Paulo bereist die Seidenstraße (4). HaMuJu

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Paulo bereist die Seidenstraße (4) - HaMuJu

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the Islamic Republic of Iran.

      Wenn die nächsten Parlamentswahlen anstünden, kandidierte wieder Chatami, aber gegen Ahmadinedshad. Sein Versuch, die Macht des Wächterrates in der iranischen Verfassung zu begrenzen, scheitere am Widerstand der Geistlichen. Vonseiten der Staatsoberen wurde alles versucht, Chatami von einer Kandidatur abzubringen. So wurde ein Hetzbuch, das ein vertrauter Journalist Ayatollah Chameneis verfasst hatte, in Umlauf gebracht, in dem behauptet wurde, Chatami stünde im Zentrum einer internationalen Verschwörung und wollte aus dem Iran einen säkularisierten Staat machen. In Teheran traten zum dreißigsten Jahrestag der Iranischen Revolution Schlägertrupps mit dem Ruf: „Tötet Chatami!“ auf. Man würde abwarten müssen, welche Ergebnisse die Parlamentswahlen brächten.

      Arvid hatte etwas Warnendes in der Stimme. Die Basiji wären Kinderkrams gegen die offizielle Polizeigewalt. Daria schaute mich ängstlich an, ich sollte auf keinen Fall politisch öffentlich in Erscheinung treten, flehte sie mich an. Dann gingen wir auf den Bahnsteig. Der Zug kam pünktlich und wir stiegen ein, er fuhr über Qom nach Isfahan. Der Zug war gut gefüllt mit Geistlichen, aber auch mit normalen Passagieren. Wir bekamen nach einigem Suchen auch noch Plätze.

      Arvid setzte seine Einschätzung über das politische System im Iran fort. Nach der islamischen Revolution gegen Schah Reza Pahlavi 1979 durch Ayatollah Chomeini wurde Abu Hasan Banisadr Staatspräsident im Iran, er blieb es für eineinhalb Jahre bis zum Jahre 1981, ihm folgten bis in unsere Zeit Mohamed Ali Radascha-i, Sayed Chamenei, Ali Akbar Rafsandschani, Mohamed Chatami und Mahmud Achmadinedschad. Der absolute Machtfaktor im Staate wäre aber Chamenei, er folgte als Schüler Chomeinis in Qom jenem im Amte nach, genoss aber nie den Rückhalt, den jener im Volke hatte. Auch in der Schia-Geistlichkeit erfuhr er nie Chomeinis Achtung. Nachdem Rafsandschani eine erneute Kandidatur für das Präsidentenamt 1997 versagt worden war, kam mit Chatami der große Reformer. Der Wächterrat ließ ihn trotz seiner politischen Vergangenheit zu. Er erhielt siebzig Prozent der Stimmen und schaffte damit einen überwältigenden Wahlerfolg.

      Mit seinem reformerischen Eifer machte sich Chatami sofort Gegner. Mehr und mehr griff der Wächterrat direkt in seine Regierungsgeschäfte ein, er machte sogar verabschiedete Gesetze rückgängig.

      Chatami hatte zwei Amtszeiten und durfte deshalb 2005 nicht noch einmal kandidieren. Sein Nachfolger Achmadinedschad machte innerhalb kürzester Zeit die außenpolitischen Erfolge, die Chatami verbuchen konnte, wieder zunichte. Mitglieder seines Kabinetts waren ehemalige Mitglieder der Revolutionsgarden, Hardliner, Radikalislamisten. Jüngste Kapriolen Ahmadinadschads waren die Leugnung des Holocausts und sein Ausspruch, Israel müsste von der Landkarte verschwinden.

      Ich wollte wissen, warum die Jugend nicht gegen das diktatorische Regime und seine Schergen demonstrierte. Arvid sagte, dass es sehr schwer wäre, in der Öffentlichkeit Protest zu erheben. Der Geheimdienst wäre überall und auch die Basiji würden öffentlichen Protest im Keim ersticken. Es blieb eigentlich nur, die restriktive Politik im Privatraum zu umgehen, wie am Abend zuvor auf der Party. Oder man träfe sich an Orten, die unbeobachtet wären, wie zum Beispiel in der Waschstraße.

      Daria sagte nichts und schaute zum Fenster hinaus.

      Ich enthielt mich weiterer Kommentare.

      Qom

      Nach zweieinhalb Stunden waren wir in Qom.

      Qom hatte mehr als eine Million Einwohner und wuchs weiter. Die islamische-theologiche Hochschule wurde vor allem durch Chomeini bekannt, der dort lehrte. Qom lag mit 978 m Höhe niedriger als Teheran. Wir stiegen am Bahnhof in ein Taxi, Daria nannte dem Fahrer die Adresse ihrer Eltern, wo wir nach einer fünfzehnminütigen Fahrt ankamen. Es war sehr heiß in Qom. Die Eltern von Arvid und Daria zählten offensichtlich zu den wohlhabenderen Iranern. Sie besaßen ein klimatisiertes Haus und hießen uns willkommen. Arvid stellte mich vor und sagte, dass ich Deutscher wäre. Die Eltern waren sehr nett und freuten sich, meine Bekanntschaft zu machen. Arvids Mutter klatschte einmal in die Hände und sofort servierte man uns Tee. Wir saßen in einem sehr angenehmen Raum mit Blick in einen schönen Garten, in dem ein Gärtner den Rasen wässerte. Dann erzählte Arvid von den Basiji, die sich wohl bald melden und berichten würden, dass sie im Wohnheim in Teheran Alkohol getrunken und getanzt hätten. Sie wollten jene Dinge den Eltern zuerst erzählen, deshalb wären sie nach Qom gekommen. Arvids und Darias Mutter, eine sehr elegante Frau, blickte auf und sah dann ihren Mann an.

