Dewil's Dance. Marian Hajduk

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Dewil's Dance - Marian Hajduk

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style="font-size:15px;">      Auf den ersten Blick wirkt die Kulisse wie geradewegs aus einem Sherlock-Holmes-Abenteuer.

      Doch gleichzeitig scheint ein mysteriöser Schleier über dem Raum zu liegen. Wie im Atelier von Basil Hallward, in dem Lord Henry zum ersten Mal das Bildnis des Dorian Gray erblickt. Der Schleier einer unheimlichen Schönheit, die zu vollkommen ist, um nicht verdächtig erscheinen zu müssen. Die uns den Hinweis darauf geben will, dass unter der Oberfläche eine andere, eine geheime Natur der Dinge existiert. Ist es bei Sherlock Holmes nicht ganz ähnlich? Hinter seiner vollkommenen Fassade, dem gesunden, austrainierten Körper, seinem messerscharfen Verstand und dem tugendhaften Charakter verbirgt sich die fast nie berücksichtigte, selbstzerstörerische Seele des legendären Detektivs. Nur an wenigen Stellen berichtet Conan Doyle von der Drogenabhängigkeit seines Protagonisten, der in Zeiten kriminalistischer Beschäftigungslosigkeit in tiefe Depressionen verfällt und sich mit Kokain- und Heroininfusionen betäubt. Tage-, manchmal wochenlang dämmert Holmes in einsamer Lethargie, benebelt von Drogen auf seinem Sofa vor sich hin, ohne seine berühmte Wohnung in der Baker Street zu verlassen, bis endlich ein neues Rätsel seinen brillanten Verstand herausfordert und er sich in Sekundenbruchteilen in einen vitalen und dynamischen Menschen zurückverwandelt. Welch ein faszinierendes Bild! Ein Mann, der sein Leben der Bekämpfung des Verbrechens gewidmet hat, besitzt absurderweise genau darin seine einzige Daseinsberechtigung. Wenn er sein Ziel erreicht und alle Schurken, Diebe und Mörder dieser Welt zur Strecke bringt, ertrinkt seine Seele in Langeweile und Depression. Und jedes Mal, wenn er einen Teil des Verbrechens vernichtet, löscht er damit einen Teil seiner eigenen Existenz aus. Mit der gleichen Geschwindigkeit, wie die Kriminalität verschwindet, verschwindet er selbst. Das ist wundervoll! Es ist der einzige Krimi, der sein eigenes Dasein hinterfragt. Das Dasein eines ganzen literarischen Genres…

      Ich hatte also Recht! Nicht nur, dass ich mit meinen Überlegungen auf der richtigen Fährte war – mein geheimnisvoller Schriftstellerfreund musste hier gewesen sein. Genau hier, in eben dieser Bar, wo ich gerade saß.

      Und um die fehlende Seite ergänzt verstand ich plötzlich seine Aufzeichnungen:

      Erst sterben die Schurken.

      Dann sterben die Helden.

      Dann sterben alle Geschichten.

      Was macht Sherlock?

      Harting stellt die falsche Frage.

      Es war ein Gedankenexperiment: Sherlock Holmes' Sieg über das Verbrechen wäre gleichbedeutend mit seiner Selbstzerstörung. Mit den Verbrechern verschwinden die Helden. Und alle Geschichten über sie.

      Kein Held, Protagonist, kein Detektiv oder Polizist, ja: kein Schriftsteller! könnte sich das je wünschen. Weil sie alle ihrer Existenzgrundlage beraubt würden.

      Und mein Freund hat sich die Frage gestellt, warum in tausend- und abertausendfacher Ausführung der immer gleichen Romane die immer gleiche Geschichte erzählt wird! Deren Anfang eine Leiche und deren Ende ein Mörder ist. Warum Joe N.K. Harting mit sowas Millionen verdient.

      Warum geht niemand über diese profane Struktur hinaus? Und stellt die Frage, was Sherlock Holmes am jüngsten Tag anfängt. Womit er sein Leben füllt - die richtige Frage.

      Worin besteht ein wirklicher Sinn, falls uns eines Tages die oberflächlichen Abenteuer des Räuber- und Gendarmspiels ausgehen sollten?

