Der Mädchenfänger. Peter Schmidt

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Der Mädchenfänger - Peter Schmidt

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(Fränkisches Volksblatt)

      "Schmidts Stärke liegt in der Präzision, mit der er Charaktere und Situationen beschreibt." (WAZ)

      „Unter den deutschen Kriminalschriftstellern ist der Westfale Schmidt fraglos einer der wenigen, die wirklich erzählerisches Format besitzen.“ (Hamburger Abendblatt)

      Ungekürzte, überarbeitete Neuauflage der Hardcover-Fassung im Rasch und Röhring Verlag, Hamburg

      Copyright © 2013 Peter Schmidt

       ÜBER DEN AUTOR

      Peter Schmidt, geboren im westfälischen Gescher, Schriftsteller und Philosoph, gilt selbst dem Altmeister des Spionagethrillers, John le Carré, als einer der führenden deutschen Autoren des Spionageromans und Politthrillers. Darüber hinaus veröffentlichte er Kriminalkomödien, aber auch Medizinthriller (zuletzt „Endorphase-X“), Wissenschaftsthriller, Psychothriller und Detektivromane.

       Bereits dreimal erhielt er den Deutschen Krimipreis („Erfindergeist“, „Die Stunde des Geschichtenerzählers“ und „Das Veteranentreffen“). Für sein bisheriges Gesamtwerk wurde er mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet.

      Schmidt studierte Literaturwissenschaft und sprachanalytische und phänomenologische Philosophie mit Schwerpunkt psychologische Grundlagentheorie an der Ruhr-Universität Bochum und veröffentlichte rund 40 Bücher, darunter mehrere Sachbücher.

      AUTORENINFO

       http://autoren-info-peter-schmidt.blogspot.de/

       1

      Mir scheint, das wahre Leben ist der Hunger, alles andere ist eine Vision. Während der Hungersnot zeigten die Leute ihr wahres Gesicht, sie taten den äußerlichen Flitter ab: Die einen erwiesen sich als wunderbare, beispiellose Helden, die anderen als Böse, als Kriminelle, Mörder, Menschenfresser. Eine Mitte gab es nicht. Die Wolken rissen auseinander, und sichtbar wurde Gott.

       D. Lichatschow

      Er hätte das Mädchen in den Kellerraum unter der Treppe sperren können, weil er keine Fenster besaß. Das wäre bequemer gewesen, und wenn es läutete, war er von dort aus schneller an der Haustür …

      Aber dann würde man draußen vielleicht ihre Schreie hören. Außerdem schienen die Grundmauern nebenan noch ein wenig dicker zu sein. Wahrscheinlich wusste überhaupt niemand mehr etwas vom Durchgang zum Anbau. Um die Kellerräume im Anbau zu finden, musste man erst eine ausgemusterte Flurgarderobe neben dem Heizöltank beiseite schieben.

      Quant fragte sich ernsthaft, warum sie manchmal so schrieen, obwohl er sie weder umbrachte noch vergewaltigte. Ob das so etwas wie ein hysterischer Hang in der weiblichen Natur war?

      Selbst die Sache mit den Schmerzen sollte eigentlich nicht der Rede wert sein, weil er ihnen genügend Betäubungsmittel gab.

      Um sie nach unten zu bringen, fuhr er so dicht wie möglich ans Haus heran. Das Schloss am Garagentor klemmte seit ein paar Tagen, sonst wäre es unauffälliger gewesen, sie durch die Garage zu schaffen.

      Er warf einen Blick zum Himmel – der Gedanke, dass die Spionagesatelliten der Amerikaner inzwischen Gegenstände von der Größe eines Tennisballs fotografieren konnten, war nicht gerade beruhigend.

      Aber dann sagte er sich, dass es verrückt sei, sich deswegen Sorgen zu machen. Die NSA hatte sicher Wichtigeres zu tun, als einen Blick in seinen Garten zu werfen.

      Er hatte das Mädchen eine ganze Woche lang beobachtet.

