Mechanical. Jay Baldwyn

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Mechanical - Jay Baldwyn

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noch einiges auf dem Spiel stand. Aber er wusste auch, dass diese Art von Frauen von einem Moment auf den anderen zur Furie werden konnte. Besonders, wenn sie annehmen musste, hinters Licht geführt zu werden.

      James löste das Problem auf seine Weise, indem er Tallulah einen Heiratsantrag und ihrer Mutter ein Angebot machte.

      „Was halten Sie davon, Ma’am, wenn wir die Szene vorhin tatsächlich ins Programm einbauen? Das war kein Witz. So ein Live-Act hat Erfolg. Das würde natürlich voraussetzen, dass Sie täglich zur Verfügung stünden. Sind Sie in irgendeiner Weise gebunden?“

      Rosalind schüttelte den Kopf.

      „Na wunderbar. Sie könnten künftig an der Kasse sitzen und dabei ein Auge auf ihre Tochter haben. Und damit alles seine Ordnung hat, werde ich Tallulah heiraten. Ich könnte mir vorstellen, dass sie will.“

      2.

      Rosalind blieb keine Wahl. Besser einen gut bezahlten Job haben und die missratene Tochter unter der Haube wissen, als weiterhin als Geschiedene, sich mit Gelegenheitsjobs und mit ungewisser Zukunft über Wasser halten zu müssen. Moralisch hatte sie ohnehin keine Bedenken. Solange ihre Tochter ihre Brötchen nur auf der Bühne und nicht in schwülen Separées verdiente …und als Ehefrau, machte es Rosalind nichts aus, dass Tallulah halbnackt von gierigen Kerlen beobachtet wurde. Das kannte sie aus ihrer eigenen Vergangenheit, nur hatte es damals keinen Mann mehr wie James an ihrer Seite gegeben, der sie beschützt und ernährt hatte. Und wenn er auch noch so fabelhaft aussah …

      Als dann Tallulah zu ihnen ins Büro kam, sah es für einen Moment so aus als würden James’ und Rosalinds Pläne scheitern.

      „Du bist wohl verrückt geworden? Ich dich heiraten?“ rief sie und wollte sich halb totlachen. „Als ob ich nichts Besseres wüsste. Du kennst doch meine Pläne für die Zukunft. Glaubst du, ich habe Lust hier in deiner Freak-Show zu versauern?“

      „Nein, das kannst du natürlich auch in einer miesen Bar oder in einem Puff. Wo du dir täglich einreden kannst, dass der nächste Freier dein Entdecker ist“, sprach James mit ihr Klartext. „Wenn du mich nicht heiratest, kann ich dich leider nicht länger beschäftigen, da du ja noch minderjährig bist.“

      „Das hat dich doch bisher auch nicht gestört. Im Gegenteil, das hat dich nur scharf gemacht.“

      „Das ist eine Unterstellung. Ich habe wirklich geglaubt, du bist schon älter, bei deinem Auftreten.“

      „Ja, das behauptet ihr alle.“

      Tallulah überlegte einen Moment.

      „Wenn ich das richtig sehe, habe ich die Wahl, zurück zu meiner asozialen Mutter zu gehen …“

      „Höre mal, wenn du unverschämt wirst, haue ich dir eine rein“, rief Rosalind zornig.

      „Ja, darin warst du schon immer meisterhaft. Also, entweder mit dir zurück oder mich an einen alternden Casanova binden, der mich künftig wie eine Leibeigene behandelt. Beides nicht sehr rosig. Nur kann ich von meiner Mutter jederzeit wieder abhauen.“

      „Meinst du, ich lege dir Fußfesseln an? Ich will nur unsere geschäftliche Basis legalisieren“, warf James ein. „Wir wollen die nächsten Jahre einen Haufen Geld verdienen. Und als meine Ehefrau bekommst du sogar noch einen größeren Batzen davon ab, als wenn du nur meine Angestellte bist.“

      „Da ist was dran. Na gut, wenn du mich nicht festhältst …“

      „Ganz so einfach ist das nicht, meine Süße. Du wirst deinen Vertrag einhalten, ob mit oder ohne Ehering. Wenn nicht, verklage ich dich, damit das klar ist. Was du nach den drei Jahren tust, steht auf einem anderen Blatt. Da ich kein Frankenstein bin, bleibst du ja vielleicht auch danach noch bei mir. Der Begriff Liebe wird ja wohl auch für dich kein Fremdwort sein. Ein Teil davon klappt doch bisher ganz gut mit uns, oder täusche ich mich?“

      Tallulah wurde ungewollt rot. Es war ihr peinlich, dass James so offen davon sprach, dass sie miteinander schliefen.

