Dewil's Dance. Marian Hajduk

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dewil's Dance - Marian Hajduk страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Dewil's Dance - Marian Hajduk

Скачать книгу

ethisch in keinerlei Konflikte bringt. Ich habe ein reines Gewissen.

      Diese Leute sind die Schlimmsten.

      Sie meinen die, die Böses tun und es für das Richtige halten?

      So ist es.

      Ich stimme Ihnen zu. Aber seien Sie unbesorgt – ich bin keiner dieser Fanatiker.

      Auch das behaupten sie alle.

      Ich weiß. Und dennoch bin ich anders. Aber beweisen kann ich Ihnen das nur, wenn Sie mich sprechen lassen…

      Sie bringen es auf eigentümliche Weise fertig, dass ich Ihre Couragiertheit, die Sie zweifelsohne mit diesem Besuch an den Tag legen, nicht als Größenwahn interpretiere.

      Von Größenwahn kann nun wirklich kaum die Rede sein. Schließlich habe ich keine Ahnung, ob und in welchem Zustand ich diesen Raum je wieder verlassen werde…

      Jetzt hätten Sie wohl gern meinen Widerspruch gehört, wie? entgegnet der Alte kichernd. Doch wenn Sie gestatten, hätte ich zunächst ein paar Fragen an Sie.

      Aber natürlich – was bleibt mir anderes übrig, antworte ich durch eine lakonische Geste.

      Gut. Also: Wie sind Sie an diese Tasche gekommen?

      Ich erinnere mich… Alles fing damit an, dass ich eines Tages dieses Manuskript gefunden habe, entgegne ich und lasse die Seiten das Stapels Papier durch meine Finger gleiten, der vor mir auf der Tischplatte ruht.

       - 2 -

      Es ist handschriftlich verfasst, beginne ich meine Geschichte. Und beim Autor handelt es sich offenbar um einen jungen Mann, der seinen Namen allerdings die ganze Zeit über geheimhält. Doch er scheint hier in dieser Stadt zu leben! Denn obwohl er selten konkrete Anhaltspunkte verrät, erkenne ich viele Orte und Situationen aus seiner Schilderung eindeutig wieder… Ich habe versucht, diesen jungen Mann ausfindig zu machen – und bin ihm die verschiedenen Stationen entlang seiner Geschichte gefolgt. Nicht selten habe ich dabei geglaubt, mich selbst in seinen Zeilen wiederzuerkennen.

      Auf meinem … auf seinem … oder besser: auf unserem gemeinsamen Weg sind mir dabei einige denkwürdige Gestalten begegnet, die mich schlussendlich zum Fund der Tasche geführt haben, von der hier die Rede ist. Doch lassen Sie mich meine Geschichte von vorne beginnen:

      Es war ein durchschnittlicher aber glücklicherweise halbwegs sonniger Nachmittag, als ich vor einigen Tagen in meinem Stammcafé ankam. Nachdem die Tische im Inneren von einigen wenigen Gästen besetzt waren und ich mich freute, dass gerade die Sonne durch die Wolken lugte, nahm ich an dem gusseisernen runden Tischchen draußen vor dem Café platz. Neben einer leeren Kaffeetasse und einem übervollen Aschenbecher aus selbstgedrehten Kippen fand ich die Seiten, die ich hier gerade in Händen halte.

      Ist hier draußen besetzt? fragte ich die Kellnerin. Aber sie zuckte nur mit den Schultern. Also setzte ich mich. Eigentlich rechnete ich damit, dass jeden Augenblick ein einzelner Gast von der Toilette zurückkommen würde, um meinen Platz für sich zu beanspruchen. Doch es kam niemand. Ich wartete dort sicher eine halbe Stunde lang. Als immernoch niemand aufgetaucht war, erkundigte ich mich drinnen, ob jemand womöglich sein Manuskript hier vergessen hatte. Doch die Kellnerin meinte bloß, sie habe draußen am Tisch niemanden bemerkt. Sie wirkte gleichgültig – daher hielt ich es für keine gute Idee, das Manuskript an der Bar abzugeben. Vielleicht würden sich aus den Zeilen Hinweise auf die Identität des Verfassers ergeben, dachte ich – und so gab ich nach einer Weile meiner Neugier nach und vertiefte mich in den Text.

