Rufe aus Morgania. Brigitte H. Becker

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Rufe aus Morgania - Brigitte H. Becker

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und sie hält sich für eine große Dichterin“, trällerte Narcissa,

      „Die wird schon was davon haben“, meinte Petunia gespitztem Herzmündchen. „Förderung ist ihr gewiss. Eliodor gilt als die größte Bewunderin ihrer Kunst.“

      Das allgemeine Schweigen beim Nachtisch stoppte den Redefluss der Freundinnen.

      Vom Thema abgekommen verhielten sie sich bis zur Sonnenwende ungewöhnlich still, und jede hing ihren Gedanken nach.

      Dem Geschehen am Himmel zuzuschauen faszinierte die Drei so sehr wie es sie entspannte. Begeistert winkten sie mit den anderen den Sternkindern zu, hüpften und sprangen, sich an den Händen haltend, ausgelassen im Kreis herum, während sie sich bei der Ansprache der Elfenkönigin hinter vorgehaltener Hand zu gähnten.

      Bei Rosalie war es gespielt. Als Anführerin blieb sie auf der Hut, um ja nichts zu verpassen. Etwas lag in der Luft, und ihr Instinkt hatte sie noch nie getrogen.

      Als Meridor ein Redepause einlegte, puffte sie die Anderen an, die einzuschlafen drohten.

      Wie gedacht ließ die neue Königin zum Schluss die Bombe platzen, die sie im Ärmel hielt.

      Nach allem, was man später hörte, hatte in Morgania noch nie eine Königin um Mithilfe gebeten.

      Sprachlos wie sie waren ließen sich die Freundinnen von ihren Tischgenossinnen hochziehen, um mit ihnen ihre Einwilligung durch Aufstehen zu bekunden.

      Nachdem Lyraya ihr Gedicht vorgetragen hatte und mit am Tisch auf dem Elfenhügel saß, war beim Klatschtrio alles wieder beim Alten.

      „Welche Ehre!“, flötete Petunia. „Die hat sich ja selbst übertroffen, aber Pieps Stimme bleibt Pieps Stimme. Habt ihr sie verstehen können?“ Die beiden anderen schüttelten die Köpfe.

      „Die sieht neben Meridor ja ganz verloren aus“, sagte Narcissa verächtlich, „aber da muss sie eben durch. Ihre Mentorin ignoriert ihre flehentlichen Blicke oder sieht nicht hin.“

      Rosalie schenkte ihnen aus der Weinkaraffe nach. Endlich konnte sie ihren Trumpf ausspielen. „Haltet euch fest, Mädels! Meridor soll bei der Alten zu Besuch gewesen sein.“ Sie schaute prüfend von einer zur anderen. Petunias Katzenaugen blitzten auf.

      „Was du nicht sagst! Deshalb dufte Lyraya heute vorlesen.“

      Narcissas Stimme überschlug sich. „Vielleicht ist die Bitte von Meridor auch auf dem Mist der Alten gewachsen.“ Sie schauten sich fassungslos an.

      Rosalie fand als erste die Sprache wieder. „Könnte hinkommen. Als alte Freundin ihrer Mutter wird ihre Kulanz ihr ein Dorn im Auge sein und dass sie sich damit Lieb Kind macht. Meridor führte vielleicht was ganz anderes im Schilde, und die Wald Hexe hat sie umgepolt, um ihr einen Denkzettel zu verpassen.“

      Narcissa kam in Fahrt. „Degradiert sich zur Bittstellerin! Tiefer kann man gar nicht fallen. Ihre arme Mutter wird im Himmel ausflippen und ihr Blitze schicken.“

      Petunia nickte, dass der Goldschopf wippte. „Die war die geborene Königin, und ihr Vater soll bei den Windgeistern eine Autorität sein, aber sie hat keine Würde.“

      Narcissa stöhnte übertrieben. „Breitet ihr Desaster vor der ganzen Innung aus! Dabei hätte es ausgereicht, uns Blumenelfen anzusprechen. Wir hätten ihr ohne viel Aufheben aus der Patsche geholfen, und sie hätte sich eine öffentliche Blamage ersparen können.“

      Manch andere am Tisch rückte so weit wie möglich von ihnen ab oder wechselte die Plätze.