      „Musste das jetzt sein? Was meinst du, was Mutter dazu sagt?“

      „Deine Mutter ist raffiniert genug, den Braten schon längst gerochen zu haben. Sie ist nämlich nicht von gestern. Und wenn du nach den drei Jahren die Scheidung willst, werde ich mir überlegen, ob ich sie statt deiner heiraten werde.“

      „Also Sie sind mir einer“, gurrte Rosalind.

      „Es wird Zeit, dass du James zu mir sagst, Mom.“

      „Gerne James, aber wenn ich ehrlich bin, ist es mir lieber, wenn du bei deinem unvergleichlichen Ma’am bleibst.“

      „Na wie schön, dass ihr euch wenigstens einig seid“, keifte Tallulah. „Warum heiratest du nicht gleich sie?“

      „Halt den Mund und kümmere dich ums Geschäft!“

      „Na, das kann ja heiter werden.“ Tallulah murrte zwar, folgte aber.

      Im Lunapark bot eine Dame namens Pythia an, mittels Tarotkarten, einer Kristallkugel oder Handlesen in die Zukunft zu schauen. Tallulah war von der Kunst des Weissagens fasziniert, weil auch sie nicht abwarten konnte, was ihr die Zukunft bringen würde. Da sie keine Ahnung von Gestalten des antiken Griechenland hatte, wunderte sie sich zwar etwas über den eigentümlichen Namen Pythia, brachte ihn aber allenfalls mit einer Pythonschlange in Zusammenhang. Dabei lag sie in ihrer irrigen Auffassung nicht einmal völlig daneben, denn die männliche Form der Pythia war der Python gewesen, ein Begriff für den Seher allgemein im antiken Griechenland.

      Die schwarzhaarige, geheimnisvolle Schönheit mit der fast durchsichtigen Haut war kaum älter als Tallulah und hieß eigentlich Dina, nur war ihr das zu gewöhnlich. Die einzige Gemeinsamkeit, die Dina mit den Pythien des antiken Delphi hatte, war, dass auch sie aus einfachen Verhältnissen stammte, also eine Frau des Volkes war. Die antike Pythia hatte über einer Erdspalte, aus der ein Gas quoll, sitzen müssen. Während man damals glaubte, der Gott Apollon spräche aus ihr, nahm man in der Moderne an, dass durch die Gase oder Sauerstoffmangel die Trance hervorgerufen wurde. Die Pythia hatte als Medium keine Macht inne, durfte aber als einzige Frau den Apollontempel betreten. Die Oberpriester des Gottes interpretierten ihre Worte und Visionen. Die nicht besonders auserwählten, einfachen Frauen aus der Stadt Delphi hatten jungfräulich zu bleiben. Eine Vorstellung, die Dina undenkbar erschien. Auch brauchte sie kein Gas, um sich in Trance zu versetzen.

      Die mögliche Vorgängerin der Pythia war eine Sibylle. So gab es außerhalb des Orakels in Delphi den „Fels der Sibylle“. Nur weissagte diese der Überlieferung nach die Zukunft unaufgefordert, was für Dina ganz und gar nicht galt, denn sie bezahlte man sogar dafür.

      Dann war sie schon eher mit Kassandra aus der griechischen Mythologie, die die Trojaner vor dem Trojanischen Pferd und dem Untergang Trojas warnte, zu vergleichen, denn wie Kassandra empfand sich Dina mitunter als eine tragische Figur, die das Unheil voraussah, aber kein Gehör fand.

      Ebenso wie die Pythia drückte sich Dina meist undeutlich, verschlüsselt oder wie böse Zungen behaupteten allgemeingültig aus. Bei Tallulah wurde sie ungewohnt konkret.

      „Sie werden nicht viel Glück im Leben haben“, sagte Dina und tippte mit spitzen Fingern auf ihre Karten. „Ihre Ehe ist zum Scheitern verurteilt. Es steht schon eine Andere parat, die den Platz an der Seite Ihres Mannes einnehmen

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