Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle. Sabine Ibing

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle - Sabine Ibing страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle - Sabine Ibing

Скачать книгу

hatte das Tablett mit den Schmuckstücken und den Schachteln herübergebracht. Vorsichtig deponierte der Herr die Prachtstücke in die Boxen und ließ sie dabei durch die Hände gleiten »Schöne Arbeit. Ihre Frau hat Geschmack!«

      Am Abend probierte Sophie das Kleid an, zog die Schuhe an. Karl legte ihr die Kette um den Hals und begutachtete sie, indem er zwei Schritte zurücktrat. Er war überwältigt.

      »Darauf eine Flasche Champagner zum Abendkrimi!«

      »Ich würde lieber den Liebesfilm sehen«, kam es zaghaft von Sophie. »Ich werde wohl gar nicht gefragt?«

      »Dann Liebesfilm!«, gab Karl fröhlich zurück.

      Sophie wurde jäh von einer schrillen Sirene geweckt. Verschlafen rieb sie sich die Augen und orientierte sich im Raum. Langsam wurde ihr bewusst, wo sie sich befand. Woher rührte dieser markerschütternde Ton? Karl sprang hektisch aus dem Bett und raste Richtung Wohnzimmer. Sophie schoss auf, griff nach ihrer Handtasche und dem Handy, rannte hinterher. In ihrem Kopf hämmerte es, sie fühlte Panik aufsteigen, glaubte, die Wohnung stand in Flammen. Beklemmung schnürte ihr den Hals zu, sie meinte, nicht mehr atmen zu können. Halb gelähmt sah sie, wie Karl, nur bekleidet mit Boxershorts, die Tür zur Terrasse aufriss, bis zum anderen Ende der Terrasse hastete und eine Kübelpflanze fotografierte. Der fiese Ton brach ruckartig ab. Er schien aus seinem Smartphone gekommen zu sein.

      »Karl! Spinnst du? Was war das für ein Geheul? Und was machst du da am Blumenpott?«

      Grinsend schlenderte er zur Küchenzeile und hantierte an der Kaffeemaschine. »Entschuldigung. Ich hätte dich vorwarnen müssen. Das war Alarmy

      »Das war was?«, kreischte Sophie.

      »Mein Wecker. Früher hat mich Alex geweckt. Weil ich so fest schlafe. Na ja, ich stelle immer den Wecker aus, denke, nur eine Minute noch, und schon habe ich verpennt.« Karls Tonfall war entschuldigend.

      »Bei dem Gejaule wachen Tote auf! Das ist grauenhaft. Aber wieso rennst du nach draußen?« Sophie schaute ihn unverwandt angewidert an, runzelte die Stirn.

      Karl tippte auf seinem Smartphone herum und zeigte Sophie eine Fotoserie: Der Blumenkübel, die elektrische Zahnbürste, die Toilette, die Kaffeemaschine, die Saftpresse, ein Teil von seinem Hometrainer. Verständnislos blickte sie ihn an. »Ja und?«

      »Die Dinge habe ich fotografiert«, Karl freute sich wie ein kleines Kind, über das ganze Gesicht lachend. »Mit dem Weckton präsentiert mir das Telefon jeden Morgen eins dieser Fotos. Erst wenn ich es abgelichtet habe, hört es auf zu piepsen. Besonders gemein ist der Hometrainer. Ich muss zunächst auf das Fahrrad steigen, um die Ansicht fotografieren zu können. Dann bin ich völlig wach! Genial nicht!«

      Genervt verdrehte Sophie die Augen. »Männer!«

      Karl schaute während des Frühstücks in die Zeitung. Sophie stand auf, beugte sich über den Tisch und guckte ihn über den Papierrand an, zupfte daran. »Hallo, ich bin auch noch da!«

      Er legte das Tageblatt weg, strich ihr über die rosige Wange. »Entschuldigung, eine Angewohnheit.« Nachdem er sich Quark auf sein Brot geschmiert hatte, leckte er genüsslich das Messer ab.

      »Karl!«, Sophie empörte sich und sah ihn mit verschränkten Armen an. »Ich denke, als Erstes bringe ich dir Benehmen bei!«

      Gleich in der Früh hatte Karl einen Kundentermin. Er holte Sophie danach ab und sie schlenderten zur Kleinmarkthalle. Schon seit dem Morgen freute er sich auf Sushi, doch Sophie zog ihn an einen anderen Stand: Austern mit Champagner.

      »Ich mag keine Austern«, sagte er leise.

      »Sei kein Spielverderber! Wann hast du das letzte Mal welche gegessen?«, Sophies Stimme hatte einen gebieterischen Ton angenommen.

