Intimsphäre. Inga Heliana

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Intimsphäre - Inga Heliana

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unseres Zuhauses befand sich ein menschenleerer großer Parkplatz, wo Tom, so hieß mein Verehrer, gerne noch ein wenig mit mir schmusen wollte. Ich hatte nichts dagegen, noch ein paar glutvolle Küsse mit ihm auszutauschen. Immerhin küsste ich für mein Leben gern. Lars, meine erste Liebe, hatte mich so richtig auf den Geschmack gebracht. Also tausche ich feurige, glutvolle Küsse mit Tom und denke in meiner Naivität nicht im Entferntesten daran, dass ich mit meinen heißen Küssen bei Tom mehr auslöste, als ich es vorhatte. Jedenfalls setzte ich mich sehr energisch zur Wehr, als er erst zärtlich, dann sehr unnachgiebig versuchte, sich mit seiner riesigen Hand Eingang in mein Höschen zu verschaffen. Das war nicht eingeplant. Bis jetzt waren die Tänzer, die Iris und mich nach einem Tanzabend in der Diskothek nach Hause brachten, immer anständig gewesen. Wir hatten uns zwar zum Abschied oft zärtlich geküsst und auch ein bisschen geschmust. Doch richtig zudringlich ist kein Einziger von ihnen geworden. Wenn es ein Mann einmal versuchte und er stieß auf Widerstand oder es hagelte ein energisches „Nein“, kam es nie zu weiteren Vorstößen.

      Tom jedoch war unerbittlich. Er hatte Feuer gefangen. Vielleicht hatte er vorher auch schon ein bisschen viel Alkohol erwischt. Ich weiß es nicht. Er ließ sich jedenfalls nicht in seine Schranken weisen. So sehr ich mich auch dagegen zur Wehr setze, ihn anflehte, von mir abzulassen, ihn sogar in die Lippe biss. Nicht einmal Iris konnte von hinten etwas ausrichten, so sehr sie auch an seiner Schulter riss und dann vor lauter Verzweiflung auf ihn eintrommelte. Tom bahnte sich unverdrossen seinen Weg zu meiner unschuldigen kleinen Möse und drang brutal und sehr schmerzhaft mit einem Finger in mein Allerheiligstes. Dass er damit alle meine Träume unwiderruflich zerstörte, indem er es schaffte, mein Jungfernhäutchen zu durchstoßen, war ihm bestimmt egal. Bei mir wurde dies zur Gewissheit, als ich einen heftigen kurzen Schmerz verspürte und fühlte, wie mein Höschen nass wurde. Wenn er es geschafft hätte, mich auf seinen Schoß zu ziehen, hätte ich wahrscheinlich seinen riesigen Prügel zu spüren bekommen, der bereits frech aus seinem Hosenschlitz hervorlugte. Wenn ich es geschafft hätte, mich aus Toms Umklammerung zu befreien, wäre ich sicherlich aus dem Auto gesprungen, doch das war nicht möglich. Iris’ Schreie und ihr wütendes Trommeln sowie meine Beschimpfungen stachelten Tom wohl nur noch mehr an. Als er merkte, was er da angerichtet hatte, musste ihn das wohl sehr ernüchtert haben, denn auf der Stelle ließ er los von mir, öffnete die Beifahrertür und stieß mich aus dem Auto. Iris sprang von hinten heraus. Dann sahen wir nur noch eine Staubwolke, bevor sich der Schlitten in ein Nichts auflöste. Von Taktgefühl konnte bei diesem jungen Mann wirklich keine Rede sein. Wie konnte ich nur auf diesen Typen reinfallen?

      Ich war nur mehr ein wimmerndes Etwas, welches liebevoll von Iris in den Arm genommen wurde. Sie war genauso fertig wie ich. „Dieser Schweinehund hat mich mit dem Finger entjungfert. Jetzt kann ich meine Träume, als Jungfrau in die Ehe zu gehen, endgültig begraben“, wimmerte ich noch ganz außer mir. Der seelische Schmerz war viel größer als der körperliche, den mir Tom zugefügt hatte. Ich war in ein tiefes schwarzes Loch gefallen. Dieses Loch war noch viel schwärzer als die größte Finsternis. In diesem Moment wünschte ich mir, tot zu sein. Aber das Leben geht weiter. Auch für mich.

      „Du täuscht dich bestimmt. Das hat dieses brutale Schwein bestimmt nicht fertiggebracht, er hat dich doch nur mit der Hand berührt“, versuchte Iris mich zu trösten. „Auf jeden Fall soll uns der heutige Abend eine Lehre sein. Wir können froh sein, dass der Kerl in seiner bestialischen Wut nicht noch versucht hat, uns zu überfahren: So in Rage wie der war! Ich habe auf einmal richtig Angst bekommen, als er sich zu mir umgedreht hat und ich in sein vor Wut verzerrtes Gesicht geblickt habe! Es war nur mehr eine einzige Fratze. Er wollte mir noch eine reinhauen, aber ich bin rechtzeitig in Deckung gegangen. Wir können froh sein, aus dieser Geschichte noch heil herausgekommen zu sein. Vielleicht war er ja ein Geisteskranker, so wie der sich zum Schluss aufgeführt hat, das ist auf keinen Fall normal.“

      Bei ihren Worten hatte ich mein Höschen ausgezogen. Ich sah einige große Blutspritzer. Da wurde meine Vermutung zur endgültigen Gewissheit. Der letzte kleine Rest Hoffnung, dass es dieser Mistkerl doch nicht geschafft hatte, war endgültig zerstört. Auch an meinem Kleid befanden sich Blutflecken. Iris sah auf einmal aus wie ein Gespenst. Ihre Augen wurden groß und rund. Entsetzt schlugen wir beide die Hände vor unser Gesicht und dann weinten wir hemmungslos. „Warum weinst du eigentlich?“, fragte ich nach einer Weile, in der wir uns fest im Arm hielten.

