Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

Скачать книгу

style="font-size:15px;">      Friedrich Hecker und Gustav Struve riefen von Konstanz aus zum bewaffneten Widerstand gegen die Herrschenden auf.

      Der Hecker führte sogar einen Zug Freischärler, von Konstanz über Donaueschingen, ins Rheintal. Er marschierte auf Karlsruhe, aber bei Kandern stellte sich ihm das Militär entgegen. Heckers Männer wurden heftig zerschlagen.

      Der Struve verkündete in Lörrach die „Deutsche Republik“ und organisierte einen anderen Feischärlerzug, der in Staufen von badischem Militär mit Blut beendet wurde.

      Da war es im badischen vorbei gewesen mit der Revolution.

      Friedrich blickte die Straße entlang. Dorthin, wo sie zwischen den Hügeln verschwand, und kniff die Augen zusammen. „Da kommt was.“

      Karl setzte den Zweispitz auf und rückte ihn gerade. „Meinst du, sie sind es?“

      Friedrich blickte zu Hans. „Schau, wer das sein mag. Du hast die besseren Augen.“

      Ihr Hauptmann, der Gottfried Wenzel, der hatte sogar ein richtiges Fernglas. Doch Hauptmann und Fernglas waren in Wiesbaden und warteten, was die Brüder wohl melden würden.

      Hans zuckte die Achseln. „Die Postkutsche.“

      Karl wirkte enttäuscht. „Bist du sicher?“

      Der Jüngste sah ihn beleidigt an. „Was glaubst du wohl? Ich kann den Postillon erkennen und die gelbe Farbe.“

      „Deine Augen möchte ich haben“, seufzte Karl. „Gott, ich wünschte mir sie kämen endlich.“

      Friedrich griff hinter sich in seinen Schnappsack. Der ehemals weiße Leinenbeutel hatte inzwischen eine undefinierbare Form und Farbe angenommen. Zu viele Nahrungsmittel, verschiedenster Art und unterschiedlichster Verdaulichkeit, waren darin schon aufbewahrt worden. Er fand das Stück französischer Knoblauchwurst, welches Friederike ihm zugesteckt hatte und zog sie heraus.

      „Die brauchen uns nicht zu sehen, die werden uns schon riechen können“, knurrte Karl, als der scharfe Geruch wahrnehmbar wurde. „Gib wenigstens ein Stück ab.“

      Es war kein großes Stück mehr. Aber das letzte, was sie noch besaßen. So lagen die drei Brüder nebeneinander am Hang, in der Deckung einiger Ginsterbüsche, und kauten langsam die letzten Bissen. Unter ihnen ratterte die Postkutsche vorüber. Neben dem Postillon mit seinem Horn saß ein Begleitfahrer mit Plunderbüchse. Eine von jenen glattläufigen Büchsen, deren Lauf kurz und an der Mündung trichterförmig war. Gut geeignet, um einen Streuschuss abzugeben. Doch kein ernsthafter Räuber würde sich davon abschrecken lassen. Die Wirkung der Plunderbüchse war eher moralischer Art.

      „Wir hätten uns dem Lenz anschließen sollen“, knurrte Karl. „Wir hätten ordentliche Waffen gekriegt. Und sogar Pferde.“

      „Blödsinn.“ Hans lachte auf. „Du und ein Pferd. Du kannst ja nicht mal reiten.“

      „Aber ich kann es lernen!“, fuhr Karl auf. „Das Schießen habe ich auch gelernt.“

      „Ja, das stimmt“, räumte Hans ein. Er war der Jüngste und zugleich ihr bester Schütze. Eine ruhige Hand und ein sicheres Auge. Dennoch hatte er nur eine alte glattläufige Muskete bekommen. Ein wahres Prachtstück fürs Museum in Wiesbaden. Gerüchten zufolge stammte diese englische Muskete auch von dort. Man konnte gerade mal auf fünfzig Meter damit schießen. Darüber hinaus vielleicht noch einen Vogel erschrecken. Aber der Vogel musste dann schon sehr schreckhaft sein.

      Hans sah nervös auf den dunklen Lauf von Karls Gewehr. Auch eine englische Waffe. Doch immerhin handelte es sich um ein Baker Gewehr. Es hatte einen gezogenen Lauf, welcher der Bleikugel Drall verlieh und eine treffsichere Reichweite von fast dreihundert Metern. Damit ließ sich schon ein Dragoner oder Linieninfanterist der Königlichen wegputzen. Der Friedrich hatte sogar ein richtiges Jagdgewehr. Hatte es einem abgenommen, der es nicht mehr brauchte, da ihm ein Säbel den Kopf abschlug. Aber Friedrich hatte nicht mehr viel Munition dafür.