      Rosalie drohte den Freundinnen schelmisch mit dem Zeigefinger. „Respekt, Respekt, Mädels! Ihr sprecht von unsrer Königin!“ Sie nahm die beiden in den Arm. „Bitte etwas leiser!“

      Narcissa raunte in verschwörerischem Ton „Aber die Alte scheint es sich überlegt zu haben. Wäre sie sonst als erste aufgestanden?“

      Rosalie schüttelte entschieden den Kopf. „Da hatte sie sich ja schon blamiert, und sie konnte nicht zulassen, dass Meridor ihr Gesicht verliert.“

      „Da hat sie sich verrechnet!“, zischte Petunia. „Scheint zu gefallen, wenn sie runtersteigt von ihrem hohen Ross. Dann können sie sich ihr näher fühlen und sie noch mehr lieben.“

      Narcissa wurde nachdenklich. „Wie die alle aufgestanden sind, ohne jedes Wort. Sogar die Baumgeister haben mitgemacht. Die gehören doch gar nicht dazu, und die Zwerge sind wie auf Kommando aufgesprungen. Die Alte macht das ganz subtil.“

      Heftig nickend ließ Rosalie die anderen los und schlug sich auf die Schenkel.

      „Mädel, du hast Recht! Die Alte hat gehext.“ Wie über sich selbst erschreckt legte sie den Finger an den Mund. „Kusch, das ist geheim!"

      „Wie ging es euch dabei?“, fragte Petunia, „ich kam mir willenlos und ausgeliefert vor... “

      Die Freundinnen starrten sich an. Im Zeitlupentempo hob Narcissa ihre Arme hoch.

      „Ja, wie aufgezogen.“

      „Du sagst es“, hauchte Rosalie. „Die hat große Zauberkräfte, gegen die keiner ankommt.“

      Ihr lebhaft zunickend sagten Narcissa und Petunia wie aus einem Mund:

      „Die konnten alle gar nicht anders.“

      Dann ließen sich die Drei in normaler Lautstärke in abfälligem Ton über Ihresgleichen aus, ohne sich noch um die Reaktionen Anderer zu scheren.

      Fast alle in der Tischrunde fanden ihr Verhalten einfach kindisch Man schaute sich befremdet an und schüttelte die Köpfe in der Meinung, dass ihnen der Wein zu Kopf gestiegen war.

      Wie konnte man so jungen Dingern auch eine Weinkaraffe vor die Nase setzen?

      Im Eifer des Gefechts dürften die kleinen Kellnerinnen sie mit Beerensaft verwechselt haben.

      Die Lehrerinnen aus der Elfenschule waren sprachlos, als sie vom ungebührlichen Betragen ihrer Ehemaligen hörten, hielten es aber für zu spät, um einzugreifen und kamen darin überein, es in ihrer nächsten Konferenz zur Sprache zu bringen.

      Klatsch und Tratsch in aller Öffentlichkeit verletzte nicht nur die Intimsphäre Anderer, sondern gefährdete auch den Frieden und die Harmonie des Elfenreichs.

      Im allgemeinen Gelächter und Stimmengewirr wurde nicht beachtet, dass die Zwerge dem Wald zueilten, um entweder mit Hockern, Geigen, Violinen, Flöten, Oboen, Glockenspielen oder Xylophonen unterm Arm zurückzukehren oder in Cuts mit Schwalbenschwänzen. Nachfolgende schleppten sich mit schweren Instrumenten ab, wie Cellos, Harfen, Trompeten, Hörnern oder Trommeln.

      Als die Hocker im Halbkreis auf drei dicht beieinander stehenden Baumstümpfen angeordnet waren, nahmen die Mitglieder des Zwergorchesters darauf Platz.

      Ohrenbetäubend stimmen sie ihre Instrumente. Alle horchten auf.

      Viele konnten es nicht aushalten und hielten sich die Ohren zu

      Zur allgemeinen Erleichterung betrat der Dirigent im dunklen Frack alsbald den Mittelstamm, um den Probenden mit einer majestätischen

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