Manni, kannst Du uns das mal erklären?. Jörg Müller

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Manni, kannst Du uns das mal erklären? - Jörg Müller

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      Und so macht sich Toni mit Zweifinger Bruno auf den Weg ins Ruhrgebiet und beginnt damit, das mitgebrachte Geld zu waschen. Es macht ihm richtig Spaß.

      Sechs Monate später feiert das Ristorante mit dem in der Gastronomie ungewöhnlichen Namen Lavanderia (zu Deutsch Waschsalon) Eröffnung. Zur Feier des Tages kommt für viele überraschend der italienische Botschafter extra aus Berlin angereist. Nur wenige Eingeweihte wissen, dass der Botschafter und Don Calzone in jungen Jahren in demselben Waschsalon in Italien gearbeitet haben.

      Zur Überraschung von Don Calzone entwickelt sich das Ristorante großartig, denn Toni P hatte noch vor der Eröffnung geniale Weichen gestellt. Zuerst bat er in weiser Voraussicht den Architekten des Vertrauens von Don Calzone, bei den erforderlichen Umbauarbeiten zu berücksichtigten, dass der Eingang des Bürogebäudes zugleich der Eingang des Ristorante war. Dann bot er sich sowohl dem Finanzamt als auch der Stadtverwaltung erfolgreich als Kantine an. Und abschließend überzeugte er die ihm bestens bekannten Personalräte der beiden Behörden davon, sich dafür einzusetzen, dass die Stempeluhren vor dem Eingangsbereich des Gebäudes angebracht wurden, so dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Behörden erst ausstempeln mussten, wenn sie das Ristorante zu Feierabend völlig erschöpft verließen. So zählte der Aufenthalt im Ristorante immer als Arbeitszeit.

      Nach Ablauf des ersten Geschäftsjahres will der Steuerberater von Toni P dem Finanzamt die erste Bilanz des Ristorante vorlegen. Die Bilanz weist allerdings eine Besonderheit auf. Von den sehr guten ordnungsgemäß verbuchten Einnahmen hat Toni P jeden Monat als Entnahme 95% auf ein Konto bei einer Schweizer Bank in Zürich überwiesen und trotzdem jederzeit genügend Geld zur Verfügung, um alle Ausgaben pünktlich zu bedienen. Das lag ganz einfach daran, dass Zweifinger Bruno jeden Monat mit einem leeren Koffer nach Italien fuhr und nach zwei Tagen mit einem vollen (Geld)Koffer zurückkam. Und von diesem Geld bestreitet Toni P alle Ausgaben.

      Und so hat sich Toni P mittlerweile nicht nur zu einem guten Gastronomen entwickelt, sondern er ist auch mit allen Wassern gewaschen, was für einen Geldwäscher von großem Vorteil ist.

      Bevor der ängstliche Steuerberater die erste Bilanz offiziell einreichen will, bittet er Toni P, den zuständigen jungen Sachbearbeiter des Finanzamtes, einmal bei einem Glas Wein „probegucken“ zu lassen. Denn ihm war zu Ohren gekommen, dass dem jungen Beamten aufgrund seiner Bereitschaft, an vier Tagen in der Woche das Büro erst gegen 22 Uhr zu verlassen, ohne dafür eine Vergütung zu verlangen, eine große Karriere vorausgesagt wurde. Bei einem italienischen Abend zeigt Toni P dem jungen Mann nach dem achten Gang und der vierten Flasche Nero d`Avola die Bilanz. Der Finanzbeamte wird trotz seiner drei Promille stutzig.

      „Die Einnahmen werden ja ordnungsgemäß verbucht. Aber da du jeden Monat 95% deiner Einnahmen in die Schweiz überweist, frage ich mich, wo das ganze Kapital herkommt, mit dem du dein Personal, die 10-fach überteuerte Miete und die Lieferanten bezahlst?“

      „Ich habe einen Lieblingsonkel in Neapel, der mir jeden Monat bis auf weiteres mit einem Darlehen unter die Arme greift. Denn wir konnten ja nicht voraussehen, wie sich der Laden entwickelt.“

      Das sieht der Finanzbeamte ein, nimmt seine letzten Gedanken zusammen und denkt nach. Unerwartet schnell fällt ihm die Lösung ein.