      Die waren ein komisches Volk, die Adligen. Friedrich würde sie nie verstehen. Die einen stimmten der Demokratiebewegung zu, die anderen bekämpften sie erbittert. Am schlimmsten war der Preuße. Die Nationalversammlung hatte eine Reichsverfassung verabschiedet und den preußischen König Friedrich Wilhelm IV zum Kaiser gewählt. Doch dieser lehnte die Krone ab. Ein paar sagten, er habe dies getan, weil nicht alle Bundesstaaten seiner Ernennung zugestimmt hätten. Andere behaupteten, der König habe keine Krone nehmen wollen, die ihm vom Pöbel gereicht worden sei. Friedrich glaubte eher letzteres. Wie oft hatten sich diese Adligen, und vor allem Könige und Kaiser, darauf berufen, von Gott persönlich auserwählt zu sein? Friedrich spuckte unbewusst aus und hob entschuldigend den Blick in imaginäre Weiten. Was den Adel mit Gott verband, das war die Tatsache, dass sie eine Ähnlichkeit mit einer wahren Plage hatten. Wen von ihnen kümmerte es denn, was das Volk dachte?

      Gott allein mochte wissen, wie viele Menschen im deutschen Südwesten für die Anwendung der Reichsverfassung protestiert hatten.

      In der Feste Rastatt hatten sich sogar die Soldaten der Demokratiebewegung angeschlossen und gemeutert. Die badischen Soldaten solidarisierten sich mit den Demokraten. Das Leibregiment des Großherzogs meuterte. Der edle Herr musste über Germersheim und Lauterburg nach Koblenz fliehen. Eine provisorische Regierung wurde in Karlsruhe gebildet. Es fanden erste demokratische Wahlen in Baden statt. Alle Männer mit Vollendung des 21. Lebensjahres erhielten das Wahlrecht. Die verfassungsgebende Versammlung von Baden, in Karlsruhe, unter Lorenz Brentano als Präsident der Regierung, wurde eröffnet.

      Friedrich sah sie Straße entlang. Von wo würden sie kommen? Gott, alles schien vorbei. Der Preußenkönig. Ausgerechnet der, dem man die Krone angeboten hatte. Die Truppen des Königs marschierten in der Pfalz. In Baden hatte es Scharmützel gegeben. Bei Waghäusel war die Freiheitsarmee zum Rückzug gezwungen worden.

      „Sie kommen“, meldete Hans sich.

      „Bist du sicher?“ Karl hob den Kopf und sah die Straße entlang.

      „Sicher bin ich sicher“, murmelte Hans. Er hatte die Augen zusammengekniffen und beschattete sie mit der Hand, denn die Sonne begann ungünstig zu stehen. „Sind Schützen. Ein Jägerregiment.“

      „Wir sollten verschwinden“, sagte Friedrich bedächtig. Er kratzte sich am Vollbart. „Wozu sollen wir noch den Kopf hinhalten? Die anderen sind auch verschwunden. Schurz haben sie geschnappt, Lenz und Wagner sind wer weiß wo. Nur wir sind noch hier.“

      „Und was ist mit unserer Freiheit? Mit unserer Demokratie?“ Karl wies auf die ferne Staubwolke, die sich über die Straße näherte. Dazwischen war das Aufblitzen von Metall zu sehen und hin und wieder ein schwacher Farbfleck. „Soll alles umsonst sein? Wegen denen?“

      Friedrich zuckte die Achseln. „Die meisten von uns sind doch eh schon weg. Und die da, die werden dir rasch zeigen, was sie von Demokratie halten.“ Er sah Hans an. „Bist du sicher, dass es Jägerschützen sind?“

      Hans nickte. Der Älteste erhob sich und klopfte Rasen von seiner Hose. „Das war es dann. Gegen Gewehre können wir nicht an. Lasst es uns dem Hauptmann sagen. Der wird wissen, was zu tun ist.“

      „Er wird kämpfen“, meinte Karl zuversichtlich. Er betastete das Schloss seines Baker-Gewehrs.

      „Wenigstens haben wir heute Pferde“, knurrte Hans und kickte einen Stein vom Weg. „Da sind wir schneller.“

      Seine

Скачать книгу