Diener des Feuers. Karin Kehrer

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Diener des Feuers - Karin Kehrer Diener des Feuers

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den Stein gesehen. Das Abbild von Myn Fantrix. Er lag neben Madryls verbranntem Kopf, einfach so. Er musste aus dem Beutel gefallen sein und der Mörder hatte ihn übersehen. Sel Dragmon hatte ihn verschwinden lassen, ihn fortgeschickt, irgendwohin. Eine reine Instinkthandlung, denn ihm war nicht bewusst gewesen, um welch besonderes Kleinod es sich handelte. Erst die Ratsversammlung hatte ihm die Augen geöffnet. In seiner Panik, der Mörder könne den Verlust bemerken, zurückkommen und ihn bei Madryls Leiche finden, hatte er nicht darauf geachtet, wohin er den Stein gesandt hatte. Aber Yal würde ihn natürlich finden. Wahrscheinlich bald.

      Syluva seufzte leise und holte ihn damit zurück in das Jetzt.

      Sel Dragmon stöhnte. Wenn Varruk herausfand, was er getan hatte, war sein Leben verwirkt.

      „Sel? Ist alles in Ordnung mit dir?“ Die Erdmagierin starrte ihn ängstlich an.

      Er schüttelte den Kopf. „Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht die Last meiner Gedanken mit dir teilen, verzeih mir. Es ist besser, wenn du jetzt gehst.“

      Syluva Karamon nickte müde. „Ja, wahrscheinlich. Es – es tut mir leid. Ich wünschte …“ Sie verstummte.

      Er geleitete sie zum Ausgang. Sie reichte ihm die Hand und sah ihn seine Augen. „Pass gut auf dich auf, Sel. Mir gefällt das alles nicht.“

      Sie wusste so gut wie er, dass Varruk überall seine Feuervögel aussandte, um die Magier zu bespitzeln und sich von ihrer wahren Gesinnung zu überzeugen.

      Syluva wandte sich ab und stieg den Berg hinunter. Sel Dragmon blickte ihr nach, bis sie um eine Wegbiegung verschwand. Er atmete tief durch. Nichts deutete darauf hin, dass Gefahr drohte. Zu seinen Füßen lag das Hügelland von Findward und in der Ferne konnte er das Meer schimmern sehen. Er hatte sich im Gebirge von Kend niedergelassen, das die Grenze zwischen der gleichnamigen Provinz und dem Teil Findwards bildete, welcher Halfyd genannt wurde. Die dritte Provinz hieß Fallnon und war zum größten Teil von Wald bedeckt.

      Sel Dragmon liebte die schroffen Bergketten von Kend, ihre aromatische Vegetation. Und er war mit den Zwergen befreundet, die hier ihre Bergwerke betrieben.

      Ein leises Geräusch ließ ihn zusammenzucken. Auf die Zwergkiefer neben seiner Haustür hüpfte ein leuchtend roter Vogel, flatterte hoch, stieß pfeilschnell in den Himmel, wie ein feuriges Geschoss.

      Ein heißes Prickeln schoss durch Sel Dragmons Herz. Er drehte sich um, eilte in sein Haus. Rasch löschte er die Lampen, warf einen argwöhnischen Blick auf das Kaminfeuer. Brannte es heller als sonst?

      Nein. Er musste sich getäuscht haben.

      Er brauchte Erde, um das Kaminfeuer zu ersticken. Zusammen mit einem Abwehrspruch würde es Varruk daran hindern, das feurige Element auf Sel Dragmon zu hetzen.

      Wieviel hatte der Feuermagier von seiner Unterredung mit Syluva gehört? Hatte er seine Gedanken aufgefangen? Auf jeden Fall musste er verschwinden, sich irgendwo verstecken. Es würde höchstens ein, zwei Tage dauern, dann hatte Varruks Bote die Nachricht überbracht und der Feuermagier würde nicht zögern, den Verräter auszuschalten.

      Ein leises Kichern ließ ihn wie angewurzelt stehen bleiben.

      Auf dem Fensterbrett saß der Feuervogel.

      „Was? Varruk? Wie …?“

      Ach, mein Lieber. Du weißt so wenig über Feuermagie und darüber, wie mächtig ich bin. Und deine Gedanken sind ein offenes Buch, in dem ich sehr wohl zu lesen weiß. Varruks Stimme füllte seinen Kopf.

