Königin der Spiegelkrieger. Werner Karl

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Königin der Spiegelkrieger - Werner Karl

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Frau zu werden und eine Familie zu gründen. Doch er trug immer noch Schuldgefühle mit sich herum und wich fast nie von Arianrhods Seite. Beide, Arianrhod und er, waren viel öfter zusammen, als sie mit ihm.

      Und wenn er bei ihr, Inga, war? Natürlich liebten sie sich, doch mittlerweile tat sie nur so, als würde sie der Sex mit ihm befriedigen. Ständig hatte sie Bilder von ihm im Kopf, wie er Arianrhod bestieg, sie sich unter ihm in Wonnen krümmte und beide schweißüberströmt sich dem Orgasmus entgegenkeuchten, den sie mit ihm schon lange nicht mehr erreicht hatte.

      Schließlich gab sie ihre Bemühungen, Brannon zum Lachen zu bringen auf. Es war einer der vielen gescheiterten Versuche, damit vielleicht Arianrhod ebenfalls ein zaghaftes Lächeln zu bereiten.

      »Er ist nicht in der Laune für Späße«, sagte sie und hielt Arianrhod den Jungen hin. »Vielleicht hat er Hunger.«

      Dessen Mutter nahm ihn mit einem gequälten Ausdruck entgegen, in dem sich ihr eigenes Leid und die Aussicht auf schmerzhaftes Stillen mischten. Sie setzte Brannon in den Schoß und bot ihm eine Brust an. Doch der grapschte nur mit seinen kleinen Händen danach und machte keine Anstalten von ihr trinken zu wollen. Sichtlich erleichtert schob sie die Brust wieder unter ihr Gewand und setzte ihn auf den Boden. Dort rollte er sich auf den Bauch und griff nach allem, was in seiner Reichweite war.

      Beide Frauen ließen ihn gewähren. Sämtliche Waffen und gefährlichen Gegenstände befanden sich so hoch an den Wänden, dass selbst, wenn er sich plötzlich aufrichten würde, sie nicht erreichen könnte. Sie hatten diese Vorsichtmaßnahme ergriffen, da sich der Kleine mit rasender Eile entwickelte. Es war nach übereinstimmender Meinung der Frauen nur eine Frage der nächsten Wochen, bis Brannon sich auf seine kleinen Füße erheben und laufen würde.

      »Ich möchte nach Hause, Lucia«, sagte Inga unvermittelt und wunderte sich über ihre eigenen Worte. Schon lange trug sie sich mit dem Gedanken. Doch die sich überstürzenden Ereignisse hatten ihr bislang keinen passenden Moment gelassen, Lucia darauf anzusprechen. Und genau jetzt, als sie die Worte aussprach und die Frau, die ihr gegenübersaß, immer noch Lucia nannte, wurde ihr endgültig klar, dass sie sich hier im Pictenland niemals heimisch fühlen würde.

      »Das, was unser Zuhause war, existiert nicht mehr«, antwortete Arianrhod barscher, als sie wollte. »Und ich werde alles tun, damit dieses Land nie wieder das Zuhause irgendeines Römers wird.« In ihrem Leid hatte sie Inga völlig missverstanden.

      »Ich meine nicht das Kastell und schon gar nicht Britannien, das du jetzt Breith nennst … Königin.« Der Trotz färbte auch ihre Worte schärfer, als sie es vorgehabt hatte. »Und auch das römische Imperium ist nicht das Zuhause, das ich meine. Ich möchte zurück nach Germanien.« Und bevor Arianrhod etwas darauf erwidern konnte, schob sie noch trotziger nach: »Und ich möchte, das Swidger mit mir geht.«

      Arianrhod sog die Luft ein und wollte anführen, dass sie Swidger brauchte; er war ihre Leibwache, er war die letzte Verbindung, die sie außer Brannon noch zu Túan hatte. Er war einer der wenigen Menschen, der vieles miterlebt hatte, was sie mit dem Druiden verband. Wenn auch er ging, würde sie wirklich allein sein.

      Ihr Blick fiel auf den Kleinen, der sich eine Tonschale genommen hatte und unentwegt damit auf ein Bild eines Pferdes einschlug, das in einen metallenen Krug gehämmert war. Er hörte erst damit auf, als die Schale zerbrach. Mit überraschender Zielstrebigkeit griff er sich eine Scherbe und kratzte damit am Hals des Pferdes herum. Es sah aus, als wollte er das Tier köpfen.

      Arianrhod bückte sich und entwand ihm die Scherbe. Sie musste dabei mehr Kraft aufwenden, als sie erwartet hatte und für einige Sekunden blickte sie den protestierenden Kleinen erstaunt an.

