GEN CRASH. Peter Schmidt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу GEN CRASH - Peter Schmidt страница 13

Автор:
Серия:
Издательство:
GEN CRASH - Peter Schmidt

Скачать книгу

Spesen, das Geld stecke ich in Geschäfte. Ich komme einfach nicht dazu, mich mal um eine anständige Wohnung zu kümmern. Wahrscheinlich würde ich sie ja doch kaum zu Gesicht bekommen. Einer, der so oft wie ich im Außendienst ist, sollte sein Geld lieber auf die hohe Kante legen, anstatt es für Möbel und Teppiche zu verplempern."

      "Sie erwähnten eben unseren Mann im Kreml, Sehlen. Ich wollte in Margrits Anwesenheit nicht darüber sprechen. Heißt das, unser Auftrag ist erledigt? Nun warten wir nur noch die Früchte unserer Arbeit ab?"

      "Er fängt gerade erst an, Adrian."

      "Und dieser Maulwurf im Kreml – Sie wollen nicht darüber reden, wer es ist?"

      "Gott, irgendwann wird Washington Sie schon ins Vertrauen ziehen. Sie gehören schließlich zum engeren Kreis."

      "Kennen Sie seinen Namen?"

      "Ich muss ihn schließlich kennen, oder? Ohne mich steckte die Aktion Schafspelz noch in der Planung, Amb. Wir erfahren Intimitäten aus dem Kreml, wie es sie in dieser Genauigkeit noch nie gegeben hat. Durch Tonbandaufnahmen, Mitschriften, Protokolle, Kopien von Originalunterlagen."

      "Und was ist meine Rolle dabei?"

      "Sie sollen das Zeug beurteilen, Addi. Sie sollen uns sagen, wo mögliche Differenzen und Ungenauigkeiten liegen."

      "Ungenauigkeiten bei Originalen?"

      "Na ja, wie man's nimmt."

      "Zum Buchhalter eigne ich mich eigentlich weniger, wenn ich das offen sagen darf?"

      "Dürfen Sie, Addi, dürfen Sie. Wir brauchen Sie, um eine erste politische Analyse anzufertigen. Wo sind Unstimmigkeiten oder Widersprüche in der Argumentation Gorbatschows zu entdecken? Lassen sich Hinweise oder versteckte Andeutungen dafür finden, dass er nun ja, Amb, dass er nicht sagt, was er meint. Das wäre doch möglich, oder?"

      "Das trauen Sie mir zu?"

      "Sie sind der Spezialist in unseren Reihen, Adrian. Wir haben keinen Besseren finden können. Selbst Lexter in London kann Ihnen nicht das Wasser reichen, und der galt lange Zeit als die Autorität schlechthin. Aber das wissen Sie ja selbst am besten. Man reißt schon Witze darüber, ob Gorbi Ihren, na, sagen wir mal, Redeentwurf für den Parteitag der KPdSU überhaupt von seinem eigenen unterscheiden könnte."

      "So, dann bin ich ja inzwischen zu einem Ruhm gelangt, von dem ich selbst gar nichts geahnt habe?"

      "Nur immer sein Licht unter den Scheffel stellen, Adrian, das gehört zu Ihrem Naturell – dabei fühlen Sie sich wohl. Könnte leicht zum bloßen Nachruhm werden. Sie sollten etwas mehr aus sich machen, da hat Ihre Frau schon ganz recht. Ich an Ihrer Stelle hätte Forum längst das Fürchten gelehrt, unter uns gesagt. Sie könnten uns sehr behilflich sein in der Beurteilung des hereinkommenden Materials. Es muss aufbereitet und eingeordnet werden, ehe es zum Verbraten an die zuständigen Regierungskreise weitergeleitet wird."

      "Und meine Aufgabe wäre es, einfach abzuwarten und zu sehen, was hereinkommt?"

      "Schafspelz wird gelegentlich den einen oder anderen Tipp von uns brauchen – wie unser Mann sich im Kreml zu bewegen hat. Welches Material besonders wichtig sein könnte – und was das Risiko, entdeckt zu werden, nicht lohnt. Dafür brauchen wir Ihre tatkräftige Hilfe. Sie finden sich doch mit verbundenen Augen im Kreml zurecht. Sie kennen Gorbis Arbeitszimmer so gut wie er selbst."

      "Ich habe auch nur Fotos und Zeichnungen davon gesehen. Die Qualität der Fotos war schlecht."

      "Sie kennen die Vorzimmer, das Ritual, wie man dem großen Generalsekretär begegnet. Wie er seine Füße unter den Schreibtisch bettet. Sie wissen, wann und wo im Politbüro die Entscheidungen fallen. Wer Einfluss nimmt und wer nicht. An manchen Wänden wäre das Ohr des Lauschers ganz vergebens."

