Pit Summerby und die Magie des Pentagramms. Hans Günter Hess
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„Weiß ich nicht“ und ging.
Niemand hatte darauf geachtet, dass auch Meli im Klassenraum zurückgeblieben war. Später erfuhr Pit von ihr, dass sie Frau Seidenfad im Beisein von Herrn Berg alles erklärt habe. Ab sofort gab es den Spitznamen „Miss Piggy“ nicht mehr. Respektvoll wurde die Referendarin jetzt mit ihrem wirklichen Namen angesprochen. Diese ließ sich dagegen nicht mehr im rosa T-Shirt während des Unterrichts sehen. Das eben noch vorherrschende Thema aller Gespräche wechselte sofort, als die Klasse den Schulhof erreichte. Vergessen „Miss Piggy“, vergessen Giuseppe. Der Vorfall mit dem Feuerlöscher rückte wieder in den Gesprächsfokus. Es wurde immer noch über die Verursacher gerätselt. Hellmer und Sauer verließen erneut das Schulhaus, sie hatten ihre Schultaschen dabei. Wortlos durchquerten sie den Pausenhof. Kaum waren sie auf der Straße, beschimpften sie Lehrer und Schule in unflätiger Weise. Sogar eine Bombendrohung stießen sie aus, als sie sich in sicherer Entfernung wähnten. Leider gab es auch jetzt einige Unbelehrbare auf dem Schulhof, die die wüste Schimpforgie der Beiden lustig fanden. Sie klatschten und johlten. Die Restlichen guckten neugierig oder schwiegen betreten. Unter ihnen gab es auch welche, die schämten sich sogar für die, die das gut fanden, dazu gehörten Meli und Pit. Sie sahen sich wortlos an und schüttelten nur voller Unverständnis ihre Köpfe. Als zwei Aufsicht führende Lehrer sich demonstrativ am Hoftor postierten, verdrückten sich die Unholde. Wie sich später herausstellte, waren sie an diesem Tag auf Beschluss der Lehrerkonferenz für alle Zeiten von der Schule verwiesen worden, was nicht bedeutete, dass sie ihr Unwesen in ihrem bisherigen Betätigungsfeld aufgegeben hatten. Was heute auffiel? Keiner der Schüler aus den oberen Klassen trieb sich vor dem Schulgelände rum und rauchte. Aber das interessierte nur wenige. Die Clique stand jetzt wieder zusammen. Mia schloss sich diesmal den Fünfen an.
„Was wollte denn Berg von dir?“,
erkundigte sich Dicki neugierig und noch schmatzend bei Meli. Er hatte ihren Verbleib im Klassenraum nach dem Unterricht mitbekommen.
„Habe die Wogen wegen Giuseppes Ausrutscher geglättet, jetzt ist alles paletti. Frau Seidenfad hat gelacht. Die ist ganz anders, als wir dachten".
Dicki, der immer noch mampfend seinen Frust vertrieb, knautschte:
„Coole Reaktion, coole Frau!“
Sein Spruch hinterließ aber nicht den erhofften Eindruck. Ein anderes Ereignis lenkte dagegen alle Aufmerksamkeit auf Guiseppe. Sich rhythmisch bewegend, ging er hin und her und stammelte dabei unverständliches Zeug. Viele Mädchen beobachteten verstohlen oder offen sein Treiben. Sie sahen in ihm so etwas wie ein Idol, weil sie nämlich ähnliche Wünsche hegten, nur sie schwiegen darüber, zumindest im Allgemeinen. Auch in der 7b gab es welche, die glaubten, mit Singen und Tanzen könne man die Welt für sich gewinnen. Dass sie bei der Eroberung auch noch ein paar andere Kenntnisse benötigen würden, ignorierten sie, jedenfalls mehr, als es ihnen gut tat. Pit schwirrte mit seinen Gedanken woanders rum, Überlegungen dieser Art waren ihm fremd.
„Heute ist einiges seltsam und unerklärlich. Vieles weicht von dem sonst üblichen Treiben auf dem Schulhof ab“,
stellte er nur fest, und warf Meli einen Blick zu, um sie aus der Runde zu locken.
„Ich muss dir etwas verraten.“,
begann er vertraulich tuend,
„Ich habe es zwar Mia versprochen, zu schweigen, aber dir will ich es einfach sagen. Ich möchte von Anfang an keine Geheimnisse vor dir haben.“
Dann schwieg er für Sekunden, als würde er überlegen, um mit holprigen Worten nachzulegen:
„Dir sag ich’s aber, weil du alle meine Geheimnisse kennen sollst.“
Er senkte seine Augen, denn er ihn plagte nach wie vor die Unsicherheit, ob Meli den ersten unbeholfenen Versuch, ihr seine uneingeschränkte Zuneigung zu erklären, verstehen würde. Er ahnte mehr, als er sah, dass sie nickte und ihn anlächelte. Ihr Lächeln, noch immer rätselhaft, beglückte zugleich, aber es verwirrte ihn auch als er aufblickte. Er hatte es bisher noch nie so bewusst wahrgenommen wie in diesem Augenblick. Schnell berichtete er von Mias Beobachtung, das verdrängte seine innere Aufwallung.