      Zum ersten Mal war sie ihm im Lesesaal der Bibliothek aufgefallen, und er hatte nur schwer den Blick von ihrer zierlichen Gestalt mit dem schmalen Gesicht und dem dunklen Haar abwenden können.

      Es war, als gehe eine geheimnisvolle Kraft von ihr aus. So musste sich ein Stück Eisen fühlen, das von einem sehr starken Magneten angezogen wurde.

      Danach war sie plötzlich verschwunden – durch einen Seitenausgang hinausgegangen oder in einem der Bibliotheksbüros untergetaucht.

      Doch dann hatte er sie unerwartet auf dem Markt unterhalb der Kathedrale wiedergetroffen und war ihr jeden Tag von der Wohnung zur Schule gefolgt. Sie hatte sich nicht ein einziges Mal nach ihm umgeblickt. Der Platz an der Bibliothek war voller Tauben gewesen. Tauben, Tauben, wohin man sah.

      Es war fast unmöglich, nicht auf eine dieser Tauben zu treten.

      Sie waren so degeneriert und versessen darauf, gefüttert zu werden, dass sie alles um sich herum vergaßen.

      Seit dem Gartenhaus auf der Insel war es sein erster Fang, und er beglückwünschte sich dazu, dass alles reibungslos geklappt hatte.

      Das Haus war nach seinem Auszug an einen Millionär, einen ehemaligen Antiquitätenhändler, vermietet worden, der es später kaufen und zum komfortablen Altersruhesitz umbauen wollte, falls es ihm gefiel, und Quant fragte sich, wie tief man wohl beim Ausheben des neuen Swimmingpools graben würde. Der beste Platz dafür lag sicher auf der Rückseite, zum Waldhang hin.

      Er bedauerte es, das Gartenhaus verloren zu haben.

      Vielleicht würde er niemals wieder so ungestört sein wie in diesem Haus mit seiner holzverschalten Fassade, die graugrün gestrichen war wie die amerikanischen Landhäuser an der Ostküste. Es gab sogar eine stilgetreue Veranda mit Schaukelstuhl, auf der man an warmen Abenden sitzen und den Sonnenuntergang genießen konnte.

      An keinem anderen Ort war es so leicht gewesen, unbehelligt seinen Interessen nachzugehen. Wenn jemand vorbeikam, ein Spaziergänger, der auf dem Weg zum Inselmuseum oder zum Treibhaus mit seinen exotischen Pflanzen war, oder wenn ein Auto vorüberfuhr, war das nicht mehr als eine unbedeutende kurze Störung in der endlos scheinenden Ruhe der Insel gewesen – und das, obwohl es eine zweispurige Brücke zum Festland gab.

      Hier dagegen musste man sich darauf einrichten, dass plötzlich jemand an der Haustür stand, der die Gasuhr oder den Wasserzähler ablesen wollte oder im Auftrag des Vermieters das Kellergemäuer gegen Feuchtigkeit isolieren sollte.

      Der Fahrer des Paketwagens, der ihm seine Arzneimittelbestellungen brachte, war aufdringlicher als jeder Vertreter. Er glaubte wohl, Quant sei erpicht darauf, sich mit ihm darüber zu unterhalten, wer in der Nachbarschaft gekündigt, überfahren oder durch den Kanaldeckel gerutscht war.

      Man konnte leicht Vermutungen darüber anstellen, wie oft er selbst schon zum Opfer seines niemals abreißenden Geschwätzes geworden war.

      Er stand manchmal vor dem Spiegel im Badezimmer und versuchte sich vorzustellen, wie er auf andere Menschen wirkte. Was dachten seine Nachbarn über ihn?

      Dass er genug Geld besaß, um nicht arbeiten zu müssen. Soviel war jedenfalls sicher. Dass er sich dieses Haus erlauben konnte. Vielleicht fanden sie ja gar nichts an ihm auszusetzen.

      Er war glatt und makellos,

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