Die Midgard-Saga - Jötunheim. Alexandra Bauer

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die Gilde aus ihrem Ohr zu bekommen. Konzentriert lauschte sie in die Stille hinein, aber nur das Klicken von Toms Maus und hier und da ein paar von ihm ausgestoßene Flüche waren zu hören.

      „Ich gehe mir etwas zu trinken holen“, erklärte sie.

      „Mach das. Hier kannst du gerade nicht helfen“, bestätigte Tom.

      „Keinen Finger werde ich mehr für Malefiz krümmen“, prophezeite Thea verstimmt. Dabei spielte sie nachdenklich mit dem Amulett und betrachtete es. Hatte ihre Einbildung ihr einen Streich gespielt? Schon stand sie auf, packte in der Bewegung die Schwerttasche und warf sie sich über den Rücken.

      „Wohin willst du denn jetzt damit?“, fragte Tom verblüfft.

      „Nur was nachsehen“, antwortete Thea abwehrend.

      Tom runzelte die Stirn, beließ es aber bei dieser Geste und kümmerte sich wieder um das Spiel.

      Thea bedachte ihn mit einem flüchtigen Blick und nahm die Treppe nach unten. Sie erwischte sich dabei, dass sie noch immer nachdenklich an dem Amulett fingerte.

      Erst als sie sich in sicherer Entfernung befand, wagte sie es, in Gedanken den Namen der nordischen Göttin zu rufen. Wal-Freya? Wehmütig dachte sie an die oberste der Walküren zurück, die ihr das Amulett nach ihrem gemeinsamen Abenteuer überlassen hatte. In Niflheim hatte sie es Thea anvertraut und ihr gesagt, dass sie damit stets in Verbindung stehen würden. Es war ein Teil von Wal-Freyas magischer Halskette Brisingamen und mit Magie belegt. Seit sie zurück in Midgard war, hatte Thea keinen Kontakt mehr mit der Liebesgöttin und obersten der Walküren gehabt, zumindest glaubte sie das.

      „Wal-Freya?“, rief sie abermals, aber sie vernahm keine Antwort. Möglicherweise hatte sich Thea geirrt und ihr Wunsch nach einer Botschaft hatte ihr einen Streich gespielt.

      In der Küche angekommen, öffnete sie den Kühlschrank. Sie schenkte sich gerade ein Glas Orangensaft ein, da klopfte es an die Haustür. Stirnrunzelnd sah Thea auf die Uhr. Es war mitten in der Nacht! Sie stellte das Glas ab, ging zur Tür und öffnete diese ein Stück. Sofort befand sich eine Hand im Spalt, welche die Tür gegen Theas Willen aufdrückte. Überrumpelt stolperte Thea zurück. Atemlos beobachtete sie, wie eine Person an ihr vorbei eilte. Dunkle Haare wehten lang um ihre Schultern, eine weiße Strähne zog sich entlang der Stirn und steckte mit einem Teil des restlichen schwarzen Haares hinter dem linken Ohr. Ein schwerer Umhang wehte um ihre Stiefel, mit denen die Person geradewegs ins Wohnzimmer schritt. Sofort kehrte sie zurück, spähte in die Küche und öffnete die Tür des Gästeklos, um auch dort einen Blick hineinzuwerfen. Erst dann trat die Frau auf Thea zu und nahm sie zur Begrüßung in den Arm.

      „Thea! Wie geht es dir?“

      „Wal-Freya“, staunte Thea und erwiderte die Umarmung.

      Die Walküre betrachtete Thea eine Armlänge entfernt. Eine Weile sahen sie sich einfach nur an, froh einander wieder zu sehen. Dann fuhr Wal-Freyas Hand über den Riemen auf Theas Brust. „Du hast es bei dir, sehr schön!“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Du bist gewachsen! Gut siehst du aus.“

      „Das kann ich nur erwidern. Aber du bist nicht den ganzen Weg aus Asgard gekommen, um mir das zu sagen!“, erwiderte Thea überrumpelt.