      Sel Dragmon keuchte. Ich – ich habe diesen Stein nur in Sicherheit gebracht. Ich wollte ihn dir nicht vorenthalten. Und ich wusste nicht …

      Varruk lachte. Aber sicher doch. Du hast einfach verabsäumt, es mir zu erzählen. Ein dummes Versehen, nicht wahr?

      Der Feuervogel hüpfte zum Kamin. Ehe Sel Dragmon auch nur mit der Wimper zu zucken vermochte, hatte sich das Tier in die Flammen geworfen.

      Mit einem schrillen Schrei fauchte eine Feuergarbe hoch, sprühte einen Funkenregen über den Erdmagier. Flammen setzten sich in Sel Dragmons Haaren fest und verteilten sich auf seinen Kleidern. Er schlug mit den Armen um sich – vergeblich. Gierig knisternd fraßen sich Funken durch den Stoff in seine Haut, griffen auf die Haare über. Im Nu brannte er lichterloh.

      Kreischend jagte er aus dem Haus, eine lebende, taumelnde Feuersäule. Hell loderte die todbringende Glut, erstickte seine Schreie. Noch einmal bäumte sich der Gemarterte auf, dann brach er zusammen. Flämmchen züngelten über den Überresten des Erdmagiers und der Gestank nach verbranntem Fleisch lag in der Luft. Mit einem Fauchen verlöschte die Glut, ließ einen Haufen weißer Asche zurück. Ein beinahe zärtlicher Windstoß zerteilte sie, ließ für einen Moment eine Wolke aus Flocken aufstieben.

      Sel Dragmons Todesurteil war vollzogen.

      Kapitel 9

      Wie immer verspürte Catherine keinen großen Hunger, stocherte lustlos in ihrem Salat herum, während Linda ihre mit Hackfleisch und Zwiebeln gefüllten Pasties mit sichtlichem Genuss verspeiste.

      Nach dem vergeblichen Versuch Lindas, sie mit gemeinsamen Erlebnissen aus der Vergangenheit aufzuheitern, kehrte Catherine in ihr Hotelzimmer zurück. Sie hatte sich in den Four Winds eingemietet, einer Frühstückspension gleich in der Nähe des King Arthur’s Castle Hotels. Die Pension lag etwas abseits des Ortes, blieb also vom Trubel der Touristen weitgehend verschont.

      Catherine trat an das Fenster, öffnete es weit und atmete die feuchte Luft ein, die vom Meer herüber wehte.

      Das große Hotel mit seinen vielen Lichtern war zu sehen und für einen Moment wünschte sie, mit Linda gegangen zu sein, so wie früher. Sie hätte mit ihrer Freundin in der Hotelbar einen Gin Tonic getrunken und sich über alte Zeiten unterhalten, als die Welt noch in Ordnung war und sie beide unbeschwert und frei.

      Linda hätte mit ihr gelacht, nicht ohne ihre Blicke durch den Raum schweifen zu lassen, immer auf dem Sprung, falls ein attraktiver Mann auftauchen sollte.

      Wie weit war das alles jetzt weg! Unwahrscheinlich, dass sie jemals an solch harmlosen Vergnügungen Freude gefunden haben konnte!

      Ihr Blick fiel auf die Schachtel mit Pralinen, die Linda gekauft hatte. Es war ihre Lieblingssorte gewesen – früher. Sie hatte sie auf das Bett gelegt, abgelenkt durch den Wortschwall ihrer Freundin. Nun schien die Schachtel sie anzustarren. Vorwurfsvoll und verwundert, dass sie so unbeachtet dalag.

      Catherine hatte immer gerne Schokolade gegessen, aber seit dieser unendliche Kummer ihre Kehle zuschnürte, verspürte sie auch darauf keine Lust mehr. Unschlüssig nahm Catherine die Schachtel hoch, drehte sie in den Händen. Mit einer heftigen Bewegung riss sie das Cellophan ab und hob den Deckel. Der Geruch der Schokoladestückchen stieg ihr in die Nase. Er verursachte Übelkeit und ließ den alt vertrauten Kloß im Hals entstehen.

      Sie erinnerte sich.

      Ihr fünfundzwanzigster Geburtstag, vor ziemlich genau zwei Jahren.

      Paul hatte sie in dieses sündteure, französische Restaurant eingeladen. Sie hatte ihr neues Kleid angezogen, das hellblaue mit dem tiefen Rückenausschnitt und dem weiten Rock. Er hatte ihren nackten Rücken gestreichelt, bevor

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