      Vielleicht gibt es deswegen so viele Bücher: Vielleicht sind die unzähligen belanglosen Geschichten in Wahrheit ein Fundus, eine Notration wie Konserven im Keller, die unser kollektives Bewusstsein anlegt, um im Katastrophenfall eine Ersatzdroge zur Sinnstiftung vorrätig zu haben…

      Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich anfing, das Manuskript um meine eigenen Notizen zu ergänzen. Immer kleiner wurde meine Schrift und immer spärlicher die freien weißen Stellen.

      Mein Kopf dröhnte und die schwere warme Luft verursachte mir Schwindel. Mit kräftigen Schlucken spülte ich einen zweiten Pint runter, atmete tief ein und zündete mir noch eine Zigarette an. Zufrieden über meine neugewonnenen Erkenntnisse nahm ich einen tiefen Zug und blies feierlich den Rauch in die Höhe.

      Eine Zigarette ist der perfekte Genuss, sagte plötzlich eine Stimme direkt neben mir. Sie ist köstlich und lässt einen unbefriedigt – was kann man sich schöneres vorstellen?

       - 2 -

      Ich fuhr zusammen.

      Nur wenige Zentimeter von mir entfernt, auf dem benachbarten Barhocker, saß ein Mann. Als wäre er aus dem Nichts aufgetaucht.

      Doch seinem schelmischen Gesichtsausdruck zufolge amüsierte er sich gerade köstlich darüber, dass ich ihn erst jetzt bemerkte.

      Kennen wir uns? war das einzige, was ich hervorbrachte.

      Ich weiß nicht, antwortete er freundlich. Ist das wichtig?

      Seine Erscheinung, die sich gerade vor mir manifestiert hatte, kann ich nur mit dem Ausdruck wunderlich beschreiben. Da war zunächst seine Kleidung: die hellgraue Tuchhose saß perfekt und wirkte wie maßgeschneidert, darüber trug er eine klassisch geschnittene champagnerfarbene Weste und einen ebenfalls hellgrauen, beklemmend eleganten Gehrock mit abgesetztem Samtkragen. Sein Hemd war weiß wie frisch gefallener Schnee, der antiquierte Stehkragen wurde von einer kunstvoll geschlungenen Seidenkrawatte zusammengehalten, auf deren Knoten eine Perle von respektabler Größe thronte. Aus den scharf gefalteten weißen Manschetten blitzten mit roten Steinen besetzte Goldknöpfe, seine Füße steckten in einem Paar auf Hochglanz polierter fuchsbrauner Pferdelederstiefel. Das ganze Ensemble wurde von einem schweren Tweedmantel gekrönt, den er über die Schultern geworfen trug. Dessen Abschluss bildete ein opulenter, geradezu melodramatischer Pelzkragen. Am rechten Mittelfinger trug er einen schweren Goldring, seine Hände waren verschränkt und hielten ein Paar Lederhandschuhe und einen Gehstock aus rötlich glänzendem Wurzelholz, dessen Abschluss ein goldener Pferdekopf bildete.

      Sein Gesicht war lang und dennoch wuchtig, an den Schläfen scharfkantig und weich um die Kieferpartie. Es wurde von der starken, gerade nach unten fallenden Nase mit ihren ausladenden Flügeln dominiert. Die Haut war blass aber rein und gesund, seine Lippen weich, das Kinn rund und kräftig. Eingerahmt wurde dieses eigenwillige Gesicht, das männlich und weichlich zugleich erschien, von einer vollen, schwarzen Mähne aus glattem, kinnlangem Haar. Sein Blick war scharf und die dunkelbraun funkelnden Augen sprühten geradezu vor Charme und Spitzbübigkeit.

      Hatte ich den geheimnisvollen Schriftsteller gefunden? Wie sollte ich ihn darauf ansprechen? Und falls er es war: was würde er davon halten, dass ich in seinen Unterlagen herumschnüffelte?

      Ich beschloss instinktiv, mich erst einmal heranzutasten und mehr über ihn in Erfahrung zu bringen.

      Wer hat das gesagt? fragte ich.

      Verzeihung? Seine Stimme war weich und klar, ohne jeden Akzent oder Dialekt.

      Das mit der Zigarette – wer hat das gesagt?

      Mein junger Freund, ich muss Ihnen mein Kompliment aussprechen: Zweifellos sehen Sie die Welt mit anderen Augen! Oder hören sie mit anderen Ohren – ganz wie man es nimmt…

      Sie meinten gerade, eine Zigarette ist der perfekte Genuss und so weiter… Wer hat das gesagt?

      Obwohl Sie Sich ihre

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