      »Das ist 20 Jahre her. Ich mag sie nicht!«, entgegnete Karl patzig. Sein Ekel drückte sich durch eine Stirnfalte aus.

      Sophie hatte bereits zwei Portionen bestellt. Der Kellner stellte einen Teller auf ihren Stehtisch, die Muscheln lagen auf Crasheis, umgeben von Zitronenstückchen. Dazu gab es einen Brotkorb mit Baguettescheiben und eine Schüssel mit warmem Zitronenwasser, um die Finger zu waschen, und natürlich Champagner. Geschickt fischte Sophie eine der geöffneten Austern, spritzte etwas Zitronensaft darüber, löste mit einer kleinen Gabel das Fleisch vom Austernpunkt, hob sie an ihren Mund, schlürfte den Inhalt heraus und kaute genüsslich auf der Muschel. Dann drückte sie Karl die Nächste in die Hand.

      Widerwillig tropfte er Zitronensaft darauf, hob die Auster an, sog das Fleisch in den Mund und schluckte alles in einem Zug herunter. »Boah«, schüttelte er sich, »das ist, wie einem toten Mann die Nase auszulutschen!« Er langte nach dem Weißbrot und steckte es in den Mund, griff eine weitere Scheibe, beträufelte sie mit Olivenöl, das auf dem Tisch stand, und stopfte auch diese gierig zwischen die Zähne.

      »Karl! Du bist eklig! Den Appetit verdirbst du mir trotzdem nicht!«, meinte Sophie schnippisch und schnappte sich die nächste Auster.

      Im Grunde genommen trafen Austern nicht Sophies Geschmack, doch es waren Austern und dazu gab es Champagner. Sie wusste auch nicht, warum manche Leute Kaviar so sehr liebten. Es war ein komisches Gefühl, wenn man auf diese gummiartigen Fischeier biss, bis sie endlich platzten, die letztendlich nur salzig schmeckten. Aber es war nun mal Kaviar und dazu gab es Champagner. Trüffel hingegen mochte sie wirklich gern. Am liebsten den weißen Alba-Trüffel, dessen Aroma auf der Zunge zerging!

      BERLIN

      (Hugo Barradon: Es heißt jetzt nicht mehr Dieb, sondern Fachkraft für spontane Eigentumsübertragung.)

      »Nun beruhigen Sie sich doch, Herr Barradon! Wenn ich Sie recht verstanden habe, hat Ihre Frau Ihr Haus verkauft und ist mit dem Familienschmuck und den Antiquitäten auf und davon?«

      »Ja, eh, meen Haus, ihr Haus, dit is verzwickt. Is meen Haus. Ja. Aber irjendwie is dat uffen Papier ihr Haus, verstehen Se dat nich?«

      »Erklären Sie mir das noch einmal der Reihe nach.« Der Anwalt verlangte über die Gegensprechanlage zwei Tassen Kaffee.

      Hugo Barradon holte tief Luft. »Ick hab Sophie vor zwölf Jahren jeheiratet. Sie war als Touristin in Berlin, hab se am Wannsee kennenjelernt. Sie kommt aus eenem Dorf bei Burgdorf, hatte nüscht als ihre Kleider am Leib. Sie war so bezaubernd, wissen se, wie eene Fee. Nur Flüjel hatte se keene.« Hugos Stimme hatte einen warmen Ton angenommen, seine Augen schauten entrückt an die Decke. »Damals hab ick meenen Elektrikerbetrieb jerade auf Solardächer umjestellt. Vor sieben Jahren sind meene Eltern jestorben. Na erst der Papa, Herzinfarkt, eenfach tot. Dann die Mama, Krebs. Dit war vor fünf Jahren. Zu der Zeit wollt ick noch mal richtich investieren, den Betrieb verjrößern. Ick hat nen Haus jeerbt. Wir sind eene alte Hujenottenfamilie1 aus Frankreich, alteinjesessene Joldschmiede. Darum heßen ja och alle Männer bei uns Hugo, zumindest die Erstjeborenen. Ick betreibe och Ahnenforschung, kann die Familie bis 1421 in Burgund zurückverfoljen.«

      Sebastian Rother trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch. Seine Sekretärin servierte den Kaffee. »Sie sind kein Goldschmied, machen wir bei Ihnen weiter, nicht bei den Ahnen. Was genau hat ihre Frau angestellt?« Der Anwalt schaute nervös auf die Uhr.

      »Ja natürlich«, Hugo strich sich über seinen lichten Haarkranz oberhalb der Ohren und erzählte weiter: »Meene Eltern hatten een Haus, wat wir verkoften. Ick wollt ja nich,

Скачать книгу