Paulo bereist die Seidenstraße (4). HaMuJu

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Paulo bereist die Seidenstraße (4) - HaMuJu

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Teig, der mit Pistazien und Nüssen versehen war. Es wurde nicht viel geredet, jeder aß mit Heißhunger. Auf dem Tisch stand sogar Wein aus Diyarbakir. Der Weinanbau war in der Türkei langsam im Kommen begriffen. Neben Diyarbakir gab es in Thrakien, Kappadokien und Izmir Weinanbau. Zum Raki, der auch auf dem Tisch stand, wurde eiskaltes Wasser gereicht. In dem Wasser fiel der Anis aus, sodass die „Löwenmilch“ entstand.

      Ich hatte so viel gegessen, dass ich mich kaum noch rühren konnte. Von dem Wein und dem Raki wurde nur wenig getrunken. Fast alle tranken nach dem Essen Cay, ich auch. Ich hatte nie viel Alkohol getrunken, zu Hause mal ein, zwei Bier mit Freunden.

      Einmal war ich betrunken, ich war sechzehn und auf eine Party eingeladen, der Martini hatte es mir angetan. Am nächsten Morgen hatte ich einen Brummschädel, den ich so schnell nicht vergaß.

      Hassans Schwager, Fuat, holte plötzlich seine Saz und fing zu spielen an. Sofort verstummten alle und hörten zu. Als Fuat sein erstes Lied beendet hatte, klatschten alle Beifall Fuat verneigte sich und steckte sich eine Orientzigarette an. Alle rauchten am Tisch, auch die Frauen, was noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wäre. Fuat setzte sein Sazspiel fort und unterhielt die Hotelgäste. Die hatten sich zu unserer Runde gestellt und klatschten kräftig mit den Händen, wenn das Lied zu Ende war. Fuat spielte den ganzen Abend durch, es herrschte eine tolle Stimmung.

      Ich musste langsam daran denken, ins Bett zu gehen, denn am nächsten Morgen musste ich um 6.00 h aufstehen, Hassan wollte mich wecken. Ich verabschiedete mich von Hassans Familie und dankte für die herzliche Gastfreundschaft. Dann ging ich auf mein Zimmer. Am Morgen Klopfte Hassan um 6.00 h an meine Zimmertür und ich antwortete, dass ich aufstände. Wir frühstückten noch einmal zusammen. Dann brachte mich Hassan zu der Stelle, an der ich Fuat treffen würde. Der kam pünktlich um 7.00 h und nahm mich auf. Hassan und Fuat wechselten noch ein paar Worte, dann umarmte ich Hassan und versprach, ihm zu schreiben. Bei der Abfahrt winkte ich ihm zu, bis er außer Sicht war. Fuat war ein fröhlicher Mensch, er hatte den ganzen LKW voller Aprikosen und bot mir welche an. Sie schmeckten ausgezeichnet. In seinem gebrochenen Deutsch sagte er, dass wir für die Fahrt ungefähr sechs Stunden brauchen würden. Wir hätten zwar nur zweihundertfünfzig Kilometer, die Straße wäre aber sehr gebirgig und auch schlecht, außerdem wollte er gegen Mittag eine Pause machen. Ich war einverstanden, mich trieb niemand, ich hatte Zeit. Fuat sang ein Lied nach dem anderen, dabei schaute er mich an, als wollte er mich auffordern, mitzusingen. In Elazig machten wir eine ausgiebige Mittagspause, wir fuhren bis an den Keban-Stausee. Wir suchten und ein Plätzchen im Schatten, es war sehr heiß geworden.

      Zum Mittagessen gab es Aprikosen, Fladenbrot und Wasser, mehr brauchte man wirklich nicht, wir legten uns unter einen Schatten spendenden Baum. Nach kurzer Zeit schnarchte Fuat mit offenem Mund. Nach exakt einer Stunde wurde er wieder wach und war wie ausgewechselt, während ich vor mich hin döste, war Fuat hellwach und wir nahmen unsere Fahrt wieder auf. Fuat sagte, dass er in Bingöl seine Eltern besuchen wollte, sie hätten außerhalb vom Ort eine Hofstelle und würden Ziegen züchten. Er hätte früher als Junge immer auf die Ziegen aufpassen gemusst. Seine Eltern würden sich bestimmt freuen, wenn er mich ihnen vorstellte, vor allem aber, wenn er ihnen von meinen Reiseplänen erzählte.

      Bingöl

      Nach drei Stunden kamen wir in Bingöl an, die Sonne schien heiß vom Himmel, es war Nachmittag.

      Rund um Bingöl lagen Berge mit Gletschern, man kam sich fast vor wie in der Schweiz. Die Stadt hatte knapp 70000 Einwohner. Fuat fuhr zuerst zum Großmarkt, wo er die Aprikosen ablud. Er rauchte mit dem Vorarbeiter eine Zigarette, dann fuhren wir raus zu seinen Eltern. Wir verließen das Stadtgebiet Richtung Mirzan nach Südwesten. Hinter Mirzan bogen wir in einen Feldweg ein und kamen nach hundert Metern zu Fuats Elternhaus. Fuat stellte den Motor ab und stieg aus. Sofort kam ein großer Hund kläffend angerannt. Ich stellte mich neben Fuat, wo mich der Hund beschnupperte, knurrend. Fuat sagte, ich sollte keine Angst haben, der Hund würde nur bellen. Dann kamen zwei alte Leute aus dem Haus, Fuats Eltern. Fuat ging auf sie zu und umarmte beide, sie lachten und freuten sich, sich wiederzusehen. Inzwischen hatte ich mich sogar getraut, den Hund zu streicheln, er wedelte mit dem Schwanz. Dann schüttelte ich Fuats Eltern die Hände und Fuat stellte mich vor. Offensichtlich hatte Fuat seinen Eltern gerade von meinem Vorhaben erzählt, denn ihre Mienen versteinerten plötzlich. Schnell kehrte aber das freundliche Lachen zurück.

