Rufe aus Morgania. Brigitte H. Becker

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Rufe aus Morgania - Brigitte H. Becker

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Atmosphäre verdichtete sich spürbar, und die Stille wurde beinahe greifbar, als sich im Zeitlupentempo die Nebelbank auflöste, die Elfen- und Menschenwelt voneinander trennte, während im Hintergrund der glühende Feuerball im Horizont versank.

      Frösche quakten, Grillen zirpten, und auf den Bäumen gaben Vögel, in der Mehrzahl Stare, der Sonne ein Abschiedskonzert. Der Himmel wurde zum Flammenmeer mit Wolkenwellen und tauchte die Erde in magischen Schein.

      Weiterziehende Schleierwolken enthüllten die Mond Frau im schemenhaften Profil, und die extra herausgeputzte Venus schien sich an ihrer Seite im Funkeln zu verausgaben.

      Als die bewundernden Ausrufe über den prächtigen Sonnenuntergang sich legten, suchte Meridor die Amme auf, die sich etwas abseits hielt, und nahm sie beiseite.

      Ihre Verstörtheit und Durchsichtigkeit führte sie auf die ungewöhnliche Anreise zurück.

      Nellyfer stammelte eine Entschuldigung, dass es ihr nicht möglich war, früh genug aufzubrechen, um ihr Versprechen einzulösen. Meridor gebot ihr Einhalt, als sie sich näher erklären wollte. „Heb dir das für später auf. Jetzt ist nicht die Zeit. Sieh lieber nach der Knospe und sage mir Bescheid, sobald sich etwas tut.“

      Nellyfer nickte dienstbeflissen, um sich sichtlich erleichtert aufzuschwingen.

      Während sie beschwingt der Elfenprozession voranschritt, überkam Meridor das eigenartige Gefühl, beobachtet zu werden, das schlagartig verschwand, als sie den Wald erreichten.

      War es Menschenkind, das ihren Ruf vernahm?

      Gerade am heutigen Tage wäre es ein günstiges Omen.

      Am Waldrand blieb sie stehen, um sich noch einmal den Himmel anzusehen.

      Das Violett der Schleier, von der einbrechenden Dämmerung über die Erde ausgebreitet, ging in Grautöne über, rötliche Wolkentupfer zerfaserten sich, um sich aufzulösen.

      Das Lied des breiten Baches wies ihnen den Weg durch den dunklen Wald, wie zuvor munter plätschernd, gurgelnd sich um Steine windend, in kleinen Wasserfällen rauschend.

      Seit etwa einem Jahr war Meridor Königin von Morgania im Herzen des Landes Fatana.

      Wegen der Größe des Landes wurde die Waldfee von ihrer Mutter zur Mitregentin über die Waldbewohner erkoren, während seit eh und jeweils ein Wassermann als absoluter Herrscher das Zepter unter Wasser schwang.

      Das Elfenreich war in zahlreiche Länder unterteilt und diese wiederum in etliche Königreiche. Die Grenzen waren fließend; überhaupt gab es nichts Festgefügtes. Alles war im Fluss und miteinander verknüpft, und zwischen den einzelnen Reichen herrschte ein reger Austausch.

      Als Botschafter und Nachrichtenvermittler dienten Windgeister, die ohnehin keinen festen Wohnsitz hatten und ständig unterwegs waren.

      Frühmorgens zwischen Tag und Traum hatte Meridor ein außergewöhnliches Erlebnis gehabt.

      Noch im Bademantel fühlte sich magisch zur ausgesuchten Stelle hingezogen, um im hohen Gras ausgestreckt ein Ohr an die Erde zu halten, die sie im Traum zu sprechen wünschte.

      Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie sich der Boden auftat und eine wunderschöne Frau von der Größe eines Mammutbaums herauswuchs, die auf Menschengröße schrumpfte.

      Sie trug ein grasgrünes bodenlanges Kleid und war von einem hellgoldenen Strahlenkranz umgeben, der Meridor, die ihr gerade bis zur Schulter reichte, derart blendete, dass sie den Blick abwenden musste.