      Inga klaubte wortlos die anderen Teile der Schale auf und legte sie auf den einzigen Tisch im Raum.

      Arianrhod richtete sich auf und nahm unbewusst eine beinahe königliche Haltung an. Auch Inga versteifte sich und Arianrhod erkannte, dass ihre Freundin zu glauben schien, es sei eine beabsichtigte Geste, die ihre Position bestärken sollte.

      »Mein Herz ist schon gebrochen, Inga«, kam es aber wenig königlich aus ihr hervor. »Wenn auch ihr beide mich verlasst, tretet ihr die spärlichen Reste meines Herzens in den Staub.« Sie senkte betrübt den Kopf. »Aber natürlich werde ich dich nicht aufhalten; du kannst gehen, wohin es dir beliebt.«

      »Und Swidger?« Inga konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte.

      »Für ihn gilt natürlich das Gleiche. Ich habe nicht vor, mich wie ein römischer Statthalter zu gebärden. Weder gegenüber meinem neuen Volk noch gegenüber meinen einzigen Freunden.«

      Es tat Arianrhod fast körperlich weh, als sie sah, wie sehr die Erleichterung ihre ehemalige Freundin aufatmen ließ. Mit einem feuchten Schimmer in den Augen sah sie zu, wie Inga sich unmerklich verbeugte, sich umdrehte und den Raum verließ.

      Der selbstverständlich vor der Tür Wache haltende Swidger blickte verständnislos auf die beiden Frauen und machte ein völlig ratloses Gesicht, als Inga ihm leise aber mit fester Stimme zuraunte:

      »Sobald es deine Herrin erlaubt, möchte ich dich in meiner Hütte sehen.«

      Inga konnte nicht verhindern, dass sich ihre Titulierung mit Spott färbte und sie bei den anderen Worten einen befehlenden Ton angenommen hatte, der Swidgers Stirn zum Runzeln brachte. Sie stob davon und hätte beinahe Sétanta umgerannt, der gerade den äußeren Ring und die dortigen Wachen passiert hatte.

      Der alte Druide blickte ihr nach, dann in Swidgers Gesicht und durch die immer noch offene Tür in das seiner Königin.

      Manche Dinge scheinen sich auch von selbst zu erledigen. Also haben meine kleinen Gespräche über Freiheit mit dieser Germanenhure endlich Wirkung gezeigt.

      »Ich bitte um ein wenig deiner Zeit, Krone des Nordens«, sagte Sétanta und blieb abwartend vor der privaten Kammer Arianrhods stehen. Er wandte sich noch einmal in den Gang um, durch den Inga verschwunden war und dann wieder zu seiner Königin zurück. »Wenn du eine zweite Kinderfrau benötigst, kann ich dir eine empfehlen. Die Römer haben auch vor Kindermord nicht zurückgeschreckt und ich kenne einige Cruithin, die sich freuen würden, den kleinen Brannon mit dir gemeinsam aufzuziehen.« Er blieb immer noch vor der Tür stehen.

      Arianrhod erhob sich und nahm Brannon auf die Arme. Sie trug ihn zu seinem Bett und legte ihn hinein, doch fast augenblicklich fasste der Junge, der gerade 1 ½ Jahre alt war, den Rand des Kinderbettes und zog sich daran hoch. Seine Beinchen wackelten längst nicht mehr und er blieb trotz seiner Müdigkeit lange stehen. Als er schließlich niedersank, hatte er immer noch ein triumphierendes Lächeln im Gesicht.

      »Er ist stark, so wie sein Vater es war und seine Mutter jetzt ist. Ich beglückwünsche dich zu deinem Kind. Auch bei den Cruithin ist die Herrscherfolge wichtig. Zwar zählt nicht allein die Herkunft, aber Stärke ist etwas, was jeder Herrscher sein Eigen nennen sollte. Und dieser Junge zeigt jetzt schon, dass er anders ist, als andere Kinder in seinem Alter.«

      »Ja, das tut er«, antwortete Arianrhod und winkte Sétanta und Swidger herein. »Es wäre mit aber lieber, Brannon wäre genau wie all die anderen Kinder. Jede Mutter sieht in ihrem Kind etwas Einzigartiges.«

      Sétanta fühlte, dass Brannon dieses mütterliche Vorurteil in ganz besonderem Maße erfüllte. Mit ein wenig Unbehagen beobachtete er, wie der Kleine mit seiner Müdigkeit kämpfte und immer wieder die Augen aufriss, so als wolle er unbedingt mitbekommen, was die Erwachsenen zu bereden hatten. Erst als beide Männer im Raum waren und Swidger die Tür schloss, fielen Brannon die Augen zu.

      »Nun

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