      Wir setzten uns vor das Haus und Fuats Mutter brachte Cay und Baklava raus. Wir tranken und aßen in aller Ruhe. In einer Stunde würde es Abendessen geben, sagte Fuats Mutter. Wie nett doch die Menschen bislang alle waren!

      Dann stand Fuat auf und bat mich, mitzukommen. Er zeigte mir sein Zuhause, das Haus, den Stall, das Grundstück und die Weideflächen, immer war der große Hund bei uns, er hatte sich vollkommen beruhigt. Dann gingen wir ins Haus, wo Fuats Mutter das Abendessen auftrug. Es duftete herrlich nach Kräutern und gebratenem Fleisch. Im Haus war es relativ dunkel, ein großer Kaminofen diente als Heizung und Kochstelle. Vor dem Ofen stand ein Tisch mit fünf Stühlen. Fuats Mutter servierte Joghurt mit Tomaten, Gurken, Paprika und Kräutern, Cacik genannt, dann gab es gebratenes Zicklein mit einer hervorragend schmeckenden Kräutersauce und Pide (Fladenbrot), zum Nachtisch gab es Milchreis mit karamellisierter Oberfläche, Sütlac hieß der.

      Fuats Vater hatte sogar Bier im Haus, jeder bekam eine Flasche „Efes“, es wurde auch Raki gereicht, der mit Eiswasser verdünnt wurde. Nach dem Essen musste ich erzählen, Fuat übersetzte, das war zwar mühsam, wenn sich alle anstrengten, klappte das aber. Fuats Mutter hatte mir im Wohnraum in einer Ecke eine Schlafstätte bereitet. Die Toilette war hinter dem Haus, man musste eine Kerze als Leuchte mit hinaus nehmen. Wasser gab es aus dem Brunnen. Ich fand das sehr romantisch, zu Hause schlüge man die Hände über dem Kopf zusammen, vor allem wegen des Plumpsklos. Ich konnte meinen Schlafsack immer noch unbenutzt lassen, Fuats Mutter hatte mir Bettwäsche hingelegt. Fuats Eltern erzählten, dass sie mittlerweile seit über vierzig Jahren in dem Haus lebten. Fuat würde einmal alles erben, er würde dann sicher alles verkaufen und in die Stadt ziehen. Fuat widersprach nicht. Sie hätten noch dreißig Ziegen zu versorgen. Ziegenkäse und Ziegenmilch würden sie nach Bingöl verkaufen. Sie wären noch nie aus Bingöl weggefahren, irgendjemand müsste sich schließlich um das Vieh kümmern und wo sollten sie denn auch hin?

      Fuats Vater hatte hinter dem Haus Bienenstöcke, er schleuderte den Honig selbst. Aus dem Honig stellte Fuats Mutter türkischen Honig her, eine extrem süße Speise. Die beiden Alten waren mit ihrem Leben zufrieden. Ich erzählte von meiner Schulzeit, die ich glücklich hinter mich gebracht hatte. Dann berichtete ich von Aydin, meinem ehemaligen Klassenkameraden, bei dessen Eltern ich in Istanbul gewohnt hatte, von dem quirligen Leben in Istanbul, wo die Menschen Schulter an Schulter durch die Straßen liefen. Die Alten fragten sich, wie man so leben könnte. In der Ecke des Wohnraumes stand ein Fernseher, ab und zu sahen sie Bilder aus Istanbul und schüttelten dann mit dem Kopf. Nie würden sie ihren Hof für eine Wohnung in Istanbul oder einer anderen Großstadt tauschen wollen. Wir gingen früh zu Bett, ich war rechtschaffen müde.

      Auf meinem Lager im Wohnzimmer schlief ich ausgezeichnet. Früh am Morgen hörte ich Fuats Mutter herumwerkeln, sie war mit dem Frühstück beschäftigt. Ich stand auf, wünschte ihr einen guten Morgen und ging auf den Hof, um mich am Brunnen zu waschen. Es war noch frisch draußen, das kalte Brunnenwasser erschreckte einen, tat aber gut. Ich hörte die Ziegen auf der Weide, einige hatten Glocken um den Hals gebunden. Es roch etwas streng, aber nicht unangenehm. Dann kam Fuat und rieb sich den Schlaf aus den Augen, er fragte, ob ich gut geschlafen hätte. Ich bejahte und sah, wie die Sonne hinter den Bergen aufging, das war eine tolle Morgenstimmung. Fuat wusch sich ausgiebig, ihm machte das kalte Wasser nichts aus. Dann gingen wir zusammen frühstücken. Fuat hatte einen Tag frei und wollte mir Bingöl zeigen, ich war einverstanden. Inzwischen war auch Fuats Vater aufgestanden und saß schon am Frühstückstisch. Ich wünschte ihm einen guten Morgen, er mir Allahs Segen. Beim Frühstück wurde nicht viel geredet, es gab leckeren Honig und selbst

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