Diebsgrund. Gitte Loew

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Diebsgrund - Gitte Loew

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Wischte nervös die Asche weg, die durch seine ruckartige Bewegung heruntergefallen war. Sie starrte ihn ungläubig an.

      „Ein Spiel glaubst du, weil sie sich nicht gewehrt hat. Was hätte sie denn tun sollen?“

      Valentin blieb ihr die Antwort schuldig. Jede Erklärung hätte blöd geklungen. Er schwieg. Es wäre besser gewesen, nicht darüber zu reden.

      „Der Richter hat der Frau geglaubt und nicht dir.“

      „Sie war eine Lügnerin“, stieß er wütend hervor.

      „Ich habe sie ertappt, was sollte ich tun? Meinst du, die Polizei hätte mir geglaubt?“

      Annemarie war ratlos. Vermutlich waren beide schuld. Sie hob den Kopf und murmelte vor sich hin:

      „Das sieht nicht gut aus für dich. Verurteilt wegen Vergewaltigung, das ist keine Kleinigkeit. So kommt eins zum anderen. Körperverletzung, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und so weiter und so weiter. Irgendwann ist Schluss. Wenn du jetzt nicht aufhörst, landest du wieder im Gefängnis. Ich will mir gar nicht ausmalen weshalb. Hör auf, Valentin!“, rief sie entsetzt.

      Er schwieg und trank einen Schluck Kaffee.

      „Was willst du eigentlich hier in Frankfurt?“, wollte Annemarie plötzlich wissen und blickte misstrauisch zu ihm hinüber.

      Valentin hatte keine große Lust, darüber zu reden. Unruhig stand er auf, lief zum Fenster und vermied es sie anzusehen.

      „Ich wollte mich mit einem Typen treffen, der gute Quellen in Frankfurt hat. Hab ihn aber bis jetzt noch nicht gefunden.“

      „Ach, hör auf, Valentin, mach dir doch nichts vor. Gute Quellen, wenn ich das schon höre. Die bringen dich über kurz oder lang in Teufels Küche.“

      Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu.

      „Solang du das Zeug nimmst, wirst du immer tiefer in die Scheiße geraten.“

      Valentin drehte sich um, das waren genug Vorwürfe. Wütend polterte er los:

      „Ach, und du weißt, wie man mit der Sauferei aufhört. Bist ja so schlau und fast schon trocken.“

      In Annemarie regten sich Wut und Zorn. Er hatte ihren wunden Punkt getroffen. Sie stand auf und schimpfte laut los:

      „Im Gegensatz zu dir habe ich eine Wohnung und gehe arbeiten!“, erwiderte sie heftig. Alle Freundlichkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden.

      Valentin hielt den Mund, es war sinnlos, weiter mit ihr zu streiten. Nachdem er den Kaffee ausgetrunken hatte, schlich er ohne weitere Diskussion ins Bad, wusch sich und zog die frische Wäsche an, die sie ihm hingelegt hatte. Als er in die Küche zurückkam, fühlte er sich etwas besser. Annemarie spülte mit Getöse das Geschirr. Valentin fühlte, dass sie noch immer aufgebracht war.

      „Ich verstehe dich ja. Ich hab kapiert, dass du aufhören willst und Probleme hast. Haben wir alle. Wenn es mit der Sucht so einfach wäre, würden nicht so viele Gestalten auf der Straße herumlaufen.“

      Annemarie räumte wortlos das Geschirr in den Küchenschrank und gab ihm keine Antwort.

      „Aber wir haben doch eine schöne Zeit gehabt, he schau mich mal an, war doch schön?“

      Sie drehte sich um und blickte ihn mit müden Augen an.

      „Für dich war es vielleicht schön. Ich bin vor Angst nicht in den Schlaf gekommen. Das ist zu wenig für diese kleinen Augenblicke.“

      Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Frauen sahen immer alles so problematisch.

      „Reg dich nicht auf. Morgen kann alles vorbei sein“, meinte er leichthin.

      Annemarie schüttelte ärgerlich den Kopf.

      „Nein, nein, du verstehst nichts. Ich will nicht in den Tag hinein leben von der Hand in den Mund.“

      „Ach, und du glaubst, die haben ausgerechnet auf dich gewartet. In diesem Land geht es nur den Reichen gut.“

      „Ich arbeite“, erwiderte sie leise.

      „Und davon lebst du prima, hast ´ne schöne Wohnung und fährst jedes Jahr in Urlaub. Ich sehe aber nichts davon.“

      „Jetzt reicht’s!“, brüllte sie aufgeregt. „Ich will überhaupt nicht in Urlaub fahren. Ich will meine Wohnung behalten können, ohne Schnaps leben und keine Sorgen mehr haben, du Idiot!“

      Valentin seufzte. Solchen Gesprächen war er nicht gewachsen. Annemarie hatte noch Illusionen und glaubte an das kleine Glück. Die Wirklichkeit sah anders aus. Es würde besser sein, damit aufzuhören. Er lenkte ein.

      „Du wirst es schaffen, lass am Abend einfach den Jonny Walker nicht herein“, witzelte er blöde herum.

      Jetzt war das Maß voll. Ihr Gesicht lief rot vor Zorn an und sie brüllte los:

      „Dich lass ich nicht mehr rein. Du bringst das Elend von der Straße mit!“

      Valentin war über ihren heftigen Ausbruch überrascht und meinte sarkastisch:

      „Mach dir nichts vor, saufen tust du alleine. Ich hab dir das andere Zeug nie angeboten.“

      Annemarie hielt inne und erwiderte nichts. Valentin sagte die Wahrheit. Er hatte sich in der Zwischenzeit erschöpft aufs Sofa fallen lassen. So früh am Morgen war er nicht in der Lage, planvoll zu denken. Seine Zukunft reichte noch nicht einmal bis zum nächsten Tag. Unbeholfen stand er wieder auf.

      „Ich denke, es ist besser, wenn ich gehe.“

      Er blieb abwartend stehen. Sie rührte sich nicht.

      „Annemarie, ich bin völlig blank, kannst du mir was leihen?“

      „Aha, hab ich‘s mir doch gedacht. Deshalb die Umarmung“, schimpfte sie, ging zur Anrichte und zog einen Schein aus dem Portemonnaie und legte ihn auf den Küchentisch.

      „Hier, mehr kann ich dir nicht geben. Komm so schnell nicht wieder.“

      Annemarie drehte sich um und wandte ihm den Rücken zu. Verlegen steckte Valentin das Geld in die Hosentasche. Er klopfte ihr zum Abschied leicht auf die Schulter.

      „Danke, Annemarie, mach’s gut, ich verschwinde jetzt.“

      Sie blieb ruhig stehen und beachtete ihn nicht. Sagte ihm noch nicht einmal auf Wiedersehen.

      Valentin verließ die Wohnung. Er fühlte sich elend und einsam.

      6. Kapitel

      Inzwischen ärgerte sich Karoline, dass sie Margarete zum Sommerfest eingeladen hatte. Dieser Besuch würde ihre tägliche Routine durcheinanderbringen, und außerdem störte sie Margaretes Neugierde. Sie war wie ein junger Hund, der überall die Nase hineinsteckte. Aber Margarete drängte schon lange auf einen Besuch und ließ sich nicht abwehren. Das Fest bot eine gute Gelegenheit, ihren Wunsch ohne größere Umstände zu erfüllen. Widerstrebend griff sie zum Telefonhörer und

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