Schiff der Verdammnis. Jay Baldwyn

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Schiff der Verdammnis - Jay Baldwyn

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kleine Susan brach in Tränen aus und lief vorsichtig zu ihrer Mutter. Aber alles Streicheln und Anstupsen half nichts, Pearl gab kein Lebenszeichen mehr von sich.

      »So, das reicht, geh jetzt wieder ins Bett. Ich muss mir überlegen, wohin ich deine Mutter schaffe.«

      Susan löste sich widerwillig von dem warmen Körper, doch statt in den Nebenraum zu gehen, unternahm sie einen verzweifelten Versuch, auf den Gang zu gelangen, um Hilfe zu holen. Sie schaffte es noch nicht einmal bis zur Tür. Gregs Pranken bekamen sie zu fassen und schleuderten sie herum, um sie in Richtung Nebenraum zu stoßen. Susan stolperte über ihre eigenen Füße und fiel rückwärts mit dem Kopf auf den schmalen Couchtisch. Es gab ein hässliches Geräusch, als ihr Genick brach.

      Greg kümmerte sich nicht um Mutter und Tochter. Er ging zur Hausbar und goss sich einen doppelten Whiskey ein. »Na bravo! Das hat mir gerade noch gefehlt. Zwei auf einen Streich«, sagte er gepresst und scheinbar ohne Mitgefühl. Erst nach drei weiteren halbvollen Gläsern wurde ihm bewusst, was er angerichtet hatte. Er rutschte an der Wand der Kajüte kraftlos herunter und landete unsanft auf dem Steißbein. Doch der höllische Schmerz war nicht der Grund, warum er seinen Kopf in den Händen verbarg und verzweifelt zu weinen anfing.

      Kapitel 1

      Eine unerwartete Spritztour

      Megan Culiver vergriff sich etwas im Ton, als sie ihrer Freundin die Kurzreise schmackhaft machen wollte. Ihre patzige Rede war nur Ausdruck ihrer Hilflosigkeit, einer trauernden Witwe und Mutter die Lebenslust zurückzugeben.

      »Es ist es jetzt vier Jahre her, seit … seit das Unglück geschah. Du kannst dich nicht für den Rest deines Lebens vergraben. Don hätte das bestimmt nicht gewollt, und im umgekehrten Fall …«

      »Aber leider bin nicht ich mit Mikey, unserem entzückenden Sohn, zusammen ums Leben gekommen, sondern mein Mann«, sagte Katie Palmer matt. Wie sehr sie diese Diskussionen hasste. Alle meinten es nur gut mit ihr, aber keiner konnte wirklich nachvollziehen, was sie erlitten hatte, nicht einmal ansatzweise. »Warum wollt ihr alle nicht einsehen, dass mir nicht danach zumute ist, mich zu vergnügen? Lasst mir doch einfach meine Ruhe!«

      »Also entschuldige mal, du bist monatelang von Fachleuten umsorgt worden. Sie hätten dich bestimmt nicht entlassen, wenn sie nicht der Meinung gewesen wären, dass du bereit bist, ins Leben zurückzukehren. Wann willst du damit anfangen? Ich will dich nicht zu einer wilden Party überreden oder zu einem Besuch in einem Vergnügungspark, sondern schlage dir nur vor, eine kleine Bootstour zu machen. Ein paar Tage auf andere Gedanken kommen, neue Eindrücke gewinnen, das würde dir bestimmt gut tun.«

      »Wenn ich Lust auf die Bermudas hätte, könnte ich in zweieinhalb Stunden mit dem Flugzeug reisen und bräuchte nicht tagelang auf dem Boot unterwegs sein.«

      »Aber das ist doch gerade das Abenteuer«, ließ Megan nicht locker. »Alleine würdest du so etwas nie machen. Und jetzt hast du Gelegenheit, unter Freunden zu sein und mit ihnen die Tage und Nächte auf See zu genießen. Und was heißt schon tagelang? Wenn ein Motorboot mit zehn Knoten fährt, sind es gut vier Tage. Das Boot von Terry schafft fünfundzwanzig Knoten, also brauchen wir weniger als die Hälfte.«

      »Ich halte diesen Terry Sullivan für einen ziemlichen Schnösel und kann nicht behaupten, dass er mir sonderlich sympathisch ist.«

      »Du sollst ihn ja nicht heiraten. Er ist witzig und gescheit, und vor allem großzügig.«