      „Weil ich nicht besser auf dich achtgegeben habe“, sagte Iris. „Vielleicht hätte ich es verhindern können, wenn ich euch beide besser im Auge behalten hätte. Ich hatte nämlich auf einmal ein so komisches Gefühl, habe es dann aber als Hirngespinst abgetan. Vielleicht hätte ich das, was nun einmal passiert ist, unterbinden können, wenn ich von hinten nach vorne gekrabbelt wäre und mich zwischen euch gedrängt hätte. Ich mache mir große Vorwürfe.“

      „Lass gut sein“, beruhigte ich sie, „was passiert ist, ist passiert. Jetzt kann man es nicht mehr rückgängig machen. Du hast getan, was du tun konntest. Ich hätte nicht so naiv sein dürfen. Meine Oma hat mir immer wieder gepredigt, dass meine heißen Küsse einmal in die Hose gehen. Ich solle die Glut der Männer beim Küssen nicht zu sehr anstacheln. Eines Tages würde einer mal die Beherrschung verlieren und dann würde ich recht dumm aus der Wäsche schauen. (Ich habe nämlich meiner Großmutter immer von meinen heißen Küssen erzählt.) Und jetzt ist es passiert, was ich selbst nie für möglich gehalten habe. Es soll mir für die Zukunft eine Lehre sein.“

      Sehr traurig marschierten Iris und ich nach Hause. Unterwegs warf ich das Höschen zusammengewickelt in einen Abfalleimer. Daheim wusch ich die Blutflecken aus dem Kleid. Am anderen Tag war nichts mehr davon zu sehen. Aber die seelischen Narben, die brauchten lange, sehr lange, bis sie verheilten. Meine Seelenqualen waren übergroß. Dieses Erlebnis schloss ein noch viel engeres Band zwischen Iris und mich. Es war gut, dass ich mich immer wieder bei ihr ausweinen konnte. Sie verstand es, mich in ihrer mütterlichen Art zu trösten und mich aufzurichten. Iris liebte das Leben mit all seinen Schatten und Sonnenseiten. Sie war das Lachen, sie war die Sonne in meinem Leben. Sie konnte so schnell nichts aus der Bahn werfen. Iris kannte auch keine Depressionen, so wie ich. Ihr Elternhaus war heil, auf jeden Fall gefestigter als das meinige. Ich freute mich für sie.

      Rückblickend glaube ich, dass dieses grauenvolle Erlebnis den endgültigen Ausgangspunkt für mein abenteuerliches Leben bildete. Iris wiederum, die ihre Unschuld ein halbes Jahr zuvor ihrer großen Liebe Ingo geschenkt hatte, erlebte allerdings erst zwei Wochen später die größte Enttäuschung ihres Lebens. Ingo war bereits 32 Jahre alt, als sie ihn mit Mitte 19 kennengelernt hatte. Ihre Eltern waren von Anfang an gegen diese Beziehung, weil sie meinten, der Altersunterschied sei zu groß und Ingo wäre nur auf ein Abenteuer aus. Wie recht sie hatten, wurde Iris jedoch erst klar, als er sich ein Jahr lang sexuell bei ihr ausgetobt hatte. Da wurde sie ihm langweilig. Unter zwielichtigen Gründen machte er mit ihr Schluss. Durch Zufall erfuhr sie dann auch noch, dass er eine andere Frau geschwängert hatte. Dabei hatte er Iris vorher die Sterne vom Himmel versprochen. Das Kind kam zwei Monate später, nachdem er sich von ihr getrennt hatte, zur Welt. Die Frau wiederum weinte sich bei Iris über diesen Dreckskerl von Ingo aus, nachdem sie durch Zufall ihre Adresse bei ihm gefunden hatte. Er hatte zur gleichen Zeit mit beiden ein Verhältnis gehabt und keine wusste von der anderen, und er trennte sich ungefähr zur gleichen Zeit von beiden, nachdem er bei der werdenden Mutter sexuell nicht mehr viel ausrichten konnte. Außerdem leugnete er hartnäckig, der Vater des Kindes zu sein. Angeblich sei er gar nicht zeugungsfähig. Tja, so sind die Männer, wenn es ans Eingemachte geht, lernt man sie richtig kennen! Für Iris brach derzeit, genau wie bei mir, eine Welt zusammen. Da hatten wir beide uns wirklich gesucht und gefunden in unserem gnadenlosen Hass auf die Männer! (Der dann doch nicht so gnadenlos war ...)

      Wenn ich abends in meinem Bett lag und nicht einschlafen konnte vor lauter Grübeln, dann entfloh ich wieder auf meine kleine einsame Insel. Hier gab es nur das Meer, Palmen, die Sonne und ein paar Äffchen, die mir Gesellschaft leisteten. Das Böse, all das Widerwärtige gab es nicht für mich. Ich war eingebettet in sehr viel Liebe. Ich fühlte mich geborgen. Die Sonnenstrahlen liebkosten mein Gesicht und die Äffchen fächerten mir Kühlung zu. Manchmal musste ich mit Gewalt auf

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