Mechanical. Jay Baldwyn

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Mechanical - Jay Baldwyn

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war ihr plötzlich klar geworden, wer für das Verschwinden von Ehemann Elmer und Söhnchen Tommy verantwortlich war. Freilich eine Logik, die nur sie nachvollziehen konnte, denn Wolinski war Betty und ihrer Familie bis dahin nie begegnet.

      „Was haben Sie mit Elmer und Tommy gemacht?“, schrie sie völlig außer sich.

      Thadeus war einen Moment völlig überfordert mit der Situation. Er wusste nicht einmal, was die Frau von ihm wollte. Im irritierten Publikum hörte man erste Unmutsäußerungen. Einige schimpften laut, andere warteten ab, weil sie nicht sicher waren, ob der Zwischenfall zum Programm gehörte, wie bei James’ Wonderland. Die arme Elsa verharrte erschrocken im linken Teil der Kiste, ohne zu wagen, sich aus der Enge zu befreien. Ihre Augen drückten nur Entsetzen und grenzenlose Verwirrung aus. Noch schlimmer erging es ihrer Kollegin Hulda, deren Füße mit einem gleichen Paar Schuhe wie Elsa sie trug aus dem anderen Teil der Kiste herausschauten. Es war ein gewaltiger Unterschied, ob sie nur wenige Minuten oder für längere Zeit mit dem Kopf in der dunklen Kiste steckte, noch dazu in sehr unbequemer Körperhaltung. Deshalb begann sie wild zu strampeln, soweit sie überhaupt dazu in der Lage war. Jetzt fiel ein weiterer nicht unerheblicher Teil des weiblichen Publikums in Ohnmacht.

      Wolinski ließ schließlich den Vorhang fallen und befreite hinter einer schützenden Wand beide Frauen aus ihrer Zwangslage. Woraufhin Hulda schnell entwischte, damit der Trick nicht durchschaut wurde. Der Magier konnte das nur deshalb ungestört tun, weil zwei Männer aus dem Publikum die wild um sich schlagende Betty festhielten. Während sich zwei Sanitäter um die ohnmächtigen Zuschauerrinnen kümmerten, hatte man einen Cop informiert, der für das entsprechende Terrain zuständig war. Der Zufall oder die Vorsehung wollten es, dass es sich um denselben Mann handelte, dem Betty damals auf der Suche nach ihrer Familie in die Arme gelaufen war.

      „Beruhigen Sie sich bitte, Ma’am“, sprach der Mann auf die rasende Frau ein.

      „Er war es“, schrie Betty. „Er hat meinen Mann und meinen Sohn in Holzpuppen verwandelt. Nur hat er vergessen, ihnen ihre wahre Gestalt wiederzugeben.“

      „Ihren Äußerungen entnehme ich, dass ihre Familie bisher nicht wieder aufgetaucht ist. Aber Sie können unmöglich den Magier dafür verantwortlich machen.“

      „Eben“, mischte sich Wolinski ein, der langsam seine Fassung wiedergewann. „Was sollte ich für einen Grund haben, so etwas Schreckliches zu tun?“

      „Was weiß ich, vielleicht brauchten Sie eine neue Sensation“, rief Betty schon etwas unsicherer geworden. „Alle haben sie gesehen, diese grausamen Puppen mit den Gesichtern von meinen lieben Angehörigen, denen man Bälle in die auf und zuklappenden Münder geworfen hat. Die Frauen haben ebenso geschrieen wie ich, weil sich die Augen bewegt haben und Blut aus den Mundwinkeln gelaufen ist.“

      „Ich kann Ihnen versichern, dass entsprechende Nachforschungen ergebnislos verlaufen sind, Ma’am. Der Budenbesitzer konnte ganz normale mechanische Puppen vorweisen und will nichts Ungewöhnliches bemerkt haben, außer ein paar schreiende Frauen, die nachher nicht mehr ausfindig zu machen waren. Er meinte, dass es hin und wieder vorkommt, dass das weibliche Publikum vor Schreck aufschreit, wenn eine Puppe allzu lebensecht geraten ist und sich aber mit etwas abgehackten Bewegungen zeigt.“

      „Aber das gibt’s doch nicht“, wimmerte Betty. „Jetzt will es wieder keiner gesehen haben.“

      Wolinski ging auf die zitternde Frau zu und wollte sie zart umarmen. Betty versteinerte förmlich, bevor sie sich mit einem Ruck befreite und zur Seite sprang. Dabei hielt sie zur Abwehr beide Arme von sich gestreckt.