      "Schafspelz ist der Tarnname unseres Mannes?"

      "Nennen wir ihn doch einfach S., Adrian.”

      6

      Ich habe mich oft gefragt, in wie viel Köpfen das Wort "Verrat" schon seinen profanen Abdruck hinterlassen hat, ohne dass daraus etwas Rechtes geworden wäre. Jede Missachtung oder Beleidigung, jede längst fällige Beförderung kann solche Tagträume nach sich ziehen – aber meist bleiben es Träume.

      Ich eigne mich wenig zum Verräter. Wenn ich mich ehrlich prüfe, würde ich, um das eigene Leben zu retten, sicher Schritte erwägen, die ich unter normalen Bedingungen ablehne. Verrat setzt religiöses Eiferertum oder tiefempfundenen Hass voraus, beides Gemütsbewegungen, die mir gewöhnlich fremd sind.

      Forum würde sich wegen meiner Loyalität keine Sorgen machen müssen. Um sie zu erschüttern, wäre schon ein schwereres Kaliber nötig gewesen als mangelndes Vertrauen. Aber auf ähnlich schwankendem Boden wie die Phantasien eines Tagträumers, den ein vorübersausendes Auto plötzlich in die Wirklichkeit zurückgerufen hat, bewegten sich auch meine Gedanken und Vermutungen, als ich mir die letzten Tage vergegenwärtigte.

      Ich ging eine Gracht im Amsterdamer Rotlichtviertel entlang, bog zum Rembrandtsplein ab, und als ich die wütenden politischen Parolen an den Backsteinwänden hinter der Universität las, fragte ich mich, was mich eigentlich bewogen hatte, meine Vorbehalte gegen Sehlen so leichten Herzens über Bord zu werfen. Vielleicht meine Ahnung, dass auch Forum nicht mit der ganzen Wahrheit herausrücken wollte.

      Und würde er überhaupt jemals damit herausrücken? Versuchte ich mich einfach nur mit meiner Rolle anzufreunden?

      Im Wasser zwischen den Grachtenwänden schwammen gelbe Blätter. Novemberwinde aus Afrika hatten ein unerwartet mildes Herbstwetter zurückgebracht. An den Teerpappedächern der Hausboote steckten kleine Zettel mit Wohnungsangeboten, und zwischen den Regenrinnen und den Bäumen am Ufer waren farbige Girlanden gespannt. Ein schwarzer Hund mit hochgestellten Ohren und struppigem Fell verfolgte meine Schritte zum Eingang der Van-Aaren-Gedächtnisbibliothek.

      Ich erinnerte mich, dass ich mich früher vor dem Eingang immer vergewissert hatte, ob ich unbeobachtet war.

      Diesmal verzichtete ich darauf, vielleicht um mir zu beweisen, dass ich meine Regeln selbst bestimmte. Das Portal bestand aus zwei hohen Mahagonitüren, die einen Vorraum zur Halle bildeten. Jede Seite hatte runde Plexiglasfenster, ein krasser Stilbruch angesichts der schönen alten Mahagonikassetten, und genauso wenig zum Interieur der Vorhalle schien auch das Gesicht des kahlköpfigen kleinen Mannes hinter einem der "Bullaugen" zu passen, der überrascht seinen Zeigefinger vor die Lippen legte, als er mich erkannte, und mich dann eilig an der leeren Pförtnerloge vorüber in den Packraum führte. Unter seinem blauen Arbeitskittel wölbte sich ein kugeliges Bäuchlein, seine abgewinkelte Linke hielt eine stark parfümierte Zigarette, und seine rechte Hand ruhte zur Faust geballt in der Kitteltasche.

      "Das schickt man uns aus aller Welt", sagte er bekümmert und sog heftig am feuchten Mundstück, spie ein paar Tabakflusen aus und fuhr sich ärgerlich über den Mund. "Jeder will der Van-Aaren-Gedächtnisbibliothek Geschenke machen. Dreimal wöchentlich treffen ganze Berge von Kisten und Paketen ein, alle wollen ihren Namen möglichst auf der Stelle als Spender im Bibliotheksverzeichnis sehen. Und wen nimmt man dafür in die Pflicht? Den alten Beil! Beil, komm her und pack die Kisten aus Beil, zur Post Beil, wo haben wir das verdammte singapurische Postskriptum? Beil, Jakob – ich sehe nirgends eine Moskauer Ausgabe von "

      "Kann

Скачать книгу