr war es ein Reflex, um das Schwert aus seinem Maul zu bringen, das schon ebenso lang in seinem Schlund steckte, wie er gefesselt war.

      „Lass mich dir helfen“, bot sich der Mann an und mit einer raschen Bewegung riss er das Schwert aus dem Wolfsrachen. Ein Aufheulen begleitete die Handlung und Fenrirs Augen füllten sich mit Tränen. Die Waffe war entfernt, doch Fenrir vermochte das Maul nicht zu schließen. Rasch trat der Mann näher und fasste den Unterkiefer des Wolfs. Mit beiden Händen zog er den Kiefer nach vorne. Abermals heulte Fenrir auf, doch diesmal schloss er das Maul und nickte dankbar. Schon wandte er wieder den Kopf. Von fern trug ein Windhauch den Geruch der Verfolger heran.

      Der Mann hob den Blick. „Flieh! Ich werde nicht zulassen, dass sie dich abermals mit diesem Band fesseln.“ Er ließ seine Hand über die Verletzung des Wolfs streichen, ohne sie zu berühren. „Sie werden dir nichts mehr tun“, flüsterte er mitfühlend. Dann krümmte er sich auf einmal und stürzte. Kaum dass seine Hände den Boden berührten, glaubte Fenrir in einen Spiegel zu sehen.

      „Lauf, du Dummkopf!“, knurrte der andere Wolf und Fenrir, der nun die kräftigen Tritte seiner Feinde auf dem Boden spürte, rannte los. Der zweite Wolf nahm das Schwert zwischen die Zähne und wartete, bis er Heimdall und sein Gefolge am Horizont ausmachte. Als ihre Rufe erkennen ließen, dass sie ihn entdeckt hatten, rannte er in entgegengesetzter Richtung zu Fenrir davon. Mit geschickten Sprüngen verschwand er im Schatten und zog die Verfolger mit sich.

      1. Kapitel

      

      Thea schob das Headset zurecht und drückte hektisch die Maustaste. Feuerbälle hagelten auf ihre Gilde herab, die Lebensanzeigen der Spieler schrumpften in atemberaubender Geschwindigkeit. Eine Master-Quest hatte die „Eternal Dragons“ tief in feindliches Territorium geführt. Durch ein weites Waldgebiet hatten sie sich bis zu diesem Ort vorgekämpft und eine riesige, goldene Drachenstatue umringt. Einer befreundeten Gilde zufolge mussten sie auf diese Statue einschlagen, bis diese zum Leben erwachte. Lange war Theas Gilde unentdeckt geblieben, doch statt der zu erwartenden Belohnung fanden sie sich nun von den „Wächtern des Friedens“ und den „Heroes and Thieves“ umringt, deren Mitglieder alle gleichzeitig auf sie einschlugen. Panicgirl war ihnen bereits zum Opfer gefallen.

      Theas Augen flogen über den Bildschirm, während sie mit fieberhaften Klicks die einzelnen Menüpunkte öffnete. Abwechselnd führte sie ihrer Figur Mana zu, um ihre Magieleiste wieder aufzufüllen, und wirkte mächtige Heilzauber über ihre Gruppe. Während Panicgirl übelste Flüche und Verwünschungen in den Gildenchat spie, versuchte Thea, den Anweisungen der Gruppe zu folgen. Dabei behielt sie die einzelnen Lebensbalken ihrer Mitspieler stets im Blick.

      „Reg dich ab, Panicgirl! Komm einfach wieder. Wenn du dich beeilst, bekommst du sicher so viele Erfahrungspunkte, dass du diesen Unfall gar nicht bemerken wirst“, klang es gleichzeitig aus Theas Headset und an ihrer Seite. Sie drehte den Kopf und sah zu Tom herüber, der auf seinen Laptop starrte und dabei immer wieder klagte, weil etwas nicht nach seinen Vorstellungen lief.

      „Sollten wir nicht besser schauen, dass wir schnellstens wegkommen?“, fragte Thea in seine Richtung.

      Tom antwortete, ohne von seinem Laptop aufzuschauen: „Und die ganze Quest in den Wind schießen? Niemals! Wir werden mit denen schon fertig.“

      Wieder klickte Thea fieberhaft die Maustasten. Ihre Zauberin flüchtete aus dem Pulk der Spieler und platzierte sich an den Rand der Auseinandersetzung. Sofort eilten ihr drei feindliche Spieler hinterher. Unbarmherzig hieben sie auf Theas Zauberin ein, sodass sie abermals um ihr Leben rennen musste und die Rufe ihrer Gilde nach Heilung wirkungslos blieben.

      „Haltet mir diese Deppen vom Leib!“, rief Thea. Während sie sich von den Feinden wegklickte, lösten sich Sasquatch und Migmus aus dem Tumult und rückten Theas Verfolgern auf die Pelle.

      „Wo ist eigentlich dieser nervige kleine Zwerg, wenn man ihn braucht?“, brummte Tom.

      „Sprichst du von Tiray? Juli kann nichts dafür, dass ihre Eltern plötzlich auf Familie machen“, ergriff Thea Partei für ihre Freundin.

      „Heilen! Heilen!“, dröhnte es aus den Lautsprechern und Thea wirkte rasch einen Zauber auf die Gruppe. Abermals fand sie sich umringt von gegnerischen Spielern. Ihr HP-Balken schrumpfte in erschreckender Geschwindigkeit.

      „Malefiz, Hilfe!“, rief sie, aber der Zauberer bewies wiederholt, dass er besser einen anderen Charakter gewählt hätte. Zwei Klicks später fiel Fengurd leblos zu Boden und Thea schleuderte wütend ihre Maus zur Seite.

      „Großartig, Malefiz!“, murrte sie und ein geteiltes Raunen drang durch den Gildenchat.

      „Malefiz, du Idiot! Du machst deinem Namen wieder ganze Ehre!“, knurrte Tom ungehalten. Während er wild auf seiner Maus klickte und seine Figur rasch aus dem Getümmel brachte, gab er Befehl zum Rückzug.

      Thea äugte von ihrem Platz aus auf Toms Laptop und beobachtete, wie die Gruppe auseinanderstob. Aus ihrem Headset drangen immer wieder Flüche. Viele ihrer Gildenmitglieder fielen ohne die Unterstützung Theas der feindlichen Truppe zum Opfer. Besiegt lösten sie sich auf und erschienen kurz darauf an dem Platz, auf dem Theas Spielfigur stand.

      „Das war ein Schuss in den Ofen!“, quakte Sid. Um seinen Worten Ausdruck zu verleihen, ließ er seinen Löwenmenschen wütend schreien.

      „Das kannst du laut sagen“, seufzte Thea.

      Überreiztes Klicken zu ihrer Seite ließ sie abermals zu Tom schauen.

Скачать книгу