Paulo bereist die Seidenstraße (4). HaMuJu

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Paulo bereist die Seidenstraße (4) - HaMuJu

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kaufen. Wahrscheinlich wären die das größte Problem, dachte ich. Schließlich gab es gerade bei Wanderschuhen eine solche Fülle an Materialien, dass man kaum zurecht kam. Wollte man Ganzlederschuhe, worauf viele schworen, die aber ihr Gewicht hatten? Sie eigneten sich in steinigem Gebiet, wo sie den Fuß vor scharfkantigen Steinen schützen mussten. Oder genügte ein Leichtbauwanderschuh, der am Schaft nicht die hohe Materialfestigkeit zeigte, aber den großen Vorteil des geringen Gewichtes hatte? Die Sohle wäre genau so stabil wie die der Ganzlederschuhe und er war besser geeignet, den Fuß vor Wasser zu schützen. Letztlich kam es natürlich darauf an, wie der Schuh am Fuß saß. Man musste schon ein paar Tage mit dem Schuh laufen, um sagen zu können, ob Schuh und Fuß miteinander harmonierten. Es gab nur wenige Geschäfte, die sich darauf einließen.

      Am Ende entschied ich mich für den „Raichle Explorer LS“. Der Schuh kostete 98 Euro und bot alles, was ich von einem guten Wanderschuh erwartete Er war überwiegend aus Nubukleder und wog nur 1,3 kg! Tagelang lief ich mit dem Schuh durch die Gegend. Ich verspürte nirgendwo Druckstellen oder sogar Blasen. Es kam auch darauf an, welche Strümpfe man in den Schuhen trug, ich nahm dünne Baumwollstrümpfe. Neben den Wanderschuhen würde ich noch ein Paar Turnschuhe und ein Paar Schlappen mitnehmen.

      Damit hatte ich meine wichtigsten Ausrüstungsgegenstände zusammen gekauft. Ich beschloss, zunächst nach Istanbul zu fliegen und dort alles weitere abzuklären. Ich hatte noch zwei Wochen Zeit, dann würde es von Düsseldorf aus losgehen. Der Flug kostete 110 Euro, da überlegte ich nicht lange nach einer Busverbindung. In diesen zwei Wochen ließ ich mir eine Gammaglobulin-Impfung gegen Hepatitis C und eine gegen Hepatitis A geben, ich ließ meinen Tetanus-Status überprüfen und stellte mir eine Reiseapotheke zusammen. Sehr wichtig waren wirksame Mittel gegen Durchfall! Ich überprüfte meine Ausweispapiere und wurde Kunde der Postbank, Visa hatte ich schon längst, mein Flugticket hatte ich mir im Internet gekauft.

      Ich legte alle Sachen zusammen, die mir wichtig für meine Reise erschienen, besonders warme Kleidung. Ich hatte von früher noch eine sehr gut gefertigte „Northface Outdoor“-Jacke, die mir sicher gute Dienste erweisen würde. Ich würde ein Reisetagebuch schreiben, ich packte also eine Kladde und einen guten Kugelschreiber in meinen Rucksack. Zum Glück fiel mir ein, dass ich mit meinem Schweizer Messer wohl nicht durch den Security-Check am Flughafen kommen würde, ich ließ es also zu Hause. Ich würde mir irgendwo unterwegs ein entsprechendes Messer besorgen.

      Von allen wichtigen Dokumenten, die ich mitnehmen würde, machte ich Fotokopien, was die Wiederbeschaffung verloren gegangener Papiere erleichtern würde. Und dann ging es los! Vieles musste sich noch einspielen, zum Beispiel, wo ich mein Geld aufbewahren sollte, wie viel Geld ich immer griffbereit haben musste, wo meine Ausweispapiere waren, aber das würde sich alles schon finden. Ich verabschiedete mich von zu Hause und versprach, mich regelmäßig telefonisch zu melden. Das wäre ja alles kein Problem! Ich fuhr nach Düsseldorf.

      Noch sah ich aus wie ein x-beliebiger Backpacker. Wie oft ich schon auf dem Düsseldorfer Flugplatz war! Ich war ganz in Gedanken, es würde nicht in einen vorbereiteten Urlaub gehen. Wenn ich von Istanbul aus in den Ostteil der Stadt übergesetzt hätte, nach Asien, dann würde mein großes Abenteuer beginnen. Die Busfahrt von Köln hätte sicher vierzig Stunden gedauert, mit dem Flugzeug wäre ich in drei Stunden am Atatürk-Airport. Gut, dass ich das Schweizer Messer zu Hause gelassen hatte, wir wurden alle sehr genau gecheckt!

      Wie ließ sich meine Stimmung beschreiben?

      Istanbul

      In Istanbul angekommen war ich guter Dinge, das Wetter war herrlich, Sommerhitze! Aber ich war nicht entspannt, ich dachte voraus, an die Dinge, die auf mich zukommen würden, mit denen ich nicht rechnete, die mich vielleicht überraschten, auch negativ! Aber ich hatte keine Angst, im Gegenteil, dieses gespannte Gefühl hatte etwas Konstruktives, Vorwärtstreibendes. Ich fuhr mit Metro und Straßenbahn in die Stadt. Der Atatürk-Airport lag dreißig Kilometer außerhalb Richtung Griechenland.

