Bittersüßer Rakomelo. Joachim Koller

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Bittersüßer Rakomelo - Joachim Koller

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ein blau-weißes Schnellboot, durfte nur von ihr gesteuert werden. Sie hatte vor Längerem schon mit Tákis gesprochen, da sie eines der Elektroboote loswerden wollte, aber keinen Käufer fand. Bei einem Unfall würde wenigstens ein kleiner Betrag von der Versicherung gezahlt werden, mehr als ihr bislang für das Boot geboten worden war. Tákis galt als verschwiegen und verlässlich und hatte sofort zugestimmt. Anita hatte noch einen Vorteil auf ihrer Seite. Die Untersuchung nach der Ursache würde nichts Auffälliges ergeben, dafür würde ihr Mann schon sorgen. Es war praktisch einen Polizisten als Ehemann zu haben. Ihre einzige Bedingung war, dass niemand zu Schaden kommen dürfe, was Tákis ihr versichern konnte.

      Nun kniete Tákis auf dem Berggipfel und hatte Ryan genau um Visier.

      Er hatte nicht lange suchen müssen, um Maria und Ryan ausfindig zu machen. Tákis wusste, mit welchem Boot sie unterwegs waren und wohin Ryan steuern würde.

      Das Scharfschützengewehr hatte eine hervorragende Zielvorrichtung. Tákis konnte erkennen, wie Maria etwas abseits des Bootes schwamm und Ryan sich bereit machte, ihr zu folgen. Tákis holte einen runden Spiegel hervor und schwenkte ihn gegen die Sonne. Ryan hob kurz die Hand, Daumen hoch. Nun lag es an ihm.

      In Griechenland galt die allgemeine Wehrpflicht, neun Monate lang hatte Tákis den Militärdienst absolviert. Dabei war er mit verschiedenen Waffen vertraut geworden, darunter auch Scharfschützengewehre. Obwohl es schon einige Zeit zurücklag, die Handhabung hatte er nicht verlernt.

      Kaum war das Boot verlassen suchte er auf der Ladefläche eine vorpräparierte Stelle. Anita hatte keine genauen Informationen, was Tákis‘ Plan war und wollte auch nichts Näheres wissen. Aber sie kannte ihre Boote in und auswendig, vor allem die Schwachstellen. Genau eine dieser Schwachstellen visierte Tákis nun an.

      Entspannt paddelte Ryan mit den Beinen unter Wasser und drehte sich dabei, dass Maria dem Boot den Rücken zukehrte.

      »Du hast recht, Schönheit. Herrlich erfrischend. Wie ist die Aussicht unter Wasser?«

      »Hol tief Luft und finde es mit mir heraus«, forderte Maria ihn auf und tauchte vor ihm hinab. Ryan blickte noch einmal hinauf zu der Position, wo er Tákis vermutete. Plötzlich traf ein Schuss das Boot, gleich darauf folgte ein weiterer. Damit ist Dein Teil auch schon wieder erledigt, Bruder, dachte Ryan und tauchte ebenfalls ab.

      Das Wasser war klar, mit ihren Schwimmbrillen konnten sie bis zum Meeresgrund hinab sehen. Ungefähr sieben Meter tief war das Wasser an dieser Stelle, unter ihnen war der Meeresboden sandig mit vielen großen Steinen. Einige Fischschwärme zogen vorbei, kein Fisch größer als zwanzig Zentimeter. Elegant und ruhig schwamm Maria im Wasser und sah sich um. Ryan tauchte in Richtung Boot und erkannte die Stellen, an denen das Wasser ins Boot eindrang.

      Wieder an der Wasseroberfläche schwammen sie näher an ihr Elektroboot. Ryan erkannte Marias Augen durch die Schwimmbrille nur verschwommen, aber trotzdem war deutlich zu sehen, wie ihr der Ausflug gefiel.

      »Ich habe eine Luftmatratze im Rucksack, wenn Du noch etwas hier heraußen entspannen willst«, schlug er ihr vor.

      »Gute Idee«, plötzlich sah sie ihn überrascht an, »Deine Uhr!«

      »Ups, na hoffentlich ist sie wasserdicht«, meinte er nur lapidar.

      Maria entschied sich, noch im Wasser zu bleiben, während Ryan wieder ins Boot stieg und die Luftmatratze auspackte. Ein kurzer Blick auf den Boden reichte aus, um zu erkennen, dass das Wasser langsam anstieg. Noch war es nur eine kleine Pfütze.

