Bittersüßer Rakomelo. Joachim Koller
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Читать онлайн книгу Bittersüßer Rakomelo - Joachim Koller страница 15
Ryan überlegte kurz und blickte sie dann verzückt an.
»Wie wäre es mit einem kleinen, aber recht flotten Motorboot? Eines mit Heckmotor, mit dem man über das Meer jagen kann und, abseits der Strände, im offenen Meer schwimmen kann?«
Marias Gesichtsausdruck verriet ihm ihre Meinung, noch bevor sie antworten konnte.
»Wenn Du das Boot organisierst, ich bin dabei.« Maria versuchte ihre Begeisterung zu verbergen, war dabei aber nicht sehr überzeugend.
Ryan nahm sich einen Eiswürfel aus dem Glas und kühlte sich seine kleine Platzwunde auf der Lippe.
»Tut es noch weh?«, fragte Maria, die sich schnell wieder gefasst hatte, nachdem sie ihre Tasche wiederhatte.
»Nicht weiter tragisch. Hauptsache, Du hast Deine Handtasche wieder.«
»Ja, ohne die wäre ich echt am Boden zerstört. Danke nochmals.«
Ryans Angebot nach einem Mittagessen zu zweit lehnte sie ab, da ihr bei diesen Temperaturen nicht nach Essen zumute war.
»Lieber wäre mir, wenn wir zurückfahren und ich den Nachmittag am Pool mit einem guten Buch verbringen kann«, erklärte sie Ryan.
»Und der Juwelier?«
»Den können wir uns für einen weiteren Besuch aufheben. Dann aber wieder in der Früh oder am späteren Nachmittag. Diese Hitze sagt mir nicht zu, wenn ich keine Möglichkeit habe, mich entsprechend abzukühlen.«
Ryan zahlte ihre Getränke und gemeinsam schlenderten sie zurück zu seinem Mietwagen. Am Rückweg fragte Ryan vorsichtig nach, ob sie den Nachmittag alleine verbringen wollte. Maria sprach davon, etwas Ruhe zu haben, alleine ihr Buch zu lesen und von persönlichen Dingen, die sie noch mit ihrem Vater zu besprechen hatte. Ihre Zurückhaltung und ihre gespielte Schüchternheit zeigte Ryan, dass sie ihn etwas zappeln lassen wollte. Wahrscheinlich wollte sie ihn nicht so schnell in ihr Heim lassen.
Nach den schlechten Erfahrungen mit den Männern willst Du Dir nun wohl etwas Zeit lassen, überlegte Ryan.
Er fuhr sie zur Villa und stieg aus, um ihr die Tür aufzuhalten. Höflich half er ihr aus dem Wagen.
»Auch wenn es nur ein kurzer Ausflug war, es war sehr schön. Ich würde es gerne wiederholen, wenn Du auch daran interessiert bist.«
»Ryan, bislang warst Du ein Gentleman, an dem ich nichts auszusetzen habe. Wenn Du weiterhin so zuvorkommen bist … Also, wie wäre es mit einem Ausflug auf dem Meer? Du besorgst das Motorboot, ich biete Dir dafür einen Blick auf meinen Körper im Bikini.«
Ryan nickte und schien zu überlegen. Er ging seine Möglichkeiten durch, die ihm dieser Ausflug bieten würde.
»Wie würde es Dir gefallen, morgen am Hafen brunchen zu gehen? Danach könnten wir mit einem der Boote hinausfahren und Du kommst dazu, im offenen Meer, ungestört von allen anderen, zu schwimmen«, schlug er vor.
Maria gefiel die Idee sehr gut und schlug vor, sich wieder um neun Uhr zu treffen, dieses Mal gleich direkt am Hafen. Ihr Aufpasser würde sie zum Lokal bringen, dann aber wieder heimfahren.
»Ich werde pünktlich auf Dich warten, Schönheit. Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag, erhole Dich. Bis morgen, Maria.«
Er reichte ihr die Hand. Maria schien kurz zu zögern, beließ es dann aber dabei, ihm nur die Hand zu reichen. Ryan sah ihr nach, wie sie die Stiegen zum massiven Eisentor hinausging. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand sie im Inneren.
