Königin der Spiegelkrieger. Werner Karl
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Königin der Spiegelkrieger - Werner Karl страница 23
»Ausweichmanöver!«, schrie der trierarchus ihres Schiffes und die Ruderer legten sich ins Zeug. Auch sie hatten die heranrückende Feuerwand bemerkt und rissen mit aller Kraft an ihrem Riemen. Schwerfällig drehte sich die große Galeere. Andere Schiffe reagierten ebenso hektisch, und Befehle und Kommandos aus heiseren Kehlen erfüllten die Luft. Das Prasseln der brennenden Schiffe lieferte dazu ein unheimliches Hintergrundgeräusch.
Das Flaggschiff hatte gerade einen Viertelkreis geschafft, als das erste Pictenboot heran war. Ein Drittel der Backbordruderer stieß mit ihren Riemen nach dem Boot, um es auf Abstand zu halten und für ein, zwei Minuten gelang ihnen das auch. Doch die weitere Drehung der Galeere erschwerte ihnen die Abwehr und so verlegten sie sich wieder auf das Rudern und die Unterstützung ihrer Kameraden.
An Deck rannten alle verfügbaren Legionäre mit Eimern herum und bildeten von Steuerbord nach Backbord eine Kette. Die einen schöpften zwischen den Riemen ihrer Ruderer nach Wasser, die anderen schleuderten es auf das brennende Boot.
»Du, trierarchus Farzatio, bleibst hier auf dem Achterdeck und befehligst die Löscharbeiten! Sei gewarnt: Auch wenn hier nur Flammen unsere Gegner zu sein scheinen, könnten sich die Picten dazwischen unbemerkt nähern und uns von Achtern zu entern versuchen. Also behalte das Wasser im Auge!«
Er wartete nicht auf eine Bestätigung, sondern wandte sich an Sidonius Gavius.
»Komm mit mir an den Bug. Dort werden wir uns der Flotte der Picten stellen. Sie kennen vielleicht noch nicht unsere Raben«, sagte er und brachte ein bösartiges Grinsen zustande. »Wir werden ihnen zeigen, wie Römer auf See kämpfen.«
Er wandte sich ab und rannte durch die Mannschaften und Legionäre. Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein zweites Boot gefährlich nahe heranglitt und bereits vollständig brannte. Wie eine höllisch heiße Fackel schwamm es auf die Galeere zu und wirkte dabei wie der Eingang zum Orkus. Hässlich kreischende Dämonen schienen in den züngelnden Flammen zu tanzen und die verzweifelten Löschbemühungen der Römer zu verspotten.
Doch deren Anstrengungen zeigten Erfolg. Beide Flammenboote fielen zurück, als die Galeere ihre Wende vollendet hatte und die Ruderer sie wieder ein wenig schneller vorantrieben, als die Strömung die Feuerschiffe.
Marcellus und Gavius atmeten auf, als sie beobachteten, dass auch anderen Triremen das Manöver geglückt war und parallel zu ihnen der zweiten Schiffsformation des Gegners zusteuerten.
Sie sahen aber auch, dass über die Hälfte der römischen Flotte völlig durcheinandergeraten war und viele Schiffe bereits Feuer gefangen hatten. Zu spät erteilte Befehle hatten zu Segeln geführt, die als lodernde und rauchende Fanale die Unfähigkeit ihrer Kommandanten kundtaten.
Der Statthalter und seine rechte Hand bissen die Zähne zusammen, als sie brennende und vor Schmerzen brüllende Männer von den Schiffen springen sahen. Viele davon begannen im Meer zu versinken, anstatt sich schwimmend in Sicherheit zu bringen.
»Schneller!«, schrie Ulpius Marcellus und schlug mit einer Faust auf die Reling.
Der symphonieacus reagierte sofort und erhöhte das Tempo seiner Trommelschläge. Die letzten unkoordiniert rudernden Männer rissen sich förmlich am Riemen und fanden zu ihrem Takt zurück. Das Flaggschiff nahm Geschwindigkeit auf und setzte sich an der Spitze einer erschreckend kleinen Zahl noch voll funktionstüchtiger Triremen in Fahrt.
Ulpius Marcellus musste seine Wut und Ungeduld mit aller Macht bezwingen, um nicht schon jetzt den nächsten Befehl zu geben. Es dauerte quälende zehn Minuten, bis sich hinter ihm 23 weitere Schiffe formierten und auf annähernd die gleiche Geschwindigkeit kamen.
