Intimsphäre. Inga Heliana

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Intimsphäre - Inga Heliana

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nicht voll ausleben! Zumal es mir ein köstliches Vergnügen bereitete, meine Macht über die Männer zu demonstrieren. Das war auch so ein Teil von mir, der mich sehr befremdete, mit dem ich mich nicht anfreunden konnte, denn auf der anderen Seite wiederum suchte ich den Kontakt von Wärme, von Nähe – und das auf dem Straßenstrich, der doch bekannt war für die schnelle Mark, wo Männer abgekocht werden, wo Gefühle fehl am Platze sind! Gefühle haben im horizontalen Gewerbe nichts verloren. Sind hier vollkommen fehl am Platze. Und doch schenkte ich jedem Gast wenigstens freundliche Worte, so manches Mal sogar kleine Streicheleinheiten. Ich habe nie schnodderig daher geredet. Ich merkte sehr schnell, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Wenn sich mal einer im Ton vergriff, wies ich ihn höflich in seine Schranken. Ich habe mit meiner freundlichen Art sehr gute Erfahrungen gemacht.

      Wenn die Nacht mich mit ihren Schwingen einholte, stand ich voller Lust in den Startlöchern und hatte den Eindruck, eine mir vollkommen fremde Frau auf ihren Streifzügen durch das Dunkel der Nacht zu begleiten. Das war nicht ich, sondern eine Fremde von irgendwoher, die mir plötzlich über den Weg gelaufen war. Die mich an die Hand nahm, um mich mit dem Sumpf des Lebens bekannt zu machen. Wie oft schüttelte ich angewidert und entsetzt den Kopf über diese Frau, die besitzergreifend treubraven Ehemännern lustvoll den Kopf verdrehte. Diese Männer waren ihre liebsten Opfer. Es bereitete ihr ein geradezu sadistisches Vergnügen, ihnen begehrlich die Sinne zu rauben, sie für einen Moment nicht mehr klar denken zu lassen. Das soll nun aber nicht heißen, dass Inga, so nannte sich dieser männermordende Vamp, es darauf abgesehen hatte, den braven Ehemännern Ungelegenheiten zu bereiten. Sie war im Gegenteil sehr darauf bedacht, dass der treubrave Ehemann, sobald er sein plötzlich auftretendes Verlangen gestillt hatte, ordentlich gekleidet und ohne „Verkehrsflecken“, wenn auch manchmal mit etwas verklärtem Blick, pünktlich zu Mutti nach Hause kam. Manch einer fragte mich anschließend in seiner Hilflosigkeit: „Und was sage ich, wenn meine Frau mich fragt, warum ich auf einmal so verändert bin?“ (Frauen haben da oft eine sehr feine Antenne, die den Männern allerdings in der Regel fehlt.) „Dann sage ihr einfach“, sagte ich, „,es ist das Glück, mit dir verheiratet zu sein. Das wurde mir heute auf der Heimfahrt mal so richtig bewusst.’ Das ist etwas, das dir fast jede Frau abnimmt, wenn du es ihr nur überzeugend genug erklärst! Das dürfte wohl nicht so schwer sein.“ Mit meinen Worten waren damit meist alle Bedenken aus dem Wege geräumt. Ich möchte nicht wissen, wie viele Ehefrauen ich an solchen Abenden glücklich gemacht habe. (Darauf bilde ich mir jetzt aber bestimmt nichts ein!) Und wer weiß, vielleicht wurde das mit einem Mal tatsächlich einem Mann bewusst. Manchmal muss man Männer einfach zum Nachdenken anregen, zumal wenn es um die eigene Frau geht. Darum möchte ich allen Ehefrauen raten – die den Verdacht hegen, ob er nun begründet ist oder nicht –, auf gar keinen Fall gleich das Handtuch zu werfen oder ihren Liebsten mit anzüglichen Fragen zu bombardieren!

      Wenn ein Mann zu einer Hure geht, sind selten Gefühle mit im Spiel. Das gilt für den Mann genauso wie für die Hure. Ein Seitensprung mit ihr ist für einen Mann in der Regel so nichtssagend wie der Kuss einer Fliege. Das gilt in erster Linie für Ehemänner. Wenn er seine „Tore“ verschossen hat, ist er längst mit seinen Gedanken schon woanders. Vielleicht sogar reuevoll bei Ihnen, gnädige Frau! Denn oft plagt gerade verheirate Männer danach das schlechte Gewissen und sie denken voll Sehnsucht an die eigene Frau – wissen in diesem Augenblick das häusliche Glück erst richtig zu schätzen! (Denn die meisten Männer möchten am liebsten um ihrer selbst willen begehrt werden, nicht, weil sie sich dieses „Vergnügen“ erkaufen müssen!) Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe die Männer kennengelernt, vielleicht besser, als es mir lieb ist.

      Oft haben es verheiratete „Seitenspringer“ sehr eilig, wenn sie ihre „Bälle verschossen“ haben, die Stätte der Lust zu verlassen. Zum Glück gibt es aber genügend Ehemänner, die jeder Versuchung widerstehen. Und das ist für mich Grund genug, es auf meine alten Tage noch ein zweites Mal zu versuchen. Der erste Versuch, mit einem Mann bis ans Ende der Tage glücklich zu werden, ging leider in die Binsen. In dieser Ehe, die nur sechs Jahre hielt, zerbrachen keineswegs alle Illusionen in mir. Dass meine Ehe eigentlich auf gar nicht so wackeligen Beinen gestanden war, stellte ich allerdings erst fest, als ich bereits endgültig alle Brücken abgebrochen hatte. Ein Zurück gab es nicht mehr für mich. Mein Exmann hatte bereits eine Neue gefunden, mit der er zwischenzeitlich zusammenlebte. Trotzdem waren wir noch über viele Jahre freundschaftlich miteinander verbunden.

