Otto Pfändler 1889-1966. Martin Renold

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Otto Pfändler 1889-1966 - Martin Renold

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mehr gebe es nicht in Brunegg in dem kleinen Schulhaus, beim Professor Hasler, der Rektor an der Kantonsschule in Aarau sei, den Haushalt gemacht. Seine Frau sei gestorben, und da habe er jemanden gebraucht, der zum Haus und den zwei noch schulpflichtigen Töchtern und einem älteren Sohn aufpasse. Jetzt sei sie aber seit einem halben Jahr als Haushalthilfe und Kindermädchen für zwei kleine Buben bei einer Zahnarztfamilie in Herisau tätig.

      Als letzter war Köbi, der jüngste der Brüder, gekommen, der noch bei einem Schulfreund gewesen war.

      Valerie hatte extra einen Kuchen gebacken. Dazu gab es Tee und Kaffee.

      Zum Nachtessen wollte Otto nicht bleiben. Er wollte nicht unhöflich sein, obwohl ihn auch Valeries Mutter zum Bleiben aufforderte. Schließlich wäre es aber auch unhöflich gewesen, wenn er auf das ehrliche Bitten der alten Frau hin doch gegangen wäre. Also ließ er sich erweichen und blieb.

      Er spürte während des Essens, dass sie alle enttäuscht gewesen wären, wenn er nicht geblieben wäre.

      Als es dann aber doch Zeit wurde und einige der Geschwister, als erste Walti mit seiner Frau und Otti, sich zurückgezogen hatten, verabschiedete sich Otto und dankte noch einmal für den Zvieri und das gute Nachtessen. Valerie begleitete ihn über die steile Treppe hinaus über den Hof und bis zu dem schmalen Weg, wo sie sich nach einem langen Kuss von ihm trennte und ihm noch nachwinkte, bis sich der „Sternen“ zwischen sie und den Davonschreitenden schob.

      Auf dem Heimweg durch den Wald, dachte Otto darüber nach, wie er Valerie fragen könnte, seine Frau zu werden, und ob er nicht vorher, die alte Mutter um die Hand ihrer Tochter bitten müsse. Einen Vater hatte sie ja nicht mehr. Oder müsste er Walti fragen, der das Oberhaupt der Familie zu sein schien. Aber war er das noch, jetzt, nachdem er geheiratet hatte? War das jetzt Otti?

      Otto war sonst nicht so zögerlich. Am besten würde es wohl sein, Valerie zu fragen.

      Als er sie beim nächsten Zusammensein fragte, ob sie seine Frau werden wolle, sagte sie freudig Ja. Otto war überglücklich. Nun wollten sie zusammen zur Mutter gehen und Hand in Hand vor sie treten, und Valerie würde ihr dann sagen, dass sie beschlossen hätten, zu heiraten. Und so geschah es dann auch, und die Mutter gab dazu ihren Segen.

      Am 16. Mai 1913 heirateten Otto und Valerie in der Dorfkirche von Birr. Doch bis es so weit war, mussten die beiden noch ein Hindernis überwinden. Beim Ausgang vom Dorf hatten die Burschen und noch ledigen Männer die Kutsche, in der das Brautpaar zusammen mit Anni als Trauzeugin – Fritz würde als Trauzeuge erst in der Kirche hinzukommen – mit einer langen Stange, die sie über die Straße hielten, aufgehalten. So ohne weiteres wollten sie dann die Braut doch nicht hergeben. Otto musste tief in die Tasche greifen und jedem eine Silbermünze zahlen. Aber auch die Kinder wollten einen Tribut. Sie hatten am Wegrand, wo es auf das Birrfeld hinausging, kleine Nestchen aus Gräsern und Blumen hingelegt, und Anni musste aussteigen und sie mit Bonbons und Schokoriegeln füllen, zu denen sie noch eine kleine Nickelmünze hinzufügte. Auch bei der Einfahrt in Birr war es Aufgabe der Trauzeugin, den wartenden Buben und Mädchen aus der Kutsche heraus Bonbons zuzuwerfen.

      Valerie trug ein langes schwarzes Kleid, wie das üblich war, und einen weißen Schleier. Otto kam sich neben der großgewachsenen Braut klein vor, obwohl er kaum eine Handbreit kleiner war. Doch manche in den Bänken streckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten, als ob nicht jedermann das selbst bemerkt hätte.

      Von St. Gallen waren der ältere Bruder Eduard mit seiner Frau Bertha und der ledige Bruder Fritz mit der Schwester Laura gekommen.

      Auch die Eltern von der Egg waren in Flawil zugestiegen. Sie hatten den gut eine Dreiviertelstunde langen Weg unter die Füße genommen. Sie hatten früh aufstehen müssen, denn sie wollten keinesfalls in Flawil den Zug verpassen.

