Manni, kannst Du uns das mal erklären?. Jörg Müller

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Manni, kannst Du uns das mal erklären? - Jörg Müller

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zu können, benötigen wir 180 Funktionäre, 180 Trainer und 360 Betreuer. Das heißt, insgesamt werden 900 Personen nötig sein, wenn man die Athleten mit einrechnet. Sie werden mir Recht geben, dass die von mir kalkulierte Geldsumme recht bescheiden ausfällt.“

      Zur Überraschung des Vorsitzenden des DOSB nickt die Ministerin und steht auf.

      „Ich wusste, dass wir beide die gleichen Ziele verfolgen und vereinbaren werden und habe deshalb schon im Vorfeld unseres Termins eine Pressekonferenz organisiert. Bitte folgen Sie mir in den Nebenraum. Die Journalisten warten schon.“

      Der Vorsitzende ist sprachlos, aber es kommt noch besser.

      Die Ministerin hält sich nicht lange mit der Vorrede auf:

      „Der Vorsitzende des DOSB und ich haben gerade eine Zielvereinbarung getroffen. Obwohl ich erst vierzehn Tage im Amt bin, ist es mir gelungen, die Voraussetzungen zu schaffen, dass wir es bei der nächsten Olympiade den arroganten Amis und den dopenden Schlitzaugen zeigen und die Sportnation Nummer eins werden. Und das alles mit vertretbaren finanziellen Mitteln. Sie sehen also, auch eine Quotenfrau kann Zeichen setzen. Näheres erfahren Sie von meinem Assistenten.“

      Der Vorsitzende des DOSB war bis zu diesem Zeitpunkt davon überzeugt, dass er der größte Blender auf dieser Erde ist, aber er muss nun neidlos anerkennen, dass er in der Ministerin seine Meisterin gefunden hat. Fünf Minuten später sitzen die beiden wieder im Büro der Ministerin.

      „Meinen Glückwunsch, Frau Ministerin. Eine wirklich brillante Vorstellung. Zum Abschluss möchte ich Sie noch auf einen wichtigen Punkt hinweisen.“

      Er hält eine Spielkarte hoch, auf der ein schwarzer Kater abgebildet und der Schriftzug Schwarzer Peter zu lesen ist.

      „Was soll das?“, fragt die Ministerin.

      „Das ist eine Schwarzer Peter-Spielkarte“.

      „Das sehe ich selbst. Steht ja groß drauf. Also was soll das?“

      Der Vorsitzende des DOSB räuspert sich und erläutert dann der jungen dynamischen Ministerin, wie wichtig es ist, bei jeder Zielvereinbarung die Rolle des Schwarzen Peter im Vorfeld festzulegen, um zu verhindern, dass man am Ende des Spiels der/diejenige ist, der/die den Schwarzen Peter in der Hand hält. Die Ministerin ist beeindruckt.

      Die parallel eingehenden Protestnoten der chinesischen und amerikanischen Regierung ignoriert sie einfach, denn die Reaktion auf ausländische Protestnoten ist Sache des Außenministeriums.

      Im nächsten Schritt werden die Prämien für die Athleten festgelegt. Hierbei lehnt sich der DOSB an Nordkorea an. Für eine Goldmedaille gibt es 1.000€, für eine Silbermedaille 10€ und für eine Bronzemedaille 1€, auf Wunsch auch als Essensmarken.

      Als die Athleten und deren Trainer am nächsten Tag von der Zielvereinbarung und der Prämienstaffelung erfahren, glauben sie an einen schlechten Aprilscherz.

      Dann ist es endlich soweit. Die Olympischen Spiele finden statt. Die 900 gut gelaunten Gäste aus Deutschland lassen es sich vom ersten Tag an gut gehen. Dementsprechend fallen die Erfolge aus. Fünf Mal Gold, zehn Mal Silber und 25 Mal Bronze.

