Paulo bereist die Seidenstraße (4). HaMuJu

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Paulo bereist die Seidenstraße (4) - HaMuJu

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ich musste meine Reise machen, sie würde mich zu mir selbst führen. Ich hatte in Van ein Ticket direkt bis nach Teheran gekauft. Ich hatte umgerechnet 25 Euro bezahlt, was extrem wenig war. Ein Touristenvisum hatte ich mir natürlich längst in Deutschland besorgt, ohne Visum brauchte man gar nicht erst an die Grenze zu kommen. Die Zugfahrt von Van bis Teheran würde 25 Stunden dauern, das wäre also schon ein ganz schöner Streifen!

      In Van startete ein rein iranischer Zug, das Personal sprach nur Farsi, es wurde nur iranische Geld genommen. Das wusste ich vorher und hatte in Van Rials getauscht. An der Grenze gab es einen kleinen Aufenthalt, wir mussten den Zug verlassen und uns in einer Reihe aufstellen, um einen Ausreisestempel in den Pass zu bekommen. Wir stiegen wieder in den Zug, um eine Stunde später von den iranischen Offiziellen geweckt zu werden. Wir mussten aber nicht aussteigen. Die iranischen Zöllner nahmen unsere Pässe für zwanzig Minuten mit, um sie dann gestempelt zurückzubringen. Die Gepäckkontrolle fand erst in Täbriz statt, wo der Zug zum ersten Mal auf iranischen Boden hielt. Kein einziger der wenigen Touristen im Zug musste sein Gepäck öffnen. Bei einigen Iranern wurden Waren konfisziert und obwohl wir als Touristen nicht durchsucht wurden, würde ich dringend davon abraten, Alkohol oder sogar Drogen in den Iran zu schmuggeln, die Strafen waren sehr hart! Die Fahrt von Täbriz nach Teheran war lang, aber man hatte sich ja darauf eingestellt und der Zug war ganz gemütlich. Das Essen im Zug blieb weit hinter dem türkischen Essen, an das ich gewöhnt war, zurück. Die Zugpassagiere waren extrem freundlich und wenn man ein Kartenspiel, Domino oder Backgammon spielte, wurde man von iranischen und türkischen Passagieren umzingelt. Frauen mussten eine Kopfbedeckung tragen, das war eine Sache, an die man sich im Iran erst gewöhnen musste.

      Die wenigen Touristen im Zug kamen aus Frankreich und England. Ich kam mit ihnen ins Gespräch, sie waren sehr erstaunt zu hören, dass ich die Seidenstraße entlang wollte. Sie wollten in den Süden des Iran und über Pakistan nach Indien. Ich holte meine Kladde aus dem Rucksack und schrieb meine Erlebnisse auf.

      Teheran

      Wir kamen am morgen des nächsten Tages in Teheran an.

      Jean-Jacques, Pierre, Steve, so hießen meine Zugbekanntschaften und ich stiegen aus setzten uns im Bahnhof in eine Teestube. Die Zugfahrt steckte uns in den Knochen, obwohl der Zug eigentlich ganz angenehm war. Es fiel sofort auf, dass etwas anders war in Teheran als zum Beispiel in Istanbul, es war die Stimmung. Eine Unmenge von Menschen lief über den Bahnhofsvorplatz, die Frauen trugen Schleier und Mäntel, die bis über die Knie reichten. Die Männer trugen schlecht sitzende Anzüge und die Jugendlichen bunte Kleidung, die sich an den neuesten Modetrends orientierte. Man hatte zu Hause viel über das repressive System im Iran gehört, dort im Bahnhof merkten wir davon nichts.

      Teheran wies ein Nord-Süd-Gefälle auf, die Reichen wohnten im Norden in Villen, die nach Außen hin islamische Architektur zeigten mit vielen Schnörkeln, Säulen und Bögen, im Innern aber westlichen Lebensstil imitierten. Hoch oben im Norden war die Luft sehr gut, man befand sich dort an den Hängen des Elbrus-Gebirges, der Süden erstickte fast im Abgasqualm der Millionen Autos. Teheran lag im Schnitt auf 1200 m Höhe.

      Der Süden grenzte an die Salzwüste Dascht-e Kavir. Man sah von Teheran aus die schneebedeckten Gipfel des Elbrus, sechsundsechzig Kilometer nördlich lag der 5671 m hohe Damavand, der 3975 m hohe Towchal grenzte an das Stadtgebiet und konnte mit der Seilbahn erreicht werden. Teheran hatte schon mehrere schwere Erdbeben erlebt, das letzte lag allerdings hundertfünfzig Jahre zurück, es kostete 45000 Menschen das Leben. Die Seismologen rechneten deshalb in der nächsten Zeit wieder mit einem schweren Beben. Bei Teheran stießen die Indisch-Australische und die Arabische Kontinentalplatte auf die Eurasische Platte. Es herrschte in Teheran Kontinentalklima, der Norden war kühler als der Süden, der am Rand der zentraliranischen Wüstenregion lag. Die Sommer waren trocken und heiß, die Winter kühl und nass. Der Süden war im Schnitt fünf Grad wärmer als der Norden. Die Flüsse Karadsch im Westen und Djadjrud im Osten versorgten die Stadt mit Wasser.

