Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

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Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

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wie ihr dorthin kommt.“

      Im Grunde hätten sie sich zu den Häfen im Westen oder Süden wenden können. „Ich rate euch den Süden“, sagte Markus nachdenklich. „Marseille biete gute Möglichkeiten ein Schiff zu bekommen. Ich gehe davon aus, dass ihr wohl kaum Geld habt, um eine Überfahrt zu bezahlen, nicht wahr? Dachte es mir. Im Süden kommen viele Schiffe herein. Handel mit Afrika und auch mit Amerika. Wenn ihr Glück habt, dann findet ihr sogar ein amerikanisches Schiff, welches heimwärts fährt. In jedem Fall gibt es dort unten genug Schiffe, die mit den Amerikanern Handel treiben. Marseille ist Umschlagplatz für viele Waren, die aus dem fernen Osten und Afrika kommen und die in die neue Welt verschifft werden. Da findet sich bestimmt die Möglichkeit, auf einem Schiff anzuheuern.“ Er sah ihre fragenden Blicke. „Arbeit auf einem Schiff zu finden. Hände werden wohl immer gebraucht.“

      Markus Finger fuhr stets dieselben Punkte auf der Langkarte entlang und seine Worte prägten sich den Brüdern intensiv ein. Markus nahm Papier und einen Bleistift und fertigte ihnen eine Skizze an. „Folgt der Mosel nach Metz und von dort nach Nancy. Dann die Saône entlang nach Lyon. Immer die Rhone hinunter, auf Avignon zu und dann nach Marseille.“

      Friedrich fuhr die Karte entlang und überschlug die Entfernung. „Herr im Himmel, das sind rund vierzehnhundert Kilometer. Vielleicht sollten wir doch nach Westen.“

      „Oder hier bleiben“, sinnierte Karl.

      „Also, ich will nach Amerika“, sagte Hans bestimmt. „Gott, wir sind schon so weit gekommen, das werden wir auch noch schaffen.“

      „Mit der Hilfe unseren Herrn“, bestätigte Bruder Markus und sah nach unten. „Und besseren Schuhen.“

      Rund vierzehnhundert Kilometer. Nur bis Marseille. Die Überfahrt nach Amerika war da nicht gerechnet. Wenn sie Geld gehabt hätten, so würden Postkutschen oder Postschiffe die Zeit erheblich verkürzt haben. Friedrich fuhr erneut die Karte entlang. „Bei guten Bedingungen werden wir vielleicht dreißig Kilometer am Tag schaffen.“

      „Eher Zwanzig“, wandte Bruder Markus ein. „Ihr habt gute und schlechte Tage und müsst euch zwischendurch bestimmt verdingen, um euer Brot zu erwerben. Und jetzt ist die Zeit schlecht. Es ist Winter. Ihr solltet im Frühjahr los, dann seid ihr im Sommer 1850 in Marseille.“

      Friedrich nickte. „Wir können nicht den Winter über bei euch bleiben. Ihr habt nicht genug, um drei zusätzliche Mäuler zu stopfen.“

      Bruder Markus lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Mal sehen. Ein paar zusätzliche Hände könnten hilfreich sein.“ Er strich sich über die Tonsur. „Wir haben hier eine Quelle, wie ihr wisst, und einen Brunnen. Unterhalb unserer Niederlassung liegt der kleine Ort Saint Marie. Wir haben vor, den kleinen Quellfluss zur Bewässerung der Ackerflächen von Saint Marie zu nutzen. Dazu müssen wir ihn ein wenig umleiten.“

      „Jetzt? Im Winter? Wenn der Boden hart ist?“ Friedrich wiegte den Kopf. „Warum nicht bis zum Frühjahr warten?“

      „Weil im Frühjahr die Aussaat erfolgt und die Ernte wird dringend gebraucht.“ Markus sah sie nachdenklich an. „Wärt ihr prinzipiell bereit, bis zum Frühjahr zu bleiben?“

      Die drei Brüder sahen sich fragend an und begannen zu diskutieren, bevor sie zögernd zustimmten. Markus erhob sich. „Ich spreche mit Bruder Philipe.“

      Am Abend hatten sie eine Vereinbarung mit den Mönchen. Sie würden hier und in dem kleinen Ort bis zum Frühjahr arbeiten. Gegen ihre Arbeitskraft erhielten sie Unterkunft und Essen, und die Mönche würden sie mit Bruder Markus Hilfe unterweisen. Vor allem Bruder Markus, in der englischen Sprache, die sie in Amerika brauchen würden. Es erwies sich als ein Segen, dass der ehemalige Soldat in der englischen Armee gedient hatte. Die wenigsten Soldaten der deutschen Legion des Königs hatten die englische Sprache beherrscht, aber es erwies sich, dass Markus wohl Offizier gewesen war.

