Treppe zum Licht. Silke May
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Читать онлайн книгу Treppe zum Licht - Silke May страница 15
»Lass das nur meine Sorge sein. Pack deine Sachen zusammen und lass uns gehen.«
Etwas zögerlich packte sie ihre Habseligkeiten zusammen, wobei sie ein flaues Gefühl in der Magengegend verspürte. Während sie abwärtsgingen, waren ihre Gedanken bei Alwins Vater. Wie mochte er wohl sein? War er so streng wie ihr eigener Vater?
»Solana, wo bist du denn mit deinen Gedanken?«
Alwin riss sie aus ihren Überlegungen.
»Was ist los? Ich war gerade abgelenkt.«
»Ich sagte, dass mein Vater überrascht sein wird, wenn ich dich mitbringe.«
»Ja, das wird er wohl. Hoffentlich ist er nicht böse deswegen?« Alwin lachte. »Aber nein, er ist eine herzensgute Seele. Mein Vater ist ein liebevoller und verständnisvoller Mann.« Da konnte sie auch schon das Haus von Alwin sehen. Solana bekam Herzklopfen und blieb abrupt stehen.
»Meinst du wirklich, dass wir das Richtige tun?«
»Ja. Natürlich. Jetzt komm schon!«
Alwin nahm sie bei der Hand und zog sie weiter. Als sie vor dem Haus standen, sagte er zu ihr: »Setz dich hier auf diese Bank, ich komme gleich wieder. Ich möchte nur kurz mit meinem Vater sprechen.«
Solana setzte sich auf die hölzerne Bank an der Hausmauer und versank in ihre Gedanken. Was wäre, wenn sie weglaufen würde? Könnte sie alleine überleben? In Anbetracht dessen, was ihr Alwin über die kalten Wintermonate erzählt hatte, überkamen sie Zweifel. Da trat Alwin auch schon aus dem Haus und ging auf Solana zu.
»Komm, er war sofort einverstanden«, sagte er gut gelaunt und hielt ihr die Hand entgegen.
Noch bevor sie das Haus betraten, kam ihnen Alwins Vater entgegen. Er war so groß wie Alwin, hatte ein freundliches Gesicht und schwarzes Haar. Solana fasste sofort Vertrauen zu ihm, denn seine schwarzen Augen strahlten Wärme aus.
»Herzlich willkommen, Solana!« Er reichte ihr die Hand und hielt sie mit beiden Händen fest, wobei er ihr in die Augen sah.
»Komm herein, sicherlich hast du Hunger.« Solana folgte seiner Aufforderung.
Sie betraten die große Küche, Alwin schob sie zum Esstisch und drückte sie sanft auf einen Stuhl. Sein Vater deckte dabei den Tisch und sagte zu Solana:
»Ich heiße Gor und du darfst mich auch so nennen«, dabei lächelte er sie an.
»Danke«, sagte Solana schüchtern.
Das Essen schmeckte vorzüglich und immer wieder sah sie zu Gor, denn sie hatte das Gefühl, als würde sie ihn kennen, was aber natürlich nicht möglich war. Aber auch Gor musterte sie immer wieder, und wenn er sah, dass sie es merkte, lächelte er sie freundlich an.
Als sie mit dem Essen fertig waren, stand Gor auf, holte von dem großen weißen Schrank eine Schüssel mit Pudding und stellte sie auf den Tisch. Er holte kleinere Schüsselchen dazu und gab für Solana eine größere Portion hinein.
»Jetzt gibt es noch einen leckeren Schokoladenpudding.« Sie nahm einen Löffel davon und probierte.
»Mmmh, fein! So etwas habe ich noch nie gegessen.« Gor sah sie fragend an.
»Woher kommst du denn, dass du so etwas noch nie gegessen hast?«
»Ich komme aus dem Berg. Mein Volk sind die Gomas.«
Gor fiel der Löffel aus der Hand.
»Woher kommst du?«, fragte er beinahe entsetzt, während in seiner Stimme ein Aufschrei mitschwang. Solana wiederholte es und Gor sagte jetzt etwas ruhiger:
»Lass uns morgen weiter reden, es ist schon spät. Alwin zeigt dir dein Zimmer und was du sonst noch wissen musst. Schlaf gut.«
Solana folgte Alwin in das obere Stockwerk. Sie gingen einen längeren Korridor entlang, bis er eine schwere Holztür öffnete.
»Das ist dein Zimmer«, sagte er und bat sie mit einer Geste einzutreten. Solana ging hinein und sah erstaunt auf das schön eingerichtete Zimmer.
»Das ist wirklich hübsch!«
»Das Nachthemd auf dem Bett hat meiner Mutter gehört, ich denke, es müsste dir passen. Sie hatte ungefähr deine Größe und Figur.«
Solana hob das Stoffstück hoch und bestaunte das weiße Nachthemd mit den rosaroten Röschen und Spitzen.
»Schön, wirklich wunderschön«, schwärmte sie.
»Komm, jetzt zeige ich dir das Badezimmer.« Alwin führte ihr alles vor und erklärte ihr die Handhabung der sanitären Anlagen.
»Also dann schlaf gut, und wenn du was brauchst: Vorne am Fenster die erste Tür, das ist mein Zimmer. Gute Nacht.«
Solana bedankte sich höflich und ging in ihr Zimmer. Sie zog das Nachthemd an und machte einen kurzen Stopp im Badezimmer, ehe sie sich in das weiche flauschige Bett legte. Dort lag sie noch eine ganze Weile wach. Sie konnte einfach nicht abschalten, so aufgewühlt war sie von den Ereignissen des Tages. Irgendwann schlief sie aber doch vor Erschöpfung ein, bis tief in den Morgen.
*4*
In der großen Halle herrschte absolute Stille und Sota, der Herrscher, saß auf seinem Thron und sah teilnahmslos in die Menge der Gomas. Diese saßen auf ihren Stühlen und rührten sich nicht, schweigend blickten sie zu ihrem Anführer auf.
Plötzlich wurde die schwere Holztür geöffnet und einer der eintretenden Wächter stellte sich unterhalb des Throns und sah ehrfürchtig zu Sota auf.
»Herr, wir haben jetzt seit zwei Tagen unseren Berg durchforstet. Kein Winkel wurde ausgelassen, wir sind sogar bis zum Schwarzen Loch vorgedrungen, aber Solana haben wir nicht gefunden.«
Sotas Gesicht verfinsterte sich.
»Nun gut, dann befindet sie sich wohl nicht mehr im Berg. Somit ist mein Kind gestorben.«
Er erhob sich und sprach laut zu seinem Volk: »Nachdem mein einziges Kind nicht mehr am Leben ist, ernenne ich Janis, den Sohn meines Bruders, zu meinem Nachfolger, wenn ich einmal nicht mehr am Leben sein werde.«
Die Gomas erhoben sich von ihren Stühlen und sahen zu Sota auf.
»So sei es, der Wille des Herrschers ist unser Befehl.«
Sota verließ die Halle, gefolgt von seinem persönlichen Wächter Mos. Mit gesenkten Köpfen gingen sie durch die Gänge. Der Wächter öffnete die Türe zu Sotas Räumlichkeiten.
»Herr, ich muss mit dir sprechen.«
Mata saß auf einem großen Sitzkissen und kämmte ihr langes Haar. Als Sota eintrat, stand sie sofort auf und ging auf ihn zu.
»Mata, lass uns allein«, befahl er freundlich, aber bestimmt.
Mata