Die Midgard-Saga - Jötunheim. Alexandra Bauer

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Die Midgard-Saga - Jötunheim - Alexandra Bauer

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style="font-size:15px;">      „Was?“, rief Thea aus und legte erschrocken die Hand auf den Mund, da sie fürchtete, mit ihrem Schrei das ganze Haus geweckt zu haben. Sofort senkte sie die Stimme: „Weißt du, was beim letzten Mal hier los war, als wir zurückgekehrt sind? Julis Eltern hatten schon zwei Tage, nachdem sie nichts von ihr hörten, die Polizei informiert. Kaum standen die Beamten vor unserer Tür, um nach ihr zu suchen, war es wohl auch mit deinem Zauber vorbei. Meine Mutter ist durchgedreht. Die Polizei hat eine Großfahndung nach uns eingeleitet. Juli und ich durften uns zwei Monate lang nicht mehr sehen. Meine Mutter hat mich zur Schule gebracht und wieder abgeholt! Wegen Vertrauensverlust, sagte sie. Es war entwürdigend!“

      „Verstehe ich nicht. Sie hätten doch froh sein müssen, dass ihr wieder da gewesen seid“, staunte Wal-Freya.

      „Das waren sie für eine Minute. Das legte sich aber rasch, als wir ihnen erzählten, dass wir uns davongestohlen haben, um ein Festival zu besuchen“, erwiderte Thea.

      „Ein … Festival?“ Wal-Freya hob ungläubig die Augenbrauen. „Warum erzählt ihr so etwas?“

      „Hätten wir behaupten sollen, wir seien entführt worden?“

      Wal-Freya nippte an ihrem Kaffee. „Wir hatten euch doch entführt“, erwiderte sie ungerührt.

      „Und das hätten wir dann bei der Polizei angegeben? Entschuldigen Sie, wir sind nach Asgard entführt worden, von Thor und Wal-Freya.“

      Wal-Freya lachte und erntete einen bösen Blick von Thea. Die Walküre verschränkte die Arme. „Es hätte der Wahrheit entsprochen.“

      „Das hätten sie uns doch nie geglaubt!“

      Wal-Freya schmunzelte amüsiert. „Wie gerne hätte ich das Gesicht des Beamten gesehen, wenn du ihm das erzählt hättest!“

      „Genau deswegen! Wir hätten als Lügner dagestanden, obwohl es der Wahrheit entsprach!“

      Wal-Freya runzelte die Stirn. „Du hattest doch schon Tage vorher bei der Polizei angegeben, dass dich ein Thor belästigte. Warum hätten sie es nicht glauben sollen? Mit der Entführungstheorie wäre euch eine Menge Ärger erspart geblieben.“

      „Wir dachten, es sei unehrlich und es wäre die beste Idee, es so zu lösen.“

      „Ihr wolltet ehrlich sein mit einer Lüge? Das ist doch absurd!“

      Thea hob abwehrend die Hände. „Wir konnten ja nicht ahnen, dass fast 500 Beamte tagelang jeden Stein nach uns umgedreht haben. Meine Mutter dachte tatsächlich an eine Entführung. Das ganze Umland war in Aufruhr.“

      „Verständlich. Und dass sie dann durchgedreht sind, wenn ihr erzählt, dass ihr einen Ausflug gemacht habt, ist noch verständlicher! Das ist dein drittes Leben, Thea, und trotzdem ist dir nichts Besseres eingefallen?“, konterte

       Wal-Freya vorwurfsvoll und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. „Wo ist Juli jetzt?“

      „Ihre Eltern haben sie auf eine Geschäftsreise mitgenommen. Sie ist schon zwei Wochen vor Ferienbeginn abgereist. Ihre Eltern haben geschworen, sie nicht mehr alleine zu Hause zu lassen, bis sie achtzehn Jahre alt ist.“

      Wal-Freya holte Luft, um zu antworten, verharrte aber augenblicklich, als sie Tom im Türrahmen stehend entdeckte. Überrascht runzelte er die Stirn.

      Thea fuhr auf und sprang von ihrem Stuhl. „Tom!“

      „Guten Tag“, grüßte er Wal-Freya höflich und blickte verunsichert zu Thea. „Ich habe mich gefragt, wo du bleibst.“

      Die Frage hinter seiner Erklärung füllte den Raum, wie der Duft des Kaffees.