Wieder hinter dem Steuer seines sündhaft teuren Mietwagens, den er trotz Tákis´ Hilfe, komplett überteuert fand, setzte er seine Brille ab. Entschlossen und blickte er im Rückspiegel sein Spiegelbild an.
»Und so beginnt es«, murmelte er, startete den Wagen und fuhr los.
»Sie war von Deinem Fahrstil begeistert. Etwas wild, aber man fühlt sich dennoch sicher, hat sie ihrer Freundin geschrieben.«
Despina blickte von ihrem Computer zu Ryan und Tákis, die an einem kleinen Holztisch in ihrer Wohnung saßen.
»Du hast sie beeingedruckt, Bruder«
»Beeindruckt«, korrigierte Ryan seinen Freund. Unterhaltung zwischen Ryan, Tákis und Despina liefen meistens zwei-, manchmal sogar dreisprachig ab. Tákis war bemüht, sein Deutsch immer mehr zu verbessern. Despina hatte neben dem Selbststudium auch einen Kurs besucht, weshalb ihre Aussprache und Grammatik nahezu perfekt war.
Nach einem gemeinsamen Abendessen in Despinas Wohnung hatten sie noch eine Flasche Rakomelo geöffnet.
»Während in fast ganz Griechenland alle auf Ouzo schwören, gibt es für uns hier auf Kreta nur ein Nationalgetränk: den Rakí. Und der darf nicht mit dem türkischen Raki verwechselt werden. Es gibt nur wenige Betriebe auf Kreta, die die staatliche Berechtigung besitzen, um Rakí zu brennen. Genauso sieht es mit dem Rakomelo aus. Diese spezielle Mischung von Rakí, Honig und einigen Gewürzen findet man zwar in vielen Dörfern und Geschäften, die Qualität ist aber unterschiedlich. Die Marke, die wir im Laden verkaufen, hat auch eine staatliche Lizenz, aber das ist nicht der Grund, warum ich ihn so liebe. Tákis und ich haben schon viele Sorten ausprobiert, aber dieser hier ist so ziemlich der beste, den wir bisher getrunken haben.«
Mitten in ihrem kurzen Vortrag hatte das geklonte Telefon angefangen zu leuchten. Despina nahm das Handy und las vor, was zwischen Maria und ihrer Freundin geschrieben wurde.
»Vanessa will wissen, wie reich Du wirklich bist, Ryan«, las Despina vor.
Kurz darauf kam von Maria ein Bild als Antwort. Sie hatte ein Bild von Ryans Uhr aus dem Internet an ihre Freundin geschickt. Dazu schrieb sie: »Nur ein Beispiel, das ist seine Uhr, eine Breitling. Im Internet gibt es die um 30.000.«
Ihre Freundin war beeindruckt und riet ihr, Ryan nicht alles zahlen zu lassen, aber dennoch die Vorzüge eines »heißen Typs mit massig Kohle« auszukosten.
»Die beiden Frauen passen zusammen wie die Faust ins Auge«, meinte Tákis abfällig.
»Faust aufs Auge, Tákis. Hast Du morgen schon etwas vor?«, fragte Ryan.
»Noch nicht, aber ich nehme an …«
»Mein Schatz, morgen Abend haben wir eigentlich schon etwas vor«, unterbrach Despina ihm. Ryan bemerkte, dass es ihr im selben Moment unangenehm war, Tákis unterbrochen zu haben.
»Ich bräuchte Deine Hilfe am Vormittag bis ungefähr zu Mittag. Der Abend würde ganz Euch gehören, keine Sorge«, beruhigte Ryan sie, »Darf ich erfahren, was ihr am Abend Besonderes vorhabt?«
»Wir sind verabredet mit einigen Bekannten«, erklärte Tákis, der Despina etwas irritiert ansah.
»Du lügst.« Ryan kannte seinen besten Freund zu gut, abgesehen von seiner besonderen Begabung, Menschen sehr gut einschätzen zu können.
»Wir wollten einfach etwas Zeit für uns. Du weißt schon, was liebende Pärchen so tun. Ich glaube, das verstehst Du, oder?«, versuchte Despina ihm einzureden. Ryan erkannte sofort, dass auch das nicht ganz der Wahrheit