Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

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Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

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Ertrag brachte, so fiel es ihnen doch gleichermaßen schwer, Hof und Heimat aufzugeben. Friedrich wäre es leichter gefallen, wenn Friederike ihn begleitet hätte, doch so erschien es den drei Brüdern, als sollten sie nun die letzte Brücke zur Heimat hinter sich abschlagen. Ihren Eltern würde es sicher nicht anders ergehen. Daher mussten sie zu diesen, um zu beweisen, dass es ihnen gut ging, und dass die Brüder halt in die ungewisse Fremde mussten, damit es aller Wahrscheinlichkeit nach auch so blieb.

      Die Brüder Baumgart machten sich keine besonderen Sorgen um die eigene Zukunft, denn sie sagten sich, ein paar kräftige Arme werde man halt überall brauchen können. Auf dem Hof der Eltern wollten sie ein paar Sachen packen. Ein wenig Wäsche zum Wechseln, etwas für den Schnappsack, vielleicht hatte ihr Vater sogar ein paar Pfennige für sie. Letzteres glaubten sie kaum, denn vom Ertrag des kargen Bodens fraß die Steuer den größten Teil. Dabei hatte ihr Vater noch Glück gehabt kein Pachtbauer zu sein. Nach dem großen Krieg gegen den Kaiser der Franzosen war er mit einer Auszeichnung und der Besitzurkunde für das Land heimgekehrt.

      Doch aus ihrem Vorhaben wurde nichts.

      Schon von Weitem sahen sie ungewöhnliches Blitzen auf dem Hof. Als sie vorsichtig näher ritten, erkannten sie eine kleine Patrouille preußischer Kürassiere, die hier ein Biwak aufgeschlagen hatten. Sie konnten die langen Rosshaarschweife der Helme und die metallenen Brustpanzer der Reiter deutlich sehen.

      „Wir sollten warten, bis sie abgezogen sind“, schlug Karl vor. „Sie können ja nicht lange bleiben.“

      Friedrich erkannte ihren Vater, der mit einem Kürassier sprach. Der Anblick schmerzte ihn. Zu gerne wäre er einfach hinüber gegangen und hätte seinen Vater in die Arme genommen. Der Reiter schien Offizier zu sein.

      „Sie werden nicht abziehen“, sagte Hans. Er hatte seine Augen beschattet und blickte angestrengt zu dem ärmlichen Haus, wo ein anderer Soldat an der Tür hantierte.

      „Wie kommst du darauf?“ Karl nahm seinen Zweispitz ab und wischte Schweiß von der Stirn.

      „Sie machen Quartier“, sagte Hans seufzend. „Der Kürassier an der Tür macht Zeichen mit Kreide.“

      Das kannten sie noch von ihrem Dienst in Hauptmann Wenzels Kompagnie. Auch da hatte der Quartiermeister mit Kreide an die Türpfosten geschrieben, wie viele ihrer Männer ein Haus aufzunehmen hatte. Die Leute, die ihnen mehr oder minder freiwillig Quartier boten, waren oft genug mit Wechselscheinen der Republik abgegolten worden. Solchen, die nun keinen Wert mehr hatten.

      „Dann erwarten sie eine größere Abteilung. Der Teufel soll sie holen. Warum machen sie das ausgerechnet bei uns?“ Karl fluchte ausgiebig, bis Friedrich ihn mahnend anstieß.

      „Du sollst dich nicht versündigen gegen den Herrn.“ Friedrich wies zum Hof hinüber. „Vielleicht wollen die Reiter von hier aus patrouillieren. Sind bestimmt auf der Hatz nach den unserigen.“

      „Und nach uns.“

      So wandten sie dem elterlichen Hof und der alten Heimat den Rücken.

      Sie ritten abseits der Straßen zwischen den Weinbergen hindurch nach Frauenstein. Es lag nur rund sieben Kilometer südwestlich von Wiesbaden. Oben, auf dem Hohenstein, der sich über den Ort erhob, machten sie Rast. Von hier hatten sie einen guten Ausblick über den Ort und die Straße, die sich durch Frauenstein hindurch in den Rheingau erstreckte. Sie sahen die Ruine der Burg unter sich. Auf der anderen Seite lag der Rhein und am gegenüberliegenden Ufer konnten sie gerade noch Mainz erkennen.

      Sie sattelten ab und die Pferde fanden genug Grün, um es auszuzupfen und genüsslich zu kauen. Hans sah ihnen neidisch zu und der knurrende Magen ließ ihn selbst ein paar Halme probieren, bevor er sie mit einem missmutigen Laut ausspuckte.

