Die Delphin Therapie. Jacques Varicourt

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Die Delphin Therapie - Jacques Varicourt

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einer knappen halben Stunde, hier im Hotel an der Rezeption, in einem dramatischen Zustand gewesen; er hatte sich fürchterlich in eine „Aldi-Markt-Tüte“ erbrochen, ferner hatte er immer wieder bittere Tränen der Verzweiflung geweint. Er hat, wenn ich das einmal so sagen darf: Kontrollverluste! Die Sache mit der Eckkneipe hat ihm ungeheuerlich zugesetzt, er kommt mit dem Rauswurf, welchen Doris zu verantworten hat, einfach nicht klar, er ist verrückt geworden, ich trage mich mit dem Gedanken, dass ich mich von ihm scheiden lasse. Ich kann nicht mehr, ich bin am Ende mit meinen Nerven- und mit meinem Latein. Irgendwann ist auch mal Schluss! Das einzig Gute ist, dass Ralf „freiwillig“ ins Krankenhaus wollte.“ „Wann kommt Ralf denn wieder?“ Fragte ich. „In vier Tagen soll er, wenn alles „normal“ verläuft, entlassen werden, sagte der Arzt zu mir. Er, der Arzt, will Ralf nämlich nicht für längere Zeit dabehalten, er will ihn lediglich nüchtern bekommen, damit er, Ralf, von selber, der Trunksucht entsagt und seine Fehler einsieht.“ Ich nickte nachdenklich mit dem Kopf.

      Hamburg-Harburg, am Brunnen, Dienstag, den 29. Dezember 2009, 10:33 Uhr – es war Tauwetter, dennoch kalt und ungemütlich.

      Ich hatte mir gerade ein Bier aufgemacht, den ersten kräftigen Schluck zu mir genommen, da erschien Bahama-Thomas, mit zwei Dosen Bier, sowie einem Flachmann in den Händen setzte er sich zu mir auf die Bank. „Guten Morgen,“ sagte er. Dann leerte er den Flachmann auf EX, entsorgte die leere Flasche im Mülleimer und öffnete die erste Dose Bier und trank, nein, er trank nicht im herkömmlichen Sinne – er soff. Er soff schnell, gierig und maßlos. Nachdem das alles geschehen war, stellte er seine Dose Bier ab, und sagte zu mir: „Ich muss dir etwas anvertrauen, das von dringendster Wichtigkeit ist, es dreht sich nämlich um die Delphin-Therapie. Es sind Probleme aufgetreten, die selbst „ich“ nicht vorhersehen konnte.“ „Das klingt aber wirklich besorgniserregend, was ist denn bloß los mit dir, Bahama-Thomas? Und vor allem fällt mir auf, dass du so hastig säufst? Warum säufst du so hastig?“ „Hastig? Ich bin seit gestern durchgehend stramm, ich glaube, wenn ich nicht aufhöre, dann könnte es sein, dass ich „freiwillig“ ins Krankenhaus gehe.“ „Freiwillig? Du etwa auch?“ Sagte ich überrascht. „Wie meinst du das: Du auch?“ Fragte mich Bahama-Thomas mit aufblitzenden, versoffenen Augen. „Ach,“ sagte ich, „es ist unwichtig, es hängt mit Ralf zusammen, - nicht der Rede wert, kommen wir zurück auf dich. Was ist denn nun der Grund für die ungewohnte Aufregung deinerseits?“ „Das will ich dir sagen: Die Delphin-Therapie hat nicht bei allen so angeschlagen wie es zu erwarten gewesen wäre. Es gibt da gewisse Komplikationen bei einzelnen Leuten aus dem Container und auch hier vom Brunnen.“ „Was denn für Komplikationen?“