      Die U-Bahn war klimatisiert, in der Straßenbahn machten sich aber dann unangenehme Körpergerüche breit, die Leute stanken. Das schien aber niemanden sonderlich zu stören. Man hielt sich an den an der Deckenstange befestigten Haltegriffen fest und entblößte so die schwitzenden Achselhöhlen. Bestenfalls wandten die Leute scheinbar teilnahmslos ihr Gesicht ab und blickten nach draußen. Ich war froh, als ich endlich in Eminönü angekommen war. Jemandem, der es nicht gewohnt war, solch einen Gestank in der Öffentlichkeit um sich zu haben, war das doch unangenehm, sich mit den schwitzenden Zeitgenossen in der Straßenbahn herumdrücken zu müssen. Aber da sollten mir noch ganz andere Gerüche um die Nase wehen! In Eminönü suchte ich in der Hamidye Caddesi die Verwandten eines ehemaligen Klassenkameraden auf.

      Aydin hatte es auf unserem Gymnasium tatsächlich bis zum Abitur geschafft. Er stammte aus Istanbul, sein Vater kam Anfang der 1970er Jahre nach Deutschland und bekam einen Job bei Krupp. In Istanbul wohnten seine Tante, sein Onkel, sein Cousin und sein Großvater. Die Familie wusste schon von Aydin, dass ich kommen würde und hieß mich willkommen, er selbst war nicht zu Hause. Es war ein quirliges Stadtviertel, in dem die Familie wohnte. Eine Unzahl von Menschen huschte über die Hamedi Caddesi hin und her und ging irgendwelchen Geschäften nach. Es gab zig kleine Läden in der Straße, in denen mit allem Möglichen gehandelt wurde. Sie waren uralt und wurden über Generationen geführt. Das war genau das, was den Charme dieser gigantischen Metropole ausmachte, ein Stück Beständigkeit in dem sich permanenten Veränderungen zuwendenden Trubel.

      Aydins Onkel besaß ein altes zweistöckiges Haus, in dem er ein Geschäft besaß, er handelte mit Haushaltswaren, mit Töpfen, Gläsern und Küchenutensilien, besonders Besteck. Hinten im Laden gab es eine Messerschleiferei, die Leute kamen und brachten ihre stumpfen Haushaltsmesser, manche brachten auch Äxte. Ganz früher gab es auch eine Messerschmiede, davon konnte der Großvater erzählen. Aydins Cousin übersetzte, was der Großvater über seine Zeit als Messerschmied zu berichten wusste. Aus allen Stadtteilen Istanbuls wären die Menschen herbei geströmt und hätten seine Messer haben wollen, er hätte Bestellungen für Wochen gehabt. Man war immer zufrieden mit seiner Arbeit und die Leute kamen, um ihre Messer schleifen zu lassen. Mit einem Male war Schluss mit der Messerschmiede, billige Messer aus Fernost überschwemmten den Markt. Da konnte Aydins Großvater preislich nicht mithalten, er gab die Schmiede auf.

      Hinten im Laden konnte man noch die erloschene Esse und den Amboss bestaunen, sie sahen aus, als könnte man sie jederzeit wieder benutzen, ein Feuer entfachen, die Glut mit dem Blasebalg anfachen und dann den Eisenrohling erhitzen, um ihn auf dem Amboss zu schmieden, tack, tack, tack, die Hammerschläge wären in der ganzen Nachbarschaft zu hören, sie waren immer der Pulsschlag des geschäftigen Lebens in der Hamedi Caddesi. Aber das war längst vorbei. Messer kamen aus industrieller Fertigung und waren bei weitem nicht so langlebig wie die, die Aydins Großvater geschmiedet hatte. Er trauerte der Zeit nach, saß in seinem Sessel und träumte in den Tag hinein.

      Ursprünglich stammte er aus Konya, siebenhundert Kilometer südöstlich von Istanbul. Aydins Onkel ging seinen Geschäften nach, Aydins Tante war einkaufen, Aydins Cousin, der fünfzehn Jahre alt war und ich saßen beim Großvater und hörten, was er zu erzählen hatte. Er rauchte streng riechende Orientzigaretten, seine Finger waren ganz gelb von dem Zigarettenqualm. Pro Tag genehmigte er sich ein, zwei Raki, mehr trank er nicht. Das Alkoholtrinken hatte in der Türkei keine Tradition, nicht so wie bei uns, wo man bis zur körperlichen Erschöpfung soff. Der Großvater hieß Yussuf und schien froh zu sein, jemanden gefunden zu haben, der ihm zuhörte, Aydins Cousin, Mehmet, übersetze fleißig. Yussufs Augen glänzten, wenn er von früher erzählte. Seine Frau Hatice war vor vier Jahren an Krebs gestorben. Er hatte sie sehr geliebt und kam lange Zeit nicht über ihren Tod hinweg. Als Yussuf von meinem Vorhaben, die Seidenstraße entlang zu pilgern hörte, war er lange Zeit still. Dann schaute er mich an, als wollte er sagen:

      „Du willst also die Welt entdecken!

      Es

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