      „Wie sollen wir es halten?“, fragte Karl ächzend. Er hockte sich auf einen Stein und zog einen der Schuhe aus. Mit erleichtertem Gesichtsausdruck fischte er einen kleinen Stein hervor und warf ihn achtlos hinter sich. „Wir müssen rüber. Sollen wir es hier versuchen oder nach Koblenz hinüber? Wir könnten uns bei Bingen übersetzen lassen.“

      Friedrich kratzte sich am Vollbart. „Von was sollen wir die Fährleute bezahlen? Und in Koblenz sind die Truppen des Großherzogs. Die werden sich jedes Gesicht genau ansehen.“ Er blickte Karl ironisch an. „Und jeden Hut.“

      „Es gibt viele wie uns. Gerade jetzt“, sagte Karl verdrießlich. „Leute von uns und solche auf der Walz. Oder solche, die anderswo ihr Auskommen suchen. Da wird man nicht auf unsere Gesichter achten. Und den Hut behalte ich.“

      „Mag sein.“ Friedrich nickte langsam. „Aber wir sollten es hier versuchen. Wenn wir bei Mainz über die Brücke sind, dann wenden wir uns nach Kaiserslautern rüber, durch die Pfalz.“ Er deutete auf die verblichene Kokarde an der Kopfbedeckung des Bruders. „Und den Hut solltest du zumindest abnehmen. Steck ihn dir sonst wo hin. Aber behältst du ihn auf dem Kopf, dann fehlt dieser dir beizeiten.“

      „In Mainz stecken auch die Preußen“, warf Karl ein.

      Friedrich zuckte die Achseln. „Wo stecken die nicht? Gott, es sind doch überall die Soldaten. Von welchem König oder Fürsten auch immer. Ich sage, wir ziehen durch die Pfalz. Die Mosel runter nach Westen. Hinab ins Saarland und ins Land der Franzosen.“

      „Und wenn wir rauf gehen, nach Hamburg? Und dort ein Schiff nehmen? Von dort fahren sie doch nach Amerika.“ Hans zupfte erneut einen Grashalm aus und begann darauf zu kauen. „Oder ins bayerische hinunter. Die Bayern sind keine Freunde der Preußen. Die haben sich ordentlich mit denen geschlagen.“

      „Auch die haben einen König“, knurrte Karl. „Von da müssten wir nach Toulouse oder nach Triest. Mann, wisst ihr überhaupt, wie gewaltig da die Berge sind?“

      „Lassen wir das. So oder so wird es hart.“ Friedrich erhob sich. „Wenn wir uns ranhalten, dann erreichen wir die Brücke nach Mainz in der Abenddämmerung. Da achtet man nicht so auf Gesichter. Und wenn wir erst im pfälzischen sind, dann schlagen wir uns ins Hinterland. Über Kreuznach nach Idar-Oberstein und Birkenfeld. Wisst ihr noch? Der Mayer? Der war Schleifer in Idar-Oberstein, bevor er nach Frankfurt kam.“

      Der Mayer? Ja, denn hatten die Soldaten auf der Barrikade vor der Paulskirche erschlagen. Aber die Brüder konnten sich noch gut an die dicke Hornhaut an seinen Daumen und Zeigefingern erinnern. Er war Edelsteinschleifer gewesen und, wie er sagte, ein guter.

      Friedrich war der Älteste und seine Brüder wussten es ohnehin nicht besser. So sattelten sie die Pferde wieder und ritten vom Hügel hinunter an den Rhein. Am Ufer verlief der Treidelpfad, wo man früher Boote den Fluss entlang zog. Man band starke Taue an die Boote und auf dem Pfad waren jene Menschen oder Ochsen gegangen, welche die Boote und Nachen dann den Fluss entlang zogen. Jetzt wurde der Pfad nur selten zum Treideln genutzt. Viele Boote verfügten bereits über den Dampfantrieb oder wurden von solchen mit diesem Antrieb gezogen.

      Die drei Brüder ritten, unterhalb von Wiesbaden an Biebrich vorbei, zur Brücke. Es war schon dunkel, als sie hinüber ins pfälzische ritten und sie waren froh darüber. Es waren Soldaten des Großherzogs auf der Brücke, doch die kümmerte es wenig, wer sie passierte. Friedrich war darüber erleichtert. Vielleicht auch die Soldaten. Vielleicht gefiel es denen auch nicht besonders, andere Leute totzuschießen.

      Die Brüder merkten rasch, dass sie auffielen. Drei abgerissene Bauernburschen auf Pferden, auch wenn dies Ackergäule waren, wirkten zu ungewöhnlich. Keiner von ihnen hatte Lust, die Aufmerksamkeit einer Patrouille von Soldaten oder Gendarmen zu erregen. Hinter Mainz fanden sie einen größeren Hof. Es schien eines der älteren

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