Freudvoller Weg. Geshe Kelsang Gyatso
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Ich habe jetzt eine großartige Gelegenheit, Buddhaschaft zu erlangen und andere zum gleichen Zustand zu führen. Um erleuchtet zu werden, muss ich alle Stufen des Pfades praktizieren. Deshalb werde ich diese Lehren studieren und in die Praxis umsetzen.
Wenn wir den Lamrim mit solch einer reinen Absicht lesen, werden wir unsere Ansammlung von Verdiensten von Augenblick zu Augenblick vergrößern. Wir können unser Leben nicht sinnvoller einsetzen. Für mich selbst, den Autor, gibt es nichts Bedeutungsvolleres in meinem Leben, als den reinen Dharma zu lehren und zu erklären.
Nach der Tradition von Vikramashila beginnt ein spiritueller Meister, wenn er oder sie Dharma lehrt, immer mit der Erklärung der drei Punkte:
(1) Die herausragenden Qualitäten des Autors der Urtexte, auf denen die Unterweisungen beruhen
(2) Die herausragenden Qualitäten der in diesen Texten dargelegten Unterweisungen
(3) Wie man Dharma hört und lehrt
Es bringt uns großen Nutzen, wenn wir diese Erklärungen erhalten, bevor wir die eigentlichen Unterweisungen der Stufen des Pfades studieren. Wenn wir die herausragenden Eigenschaften des Autors kennen, werden wir leicht verstehen, dass der Dharma, den er oder sie lehrt, authentisch sein muss. Wenn wir die herausragenden Qualitäten des Lamrim kennen, werden wir ganz natürlich Interesse, Respekt und Vertrauen entwickeln. Wenn wir wissen, wie man die Unterweisungen anhört, wie man sie liest und wie man sie unterrichten sollte, werden wir den größten Vorteil aus Gelegenheiten, wie wir sie jetzt haben, gewinnen können; und schließlich werden wir anderen von größtem Nutzen sein, wenn wir diese Unterweisungen an sie weitergeben.
Alle in diesem Buch dargelegten Erklärungen sind in den folgenden vier Teilen enthalten:
1. Die Erklärung der herausragenden Qualitäten des Autors, die zeigen, dass die Unterweisungen des Lamrim authentisch sind
2. Die Erklärung der herausragenden Qualitäten des Lamrim, um Vertrauen und Respekt für die Lamrim Unterweisungen zu wecken
3. Die Erklärung, wie man Dharma hört und lehrt
4. Die Erklärung der eigentlichen Anleitungen zu den Stufen des Pfades zur Erleuchtung
Die Qualitäten des Autors
DIE ERKLÄRUNG DER HERAUSRAGENDEN QUALITÄTEN DES AUTORS, DIE ZEIGEN, DASS DIE UNTERWEISUNGEN DES LAMRIM AUTHENTISCH SIND
Die Lamrim Unterweisungen wurden ursprünglich von Buddha Shakyamuni gelehrt. Sie wurden in zwei getrennten Überlieferungslinien weitergegeben: in der Weisheitsüberlieferungslinie Nagarjunas und in der Methodenüberlieferungslinie Asangas. Die Weisheitsüberlieferungslinie oder der tiefgründige Pfad wurde von Buddha Shakyamuni an Manjushri, von Manjushri an Nagarjuna und dann über weitere Lehrer an Atisha weitergegeben. Die Methodenüberlieferungslinie oder der weite Pfad wurde von Buddha Shakyamuni an Maitreya, von Maitreya an Asanga und dann über weitere Lehrer an Atisha weitergegeben. Beide Überlieferungslinien enthalten Unterweisungen über Methode und Weisheit, unterscheiden sich aber in der Schwerpunktsetzung.