      So mühten sie sich während des Winters gemeinsam mit den Mönchen ab, um den kleinen Bach umzuleiten. Im Grunde ging es lediglich darum, ein zusätzliches Bachbett in Richtung auf das kleine Dorf Saint Marie zu graben und einen Teil des Wassers darin umzuleiten. Dennoch war es Knochenarbeit in dem harten Boden. Während sie hackten und schaufelten, vermittelte Bruder Markus ihnen Kenntnisse der englischen Sprache. Friedrich hatte das Gefühl, dass ihre Arbeit eher eine Beschäftigung war, mit welcher die freundlichen Franziskaner ihnen das Gefühl vermittelten, etwas für Unterkunft und Essen zu leisten. Vor allem Bruder Markus widmete ihnen alle verfügbare Zeit.

      Der Winter war hart. Der Boden gefror tief. Hier im Grenzgebiet, mit seinen eher kargen Hügeln, pfiff der Wind unbarmherzig. Immer wieder gingen sie nach Saint Marie hinunter, wo es die ersten dichteren Wälder gab, und sammelten dort Holz für die Kamine und Kochstellen. Wenigstens gefror der kleine Bach nicht zu, so dass sie ständig frisches Wasser hatten. Die Brüder stellten rasch fest, dass zwei der Mönche recht ausgeprägte medizinische Kenntnisse besaßen. Immer wieder gingen diese Mönche in den Ort hinab, um Kranken oder Verletzten beizustehen. Manchmal waren sie sogar tagelang zu anderen Dörfern unterwegs.

      Einen der Mönche verloren sie bei solch einem Besuch. Sie warteten ein paar Tage auf ihn, denn es ließ sich nie genau bestimmen, wann die Dienste eines Medikus nicht mehr benötigt wurden. Aber irgendwann nahm die Sorge einfach überhand und die Brüder Baumgart schlossen sich ein paar Mönchen an, die sich auf die Suche nach dem Vermissten machten. Sie fanden ihn, von Wölfen zerrissen, und so las man die Messe und begrub den Toten in dem gefrorenen Boden bei der kleinen Abtei.

      Die Baumgarts konnten es kaum erwarten, bis es endlich Frühjahr war. Die Tage, an denen das erste Grün wieder zu sprießen begann, blieben ihnen unvergessen. Vor allem Bruder Markus spürte ihre Unruhe und konnte sie wohl am besten nachvollziehen. An Stelle der einfachen Schnappsäcke hatten die drei Baumgarts nun weiche Felltornister, die mehr Platz boten und die sie auf den Rücken tragen konnten. Auch ihr Schuhwerk war geflickt. Die Mönche hatten sich als sehr geschickt im Umgang mit dem Leder von Kuhfellen erwiesen und daraus brauchbare Schuhe gefertigt. Nicht elegant, aber zweckmäßig, und es würde reichen, bis die Brüder an ordentliches Schuhwerk kamen.

      „Gottes Segen mit euch“, verabschiedete Bruder Markus die drei und die anderen Mönche sprachen eine lateinische Segensformel, als Friedrich, Karl und Hans sich nun endlich wieder auf den Weg nach Amerika machten.

      Die erste Strecke nach Metz und von dort nach Nancy war hart. Karl erkrankte an einem Fieber und sie waren gezwungen, mehrere Wochen in einem kleinen Ort zu bleiben. Sie hatten das Glück, beim Pfarrer Hilfe und Pflege für den Bruder zu erhalten. Hans wandte seine erworbenen Kenntnisse in der Landwirtschaft an und half auf einem Hof, und Friedrich arbeitete in der Gemeinde. Die Leute waren freundlich, auch wenn die Verständigung problematisch war. Die Mönche hatten den Brüdern Baumgart ein paar Brocken Französisch beigebracht, doch im Grunde hatten sie sich auf das Englische konzentriert. Sie lernten rasch, dass diese Sprache nicht beliebt war. Zu unerfreulich waren hier noch die Erinnerungen an die englischen Ritter des hundertjährigen Krieges und später die alliierten Truppen in dieser Region. Als Karl wieder zu Kräften gekommen war, da machten sie sich auf den Weg nach Lyon. Sie mieden die Städte. Nicht aus Furcht, sondern weil sie sich dachten, Arbeit eher in den kleineren Orten und Gehöften zu finden. Doch in der Nähe von Lyon hatten sie unerwartetes Glück.

      Am Ufer der Rhone lagen mehrere Schleppkähne. Ein Teil davon war bereits mit Balken und Stämmen beladen. Am Ufer herrschte geschäftiges Treiben. Fuhrwerke brachten Stämme aus den Wäldern herbei und eine ganze Anzahl von Männern war damit beschäftigt, die Rinde von den Stämmen zu schälen und das Holz zu sägen. Es sah nach einer Menge Arbeit aus und man würde vielleicht ein paar zusätzliche Hände gebrauchen können.

      Sie wandten sich an einen wohlgekleideten Herrn, der

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