Pit Summerby und die Magie des Pentagramms. Hans Günter Hess
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Читать онлайн книгу Pit Summerby und die Magie des Pentagramms - Hans Günter Hess страница 21
„Lass dich nicht immer von deiner Mutter in die Schule kutschieren, du fauler Sack. Schwing dich aufs Rad wie Pit, dann bist du bald schlank wie eine Tanne!“
„Bis auf die Tatsache, dass man nicht unaufgefordert in die Klasse quatscht, Herr Faulstich, hast du schon eine Möglichkeit für gesundes Leben genannt.“
Mit dieser teils ironischen Bemerkung wies ihn die Lehrerin zurecht, doch sie ließ auch sein Argument gelten. Es gab aber auch korpulente Mädchen, die zwar gern schlank gewesen wären, aber nichts dafür taten. Ihnen schien das heutige Thema weniger zu passen. Die Helmer wollte aber weniger auf die sportliche Betätigung eingehen, ihr ging es um gesunde Kost. Sie schlug deshalb vor, im Rahmen eines Projektes verschiedene Varianten eines adäquaten Frühstücks zu untersuchen, dabei könnte auch die türkische oder die italienische Küche Pate stehen. Mit diesem Hinweis nahm sie Bezug auf die Gäste und erreichte prompt, dass Giuseppe und Sheila sich als Erste für das Projekt meldeten. Als Nächster folgte Dicki. Es wurde gelacht.
„Ihr werdet schon sehen, dass ich kann, und meine Hilfe braucht ihr sowieso“,
verfiel er wieder in seinen gönnerhaften Stil. Er spielte damit auf das Internet an, von dem er glaubte, er sei der Einzige, der damit umzugehen wusste. Wieder wurde der Unterricht von außen gestört. Der Rektor erschien mit den drei Mädchen im Schlepptau. Er las das Stundenthema an der Tafel, schnappte das Wort „Projekt“ auf und erklärte; „Die jungen Damen haben offenbar mit der gesunden Lebensweise ein Problem. Von ihnen erwarte ich, dass sie sich besonders engagiert an diesem Projekt beteiligen. Außerdem schreiben sie eine Abhandlung über das Thema: ‚Die schädigende Wirkung des Rauchens auf den jugendlichen Organismus‘. Die Beiträge werden der Dokumentation des Projektes beigefügt."
Die Drei schlichen mit betretener Miene auf ihre Plätze. Weder Schadenfreude noch Mitleid begleiteten sie, doch die erneut entstandenen Turbulenzen brachten das Konzept der Pädagogin vollkommen durcheinander. Sie ließ kurzerhand eine Liste durch die Reihen gehen, in die sich die Interessenten für das Vorhaben eintragen sollten, um wenigstens die Teilnehmer namhaft zu haben. Die knappen Minuten bis zum Stundenschluss widmete sie einer Ausschreibung der Landesregierung zum Thema „Das Leben der Menschen am Ende des Zweiten Weltkrieges“. Als Preise für den vorgesehenen Wettbewerb innerhalb der Schulen des Landes wurden Geldprämien, Gruppenreisen und ein Empfang bei der Landesregierung angekündigt. Bis auf Meli, Bingo und Pit stieß das Angebot kaum auf Interesse. Sie gab den Dreien die Unterlagen mit der Überzeugung, dass sie auf fruchtbaren Boden fallen würden. Ergänzend wies sie noch auf die zur Verfügung stehende Zeit hin. Meli übernahm die Mappe und damit auch gleich die Regie. Bingo und Pit hatten nichts dagegen, im Gegenteil, versprach sich doch Pit viele gemeinsame Stunden mit ihr.
Wie von einem Virus verursacht, machte sich schleichend ein unbekanntes Gefühl breit, wenn er nur an sie dachte. Noch konnte er es nicht eindeutig definieren. Es handelte sich um ein Gemisch aus Sehnsucht, Unbeschwertheit, Glück und er fühlte sich unbeschreiblich wohl dabei. Als es klingelte, suchte er sofort Melis Nähe. Viele scharten sich jetzt neugierig um Nicki, die die ungewohnte Aufmerksamkeit der anderen genoss. Das machte Pits Vorhaben leichter. Meli, die interessiert in der Mappe blätterte, saß deshalb allein. Mia, ihre Banknachbarin, war verschwunden. Pit zwängte sich auf ihren Platz. Mutig und doch unsicher griff er nach ihren Arm und hangelte runter bis zu ihrer Hand. Sie ließ es geschehen. Ihn durchrieselte ein Schauer. Er spürte ihre Wärme, das erste Mal mit allen Sinnen. Dann erwiderte sie seinen Druck. Jetzt wäre er am liebsten aufgesprungen und hätte laut gejubelt, aber Mia kam zurück. Instinktiv wollte er Meli loslassen, doch diesmal hielt sie ihn fest. Mia stand daneben, sah alles und guckte verschämt weg.
