Wake up - Gedanken-Wecker. Walter Rupp
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Viele trauern über den Verlust, weil sie von jetzt an ohne den Menschen auskommen müssen, der ihnen etwas bedeutete und den sie liebten. Oft mischen sich jedoch in die Trauer andere Gefühle ein: Enttäuschung, dass der Verstorbene dem oder denen sein Vermögen vermachte, die damit nicht das Rechte anzufangen wissen; das Unbehagen, dass der Verstorbene durch seinen Tod die Hinterbliebenen zwingt, an den eigenen Tod zu denken. Die meisten sind bei Begräbnissen zufrieden, dass sie noch nicht dran sind und noch nicht in die bessere Welt aufbrechen müssen, sondern noch etwas in der weniger guten Welt bleiben dürfen. Sie warten gern.
Begreifen
In den 'unfrisierten Gedanken' des polnischen Aphoristikers Stanislaw Lec steht der kluge Satz: "Die Menschen haben Spätzündung: sie begreifen alles erst in der nächsten Generation". Es wäre ein Fortschritt, würden die nachfolgenden Generationen aus den Fehlern ihrer Vorfahren lernen und diese nicht mehr wiederholen. Aber die Hoffnung, dass die Menschheit endlich einmal gut und vernünftig wird, wird sich wohl nie erfüllen. In allen Bereichen gibt es einen Fortschritt: in Wissenschaft und Technik, nur in der Moral scheint es einen Fortschritt nicht zu geben. Nachfolgende Generationen erheben sich gern über ihre Vorfahren und entrüsten sich über deren Fehlentscheidungen. Sie bilden sich oft ein, besser und klüger zu sein. Aber es kam noch keine Generation ohne Gewalt, ohne Streit und ohne Ungerechtigkeiten aus.
Die Geschichte lehrt, dass Unterdrückung oder Kriege immer ein Übel sind. Die Geschichte könnte - wie Indira Gandhi meint - die beste Lehrmeisterin sein, wenn die Schüler nicht so unaufmerksam wären. Es mag sein, dass viele neue Fehler gemacht werden, weil man die alten zu vermeiden sucht. Die meisten Fehler macht der Mensch jedoch, weil er sich weigert, Erfahrungen zu übernehmen und darauf besteht, seine eigenen Erfahrungen zu machen. Er lässt sich die Überzeugung nicht nehmen: auch wenn andere mit ihren Untaten und ihrer Rücksichtslosigkeit nicht weiterkamen, er werde die negativen Folgen zu verhindern wissen. Er komme auch auf krummen Wegen zum Ziel.
Bekehrung
Bei den biblischen Bekehrungsgeschichten kann man den Eindruck gewinnen, Gott praktiziere das Mürbemachen, wenn er Menschen zur Umkehr bewegen will: er schüchterte die gottlosen Städte Sodom und Gomorrha so lange durch Drohungen ein, bis sie von ihrem sündigen Treiben abließen. Am Anfang vieler Bekehrungsgeschichten steht oft ein Ereignis, das eine Erschütterung auslöste: Bei dem gegen die Christen wütenden Saulus war es ein Blitzstrahl, bei Ignatius von Loyola eine Kanonenkugel, die sein Bein zerschmetterte, und bei Heinrich Heine eine Krankheit, die ihn drängte, seine Aussage vom Tode Gottes als töricht zu widerrufen. Aber ein Gott, der es darauf anlegte, seine Geschöpfe klein zu halten oder gar zu zerbrechen, wäre nicht souverän. Gott muss seine Überlegenheit nicht beweisen.
Die Bekehrungsgeschichten sagen mehr über den Menschen aus als über Gott, nämlich: dass ein Mensch immer erst zu einer Lebensänderung bereit ist, wenn er seine Ohnmacht erfährt oder vor einem Abgrund steht. Ohne Leidensdruck macht er nicht wirklich ernst. Paulus ging aus seinem Bekehrungserlebnis gestärkt hervor. Und der Dichter Paul Claudel bekennt in seinen Erinnerungen, dass mit seiner Hinwendung zum Glauben eine fruchtbare Schaffensperiode begann.
Das ist das Merkmal einer echten Bekehrung: sie endet nicht in einer Depression und lässt keinen seelisch gebrochenen Menschen zurück, sondern richtet auf und leitet eine neue, eine schöpferische Lebensphase ein.