      Der wiegelte ab und sagte, dass er die Sache schon regeln würde, er müsste nur mit der Shoahada Street telefonieren und ging nach nebenan. Er ließ die Tür angelehnt, sodass man fast jedes Wort verstand, das er am Telefon sagte.

      „Ja, ich möchte seine Exzellenz sprechen“, sagte er, „ich bin ein alter Kommilitone seiner Exzellenz.“

      Arvid sah mich an und sagte, dass sein Vater früher mit Chamenei in Qom studiert hätte und ihn von daher kannte. Sein Vater wäre Professor für islamische Philosophie an der Universität in Qom, er hätte in Qom ziemlichen Einfluss. Dann kam der Vater zurück und sagte, dass sich Daria und Arvid keine Sorgen zu machen brauchten, die Sache würde geregelt. Darias und Arvids Vater war siebzig Jahre alt, genau wie Sayed Chamanei. Er kam aus sehr begütertem Hause, sein Vater war ein angesehener Teppichhändler. Sein Bruder führte das Geschäft in Isfahan weiter fort. Seine Frau und er wollten von mir wissen, was ich denn in Deutschland so täte. Ich antwortete, dass ich gerade meine Schulzeit beendet hätte und nach meiner Rückkehr wahrscheinlich ein Philosophiestudium aufnehmen wollte, es aber noch nicht genau wüsste. Ich würde auf meiner Reise in mich gehen.

      Ich hätte vor, die Seidenstraße entlang zu pilgern und wollte versuchen, bis zu ihrem Endpunkt oder Anfangspunkt in Xian in China zu gelangen. Da schauten mich beide Eltern an, machten eine kurze Gedankenpause und entgegneten dann, dass sie mein Vorhaben sehr zu schätzen wüssten. Sie hofften nur, dass ich die nötige Stärke für ein solches Abenteuer besäße. Ich müsste von Teheran nach Mashhad. Darias und Arvids Mutter käme aus Mashhad, sie hätte eine Schwester dort wohnen, ich könnte sicher bei ihr übernachten, ich bekäme einen Brief mit, den ich nur vorzuzeigen brauchte, außerdem würde sie mit der Schwester telefonieren. Doch zuerst wollte man mir die heilige Stadt Qom zeigen.

      Qom stünde in einem ständigen Konkurrenzkampf zu Nadschaf im Irak. In Nadschaf befände sich die Grabmoschee des für die Schiiten sehr wichtigen Imams Ali Ibn Abi Talib, des Schwiegersohnes und Nachfolgers des Propheten Mohammed. Chomeini hatte seit 1965 in Nadschaf gelebt, bevor er vor Saddam Hussein nach Paris geflohen war. Qom war am meisten wegen seiner theologischen Fakultät bekannt, sie zöge eine Menge Studenten an, aus dem ganzen Iran und auch aus der übrigen Welt, die Mullahs werden wollten. Aber es gab noch andere Dinge, derentwegen Qom für den Islam so bedeutsam war. Das Grabmal der Fatima, der Tochter des siebten Imam und der Schwester des achten Imam, es war das bedeutendste Grabmal in Qom. Nur der Schrein von Reza, dem achten Imam selbst in Mashhad, war bedeutender für die Schiiten. Wir waren um den Fatimaschrein herumgelaufen und ich hatte die wundervollen Mosaiken bewundert, die Minarette und die goldene Kuppel. In den meisten Reiseführern wurde gesagt, dass der Zutritt für Nichtmuslime verboten wäre, das stimmte, man sollte nie versuchen, den Schrein auf eigene Faust zu erkunden. Nach dem iranischen Reiseführer „A Travelguide to Iran“ von MT Faramarzi könnten Besuche des Schreins organisiert werden, von dem islamischen Kultur- und Reiseführerbüro, das in der Dowr-e Shar Street angesiedelt war.

      Einige Hundert Meter vom Schrein entfernt lag der Friedhof der Gefallenen des Iran-Irak-Krieges. Der Friedhof war mit einem sehr schönen Wandgemälde ausgestattet. Qom wirkte wie eine Oase der Stille, jedenfalls im Zentrum, es gab sehr viele Geistliche, die durch die Straßen liefen. Die Menschen in den Straßen redeten kaum ein Wort miteinander, um nicht unnötig zu lärmen. Der Fatimaschrein war wirklich überwältigend, nie zuvor hatte ich so feine Mosaikarbeiten gesehen, die goldene Kuppel reflektierte das Sonnenlicht. Etwas abseits

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