      Bahama-Thomas atmete schwer, er konnte nicht sofort auf meine Frage antworten, er wischte sich den Schweiß mit einem Taschentuch von der Stirn, bevor er zu mir sagte: „Fast alle, die die Delphin-Therapie mitgemacht haben, sind, quasi von heut` auf morgen, noch „beknackter“ als vorher, also bevor sie nach Florida geflogen sind.“ „Was?“ Sagte ich. Und ich sah Bahama-Thomas, nach diesen Worten, entsetzt ins Gesicht. Ich fühlte mich wie vom Donner gerührt, aber, ich war auch froh, dass ich die Delphin-Therapie „für mich selber“ nicht in Anspruch genommen hatte. Man muss auch mal Glück haben im Leben! - In diesem Sinne sagte ich zu ihm: „Das Ganze war aber, vom Ursprung her, „deine Idee“, nicht wahr?“ „Das stimmt durchaus! Aber ich habe es doch nur gut gemeint mit den Alkohol- und Drogenabhängigen, ich konnte doch nicht ahnen, dass es sich zu einem paradoxen medizinischen Fehlschlag entwickeln würde.“ - Für Sie, meine Lieben Leser, muss ich folgendes erklären: Das Paradoxon ist eine Erscheinung, die der „normalen“ Erwartung widerspricht. Ich bin übrigens nicht der erste Schriftsteller der sich dem Paradoxon widmet, und ich will hier, an dieser Stelle innerhalb der Satire, auch keinen „auf wichtig“ machen, damit es den Anschein hat, dass ich über einen größeren Bildungs-Horizont verfüge als irgendwer sonst, dennoch wollen wir einige Punkte festhalten: Bahama-Thomas hatte es mit der Delphin-Therapie also nur gut gemeint, - aus sozialen Gründen; außerdem gestand er mir gegenüber den Misserfolg der ganzen Aktion ein; dass er selber die Therapie im sonnigen Florida zuvor „nicht“ mitgemacht hatte, hatte Gründe, die er, weshalb auch immer, nicht unbedingt preisgeben wollte – so weit, so gut, oder auch nicht. Bahama-Thomas sagte plötzlich zu mir, während ich noch nach individuellen Erklärungen für den Misserfolg der Aktion suchte: „Weißt du überhaupt wie sich einige Betroffene aufführen seitdem sie wieder hier in Hamburg-Harburg sind? Kannst du dir das vorstellen? Kannst du das? Sag mal?“ „Nein,“ antwortete ich, „aber ich brenne förmlich vor Neugier, dass du mir darüber ein wenig erzählst, damit ich nicht doof sterbe. Also, leg schon los!“ „Das kannst du haben,“ sagte Bahama-Thomas, angesoffen und vom Alkohol sichtlich angeschlagen, zu mir; er steckte sich vorher jedoch eine Zigarette an, klemmte sich diese dann in den Mundwinkel, und sagte anschließend: „Da wäre z. B. Gichtkrallen-Bernd, der ist, und das musst du dir mal reinziehen, gestern morgen, in einer Wehrmachts-Uniform nach Paris geflogen, er wollte mit dem dortigen Präsidenten vertrauliche Gespräche führen, um ihn dann zu überreden, dass Frankreich sich an einem dritten Weltkrieg, auf deutscher Seite beteiligt.“ „Das glaube ich nicht,“ sagte ich erstaunt zu Bahama-Thomas. „Es ist aber die Wahrheit,“ entgegnete mir Bahama-Thomas. Und er fügte an: „Sein Busenfreund sowie Saufkumpan, Martin Wagenknilch, hat in einem Anfall, von völliger, geistiger Umnachtung, dem „Landesbischof“ erklärt, dass die letzten Worte von Jesus am Kreuz nicht: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun lauteten, sondern: Mehr Nägel, ich rutsche! – Tu dir das mal rein, Alter. Das ist doch ungeheuerlich! Ja, und für den ganzen Schlamassel, also für das Paradoxon mit der verdammten Delphin-Therapie werde „ich jetzt“ verantwortlich gemacht. Ich müsste mich rechtfertigen, hieß es, weil es noch viel schlimmere Verhaltensweisen sowie Aussetzer bei den Alkohol- und Drogenabhängigen gegeben hätte.“ Ich muss gestehen, nachdem Bahama-Thomas geendet hatte, da wurde mir so ein wenig schummerig. Denn, dass es einige gab, die es noch viel schlimmer als Gichtkrallen-Bernd und Martin Wagenknilch getroffen hatte, diese Vorstellung beunruhigte mich in der Tat. - Bevor Bahama-Thomas sich erhob und zum Container in die Knoopstraße latschte, sagte er noch zu mir: „Ich soll mich da jetzt gleich verantworten, die wollen mir auf den Zahn fühlen, eine: Beinah-Gerichtsverhandlung! Die wollen mich verurteilen. Allerdings, alles unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit; nur ständige, oder un-regelmäßige Besucher des Containers sind zugelassen. Du musst somit, obwohl du nur stiller Beobachter wärest, draußen bleiben. Das ist nun mal so. Es ist so eine Art von Vereinspolitik. Da kann man halt nichts machen. Und tschüss!“ Kaum hatte er diese erschütternden, etwas wehleidig klingenden Sätze lallend ausgesprochen, da wankte er auch schon davon. Ich wünschte ihm noch viel Erfolg, aber er reagierte nicht mehr, denn der Alkohol hatte ihn bereits in seiner Gewalt, - Bahama-Thomas war randvoll.

      Wie aber war es: Gichtkrallen-Bernd und Martin Wagenknilch ergangen, werden Sie sich jetzt bestimmt fragen, meine Lieben Leser, nicht wahr? Nun, Gichtkrallen-Bernd wurde auf dem Flughafen in Paris, von dem dortigen Sicherheitsdienst, verhaftet, man ließ ihn von einem deutschsprachigen Psychologen vor Ort untersuchen; es wurde ein kompliziertes Gutachten über seine Psyche erstellt, und dann setzte man ihn, in polizeilicher Begleitung, in den Flieger Richtung Hamburg, wo er vorübergehend in Gewahrsam genommen wurde, obwohl er heftigst dagegen protestierte. Martin Wagenknilch hingegen bekam lediglich eine Anzeige wegen: Gotteslästerung, ferner musste er, sozusagen aus strafbedingten Gründen, als „Vorkoster“ bei Macdonalds- und in einem besonders verdreckten Döner-Imbiss, eine Woche lang arbeiten, das tat er auch, bis er sich so dermaßen erbrach, dass ihm im Krankenhaus der Magen ausgepumpt werden musste, weil die Ärzte von einer schweren Lebensmittelvergiftung ausgingen. Als ich das alles im Hotel Lüders berichtete, sagte Arthur Grisham, mit schüttelndem Kopf, zu mir: „Das ist „Realität“ pur, was du da erzählst, aber es ist wohl auch ein Teil der politischen Entwicklung in Deutschland? Hartz IV treibt die Leute systematisch in die soziale Katastrophe.“ Patricia, seine Gattin, ergänzte ihn insofern, dass sie sagte: „Ja, wenn diese Regierung nicht bald gestürzt wird, dann sehe ich ganz schwarz, und das meine ich keineswegs bezogen auf die von mir eben genannte Farbe: Schwarz. Oh, nein! So meine ich das bestimmt nicht! Schwarz steht in diesem speziellen Fall für die Beerdigung der Demokratie und des freien Denkens, sie steht weiterhin für Sozialabbau, weil die senile Merkel und der schwule Außenminister Westerwelle

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