Rufe aus Morgania. Brigitte H. Becker
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Читать онлайн книгу Rufe aus Morgania - Brigitte H. Becker страница 16
Nur die Zwerge nahmen relativ gesittet etwas außerhalb an einem runden Tischchen Platz.
Große mit Körben geschäftig zum Elfenhügel fliegende Elfen stülpten ein Spitzendeckchen aus feinstem Silbergewebe über einen zierlichen Tisch, der mit Stühlen aus Silberfiligran für Meridor und ihr Gefolge bereit stand, das die Lotusfüße durchschimmern ließ.
Unten wurden von Blumenelfchen die langen Tische, teils im Flug, im Handumdrehen mit Blattplatzdeckchen, Blättertellern, Blütenkelchen und Silberbesteck gedeckt.
Als sie Blütennektar und Brombeerwein aus Glaskrügen ausschenkten ernteten die kleinen Kellnerinnen Applaus und Hochrufe, die beim Auftragen köstlich duftender Speisen wie Waldpilzsuppe mit Glückskleeeinlage und Waldbeersouffle in tosendem Beifall übergingen, während sich die großen auf dem Elfenhügel mit zustimmenden Nicken begnügen mussten.
Kelche klirrten lautstark zum Wohle, als das fröhliche Mahl von der Elfenkönigin eingeläutet wurde. Alsbald war genussvolles, wohliges Grunzen und Schmatzen von Elfenmännern und Zwergen zu hören, vermischt mit glockenhellem bis schrillem Gezwitscher, Geplapper und Gelächter aus den Frauenkreisen.
Meridor ließ den Blick prüfend nach unten in die Runden schweifen.
So aufgekratzt hatte sie ihre Elfen noch nie erlebt, wie aufgeputscht durch den Druck, den die Gestirne kurz vor der Sonnenwende ausübten.
Das rücksichtlose Verhalten einiger weniger an den Tischen stellte die Aufsichtsführenden auf eine harte Probe, um den Frieden zu bewahren.
Und das an einem Feiertag! Hoffentlich schauten sie nicht zu tief ins Glas, um den Verlust an Freude auszugleichen, der in letzter Zeit schleichend um sich griff.
Wo sollte das hinführen? Es waren die Fundamente des Elfenreichs.
Woran konnte das nur liegen? Aber die Kristallkugel war ja vorerst außer Gefecht gesetzt.
Nahezu vorbildlich ging es an der Tafelrunde der Wald Elfen zu.
Am Kopfende sorgte die Waldfee mit Unterstützung von Lyraya allein durch Gesten und Blicke für mehr Disziplin als es sich andere Tischvorsitzende je erträumen ließen.
Gut, dass sie ihr verziehen hatte! Wer weiß, wie sich Eliodor sonst aufgeführt hätte.
Es kostete Meridor drei Anläufe, verbunden mit überschwänglichen Dankbezeugungen für die prompte Hilfe, bis sie eingesehen hatte, dass sie mit ihren Fragen an die Kristallkugel übers Ziel hinausgeschossen war, weil ihr so vieles auf der Seele lag.
„Der Tochter und Nachfolgerin meiner alten Freundin helfe ich doch immer gerne“, hatte sie gesäuselt, nicht ohne spitz hinzuzufügen, „auch wenn ihr Benehmen ungebührlich ist.“
Wenn es mehr nicht war. So war die Gute halt.
Meridor schaute verwundert von ihrem Platz am Tisch Ende auf, als die Elfenkellnerinnen unter Beifall und Hochrufen den Nachtisch unter einer Blattkugel herbeiflogen.
Sie war ehrlich überrascht, ein wahres Kuchenkunstwerk aufzudecken, eine rosa Etagentorte in Blütenform mit zierlichem Blätter- und Sternendekor.
Spontan segnete sie die Torte vor dem Anschneiden.