      Nach dem Mittagessen im „Bären“ wollten Ottos Eltern und Geschwister schon bald wieder aufbrechen. Schließlich mussten sie in Brugg umsteigen und in Zürich noch einmal. Aber alle waren glücklich, dass ihr Sohn oder Bruder eine so schöne Frau zur Gattin bekommen hatte. Bald würde das Paar nach St. Gallen ziehen, wo Otto Anfang Juni eine neue Stelle bei der Schokoladenfabrik Maestrani antreten würde. Auch eine Wohnung hatten sie auf diesen Termin in Aussicht in einem Zweifamilienhäuschen im Riethüsli, an der Straße, die vom Nest, der Endstation der Straßenbahnlinie 5, nach Teufen führte.

      Noch aber war es nicht so weit.

      Die übrig gebliebene Hochzeitsgesellschaft war im „Bären“ noch lange beisammen. Ein Pianist und ein Handörgeler spielten zum Brauttanz auf. Alle Gäste und auch die Wirtsleute, die unter der Tür standen, und das Servierpersonal bewunderten das schöne Paar, das sich so schnell drehte, dass Valeries weißer Schleier flog. Es war eine Freude für alle, für die Tänzer und Tänzerinnen, die sich nun aufs Parkett wagten, und die Zuschauer.

      Nach einem kleinen Imbiss fuhren Valerie und Otto mit der Kutsche nach Othmarsingen, wo sie ausstiegen und ins Haus und hinauf in Ottos Kammer gingen, die für diese Nacht noch für den unvergesslichen Höhepunkt ihrer Hochzeit diente. Am nächsten Morgen fuhren sie nach Halle an der Saale in die Flitterwochen. Otto wollte seiner Frau die Stadt, in der er zwei Jahre lang gearbeitet hatte, und auch die alte Stadt Leipzig und deren Umgebung zeigen.

      Walti brachte mit seinem offenen Lastwagen der Marke Berna die Möbel, die er extra für das junge Paar angefertigt hatte, an die Teufenerstrasse 163. Auf der Ladefläche hatte er ein Büffet, eine Kommode, zwei Nachttischchen, einen Küchenschrank für das Geschirr und einen Esstisch und Stühle mit Seilen befestigt und darüber Blachen gelegt und ebenfalls mit starken Schnüren festgezurrt. Walti hatte noch nie mit seinem neuen Lastwagen eine so lange Fahrt gemacht. Er wusste nicht, wie die Straßen ausgebaut waren. Vielleicht waren sie schlecht imstand und hatten viele Löcher. Da die Reifen aus Vollgummi waren, mussten die Möbel unverrückbar festgemacht sein, damit sie durch das Rumpeln keine Schäden bekommen würden. Eigentlich hätten Valerie und Otto als Beifahrer mitkommen können. Sie hätten beide neben Walti gut Platz gehabt. Aber Valerie wollte lieber mit dem Zug fahren. Sie meinte, es wäre doch etwas eng. Dafür hatte Berti sich anerboten, mit Walti zu fahren. Er hatte für den Samstagmorgen frei bekommen. Er war schon früh in Brunegg in der Schreinerei aufgetaucht und hatte geholfen, die Möbel aufzuladen und zu befestigen.

      In St. Gallen waren Valerie und Otto vom Bahnhofplatz aus mit dem Tram ins Nest gefahren. Valerie musste lachen, und Otto stimmte in ihr Lachen ein.

      „Das hätte ich nicht gedacht“, sagte Valerie, „dass wir gleich am ersten Tag mit einem Tram ins Nest fahren könnten.“

      Es war das erste Mal, dass Valerie mit einer Trambahn fuhr. Otto war in Halle oft mit der elektrischen Straßenbahn gefahren.

      Der Kondukteur, der merkte, dass die beiden fremd waren, Otto aber sehr an dem Tram interessiert, sagte ihnen, diese Strecke sei erst vor einem Monat eröffnet worden.

      Von der Endstation Nest war es nicht mehr weit zu ihrer Wohnung. Im Schlafzimmer standen schon die beiden Betten, die sie auf Anraten von Walti in einer St. Galler Möbelfabrik mitsamt den Decken und Kissen bestellt hatten. Auch das Geschirr und Besteck lag in Schachteln auf dem Küchenboden.

      Es dauerte nicht lange, bis Walti und Berti angefahren kamen und Walti mit der Hupe ihre Ankunft ankündigte. Die drei Männer trugen die Möbel ins Haus, und Otto zeigte, wo sie sie hinstellen sollten. Als der Küchenschrank an der Wand stand, begann Valerie sofort, das Geschirr einzuräumen.

      Nachdem Walti und Berti nach einer kleinen Verpflegung, die Valerie mitgebracht hatte – den Durst löschten sie mit Hahnenwasser – wieder weggefahren waren, umarmten sich die beiden. Schon bald danach legten sie sich müde und glücklich in die neuen Betten. Schlafen wollten sie noch nicht. Sie hatten

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