„Mia plaudert nicht und wenn, was macht’s?“
Trotzdem räumte Pit den Platz . Meli schickte ihm noch einen verliebten Blick, den er aber nicht mehr erwischte, er lieh sein Ohr schon der Menge um Nicki.
Die tönte fast angeberisch;
„Meine Mutter war eben bei Hirschwald und hat wegen der Raucherei einen Megastress gemacht. Irgendeiner von der Straße soll mich erkannt und mich bei ihr verpfiffen haben. Gestern Abend hat sie schon so komisch an meinen Klamotten gerochen und kaum ein Wort mit mir geredet. Ich bekam schon Schiss, dass sie alles meinem Vater petzt, aber das hat sie, Gott sei Dank, gelassen. Kurz bevor ich heute Morgen weg bin, sagte sie nur: ‚Wir sehen uns nachher, mein Fräulein!’ Sie hat mir einen ganz schönen Bammel eingejagt und beim Big Boss aufgemischt, kann ich euch sagen! Wenn der nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen hätte, hätte sie mir womöglich eine runter gehauen."
Meli hatte sich unbemerkt hinter Pit gestellt.
„Was hast du jetzt vor?“,
fragte sie, denn Nickis unangemessenes Auftreten wirkte schon fast peinlich. Irritiert und kleinlauter versuchte sie, sich zu rechtfertigen:
„Ich habe nur geraucht, weil mich Heli einen Feigling genannt hat. Mir war es danach kotzübel. Jetzt hab ich keinen Bock mehr auf Zigaretten. Zu Hause gibt es ohnehin noch Zoff, aber ich weiß schon, wie ich meine Eltern besänftige.“
„Dann wünsche ich dir Glück!“,
rief ihr Meli zu. Andere teilten schon aus Prinzip nicht Melis Meinung.
„Du kuscht doch nur vor deinen Alten!“,
gaben sie kontra, oder
„Warum warst du so blöd und hast dich erwischen lassen?“
Pit zog Meli weg. Bea verfolgte sie mit einem giftigen Blick, aber das merkten sie nicht. Die nächsten Stunden verliefen ruhiger. Die aufregenden Ereignisse vorher forderten ihren Tribut. In der Mittagspause erregte der Schaukasten im Flur Aufsehen. Man drängelte und schubste, um einen Aushang, den Beethoven verfasst hatte, zu studieren. Darin wurden die Schüler aller Klassen aufgefordert, Beiträge in Musik, Tanz und Kunst einzureichen, um das Schulfest am Schuljahresabschluss lebendig und erlebnisreich zu gestalten. Die Besten beabsichtige er, zum Kreiswettbewerb zu schicken, wurde versprochen. Draußen im Hof bildeten sich Gruppen. Giuseppe bestimmte das Geschehen in der größeren. Vor allem Mädchen bedrängten ihn, eine Tanz- oder Gesangseinlage vorzutragen. Er, geschmeichelt von den Verlockungen der Sirenen, tönte, ein einmaliges Event zu geben, an das sich all seine Fans noch lange erinnern würden. Solche Sprüche ließ er öfter ab, da kannte sein Hang zum Übertreiben keine Grenzen. Nach der Mittagspause teilte sich die Klasse. Die beiden Siebener mussten in getrennten Kursen zu Englisch oder Französisch. Meli besuchte den Französischkurs bei Madame Ruck-Zuck. Dort gab es seit kurzem einen sehr aufdringlichen Verehrer aus der 7a. Pit ahnte nichts davon. Ihm lag daran, seine Englischkenntnisse zu verbessern, schließlich wollte er seine Verwandten in den Staaten bei seinem Besuch in ihrer Sprache überraschen. Nach dem Unterricht wartete er auf Meli. Sie kam etwas später, gefolgt von dem Galan. Der redete unentwegt auf sie ein und fuchtelte mit den Armen vor ihr herum. Pit bekam mit, dass er ein Treffen mit ihr zu verabreden gedachte. Selbst als sie vor Pit stand, ließ er nicht ab. Pit wurde wütend, seine Augen blitzten.
„Zieh Leine, lass Meli in Ruhe!“,
zischte er drohend.
„Das bestimmst du doch nicht“,
grinste der andere streitlustig und postierte sich vor ihm auf. Der stieß ihn weg, so dass er einige Schritte rückwärts taumelte. In diesem Moment stellte sich Meli zwischen