      „Das Einzige, was ich noch brauche, sind die Darlehensverträge zwischen dir und deinem Lieblingsonkel. Dann ist die Herkunft des Geldes dokumentiert, mit dem du hier alles finanzierst, die Bilanz ist sauber, und ich zeichne sie hier nach gewissenhafter Prüfung ab.“

      Am nächsten Tag fliegt Toni P zu seinem Onkel nach Italien. Don Calzone ist mehr als angenehm überrascht, als ihm sein Neffe von dem Ergebnis des Gespräches mit dem Finanzbeamten erzählt.

      Schon einen Tag später reist Toni P mit den über Nacht verfassten Darlehensverträgen zurück nach Deutschland und der sichtlich erleichterte Steuerberater pflegt umgehend diese Verträge in die Bilanz ein. Der zuständige Sachbearbeiter mit Perspektive des Finanzamtes macht extra Überstunden, um die Bilanz gewissenhaft zu prüfen und abzuhaken und der Waschvorgang ist erfolgreich abgeschlossen.

      In Neapel reibt sich Don Calzone nach dem Waschen zufrieden die Hände. Er hatte seinen neuen Lieblingsneffen unterschätzt. Toni P besaß doch die Gene seiner Familie, und der Onkel prophezeite ihm eine glänzende Karriere als Geldwäscher.

      Und die Moral von (in) der Geschicht‘?

      Es gibt keine!

      Uli, mach mal zehn Pils auf meinen Deckel.

      Prost!

      12 Schweinezyklus

       Unser Thema des heutigen Abends:

       Was ist eigentlich ein Schweinezyklus?

      Unterstellen wir, dass eine nahezu konstante Menge Menschen in Deutschland gerne Schweinefleisch isst.

      Unterstellen wir weiterhin, dass der Schweinezyklus nicht die Periode einer Sau beschreibt.

      Gestehen wir den (Schweine)Mastbetrieben zu, dass sie ihre Gewinne optimieren wollen.

      Mit diesen Unterstellungen und dem Zugeständnis ausgestattet, nähern wir uns dem heutigen Thema.

      Der Begriff Schweinezyklus verbindet die beiden Worte Schwein und Zyklus.

      Ein Schwein ist ein vierbeiniges Haustier mit einem Ringelschwänzchen. Es ist für uns Menschen als Nahrung gut geeignet. Das Fleisch des Schweins nennt man Schweinefleisch.

      Der Begriff Zyklus beschreibt ein periodisch wiederkehrendes Ereignis.

      Was versteht man nun unter dem Begriff Schweinezyklus?

      Stellen wir uns einen Zeitstrahl vor, der bei null beginnt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Nachfrage nach Schweinefleisch durch uns Verbraucher höher als die Menge an Schweinen, die die Mastbetriebe schlachten können. Das bedeutet, dass es nicht genügend Schweine gibt, die man zu Schweinefleisch verarbeiten kann (Nachfrage > Angebot). Dadurch steigt der Preis für das Schweinefleisch an der Fleischtheke. Dies veranlasst die Mastbetriebe, die Schweinefleischproduktion zu erhöhen, das heißt, mehr Schweine zu mästen und die Tiere eher zu schlachten, um von den hohen Verkaufspreisen für Schweinefleisch zu profitieren. So kommt es ziemlich schnell zu einem Überangebot an Schweinefleisch und daraus resultierend zu einem Sinken des Verkaufspreises an der Fleischtheke (Angebot > Nachfrage). Wir Verbraucher profitieren also in diesem Moment davon, dass die Mastbetriebe geldgierig sind. Aber wir profitieren leider nicht lange, denn schnell reagieren die Mastbetriebe. Sie schlachten wieder weniger Schweine. Dadurch sinkt die Menge an verfügbarem Schweinefleisch unter den Bedarf von uns Verbrauchern. Der Preis steigt also zum Leidwesen von uns Verbrauchern wieder deutlich an. Und dann geht es wieder von vorne los. Die Mastbetriebe schlachten wieder mehr Schweine, um von den gestiegenen Marktpreisen zu profitieren.

      Allerdings dauert es immer einige Zeit, bis die Mastbetriebe ihre Produktion der Verbrauchsmenge anpassen. Man nennt diese Zeitspanne den Verzögerungseffekt. In diesem Zeitraum können die Mastbetriebe nicht den optimalen Gewinn generieren.

      Für die Mastbetriebe wäre es also optimal, wenn sie nicht diesen Schwankungen unterworfen wären. Deshalb lautet die einfache Zielvorgabe dieser Branche:

      Es muss uns gelingen, den Mechanismus

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