Pit Summerby und die Magie des Pentagramms. Hans Günter Hess

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Pit Summerby und die Magie des Pentagramms - Hans Günter Hess

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Schadenfreude kommt zu früh, ihr Kichererbsen, ihr könnt gleich beweisen, dass ihr besser seid.“

      Dann ging er zum Lehrertisch, nahm eine Handvoll Zettel, die er immer für solche Situationen mitführte und teilte sie aus. Alle wussten, was kam. Sie schrieben wie auf Befehl ihre Namen ans Kopfende.

      „So, nun könnt ihr in aller Stille übersetzen. Ich wiederhole es noch einmal: Für a schreibt ihr ‚Klim' und für b ‚Bim'!“

      Plötzlich herrschte geschäftige Stille. Niemand traute sich abzugucken oder mit dem Nachbarn zu korrespondieren. Berg reagierte bei Schummeleien stets konsequent und ahndete schon den kleinsten Versuch mit dem Abkassieren des Blattes. Alle wussten, was danach kam und ließen das Mogeln sein. Eine ehrlich erworbene Sechs galt bei ihm allemal als bessere Variante gegen eine durch Betrug vorgetäuschte bessere Leistung. Selbst das Einsammeln der Bögen unterlag einem Ritual. Jeder, der seine Aufgabe gelöst hatte, musste die beschriebene Seite umdrehen und das durch seine Sitzhaltung anzeigen. Berg ließ dann in jeder Bankreihe von einem Schüler die am Ende postierten Lösungen abholen, auch die, wo nichts oder nur ein Teilergebnis drauf stand. Unruhe kam meist auf, wenn die Aktion abgeschlossen war. Diesmal herrschte aber ein durch Spannung geprägtes Schweigen.

      Berg legte den Stoß Zettel fast andächtig auf seinen Tisch, konnte es aber nicht verkneifen, einen Blick auf den obersten zu werden. Stirn runzelnd nahm er ihn genauer in Augenschein.

      „Dass du ein so schlechter Übersetzer bist, hatte ich nicht gedacht, Giuseppe. Noch nicht einmal das, was Mia vorgetragen hat, stimmt bei dir. So bekommst du deine Leistungen in Mathe nicht in den Griff.“

      Der schnellte hoch. Sein südländisches Temperament ging wieder einmal mit ihm durch. „Hab ich doch gestern schon gesagt“,

      protestierte er aufgebracht,

      „dass ich Mathe als Sänger nicht brauche. Miss Piggy kann das bestätigen.“ Erschrocken hielt er inne und senkte seine Augen.

      „Entschuldigung, ich meinte natürlich Frau Seidenfad.“

      Alle Blicke flogen nach hinten, wo die Referendarin saß. Die lächelte nur, kein Anzeichen einer beleidigten Miene. Wieder wendeten sich die Augen. Jetzt hafteten sie an Berg. Was würde der wohl sagen? Etwas irritiert erteilte er Giuseppe eine Lektion, die Folgen haben sollte.

      „Ich weiß zwar nicht, wen du mit Miss Piggy gemeint hast. Du wirst es mir sicherlich noch erklären!“,

      begann er, den Ahnungslosen spielend,

      „Aber eins weiß ich mit Sicherheit, dass du auch als Sänger ein wenig Mathematik beherrschen solltest. Denk einmal an das große Geld, was du später kassierst. Du bist nicht in der Lage es richtig zu verwalten, weil du nicht rechnen kannst. Die, die um dich herum sind, kriegen das ganz schnell mit und betrügen dich nach Strich und Faden. Am Ende bist du pleite und die, die rechnen können, sind durch dich reich geworden. Willst du das? Ich gebe dir eine letzte Chance. Du lernst die Formeln bis morgen, von mir aus kannst du sie auch singen.“

      Der Spannung im Raum folgte ein befreiendes Lachen. Einige schauten schadenfroh auf Giuseppe. Jetzt konnte er beweisen, was er drauf hatte, dachten sie wohl. Auch Pit dachte das, aber Schadenfreude stellte sich nicht ein. Ihn quälte vielmehr die Tatsache, dass er nicht sicher war, ob er die Aufgabe fehlerfrei gelöst hatte. Schließlich wollte er einmal Techniker werden, da musste man mehr als das ‚Kleine Einmaleins' beherrschen. Erschrocken sprang er auf, als ihn Berg aufforderte, die Formeln in der üblichen Ausdrucksweise an die Tafel zu schreiben.