      „Das ist …“, Thea suchte verzweifelt nach einer Ausrede. „Tante Freya. Sie liebt Rollenspiele.“

      Wal-Freya senkte den Kopf, runzelte die Stirn und sah Thea prüfend an, während Tom seinerseits Blickkontakt mit der fremden Frau suchte.

      „Rollenspiele?“, hörte Thea die Stimme der Walküre vorwurfsvoll in ihrem Geist. Thea schnappte nach Luft. Es war Brisingamen, das ihr und Thea die Macht dazu verlieh, in der Gedankensprache zu sprechen. Thea hatte die Fähigkeit während ihrer Reise in Niflheim erworben, dennoch war es ihr nach so langer Zeit fremd. Sie bereute ihre rasch gesuchte Antwort, hätte sie doch mit Wal-Freya im Geheimen eine gemeinsame Geschichte finden können, die sie Tom dann präsentierte.

      „Bitte Wal-Freya, mach mit! Ich weiß nicht, wie ich Tom das erklären sollte!“, flehte Thea.

      „Live Rollenspiel, oder? Coole Sache! Wo machen Sie das?“, fragte Tom interessiert und nahm ohne Umschweife am Tisch Platz.

      Mit einem herausfordernden Lächeln zu Thea lehnte sich Wal-Freya zurück. „In Asgard“, erklärte sie ungerührt.

      Thea atmete hörbar ein. Schon lehnte sich Tom vor. In seinen Augen blitzte Begeisterung. „In Asgard? Heißt so Ihre Spielwelt? Ist das nicht eine Götterstadt?“

      Mit einem Zucken der Augenbrauen erwiderte Wal-Freya: „Genau genommen ist es die Götterstadt.“ Abermals blickte sie provozierend zu Thea.

      Diese stand schon hinter Toms Stuhl, um ihn mit einem Rütteln an der Lehne zum Aufstehen zu bewegen. „Vielleicht könnt ihr das ein anderes Mal besprechen“, wehrte sie ab. „Es ist Zeit für dich zu gehen, Tom! Meine Mutter wird bald aufstehen.“

      „Hey, bleib locker! Du tust gerade so, als würde ich das erste Mal bei dir am Frühstückstisch sitzen“, lachte Tom.

      Wal-Freya hob die Augenbrauen und sah zu Thea, die abwehrend die Hände vor den Körper streckte. „Nicht was du jetzt denkst!“

      Wal-Freya spitze die Lippen. „Ach? Nicht?“ Sie musterte Tom. „Das ist doch ein gut aussehender junger Mann. Den solltest du dir nicht entgehen lassen. Schwarze Strubbelhaare, ein süßes Bärtchen. Er erinnert mich an einen Musketier, den ich mal kannte.“

      Da ihm die Röte ins Gesicht stieg, senkte Tom den Kopf, strich sich durchs Haar und brachte dabei scheinbar ein paar Wirbel in Form. „Vielleicht sollte ich wirklich gehen“, lenkte er diplomatisch ein.

      „Genau! Ich denke nicht, dass jetzt die Zeit dafür ist, das zu besprechen“, wehrte Thea ab.

      Schmunzelnd lehnte sich Wal-Freya in ihren Stuhl zurück. „Wir haben schon noch ein wenig Zeit. Also mich würde es interessieren“, sagte sie herausfordernd. „Ich bin schließlich auch Liebes…“

      „Noch einen Kaffee?“, unterbrach Thea sie rasch, wirbelte herum und nahm Wal-Freya die Tasse aus den Händen. „Warum tust du das?“, fragte sie dabei in der Gedankensprache und sah sie durchdringend an.

      „Ich bin interessiert an deinem Leben, das ist alles“, rechtfertigte sich Wal-Freya und setzte eine Unschuldsmiene auf.

      „Du bist eine Göttin! Du weißt doch, was los ist!

      „Glaubst du, ich schwirre die ganze Zeit über dir und gucke zu, wie du dein Leben gestaltest?

      Tom erhob sich. „Ich hole meine Sachen.“

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