Mechanical. Jay Baldwyn

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Mechanical - Jay Baldwyn

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style="font-size:15px;">      Beim Näherkommen glaubte Shirley ihren Augen nicht trauen zu können. Es waren Sean und Jim, die sich mit abgehackten Bewegungen wie Puppen bewegten. Das konnte doch nur ein makabrer Scherz sein. Shirley ging auf die beiden zu und versuchte, Jim kraftvoll von Seans Schoß herunterzuziehen. Das bewirkte, dass die Puppe einen Arm verlor und noch groteskere Bewegungen machte. Als Shirley sich auf Sean warf und dabei ein Bein abbrach, und die Lücke den Blick auf einen Teil der Mechanik freigab, fing sie hysterisch an zu schreien, bevor alles Schwarz um sie herum wurde und sie von den Gehilfen des Fahrgeschäftes ohnmächtig davongetragen wurde.

      Der Name Coney Island erschien zum ersten Mal Mitte des 16. Jahrhunderts auf einer Karte. Zu einer Zeit, als New York noch Nieuw Amsterdam hieß. Der Begriff stammte von der niederländischen Kolonie Conyne Eylandt, wurde unter den Briten zu Conney Isle und dann zu Coney Island.

      Die kurze Entfernung zu New York machte die Halbinsel Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Badeort für Reiche, deshalb entstanden immer mehr Hotels mit wohlklingenden Namen wie „Tivoli“ und „Windsor“. Gleichzeitig blühten aber auch Prostitution und Glücksspiel auf.

      Der Umstand, dass man für nur fünfzig US-Cent von Manhattan aus mit dem Raddampfer zu der Insel kommen konnte, ermöglichte auch der ärmeren Bevölkerungsschicht den Besuch von Coney Island. Eigens eingerichtete Eisenbahnstrecken beförderten zusätzlich die Menschenmassen. Neben zahlreichen Strandbädern dienten Tanzlokale und Fahrgeschäfte der Unterhaltung der Besucher.

      Das Dreamland war der dritte Vergnügungspark in Folge, der neben dem Steeplechase Park und dem Luna Park 1904 auf Coney Island entstand. Es bot vor allem Fahrgeschäfte des Science-Fiction-Genres. Daneben konnte man Shows in einer großen Halle besuchen. Klein-Venedig mit Canale Grande und dem Markusplatz oder das von Zwergen bewohnte Lilliputia.

      James March hatte sich von Kindesbeinen an für den Bau und die Entwicklung von Achterbahnen interessiert. So wusste er, dass bis 1888 schon an die fünfzig Achterbahnen in Europa und Amerika gebaut worden waren. In den 1920er Jahren sollten der Thunderbolt – Donnerblitz, der Tornado und der Cyclone hinzukommen. Der Tornado sollte aufgrund eines Feuerschadens erst fünfzig Jahre später, im Jahre 1977, abgerissen werden, der Thunderbolt sogar erst im November 2000.

      Aber all das würde nach James Marchs Zeit geschehen. Zur Eröffnung des Dreamland 1904 war er mit knapp vierzehn Jahren freilich noch zu jung gewesen, um dort tätig sein zu können, aber er hatte mit großen Augen die Attraktionen bestaunt.

      Im Jahre 1911 war James stolz gewesen, als Volljähriger im Dreamland angestellt zu werden. Der im selben Jahr errichtete Giant Racer - Riesenrenner, der damals größten Achterbahn auf Coney Island, war sein Refugium gewesen. Dort war er jeden Tag mit Spaß und Freude zur Arbeit gegangen. Allerdings nur für eine Saison, denn nach dem Ausbruch eines Feuers, ausgelöst durch Reparaturarbeiten in der Geisterbahn, war das Dreamland bis auf den aus Stahl gebauten Giant Racer vollständig niedergebrannt. Nach der Liquidierung des Unternehmens entstanden auf dem westlichen Teil des Geländes ein Streichelzoo und eine Western-Show.

      James hatte sich daraufhin im Luna Park für das „Loop the Loop“, der ersten Achterbahn der Welt mit Looping, beworben, war aber „nur“ bei der Wildwasserbahn „Shoot-the-Chutes - Schussfahrt“ untergekommen. Beide waren aus dem 1902 geschlossenen Sea Lion Park übernommen worden.