      Es dauerte mehrere Minuten, bis Ryan die leuchtend gelbe Luftmatratze aufgeblasen hatte. Maria hing mit den Händen an der Leiter, die den Einstieg in das Boot erleichterte, und sah ihm zu.

      »Na Du hast wohl viel Luft in Deinen Lungen«, meinte sie anerkennend.

      »Einer der Gründe, warum ich Nichtraucher bin.« Und wieder ein Pluspunkt bei Dir, fügte er ihn Gedanken hinzu.

      Maria stieg zurück ins Boot und holte eine Wasserflasche aus ihrem Rucksack.

      »Ganz schön nass hier im Boot«, stellte sie fest. Als sie die Luftmatratze etwas anhob, sprang sie erschrocken zurück.

      »Ryan!«, kreischte sie auf.

      »Was ist denn, Schönheit?«

      »Ein Loch! Wir haben hier ein Loch!«, schrie sie voll Entsetzen auf.

      Ryan legte die Luftmatratze zur Seite und sah den Einschuss von Tákis aus der Nähe. Durch das kleine, ausgefranste Loch sprudelte langsam Wasser herein.

      »Das stand nicht auf dem Programm. Wir werden wohl den Ausflug abbrechen müssen und zurückfahren.«

      »Gute Idee, am besten so schnell wie möglich.«

      Ryan startete den Motor und wendete das Boot. Er beschleunigte und ließ den Elektromotor auf Höchst-leistung laufen. Maria saß neben ihm und blickte nervös zwischen ihm und dem Loch hin und her. Sie waren keine fünf Minuten unterwegs und noch weit entfernt vom Festland, als der Motor stotterte und dann verstummte. Entgeistert blickte Maria Ryan an.

      »Die Batterie ist leer«, stellte Ryan emotionslos fest. Maria sah sich um und wurde weiß im Gesicht. Ryan sah, wie ihre Hände zu zittern anfingen.

      »Bist Du verrückt? Was soll das heißen, die Batterie ist leer? Wie kommen wir … das Wasser, steigt immer mehr. Dieses Boot wird sinken und wir sind mitten auf dem Meer!«, stammelte Maria entsetzt.

      Ryan behielt die Ruhe, musste sich bemühen, sich nicht zu verraten. Wenn sie von hier aus bis zu den Felsen bei der Küstenstraße schwimmen würden, wären sie in einer Viertelstunde wieder an Land. Doch die Angst ließ Maria nicht mehr rational denken und somit konnte er seinem Plan weiter nachgehen.

      »Du kannst doch gut schwimmen, Maria?«

      »Ja, aber wir können doch nicht von hier bis nach Bali …«

      »Gib mir alle wichtigen Sachen von Dir. Ich habe im Rucksack einen wasserdichten Beutel. Da passiert unserem Geld und den anderen wichtigen Gegenständen nichts. Wir werden mit der Luftmatratze an Land schwimmen.«

      Maria riss die Augen noch weiter auf.

      »Wie bitte? Mit der …« Sie überlegte und blickte von der Matratze zu dem kleinen Loch und dann zum Strand.

      »Ja, es wird ein etwas längerer Schwimmausflug. Aber auf der Luftmatratze können wir uns beide festhalten und uns zwischendurch etwas erholen, falls die Strömung etwas stärker wird«, erklärte Ryan, der immer noch ruhig blieb. Er drückte ihr den durchsichtigen Beutel in die Hand und Maria gab ihren Schmuck und ihre Geldbörse hinein. Es folgte eine kleine Digitalkamera, die sich Ryan schnell einprägte. Auch ihr Handy wanderte in den Beutel, bevor Ryan seines dazulegte. Das geklonte Handy hatte er bei Despina gelassen. Ansonsten gab er nur noch seine Geldbörse und seine Brille hinein und verschloss den Beutel.

      »Weißt Du eigentlich, wie weit es bis zum Hafen von Bali ist?«, fragte Maria aufgeregt und deutete auf die Ortschaft in der Ferne.

      »Du siehst so aus, als wärst Du gut durchtrainiert, Maria.«

      »Nicht so gut um eine derart lange Strecke zu schwimmen.«

      Ryan nahm Marias Oberarme und zog sie leicht zu sich. Dabei sah er ihr tief in die Augen. Sie wurde noch nervöser,

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