Der Autor des Lamrim ist Atisha, denn er war es, der als erster alle Unterweisungen dieser zwei großen Mahayana Überlieferungslinien in seinem Werk Lampe für den Pfad zur Erleuchtung miteinander verband und seiner Darlegung den Kurztitel Lamrim gab. Er vereinte die zwei Traditionen in einer Weise, die es leichter machte, beide zu verstehen und zu praktizieren, und dieses Werk wurde das Vorbild für alle nachfolgenden Lamrim Texte.
Atishas Leben und Werk wird in drei Teilen erklärt:
1. Atishas Geburt in eine königliche Familie und seine frühen Jahre
2. Atishas Erlangung von Wissen und spirituellen Verwirklichungen
3. Atishas Werk der Verbreitung des Buddhadharma in Indien und Tibet
ATISHAS GEBURT IN EINE KÖNIGLICHE FAMILIE UND SEINE FRÜHEN JAHRE
Atisha wurde 982 n. Chr. als Prinz in Ostbengalen, Indien, geboren. Der Name seines Vaters war Kalyanashri (Glorreiche Tugend) und der seiner Mutter war Prabhavarti Shrimati (Glorreiches Strahlen). Er war der zweite von drei Söhnen und bei seiner Geburt erhielt er den Namen Chandragarbha (Mondessenz). Der Name Atisha, der «Frieden» bedeutet, wurde ihm später vom tibetischen König Jangchub Ö verliehen, weil er stets ruhig und friedvoll war.
Als Chandragarbha noch ein Kind war, nahmen ihn seine Eltern zu einem Tempelbesuch mit. Entlang des ganzen Weges hatten sich Tausende von Menschen versammelt, um einen kurzen Blick auf den Prinzen zu erhaschen. Als er die Menge sah, fragte Chandragarbha: «Wer sind diese Menschen?» Und seine Eltern antworteten: «Sie alle sind unsere Untertanen.» Im Herzen des Prinzen entstand spontan Mitgefühl und er betete: «Mögen alle diese Menschen genauso großes Glück genießen wie ich selbst.» Sobald er jemandem begegnete, entstand in seinem Geist ganz natürlich der Wunsch: «Möge dieser Mensch Glück finden und frei von Leiden sein.»
Schon als kleiner Junge hatte Chandragarbha Visionen von Tara, einem weiblichen Buddha. Manchmal, wenn er auf dem Schoß seiner Mutter saß, fielen blaue Upala Blumen vom Himmel und er begann zu reden, und es sah so aus, als ob er sich mit den Blumen unterhalten würde. Yogis erklärten später seiner Mutter, dass die blauen Blumen, die sie gesehen hatte, ein Zeichen dafür waren, dass Tara ihrem Sohn erschien und mit ihm sprach.
Als der Prinz älter wurde, wollten seine Eltern eine Heirat für ihn arrangieren, aber Tara gab ihm den Rat: «Wenn du Anhaftung an dein Königreich entwickelst, gleichst du einem Elefanten, der im Schlamm versinkt und sich nicht wieder selbst daraus befreien kann, weil er so riesig und schwer ist. Entwickle keine Anhaftung an dieses Leben. Studiere und praktiziere den Dharma. Du warst in vielen früheren Leben ein spiritueller Meister, und auch in diesem Leben wirst du ein spiritueller Meister werden.» Inspiriert durch diese Worte, entwickelte Chandragarbha sehr großes Interesse, Dharma zu studieren und zu praktizieren und er war entschlossen, alle Verwirklichungen der Lehren Buddhas zu erlangen. Er wusste, dass er einen voll qualifizierten spirituellen Meister finden musste, um sein Ziel zu erreichen. Als erstes ging er zu einem berühmten buddhistischen Lehrer namens Jetari, der in der Nähe lebte, und bat um Dharma Unterweisungen darüber, wie man sich aus Samsara befreit. Jetari gab ihm Unterweisungen über Zuflucht und Bodhichitta und sagte ihm dann, dass er nach Nalanda gehen und vom spirituellen Meister