„Was machen wir jetzt?“,
fragte er, seine eigene Ratlosigkeit preisgebend und froh drüber, das Geheimnis mit ihr geteilt zu haben. Auch Meli wusste keine Lösung. Hellmer und Sauer kamen scheinbar nicht in Frage, die hatten genug anderes auf dem Kerbholz, was zum Rausschmiss reichte. Rocky und seine Gang könnten es gewesen sein, zuzutrauen wäre es ihnen, zumal Mias Beobachtungen die Vermutung stützte. Aber wer wollte sich schon mit diesem Kerl anlegen, der anscheinend bei allem Unsinn, den er verzapfte, mit Hilfe seiner Eltern wieder rein gewaschen wurde? Die Ratlosigkeit blieb, zumal auf dem Schulhof noch immer das Gerücht kursierte, Hellmer und Sauer könnten es doch gewesen sein. Was wirklich im Zimmer der Schulleitung ablief, blieb nach außen unbekannt. Im Beisein von Frau Stiehler mussten sich nämlich die Beiden zu dem Vorfall am Dienstag äußern. Zuerst logen sie, was das Zeug hielt und bestritten alles. Erst als mit Zeugen gedroht wurde, gaben sie klein bei und gestanden Häppchen weise ihre Missetaten. Der Rektor war so empört, dass er ihnen mit sofortiger Wirkung ein Hausverbot aussprach. Als ihr heuchlerisches Bitten um Nachsicht kein Gehör fand, begannen sie mit einer Anzeige zu drohen. Doch das Maß ihrer Vergehen überstieg alle Grenzen. Keine der schulischen Sanktionen hatte sie bisher zur Räson gebracht und zwang nun zu Konsequenzen. Hirschwald ließ sich kurz entschlossen mit dem Schulamt verbinden, das im Ergebnis des Gesprächs einem Schulwechsel zustimmte und das mit sofortiger Wirkung. Frau Stiehler informierte telefonisch die Eltern. Murrend verließen die Beiden darauf das Schulhaus, das sie in Zukunft nicht mehr betreten durften. Den Rest ihrer rüpelhaften Laufbahn bestritten sie öffentlich, dabei beschrieben sie bekanntlich kein Ruhmesblatt. Fast die gesamte Schülerschaft wurde Zeuge ihres schmählichen Abgangs. Es läutete. Die Klingeltöne trieben heute die ganze Schülerschaft ohne Drängeln und Schreien in die Flure. Den meisten saß die Neugier noch immer im Nacken. Pit blieb nach wie vor zurückhaltend. Ihm genügte vorläufig die Berührung von Melis Hand. Sie mussten in einen der oberen Klassenräume, die man inzwischen gesäubert hatte. Keine Spur einer Verschmutzung ließ sich entdecken, sie sahen aus wie immer. Das dämpfte auch das Verdächtigungspotenzial und wirkte beruhigend. Frau Helmer, nicht verwandt mit dem einen der Unholde, empfing sie an der Klassentür und spähte in die Runde. Als sie Nicki entdeckte, winkte sie sie zur Seite, sagte ihr etwas und schickte sie fort. Das nährte erneut den Boden der Spekulationen. Man tuschelte sofort wieder. Eine der wöchentlichen Religionsstunden stand auf dem Plan. Im Allgemeinen brauchten die, die sich nicht zum evangelischen Glauben bekannten, nicht teilzunehmen, aber heute fehlte keiner. Dazu gehörten Giuseppe, der der römisch-katholischen Kirche angehörte, und Sheila, eine Muslimin türkischer Abstammung. Frau Helmer sah es gern, denn sie vertrat die Auffassung, dass sich gläubige Menschen so besser verstehen lernen. Ihre Themen hatten oft nur indirekt etwas mit Glauben zu tun. So auch heute. Noch hatte sie den Unterricht nicht begonnen, als eine erneute Störung für Aufregung sorgte. Die Schulsekretärin erschien und forderte Helena und Bea auf, sich im Sekretariat zu melden. Noch im Weggehen der Beiden höhnte Fauli laut:
„Das Rauchertrio wird zum Rapport geladen“,
was vereinzelt mit Lachen bedacht wurde.
„Da wisst ihr ja mehr als ich“,
kommentierte die Lehrerin die Unruhe.
„Wenn ihr Recht haben solltet, haben wir heute das passende Kontrathema zu dieser Art, sich schon frühzeitig mit Teer und Nikotin krank zu machen.“
„Gesund essen, gesund leben“,
schrieb