      Wieder aufschauend bemerkte sie, dass die Haut der überirdisch Schönen einen sanften Orangeschimmer aufwies und die Strähnchen im Goldhaar, das im Nacken zum Knoten gebunden war, in allen Regenbogenfarben schimmerten. Das alterslose Antlitz strahlte eine ungeheure Kraft und Ruhe aus. Ihr Blick war unverwandt auf sie gerichtet, die Stimme mutete wie Blätterrauschen in seichten Winden an, als sie zu ihr sprach, wurde aber voll und melodiös als sich ihre Ohren angepasst hatten.

      Sie hatte sich den Wortlaut ihrer Rede gut eingeprägt.

      „Grüß Dich, Meridor. Ich bin Erdania und die für dich zuständige Tochter der Erdmutter.“

      Sie entgegnete ihrem erstaunten Blick. „Du musst wissen, dass sie viele Töchter zu ihrer Unterstützung hat, denn sie kann nicht überall präsent sein. Ich konnte mich leider noch nicht vorstellen, weil du noch nicht in der richtigen Verfassung dazu warst. Du siehst in mir deine Ansprechpartnerin, die dir die Wünsche unserer großen Mutter verständlich machen kann. Ruf mich hier, und ich bin da, wenn dir etwas unklar ist.“ Sie setzte Meridors zweifelndem Blick einen aufmunternden entgegen. „Ich möchte dir ein Lob aussprechen. Du machst Fortschritte bei der Kontaktaufnahme. Sonst könntest du mich jetzt weder sehen noch hören. Ich weiß um deine Zweifel, ob du den Rat der Kristallkugel befolgen sollst, doch wisse, dass sie das Sprachrohr meiner Mutter ist. Ungewöhnliche Zustände erfordern ungewöhnliche Mittel. Es wird dir weder als Schwäche ausgelegt, noch deine Autorität untergraben, wenn du dein Volk um Hilfe bittest. Ganz im Gegenteil, du wirst dafür umso mehr geliebt. Konzentriere dich vorerst auf das eine Menschenkind, das dich hören konnte. Alles Weitere wird sich zeigen, wenn der Kontakt sich ausweitet.“

      Meridor fiel ein Stein vom Herzen, Zuspruch von höchster Ebene zu erhalten.

      Das hätte sie in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet!

      Nun brauchte sie sich nicht mehr an ihre Mutter wenden, die sie nach dem Desaster mit der Kristallkugel nicht mehr anzusprechen wagte.

      Dass sie ihr nichts von Erdania gesagt hatte! Sie sprach nur immer nur von der Erdmutter.

      Auf ihre Frage wurde Meridor die Vision von Kindern des Lichtes bestätigt.

      Es sollten die Hochsensiblen unter den im neuen Jahrtausend Geborenen sein.

      Auf sie würde ihre Mutter ihre letzte Hoffnung setzen, denn sie wären ansprechbar.

      Meridor versprach Erdania gerne, ihre Botschaften in ihre Festrede einzuflechten.

      Nun war sie frohen Mutes, und es wuchs in ihr eine Sicherheit, die sie noch nicht kannte

      Aus ihrem erhobenen Zauberstab ließ sie Funkenregen wie aus einer Wunderkerze sprühen, um Irrlichtern jede Chance zu nehmen, wies sie den Ihren den Weg durch den dunklen Wald.

      Halb fliegend, halb hüpfend über Stock und Stein folgten ihr die Elfen. Glühwürmchen, die sich auf Händen und Flügeln von manchen niederließen, erzeugten ein kerzengleiches Licht.

      Am Rande stolzierten Wachtmänner, denen sich Walfred angeschlossen hatte, mit gezückten Säbeln, eine Art Elfenpolizei. Hier und dort schlossen sich junge Baumgeister der munteren Prozession an, die nur darauf gewartet hatten. Mit ihresgleichen bildeten sie eine schweigende Nachhut im krassen Gegensatz zu den Elfengruppen mit ihrem Geplapper und Gelächter.

      Nellyfer ließ sich träumend am Nordufer des Weihers mit seinen Birkengruppen nieder und lauschte hingebungsvoll dem volltönenden Nixengesang, der sich erhoben hatte, als die Elfenprozession zum Wald aufbrach und auch nicht verebbte, als er sie verschluckte.

      Von einer der Ihren wusste sie, dass viele Nixen gerne durch den Bach mitgeschwommen wären, es aber nicht wagten, sich dem Verbot des Wassermanns zu widersetzen.

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