Berühmtheit
Der Mensch ist voller Widersprüche: Er fühlt sich von der Masse angezogen und zugleich abgestoßen. Er hat das Verlangen, auch die beliebten Ausflugsziele aufzusuchen, auch das zu lesen, was man gelesen haben muss, auch das anzuziehen, was man gerade trägt und auch die heute üblichen Ansichten zu vertreten. Mancher möchte gar nicht anders als die anderen sein. Aber jeder spürt auch das Verlangen, sich von der Masse abzusetzen und nicht wie die anderen zu sein. Es regt sich in uns auch der Wunsch, Aufmerksamkeit zu erregen, überlegen und etwas Besonderes zu sein.
Mit der Berühmtheit ist das allerdings so eine Sache. Sie gleicht einer Lawine, meint Hermann Hesse, die der am heftigsten zu spüren bekommt, der darunter gerät. Sie engt seine Bewegungsfreiheit ein, weil man nun alles, was er redet oder tut, in die Öffentlichkeit zerrt. Wer im Mittelpunkt steht, lockt die Voyeure an, die nicht nur auf ihn schauen, wenn er öffentlich auftritt. Sie schauen auch über den Zaun in seinen Garten, und wenn er nicht im Garten sitzt, durch jedes Fenster, und wenn er die Gardinen nicht schnell genug zuzieht, sogar ins Schlafgemach hinein. Er ist der ständigen Beobachtung ausgesetzt.
Nicht weniger gefährlich sind seine Verehrer. Sie würden es ihm übel nehmen, wenn er sich nicht überlegen zeigen würde. Er ist deshalb versucht, sich nicht zu geben wie er ist, sondern wie sie, die Verehrer, das erwarten. Wer sich auf ein Podest stellen lässt, verliert seinen Bewegungsspielraum. Will er seine Freiheit zurückgewinnen, muss er vom Podest herunter springen.
Die Masse will Ikonen: sie will anbeten. Aber Anbetung tut keinem gut, nicht einmal einem Heiligen. Der darf sich jedenfalls Verehrung erst gefallen lassen, wenn er längst gestorben ist.
Beweise
Beweise stehen in hohem Ansehen, aber man kann damit nur selten überzeugen. Wer lässt sich durch das Argument, dass die Welt nicht aus dem Nichts entstanden sein kann, vom Dasein Gottes überzeugen? Und welcher Süchtige gibt seine Sucht auf, obwohl er weiß, dass Drogen der Gesundheit schaden? Argumente sind oft ohnmächtig, weil sich der Mensch lieber von seinen Gefühlen leiten lässt und nicht vom Verstand.
Auch ein Nichtschwimmer weiß, dass Wasser trägt. Er sieht es ja an den Schwimmern. Aber was hindert ihn, dass auch er sich aufs Wasser legt? Es ist gewiss nicht der Zweifel an den Naturgesetzen, der ihn davon abhält, sondern eine irrationale Angst, dass das, was möglich ist, ihm nicht gelingt. Er misstraut sich selbst, ob er das, was andere können, auch kann.
Wenn sich mancher auf die Forderungen der Bergpredigt nicht einlässt, dann stehen dem keine Vernunftgründe entgegen. Die Vernunft weiß sehr wohl: wenn alle bereit wären, ihre Habe mit anderen zu teilen, keine Gewalt anwenden und Feinden verzeihen würden, hätten wir eine bessere Welt. Sein Gefühl sperrt sich dagegen. Er fühlt sich überfordert, er komme dann vielleicht zu kurz und werde an die Wand gedrängt.
Entscheidend ist nur selten, was der Kopf denkt, sondern das, was das Gefühl empfindet. Gegen die Gedanken, die ein Hirn ausbrütet, lassen sich immer Argumenten finden. Die Ängste und Bedenken aber, die im Unterbewusstsein sitzen und sich tief in die Seele eingegraben haben, lassen sich nur schwer vertreiben. Auf die von der Bergpredigt geforderte Lebensweise wird sich nur der einlassen, der die Angst überwinden kann, er sei dem nicht gewachsen.
Biblische Geschichten
Die Bibel erzählt viele Geschichten nicht zu Ende. Wir wüssten gern, wohin Adam nach seiner Vertreibung ging, und wie Eva mit ihren Schuldgefühlen fertig wurde? Was aus Salome wurde? Ließ Herodes sie - damit sie nicht wieder einen Kopf verlangt - bei Gelagen nie mehr tanzen? Ja, welcher Mann hatte den Mut, mit dieser Frau, die so etwas verlangt, die Ehe einzugehen? Ging die Samariterin, die im Laufe ihres Lebens fünf Männer hatte und doch keinen, nach dem Gespräch mit Jesus noch eine Ehe mit einem dieser Männer ein