      „Aber bitte leserlich!“,

      schob er hinterher, der Pits liederliche Schrift nur zu gut kannte. Noch während er schrieb, musste die restliche Klasse zweistellige Zahlen so zerlegen, dass sie durch eine Summe oder Differenz aus leicht berechenbaren Zahlen ersetzt werden konnten, beispielsweise 13 durch 10 + 3 oder 17 durch 20 - 3. Das begriffen die Meisten auch sehr schnell, sogar Locke zeigte einen Anflug von Interessiertheit. Meli bekam den Auftrag, an der linken Tafelseite die aufgesagten Beispiele anschreiben. Sie schielte zu Pit rüber, der sich immer noch abmühte, die Formeln halbwegs lesbar auf der anderen Seite zu platzieren. Er spürte ihren Blick. Plötzlich wurde er immer aufgeregter und bekam einen roten Kopf. Das fehlte gerade noch in dieser Situation, ärgerte er sich und wurde total unsicher. Prompt setzte er ein falsches Rechenzeichen ein. Meli schrieb dagegen ruhig und sauber so ziemlich alles auf, was Berg den Schülern entlockte. Nach wie vor hatte sie aber auch Pit im Auge. Als sie seinen Fehler bemerkte, huschte sie zu ihm hin, korrigierte das Zeichen und lief schnell wieder zurück. Berg entging die heimliche Hilfe, nur die Klasse wurde Zeuge dieser kleinen Begebenheit. Pit versank fast vor Scham, er glühte förmlich. Obwohl er seine Aufgabe erledigt hatte, besserte er an einigen Stellen scheinbar schlecht Lesbares aus.

      „Nur nicht umdrehen",

      hämmerte es in seinem Schädel,

      „sonst wissen sofort alle, dass ich mit Meli was habe".

      Die saß aber schon längst wieder an ihrem Platz, als er noch immer vor der Tafel verharrte.

      „Willst wohl da vorne Wurzeln schlagen?“,

      hörte er Bergs ironische Stimme, die ihm unwirklich, wie aus weiter Ferne, auf sein Verweilen aufmerksam machte. Unwillkürlich fasste er sich ans Auge, täuschte ein Staubkorn vor. So konnte er sein Gesicht halbwegs verdecken. Beklemmt schlich er auf seinen Platz. Niemand beachtete ihn, nur Fauli fragte nach seinem Augenproblem und grinste. Noch immer in Gefühlsqualen, nahm er das übrige Geschehen im Klassenraum nicht wahr. Dort bemühte man sich schon, die Quadrate einiger Zahlen mit Hilfe der Zerlegung und der Binomischen Formeln im Kopf zu bestimmen. Das klappte recht gut, und der Eifer einiger wirkte ansteckend. Besonders Dicki brüstete sich, immer als Erster das richtige Ergebnis anbieten zu können, bis er aufgefordert wurde, sein Rechentalent unter Beweis zu stellen. Jetzt saß er in der Falle, denn wie so oft hatte er die Lösungen mit dem versteckten Rechner in seiner Federtasche ermittelt. Stotternd versuchte er, sich zu rechtfertigen. Seine Aufgabe sei besonders schwierig, schwerer als alle bisherigen, stammelte er zusammenhanglos. Aber Berg entlarvte seinen Betrug und drohte mit Konsequenzen. Danach schwieg er beleidigt. Pit wusste, dass er jetzt aus Frust in der nachfolgenden Pause die ganze Tüte mit dem süßen Backwerk in sich hineinstopfen würde. Er selber begriff inzwischen, dass seine Ängste betreffs Meli grundlos waren, er sich quasi umsonst in diese Misere manövriert hatte. Ob es ihm zukünftig gelingen würde, mit seinem Verhältnis zu ihr cooler umzugehen, wusste er nicht. Jedenfalls musste er es versuchen. Die Klasse interessierte am Ende der Mathestunde etwas ganz anderes. Immer noch stand Giuseppes Erklärung im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Berg ließ sie aber zappeln und forderte stattdessen, für die nächste Stunde am Mittwoch alle Hilfsmittel für den Geometrieunterricht mitzubringen, was scheinbar bei vielen auf Gleichgültigkeit stieß. Man wartete immer noch auf Fellinis großen Auftritt. Daraus wurde nichts. Der Lehrer schickte sein Häufchen in die Pause. Während des Hinausgehens tauschte man leise Mutmaßungen aus. Einige Mädchen, die die Referendarin mehrmals höhnisch mit dem Spitznamen bedacht hatten, schwiegen jetzt kleinlaut. Giuseppe befand sich mitten unter ihnen. Plötzlich drehte er sich um, schob die hinter ihm Gehenden zur Seite und drängte zurück in den Klassenraum. Der restliche Trupp blieb wie angewurzelt stehen, keiner sagte ein Wort. Man spürte förmlich, wie sich ihre Ohren spitzten. Drinnen im Klassenraum stürzte Besagter auf Frau Seidenfad zu. Mit erhobenen Händen, fast flehend, stammelte er: „Signorita Seidenfad, ich bitte Sie tausendmal um Verzeihung, nein, hunderttausendmal, für meinen Ausrutscher. Es soll nie wieder vorkommen, das schwöre ich bei meiner Mama.“

      Sein Auftritt endete ganz anders, als die Klasse erwartet hatte. Die Referendarin lachte: „Was für eine großartige Entschuldigung! Aber ich bin nicht beleidigt, als Lehrer muss man auch etwas

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