      Wal-Freya schüttelte den Kopf. „Nein, gewiss nicht.“ Ihre Miene wurde für einen Augenblick von Sorge überschattet, dann lächelte sie aufmunternd. „Lass uns sitzen! Ich bin ganz scharf auf einen Kaffee.“

      Thea musste lachen. „Auf einen Kaffee?“ Sie ging in die Küche, nahm eine Tasse aus dem Schrank und stellte sie unter den Auslauf der Maschine. „Ihr seid Götter. Es sollte euch irgendwie gelingen, Kaffee in Asgard zu kochen.“

      Lachend legte Wal-Freya einen Arm über den Kopf. „Wir reisen gerne nach Midgard und trinken Kaffee.“

      „Ich hörte, der soll besonders gut in Italien sein“, erwiderte Thea keck.

      Wal-Freya faltete schmunzelnd die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich im Stuhl zurück. „So, hast du das? Ich hörte, bei dir soll er auch besonders gut sein und das bei hervorragender Gesellschaft.“

      Das Mahlwerk unterbrach sie. Thea wartete, bis Milch und Kaffee sich dampfend vermischten, dann nahm sie das Getränk aus der Maschine. Mit einer angedeuteten Verbeugung stellte sie die Tasse vor Wal-Freya ab. Diese bedankte sich, umfasste das Gefäß mit beiden Händen und hielt seufzend die Nase darüber.

      „Dieser Geruch ist so einzigartig!“

      Theas Herz klopfte gleichzeitig vor Freude und Aufregung. Erwartungsvoll nahm sie neben der Wanin Platz. Diese nippte an der Tasse und sah Thea über den Becherrand an.

      „Ich wollte nach dem Rechten sehen“, erklärte sie, als Theas Blick fordernder wurde.

      Thea klangen noch immer die Worte der Walküre in den Ohren, die sie damals zum Abschied gesprochen hatte und welche eine Aussicht auf ein Wiedersehen völlig unwahrscheinlich erscheinen ließen. Sie war sich sicher, dass

       Wal-Freya nicht gekommen war, um einen Kaffee zu trinken. Geduldig wartete sie, bis Wal-Freya einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse genommen hatte, dann hob Thea die Augenbrauen und legte den Kopf zur Seite.

      „Fenrir ist entkommen“, erklärte Wal-Freya endlich.

      Theas Augen weiteten sich. „Fenrir? Aber … Oh mein Gott!“

      Unwillkürlich sprang Thea auf. Fenrir, der Wolf, der sich am Weltenende von seiner Kette losriss! Der Ragnarök brachte! In einer einzigen Sekunde schossen ihr tausend Gedanken durch den Kopf.

      Wal-Freya machte eine beschwichtigende Handbewegung und zog Thea zurück auf den Stuhl. „Keine Sorge, nichts ist passiert!“

      Thea legte die Hände über dem Tisch zusammen und versuchte ruhig zu atmen. „Ich verstehe nicht. Fenrir frei … wie das?“

      Wal-Freya schüttelte leicht den Kopf. „Niemand kann es erklären.“

      „Odin?“, fragte Thea vorsichtig.

      „Erfreut sich bester Gesundheit. Fenrir hat nicht versucht, ihn anzugreifen. Er lief geradewegs davon.“

      Thea rieb sich die Augenbrauen. „Was hat das zu bedeuten?“

      „Niemand weiß es.“

      „Besagt die Weissagung der Völva nicht das Ende der Welt, wenn Fenrir frei ist?“ Verlegen knetete Thea ihre Finger. „Verzeih, ich konnte mir die ganzen Lieder schon nicht merken, als ich noch unter den Wikingern lebte. Aber wenn Fenrir sich losreißt, ist die Schlacht auf dem Idafeld doch schon in vollem Gange?“

      „Wigrid“, verbesserte Wal-Freya. Sie schüttelte den Kopf. „Da geben wir dir das Wissen gleich zweier Leben zurück, damit sie dir in diesem nützlich sind und jetzt sagst du mir, Fengur hat das nie gewusst? Njal etwa auch nicht?“

      Thea hob in einer Geste des Bedauerns die Hände.

      „Sei es drum. Die Prophezeiung scheint ohnehin hinfällig zu sein. Seit Loki sein Schicksal änderte, ist alles aus den Fugen geraten.“

      „Ich werde Kyndill jetzt noch aufmerksamer bewachen“, versprach Thea, die

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