      Ich kann mich also einreihen in das Heer der Geschiedenen, jedoch keineswegs Abgeschreckten. Dadurch, dass ich schon einmal verheiratet war, hatte ich einen gewissen Status in der Gesellschaft, die natürlich keine Ahnung von meiner Vergangenheit hat. Ich zählte bereits 32 Lenze, als ich mit meinem Auserwählten vor den Traualtar trat. Ich war so frei, ihm zu sagen, dass er eine Frau mit Vergangenheit heiratet. (Allerdings wäre ich beim Erzählen nicht in die Tiefe gegangen!) Die damalige Antwort meines Ex imponierte mir gewaltig: „Ich heirate die Frau, die ich liebe. Egal, was du für eine Vergangenheit hast, sie hat dich geprägt, sie hat den Menschen aus dir gemacht, in den ich mich verliebt habe. Das Einzige, was mich jetzt interessiert, ist unsere gemeinsame Zukunft. Und die soll uns beiden Glück bescheren. Was wir jetzt daraus machen, liegt in unseren Händen. Und nun lass deine Vergangenheit ruhen. Denke nicht mehr daran, wenn du mit mir zusammenlebst.“ Die Worte meines Exmannes haben mich sehr beeindruckt. Und niemals hat er auch nur ein einziges Mal während unserer Ehe ein Wort über meine „Vergangenheit“ verloren, noch ist er in mich gedrungen, wie das in der Regel Männer gerne tun.

      So, und jetzt möchte ich aus meinem turbulenten Leben als Strich-Mieze erzählen. Machen Sie sich also auf einige delikate Abenteuer gefasst. Den verehrten Leser möchte ich jedoch darauf hinweisen, dass er manchmal den Eindruck gewinnt, ich würde mein Hurenleben durch eine rosarote Brille betrachten. Dies ist jedoch nicht der Fall, auch wenn ich so manch skurriles Erlebnis zum Besten gebe. In den Genuss solcher Erlebnisse kommen alle Liebesdamen in der Zeit ihrer Laufbahn. Dieses Leben wäre gar nicht zu ertragen, wenn es sich nur aus Tragödien zusammensetzen würde. Auch das Leben am Rande der Gesellschaft hat zwei Seiten: Man lernt mit einem Auge zu weinen und mit einem Auge zu lachen.

      Das erste Mal

      Ich bin noch heute sehr gläubig und war es bereits zur damaligen Zeit. Meine Großmutter, zu der ich immer sehr engen Kontakt hatte, hatte mich im Glauben und mit sehr viel Liebe erzogen. Ich glaube, dass mir das auf meinen Irrwegen sehr geholfen hat – wusste ich doch, ich bin nie alleine! Jeden Abend, bevor ich auf die „Walz“ ging, hatte ich meinen himmlischen Vater um besonderen Schutz gebeten, dabei aber niemals das Danken vergessen. So hatte ich eigentlich auch nie richtig Angst. Ich glaube noch heute, Gott hat mir so manches Mal einen Schutzengel zur Seite gestellt, denn vor Gott sind alle Menschen gleich. Er verachtet nicht einmal eine Liebesdame. So habe ich es immer gesehen.

      Gespart habe ich keinen Penny. So wie ich es verdient habe, habe ich es auch wieder ausgegeben. Für Kleidung, Schmuck, gute Restaurants, Reisen. Und ich habe immer ein Auge auf notleidende Menschen gehabt. Denen habe ich mit meinem Sündengeld geholfen. Indem sie nicht wussten, woher es kam, fühlten sie sich mit meiner Hilfe auch nicht beschmutzt. Vielleicht wäre es ihnen auch egal gewesen. Ich habe mich allerdings immer wieder gefragt, warum sich meine Eltern nie gefragt haben, wie ich mir mit meinem Gehalt diese Sprünge leisten konnte! Natürlich habe ich auch so manches Mal meine Mutter und Oma großzügig zum Essen ausgeführt, beiden schöne Geschenke gemacht, doch meinem Vater nicht, der konnte sich all das selbst leisten. Außerdem war er ziemlich knickerig, obwohl es der Familie nie schlecht ging, denn er verdiente in seiner Führungsposition gut. Vielleicht hatte er sogar ein kleines Vermögen angesammelt, denn er gönnte sich bis zum heutigen Tage selbst nie sonderlich viel. Doch das weiß ich nicht. Inzwischen ist er längst gestorben, allerdings 95 Jahre alt geworden und dabei geistig rege geblieben! Da habe ich gute Aussichten, steinalt zu werden. Meine Mutter wurde nur 85, meine Großmutter erlebte noch ihr 80. Lebensjahr. Die Mutter meines Vaters verstarb erst mit 98 Jahren, geistig und körperlich fit. Alle Achtung. Vielleicht hätten sie allesamt viel früher das Zeitliche gesegnet, wenn sie einen Blick auf mein nächtliches Treiben geworfen hätten.

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