      Zurück in Deutschland gibt der Vorsitzende des DOSB noch am Flughafen im Beisein der leicht angeschlagen wirkenden Ministerin ein Interview:

      „Natürlich können wir mit den Ergebnissen der letzten vier Wochen nicht zufrieden sein. Aus meiner Sicht gibt es zwei Gründe für die mangelnde Medaillenausbeute:

      Erstens waren unsere Athleten zu schlecht und zweitens waren die Athleten der anderen Länder zu gut. Doch es gibt auch gute Nachrichten:

      Erstens haben mir alle 900 Teilnehmer in die Hand versprochen, sich zukünftig noch mehr anzustrengen. Dies gilt besonders für die Funktionäre und Betreuer. Und zweitens habe ich mich mit der Ministerin auf eine Zielvereinbarung für die nächsten Olympischen Spiele verständigt.“

      Dies freut besonders die Funktionäre und Betreuer.

      Den Athleten und Trainern hat der Vorsitzende des DOSB geschickt den Schwarzen Peter untergejubelt. Und so werden diejenigen, über deren Köpfe hinweg Ziele vereinbart worden waren, die sie nie erreichen konnten, zu Opfern der Zielvereinbarung zwischen Oberfunktionär und Politik. Ihre Anstrengungen und Entbehrungen der letzten vier Jahre waren für die Katz und reichten nur für den Schwarzen Peter.

      Und die Moral von (in) der Geschicht‘?

      Es gibt keine!

      Uli, mach mal zehn Pils auf meinen Deckel.

      Prost!

      14 Solidarität

       Unser Thema heute:

       Was bedeutet eigentlich „Solidarität“?

      Unterstellen wir, dass der Mensch alleine keine Chance hat, zu überleben.

      Unterstellen wir weiterhin, dass wir in/mit einer Gruppe, die an einem Strang zieht, gute Chancen haben, ein gemeinsames Ziel zum Vorteil möglichst vieler zu erreichen.

      Gestehen wir uns (leider moralisch schwachen) Menschen zu, dass wir jede Gelegenheit nutzen, um unseren persönlichen Vorteil zu realisieren.

      Mit diesen Unterstellungen und dem Zugeständnis ausgestattet, nähern wir uns dem heutigen Thema.

      Was bedeutet Solidarität?

      Solidarität beschreibt den festen inneren Zusammenhalt einer Gruppe von Menschen, die mit gebündelten Aktivitäten ein gemeinsames Ziel erreichen wollen.

      Bevor ich an Hand eines weit verbreiteten Modells, dem sogenannten griechischen Modell, die Begriffe Solidarität, Gruppe und gemeinsames Ziel in einen Zusammenhang bringe und erläutere, möchte ich uns ein besonderes Phänomen ins Gedächtnis rufen, von dem wir alle betroffen sind:

      Ob es sich vor den Wahlen um teure Wahlversprechen oder nach den Wahlen um noch teurere Wahlgeschenke handelt, wir, die mündigen Wählerinnen und Wähler, dürfen immer das Gleiche tun: Die Zeche bezahlen. Als Gegenleistung werden wir tatsächlich an einer Stelle deutlich entlastet: Beim Gewicht unseres Portemonnaies.

      Vor diesem Hintergrund haben wir (die Gruppe) uns alle entschlossen, mit der Hilfe eines Modells und gemeinsamer Aktivitäten ein gemeinsames Ziel zu erreichen, welches lautet:

      Unsere Portemonnaies müssen wieder schwerer werden.

      Dazu bilden wir die Solidargemeinschaft der Steuerhinterzieher, die Grundlage des bereits erwähnten griechischen Modells.

      Hier einige Beispiele aus dem täglichen Leben:

       Das weibliche Oberhaupt der Familie X geht zum Markt und kauft Obst und Gemüse ein. Die Marktfrau fragt: Brauchen Sie eine Quittung (ohne ist es billiger)? Antwort: Nein danke!

       Die Familie X fährt im Sommer nach Griechenland in den Urlaub. Vor Ort fragt die griechische Vermieterin: Brauchen Sie eine Rechnung (ohne ist es billiger)? Antwort:

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