      Teheran hatte eine geschätzte Bevölkerungszahl von vierzehn Millionen Einwohnern. Die Hauptstadt des Iran war jung, siebzig Prozent der Einwohner waren unter dreißig Jahre alt. Vom Bahnhof aus führte eine wichtige Straße nach Norden, die Valiasr-Straße, die unter Reza Schah Pahlavi gebaut worden war und ursprünglich Pahlavi-Straße hieß. Nach der Revolution von 1979 erhielt sie zunächst den Namen Mossadegh-Straße und später den bestehenden Namen. Valiasr bedeutete: Prinzip der Zeit.

      Jean-Jacques, Pierre, Steve und ich liefen die Valiasr-Straße hoch und schauten uns die sich bietenden Blickfänge an, Cafes, Boutiquen, Kinos, Parks, Geschäfte. Auffällig war sofort der höllische Verkehrslärm in der Straße. In Teheran fuhr ungefähr ein Drittel aller 7.5 Millionen Autos des Iran, wovon etwa vierzig Prozent zwanzig Jahre und älter waren und deshalb keine modernen Abgasfilter hatten. Das erklärte den Smog, der permanent im Süden der Stadt herrschte. Der wegen seiner sehr guten Luft begehrteste Stadtteil Teherans war Tajrish im Norden. Das war das älteste Stadtviertel Teherans und besaß einen großen Basar. Wir kamen an einer Tourist Information vorbei und fragten nach einem billigen Hotel. Die Dame bedauerte, uns kein billiges Hotel anbieten zu können, es gäbe ein Hotel für uns in Tajrish, das Zimmer für fünfzig Euro die Nacht. Wir schluckten alle, als wir den Zimmerpreis vernahmen, aber was sollten wir machen? Wir konnten uns schlecht im Schlafsack in den Park legen, dazu fehlte uns der Mut und das wäre auch zu gefährlich gewesen. Hätte uns die Polizei erwischt, wären wir ins Gefängnis gekommen und dort gegrillt worden, bis sich jemand unserer erbarmt hätte.

      Also ließen wir die Dame vom Reisebüro im Hotel anrufen und Zimmer für uns reservieren. Wir bedankten uns und fuhren dann mit der U-Bahn hoch bis zur Endstation Mirdamad. Von dort fuhren wir mit einem Taxi bis zum „Hotel Azadi“. An der Rezeption tat man sich schwer, sich mit uns zu verständigen, es fand sich dann aber jemand, der Englisch sprach. Man musterte uns von oben bis unten, gab uns dann aber unsere Zimmer. Das Hotel war sehr komfortabel, was bei dem Preis auch zu erwarten gewesen gewesen war. Wir wollten uns eine Stunde ausruhen und uns dann in der Halle wiedertreffen. Ich ging duschen und legte mich anschließend auf mein Bett. Ich träumte kurz von Ayse, vielleicht würde ich ihr an jenem Tag eine Karte aus Teheran schreiben. Es war inzwischen früher Nachmittag geworden und wir wollten mit der U-Bahn wieder ins Zentrum zurück. Der Große Basar in Teheran war der größte Basar der Welt. Den wollten wir zumindest einmal gesehen haben.

      Wir nahmen also wieder die U-Bahn zurück und liefen ein Stück Richtung Osten bis zum Basar. Mir fiel auf, dass der größte Teil der Basarbesucher junge Leute waren, die sich gaben wie wir, gute Kleidung, gegelte Haare, Handy. Aber es gab auch die Basiji, das war eine Art paramilitärische Miliz, deren Aufgabe es war, auf Einhaltung von Sitten und Gebräuchen zu achten. Das waren junge Männer mit Flaumbärten, Palästinensertüchern und Cargohosen, die Frauen zur Rede stellten, wenn sie zu bunte Kopftücher trugen oder zu viel Bein zeigten. Die Jugend machte sich über sie lustig, trieb es damit aber nicht zu toll. Die Gefahr, verhaftet zu werden, bestand immer. Diese Basiji durchstreiften den Basar, immer auf der Suche nach Sittenverstößen, wenn sich ein junges Paar zum Beispiel küsste oder auch nur berührte. Jungen und Mädchen flirteten im Auto oder in der Waschstraße. Man fuhr auf den großen Avenuen parallel und flirtete bei geöffneten Wagenfenstern. Die Situation war ein wenig beängstigend, so richtig ernst schien sie aber niemand zu nehmen. Wir kamen zu den Gewürzhändlern, die ihre Gewürze in offenen Säcken anpriesen, wobei die Farben der Gewürze ins Auge stachen. Ganze Basarstraßen zogen sich die Reihen der Gewürzsäcke lang, der Basar war riesig. Dann waren wir mit einem Mal im Teppichviertel gelandet, die Verkäufer bemühten sich aber nicht, uns einen Teppich aufzuschwatzen, sie sahen uns an, dass wir keinen kaufen würden. An einer großen Kreuzung der Basarstraßen gab es ein Cafe, das von Jugendlichen bevölkert wurde. Wir setzten uns an einen Tisch, an dem noch vier Stühle frei waren. Jean-Jacques, Pierre und Steve steckten sich Zigaretten an, wir bestellten uns jeder einen Espresso.

      Sofort wurden wir angesprochen, woher wir kämen, wir antworteten aus Frankreich,

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