      Die Geschichte schlug mich schnell in ihren Bann. Sie beginnt mit einem tagebuchartigen, melacholisch anmutenden Eintrag, den ich anfangs nicht wirklich zu deuten verstand. Doch was sich kurz darauf für den Erzähler – und mich selbst! - entwickelte, übertraf meine kühnsten Erwartungen…

      Bei dem Verfasser handelt es sich allem Anschein nach um einen jungen Mann – ich erwähnte es breits – der sich offenbar als Schriftsteller versucht. Er wirkt unausgeglichen, rastlos, nicht selten geradezu aufgewühlt. Und seine Geschichte beginnt mit folgenden Worten:

       - 3 -

      Weiß.

      Riesengroßes sich auftürmendes Weiß. Das gewaltsam Besitz ergreift.

      Überall.

      Nur Weiß.

      Es zieht sich zusammen. Kommt näher und zieht sich zusammen, bis es mich in sich eingeschlossen hat.

      Es legt sich wie flüssige Angst um meinen Körper und schließt ihn ein.

      Es schließt meinen Körper ein und presst ihn zusammen.

      Zähflüssig wie warmer Beton dringt es durch alle Körperöffnungen in mich ein.

      Es fließt in meinen Mund, durch die Stirnwände bis in die Augenhöhlen, durch die Luftröhre und Lungen bis in den Magen.

      Und erstarrt. Ich bin völlig bewegungsunfähig.

      Es härtet aus und lässt mich liegen.

      Eingegossen in steinernes Weiß.

      Ich müsste ersticken aber ich kann es nicht. Weil meinem Körper ausreichend Platz für seine abgehackte, panische Atmung gelassen wird. Damit ich die Angst spüren kann. Das Weiß aus Nichts frisst sich in meine Seele und tötet jeden Gedanken. Daran wer ich bin und daran was ich kann. An alles, was ich jemals vollbracht habe. Meine Seele müsste erfrieren und gleichgültig werden aber sie kann es nicht. Weil ihr ausreichend Platz für eine einzige Empfindung gelassen wird: Die Nichtswürdigkeit.

      Ich bin der Mittelpunkt eines geometrischen Körpers, der nur ein Innen besitzt. Sein weißes Inneres hat sich auf mich hinabgewölbt und mich verschlungen. Hat meinen Körper und meine Seele präpariert wie das Gestein ein prähistorisches Schneckengehäuse. Doch es ist nicht mein Körper, der konserviert werden soll. Es ist die Angst. Mein Selbsthass und das Alleinsein. Die gnadenlose, martialische Bestrafung meiner Unfähigkeit. Meiner Untätigkeit. Das einzige, das wertloser ist als das Versagen.

      Außerhalb des geometrischen Körpers ist nur das All. Das völlig entleerte, materielose Universum aus abermilliarden Lichtjahre währender Dunkelheit. Ein Raum von der Größe jenseits aller Vorstellungskraft, der nur aus Leere besteht.

      Die Leere ist um die Einsamkeit mehr als das Nichts.

      Und ich bin in dem Kern aus Weiß inmitten des endlosen Schwarz um die Verzweiflung mehr als nur organische Masse.

      Also geht es weiter?

      Ich warte.

      Ich warte solange es geht.

      Kann ich die Augen schließen?

      Die weiße Masse zieht sich langsam aus meinem Körper zurück. Die auf den Lichtstrahlen tänzelnden Schmerzen verlassen die Netzhaut. Wie flüssige Tinte das klare Wasser löst die Dunkelheit alle Farben in sich auf. Die unbegreifliche Leere schrumpft zu einem vorstellbaren Kosmos. Ein Kosmos aus kühler, materieller Dunkelheit. Immer konkreter

Скачать книгу