      Heimlich träumte James aber von etwas ganz anderem. Er hatte im Laufe der Jahre etwas Geld angespart und wollte sich außerhalb der großen Parks in der Surf Avenue oder Bowery Street ansiedeln. Er wollte eine Art Kuriositäten-Kabinett eröffnen. Die Idee war ihm angesichts der Lilliput-Show im Dreamland gekommen. Neben allen möglichen außergewöhnlichen Erscheinungen sollte es auch Schönheitstänze und „lebende Fotografien“ bei ihm geben, die beide denselben Zweck erfüllten, notdürftig bekleidete hübsche junge Frauen anzuschauen. Damit würde er Geld machen können; er brauchte nur noch die entsprechend zugkräftigen „Damen“ zu finden. Um eine eigene Achterbahn betreiben zu können, reichten seine Ersparnisse ohnehin nicht.

      Ganz in der Nähe fand James eines schönen Tages auch das Objekt seiner Begierde. Eine junge Frau mit aufregenden Kurven und dem Glitzern der Erfolgssüchtigen in den Augen sonnte sich, ohne dabei ihre Umgebung aus den Augen zu lassen. Ihr war der Mittdreißiger mit den ersten feinen Silberfäden an den Schläfen schon längst aufgefallen, bevor er sich frech neben sie setzte.

      „Hi, passen Sie nur auf, dass Sie sich Ihre Alabasterhaut nicht verbrennen, wäre wirklich schade drum.“

      „Wer sagt das? Wenn Sie ein billiges Abenteuer suchen, sind Sie an der falschen Adresse.“

      „Wer das sagt? Ich, und so wahr ich James March heiße, erkenne ich, dass Sie mit Ihrer Figur groß herauskommen können.“

      „Ach, die Masche. Jetzt müssen Sie nur noch sagen, dass Sie vom Film sind und einen neuen Star suchen …“

      „Nicht ganz. Aber Sie könnten die Hauptattraktion in meinem Schaugeschäft werden. Die Leute werden Schlange stehen.“

      „Das ist ja lieb gemeint, aber angeglotzt werde ich schon genug von den Gästen der Bar, in der ich arbeite. Mein Traum sieht ganz anders aus. Man soll mich ansehen, ja, aber nicht, weil ich hübsch bin, sondern weil ich einen interessanten Charakter verkörpere. Als Bühne kommt für mich nur eine Theaterbühne infrage, keine eines drittklassigen Etablissements.“

      „Gefällt mir, dass Sie klare Vorstellungen von Ihrer Zukunft haben. Aber warum zwei Schritte vor dem ersten machen? Als meine Hauptattraktion werden Sie von mehr Menschen gesehen als jemals in Ihre Bar kommen werden. Hat denn die Dame mit den großen Plänen auch einen Namen?“

      „Ja, den hat sie, und den sollten Sie sich gut merken. Ich heiße Tallulah Greene. Diesen Namen werden Sie eines Tages in großen Lettern auf dem Broadway lesen können.“

      „Das kann ich mir sogar vorstellen, bei dem klangvollen Namen, und dem Aussehen.“

      Tallulah sah ihn interessiert von der Seite an. Vielleicht hatte der freche Kerl gar nicht so Unrecht. Vielleicht würde eine Bühne, auf der sie alle möglichen Leute sehen könnten, auch die entsprechend Einflussreichen und Talentsucher, eine Art Sprungbrett für sie sein.

      „Und wann kann man sich den Schuppen mal ansehen?“ fragte sie nassforsch.

      „Den gibt es noch gar nicht. Ich kann ja nicht das Pferd von hinten aufzäumen und erst Attraktionen suchen, wenn der Laden schon eröffnet ist.“

      „Ach so, dann suchen Sie mal schön ihre Attraktionen. In einem halben Jahr können Sie mich dann ja mal anrufen“, lachte Tallulah.

      „Vielleicht darf ich das schon früher tun, vielleicht morgen.“

      „Sie sind einer von der ganz schnellen Truppe, was?“

      „Nun ja, der frühe Vogel fängt den Wurm. Nicht, dass Sie mir noch einer vor der Nase wegschnappt. Außerdem könnten Sie mir behilflich sein. Vielleicht haben Sie noch hübsche Freundinnen oder Verbindung zu etwas ungewöhnlichen Leuten wie Kleinwüchsige, Deformierte, Halbmenschen oder was weiß ich.“

      „Sie trauen mir ja eine Menge zu. Nein, Ihre Freaks müssen Sie schon selbst suchen; die eine oder andere Freundin könnte ich unter Umständen liefern.“

      „Also, Tallulah, dann machen wir Nägel mit Köpfen. Morgen gehen wir ein geeignetes Objekt suchen, einverstanden?“

      „Einverstanden. Hoffentlich bereue ich es nicht eines Tages, aber Sie haben so schöne grüne Augen,

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