      „So glauben Sie mir doch“, sagte er. „Ich habe mit dem … bedauerlichen Vorfall nichts zu tun. Eine derartige Nummer gehört überhaupt nicht zu meinem Programm, und hat es nie getan. Ich verwandle Tücher in Tauben und Blumensträuße in Kaninchen, aber keine Menschen in Puppen.“

      „Ach, und was haben Sie vorhin getan? Eine Schaufensterpuppe in eine lebendige junge Frau verwandelt, oder etwa nicht?“

      „Ja, aber nicht umgekehrt. Ein Trick, nichts weiter. Außerdem sind Schaufensterpuppen nicht mechanisch, und bewegen sich nicht, schon gar nicht ihre Münder. Begreifen Sie den Unterschied?“

      „Sie sollten jetzt Ihren Irrtum einsehen“, sagte der Cop. „Dieser Mann hat garantiert nichts mit dem Verschwinden Ihrer Familie zutun. Sie sind lediglich einer Sinnestäuschung erlegen. Am besten Sie gehen jetzt wieder nach Hause und ruhen sich aus.“ Dass die psychische Behandlung wohl nicht so ganz erfolgreich verlaufen sein musste, behielt er für sich, um die gequälte Frau nicht zu verletzen.

      Betty verließ widerstrebend, wie ein Häufchen Elend den Showroom. Eine aus der Ohnmacht erwachte, ältere Dame, die den erhitzten Dialog hinter dem Vorhang verfolgt hatte, wuchs förmlich über sich hinaus, indem sie Betty schützend in die Arme nahm und ihr Halt gab. Diesmal ließ es Betty geschehen.

      Prinz Piccolo kümmerte sich in rührender Weise um Joe, wenn Tallulah etwas anderes, in ihren Augen Wichtigeres, vorhatte, bis auch er Ärger mit seinem Boss bekam und als nächster die Show verlassen musste.

      „Sind Sie sicher Sir, dass Sie alles für den Jungen tun?“, wurde James eines Tages von dem Kleinwüchsigen gefragt. „Die Medizin macht heutzutage rasante Fortschritte, sodass ihm unter Umständen ein schlimmes Schicksal erspart werden kann. Ich weiß, was es heißt, anders als die anderen zu sein.“

      „Das musst du schon mir überlassen. Kümmere dich um deinen eigenen Kinderkram.“

      Die Augen des „Prinzen“ begannen böse zu funkeln, denn wenn ihn jemand mit einem Kind verglich oder gar mit “Du” anredete, konnte er auf der Stelle sehr jähzornig werden, auch wenn es sich dabei um seinen Chef handelte.

      „Würden Sie es bitte unterlassen, mich zu duzen, Sir“, sprach er wütend mit seiner hohen Stimme.

      „Ihr lebt hier alle von meinem Geld, also müsst ihr euch nach mir richten, und nicht umgekehrt. Soweit kommt es noch, dass ich euch mit „Sie“ anrede. Du hast wohl einen Höhenflug und hältst dich am Ende wirklich für eine Hoheit? Ich habe keine Lust, auf Animositäten Rücksicht zu nehmen“, bellte James.

      Der „Prinz“ stampfte heftig mit seinen kleinen Füßen auf den Boden, womit er fatale Ähnlichkeit mit der Märchenfigur Rumpelstilzchen bekam.

      „Das werden Sie aber müssen, wenn ich weiter bei Ihnen auftreten soll. Bei allem Respekt, Sir, warum sollen Sie sich nicht an etwas halten, was hier alle respektieren, inklusive ihrer Frau?“

      „Ja, ich habe schon gemerkt, wie du sie ansiehst. Du glaubst doch nicht im Ernst, bei ihr landen zu können?“

      Der „Prinz“ brachte alle Beherrschung auf, auf den erneuten Affront nicht zu reagieren, aber da er außerordentlich wütend war, vergriff er sich umgehend im Ton.

      „Warum eigentlich nicht? Ihre Frau soll nicht sehr wählerisch sein, wenn es um ihre Verehrer geht.“

      „Du hinterhältige kleine Missgeburt, du …“

      „Das muss ich mir nicht von Ihnen sagen lassen“, schrie Prinz Piccolo. „Ich habe immer geglaubt, Sie hätten ein Herz für unsereinen, aber Sie sind nicht besser als alle anderen. Sie wollen nur mit uns verdienen.“

      „Ja, was denn sonst? Wenn du Streicheleinheiten brauchst, bin ich die falsche Adresse.“

      „Ich habe gesagt, Sie sollen mich nicht duzen“, schrie der Kleinwüchsige und griff nach dem Ersten,

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