      »Kein Wunder, wenn man von Beruf Sohn ist … der stiehlt dem Herrgott den Tag und wirft das Geld mit offenen Händen hinaus.«

      »Lass ihn doch, wer hat, der hat. Du müsstest mal sein Appartement sehen – alles vom Feinsten, sag ich dir. Na ja, eben Fisher Island, eine ganz andere Welt.«

      »Eben, wenn ich schon höre, dass man die Einladung eines Bewohners vorweisen muss, um die Insel überhaupt betreten zu dürfen. Auf der Privatfähre werden Name und Passnummer registriert, und der einladende Bewohner wird telefonisch informiert. Ein Affenzirkus, den ich ziemlich lächerlich finde.«

      »Das musst du verstehen, immerhin haben Stars wie Madonna, Julia Roberts, Ricky Martin und Arnold Schwarzenegger dort ihre Zweit- oder Drittwohnung. Da müssen schon Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden.«

      »Pah«, machte Katie, »ich bin gar nicht scharf darauf, diese Leute von Angesicht zu Angesicht zu sehen, damit ich mir nicht eine Illusion zerstöre.«

      »Die Chance, einen von ihnen zu treffen, dürfte äußerst gering sein, Darling …« Megan zog eine Schnute, als hätte man sie persönlich beleidigt.

      »Trotzdem, das ist einfach nicht meine Welt. Wie bist du eigentlich an diesen Terry geraten? Gehst du mit ihm in die Kiste? Steht er auf Aschenputtel?«

      »Du bist gemein. Nein, Caleb hat ihn mir vorgestellt. Der kommt übrigens auch mit.«

      »Na, wenigstens ein vernünftiger Typ, obwohl … wenn er Terry Sullivan zu seinem Bekanntenkreis zählt …«

      »Sei doch nicht so. Die beiden haben sich beim Golf kennengelernt. Und weil sie sich sympathisch waren, hat Terry Caleb zu sich auf die Insel eingeladen. Du weißt ja, dass es auf Fisher Island mehrere Golfplätze gibt … Ich habe Caleb dort abgeholt, und bei der Gelegenheit hat uns Terry sein Luxusappartement gezeigt.«

      »Das wahrscheinlich nicht ihm, sondern seinen Eltern gehört …«

      »Ist doch egal. Jedenfalls protzt Terry nicht mit seinem Reichtum. Das siehst du schon daran, dass er keine Luxusyacht fährt, sondern ein ganz normales Motorboot. Trotzdem ist er immer sehr spendabel. Wenn man mit ihm zusammen ist, fließt der Champagner in Strömen«, schwärmte Megan.

      »Du erwartest jetzt aber nicht, dass mich das beeindruckt?«

      »Meine Güte, gönn doch anderen, ein bisschen Spaß am Leben zu haben … Entschuldige …«

      »Schon gut. Ich frage mich nur, was ich unter diesen Leuten soll …«

      »Dinge erleben, die sich nicht jedermann leisten kann. Außerdem hast du gerade noch gesagt, dass du Caleb für vernünftig hältst.«

      »Ja, den Eindruck macht er jedenfalls auf mich. Wer soll denn sonst noch mitfahren?«

      »Terrys derzeitige Flamme, Fallon Walker. Ich habe sie nur einmal gesehen. Typ unbedarfte Blondine, wenn du mich fragst. Ich weiß nicht, was Männer an solchen Frauen finden. Und dann noch ein Kumpel von Terry, Chris Ellis mit seiner Freundin Savannah Bird. Die sind beide sehr nett. Und Brady Holland, ein Schulfreund von Terry.«

      »Den ihr dann wohl für mich auserkoren habt. Ich meine, drei Liebespaare und zwei Singles … das riecht förmlich nach einem Kuppelversuch.«

      »Ich muss dich enttäuschen. Brady ist glaube ich schwul.«

      »Das enttäuscht mich gar nicht, im Gegenteil. Vielleicht finde ich eine neue Freundin, wenn es mit dir und Caleb ernst wird …«

      »Du bist unmöglich. Heißt das, du kommst mit?«

      »Erwarte noch keine Zusage, aber ich werde darüber nachdenken.«

      Katie ließ sich Zeit für ihre Entscheidung. Sie war nicht der Typ des Abenteurers, und eine Fahrt auf hoher

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