Nachdem die Serviererinnen die Stücke aufgetragen hatten, herrschte andächtiges Schweigen beim Verzehr, und das ganz ohne Maßregelungen, wenn sie es richtig sah, während bei den anderen Gängen das Geschnatter und Gelächter trotzdem nicht abreißen wollte.
Was ein Segen ausmachte. Dass ihr das noch nicht eingefallen war!
Beim nächsten Mal wusste sie Bescheid.
Ihre Hofdamen stimmten mit ihr darin überein, dass die himmlische Torte der krönende Abschluss eines gelungenen, wenngleich allzu lauten Festmahls war.
Dabei konnte man das Essen erst richtig genießen, wenn man sich darauf konzentrierte.
Vielleicht lernten manche durch Erfahrung.
Es sah ganz danach aus, als würde sich die Atmosphäre an den Tischen entspannen. Fast überall herrschte heitere Geselligkeit, und das Gelächter klang nicht mehr so übertrieben.
Kein Wunder, dass den Diensthabenden ihr Unwille beim Abschied von den Tischnachbarn ins Gesicht geschrieben stand, wozu auch das Geschwisterpaar Walfred und Walfriede zählte.
Sie konnte den Blick nicht vom jüngsten Wachtmann wenden, der noch immer reichlich blass um die Nase war.
Während alle anderen sich den Kollegen anschlossen ging Walfred mit seiner Schwester mit.
Kopfschüttelnd verabschiedete er sich nach einem kurzen Austausch von den ihren, um herumzuirren und sich die Augen auszuschauen. Dass ihn zwei Mitstreiter heranwinkten, nahm er gar nicht wahr und reagierte erst auf ihre Rufe. Nach einem kurzen Wortwechsel schwangen sich beide in die Lüfte während er blieb, um sich an den Tischen umzuhören.
Wen mochte Walfred suchen, etwa Nellyfer? Sie waren doch zusammen angekommen.
Sie hätte an die Amme denken sollen. Es ging auf Mitternacht zu. Und wer war dann für ihre Kinder da? Dem Baumgeist allein waren ihre Kinder nicht zuzumuten, wenn die Plagegeister kamen, und das würden sie mit Sicherheit, obwohl sie schon einmal dagewesen waren.
Den Spaß würden sie sich nicht nehmen lassen.
Man hatte Meridor berichtet, was bei den Buchen los gewesen war.
Das nahm ja Auswüchse an! Wer konnte damit rechnen?
Kein Wunder, wenn auch Erzieherinnen durchdrehten.
Sie hatte Anweisung erteilt, für den Mitternachtsspuk drei Wachtmänner bereitzustellen.
Das konnten nur Walfred und die beiden sein, mit denen er sich unterhalten hatte, denn alle anderen hatten die Wachtposten bezogen.
Sie musste unbedingt mit seiner Schwester sprechen. War sie nicht mit Nellyfer befreundet?
Walfriede könnte für sie einspringen. Es waren noch andere für die Kita da.
Meridor stand auf und konnte sehen, dass die Erzieherinnen bereits im Aufbruch waren.
Vom äußersten Rande des Elfenhügels startete sie den Versuch, Walfriede heranzuwinken. Aber die Wald Elfe reagierte nicht und schaute auch beim Überfliegen des Elfenhügels stur geradeaus. Meridor ließ ihre Arme sinken. Sie könnte genauso gut dem Bruder Bescheid geben lassen.
Aber Walfred flog gerade los und hatte beim Aufstieg auch keinen Blick für seine Königin, die auf dem Elfenhügel heftig mit den Armen ruderte. Wenn die kleinen Leibwächter, die sich irritierte Blicke zuwarfen, Pfeile abgeschossen hätten, sähe es vielleicht anders aus.
Meridor kehrte zu ihren Hofdamen zurück, die sogleich ihre Stimmen senkten. Das war ihr gerade recht, denn sie wollte sich ihre Rede noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
Doch es herrschte eine Spannung in der Atmosphäre, dass ihr Kopf