Wake up - Gedanken-Wecker. Walter Rupp
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Albertus Magnus
Albertus Magnus, dieser einfache Mönch, der einmal im Unmut über die Unbeweglichkeit seines Geistes, seine Studien aufgeben wollte, wurde einer der bedeutendsten Gelehrten, die das Abendland je hervorgebracht hat. Er besaß in Wahrheit einen ungewöhnlich wachen Geist und trug entscheidend dazu bei, dass das Christentum die Werte, die in der heidnischen, arabischen und jüdischen Philosophie stecken, kennen und schätzen lernte. Es ist erstaunlich, von wie vielen verschiedenen Gebieten er, der sich von der Welt zurückgezogen hatte, etwas verstand: von Astronomie, Chemie, Physik und Klimatologie, von Mineralogie, Anthropologie, Zoologie und von Botanik. Kein Wunder, dass so viel Gelehrsamkeit das Misstrauen seiner Umwelt weckte, und man ihn wegen seines für seine Zeit erstaunlichen Wissens auf naturwissenschaftlichem Gebiet, der Zauberei verdächtigte. Dieser wohl vielseitigste und fruchtbarste Gelehrte des 13. Jahrhunderts, bezeichnete die Vernunft als die vornehmste Kraft des Menschen und die Erkenntnis Gottes als das höchste Ziel der Vernunft. Für ihn gab es diesen Unterschied zwischen Profanwissenschaften und Theologie, den man später gerne machte, nicht. Er war der Meinung, dass jede Wissenschaft zur die Erkenntnis Gottes beizutragen hat, nicht nur die Theologie. Während sich heute mancher - und oft gerade die, die nicht allzu tief in die Wissenschaften eingedrungen sind - sich mit Berufung auf die Wissenschaft von Gott entfernt, gab es zu allen Zeiten angesehene und bedeutende Gelehrte, die von sich bekannten, dass sie über die Wissenschaft den Weg zu Gott gefunden haben
Altersweisheit
Viele stellen sich die Altersweisheit vor wie eine plötzliche Erleuchtung, die eines Tages jeden überfällt, sobald er gebrechlich geworden ist. Sie erwarten, dass sie eines Morgens mit Einsichten überschüttet werden und mit dem beglückenden Gefühl erwachen, endlich ganz wach zu sein und endlich wirklich zu verstehen, was sie ein Leben lang nicht verstanden haben. Sie glauben, dass sie dann auf einmal über den Dingen stehen können, von denen sie bisher gefangen waren; dass sie dann die Menschen durchschauen und auf die Versuchungen, auf die sie immer hereingefallen sind, nicht mehr hereinfallen; dass sie dann wie Philosophen auf die tiefsten und letzten Fragen schauen und die Welt von einer höheren Warte aus betrachten. Aber leider nehmen mit dem Alter die körperlichen Gebrechen zu, die geistige Spannkraft nimmt ab und der geistige Aufschwung bleibt aus. Dann stellt man sich die Frage: was denn die Kennzeichen der Alters‑Weisheit sind? Ob sie über jeden kommt oder manchen übergeht?
Ob es Weisheit ist, wenn man schweigt, weil man nichts mehr zu sagen hat, und sich nicht mehr an das erinnern kann, an das man sich nicht gern erinnert; wenn man mit immer weniger Gedanken auskommt, ja wenn man sich für das nicht mehr interessiert, was einem einmal wichtig erschien. Vielleicht lässt sich die Altersweisheit nur mit denen ein, die sich schon vor ihrem Altwerden mit ihr eingelassen haben. Auch die Weisheit will nicht alt