Mit Genugtuung und einem fast grimmigeren Gesicht als Sidonius Gavius registrierte er, dass wenigstens diese Schiffe nicht in Brand geraten waren und sich auf den Kampf konzentrieren konnten.
»Katapulte bereit machen!« Sein Befehl donnerte über das Schiff und zu den unmittelbar neben ihm fahrenden Galeeren. Ein Ruck schien durch Offiziere und Mannschaften zu gehen.
Das war die Art, die sie kannten.
»Entermannschaften in Formation!«
In Reih und Glied standen die Legionäre und mancher lachte, als er die kleinen Currach mit bis an die Grenze zur Überladung bemannten Picten näher kommen sah. Das Tempo der Galeeren war um ein Mehrfaches schneller als das der kleinen Boote. Die Strömung war nun auf ihrer Seite.
»Raben bereit machen!«
Die Mannschaften an den über zehn Meter langen Enterbrücken standen längst bereit. Sie kannten ihre Aufgabe. Jeder Handgriff saß und das Knarzen der Seilzüge und das raue Knacken der Zahnräder gab den wartenden Legionären neuen Mut. Der eiserne Dorn des Corvus hob sich und blinkte mit kalter Härte den Picten entgegen.
Sobald er auf das feindliche Deck schlug, würden sie als eine Wand aus Schilden und Speeren vorrücken. Als die Picten auf Schussweite heran waren, konnte Ulpius Marcellus kaum an sich halten.
»Katapulte … Los!«
Mit harten Schlägen lösten die Bedienmannschaften die Sperrhaken aus den Zahnrädern und kesselgroße Steinbrocken flogen den Picten entgegen.
Doch die warteten nicht, bis die Geschosse auf ihren kleinen Booten einschlugen. Sie hatten nur darauf gewartet, dass die Katapulte ihre tödliche Ladung losließen und somit die Flugbahn erkennbar und unabänderlich war. Sie ruderten blitzschnell und mit großer Wendigkeit auseinander, sodass kein einziges Geschoss sein Ziel fand. Mit kläglichem Klatschen spritzten sie knapp aber wirkungslos an den kleinen Booten vorbei auf die Wasseroberfläche und versanken sofort.
Marcellus sah eine Katapultladung nach der anderen im Meer versinken und schrie seinen Frust hinaus:
»Rammgeschwindigkeit!«
Der symphonieacus hatte den Befehl schon erwartet und sich innerlich darauf gefreut. Es machte ihm immer Spaß, wenn sich das ganze Schiff nach seinem Takt richten musste. Wenn es nach ihm ginge, hätte er das Tempo der genau definierten Rammgeschwindigkeit höher angesetzt, da er diese kurzen und seltenen Momente seiner Macht auskostete. Doch wie immer zähmte er seine Begierde und hielt sich strikt an das vorgeschriebene Tempo. Mit scharf akzentuierten Schlägen trieb er die Ruderer an, und beneidete die Männer, die auf Sträflingsgaleeren ihr Leder in das Fleisch der Ruderer peitschen durften. Mit jedem Schlag auf seine Trommel stellte er sich vor, wie das Blut aus aufplatzenden Wunden über die Rücken der Sträflinge spritzte. Nach diesem Feldzug würde er versuchen, sich auf eines dieser köstlichen Schiffe versetzen zu lassen.
Das Flaggschiff stach durch das Wasser wie ein Messer durch gut abgehangenes Fleisch.
Die kleinen Pictenschiffe schienen davonzustieben wie aufgescheuchte Hühner in der Nacht, wenn ein Marder zu Besuch kam. Und wieder wichen sie im letzten Moment aus und schafften es in fast allen Fällen auch aus der Reichweite der Ruderer zu kommen.
Die römischen Galeeren waren mitten unter den Booten der Caledonier, als diese mit Enterhaken nach ihnen warfen und sich an genau bemessenen Seilen mitschleppen ließen. Bevor die Kommandanten begriffen, was die Picten vorhatten, wurden diese von der Strömung ans Heck der Triremen gezogen und holten nun mit beherzten Zügen die Seile ein. Der erste der Picten kletterte bereits an Bord, als die am anderen Schiffsende in falscher Richtung postierte Entermannschaft endlich reagierte und versuchte, sich